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- 2 August 2004
- Wagen
- BMW Z8
Gerade gab es mal wieder eine Diskussion zum Thema "Ich habe von XYZ gehört, das soll so toll sein. Bringt das wirklich was, und wenn ja, was?" Es ist für das Folgende unerheblich, um welches Teil es da ging, aber es brachte mich auf die Idee, ein paar grundsätzliche Überlegungen zum Tuning anzuregen.
Wer ein Auto kauft oder mietet, wird sich nach seinem Bedarf richten: ein Kombi als Familienkutsche, ein Roadster zum Brötchenholen, ein Transporter für den Umzug, einen Rennwagen für den Wettbewerb, einen Z8 für das Leben.
Offensichtlich sind die Autos dann auch einigermaßen auf den benötigten Zweck ausgerichtet. Man würde nicht erwarten, dass man mit einem Sportwagen einfach schwere Güter befördern kann, wie man auch nur selten mit einem Transporter auf die Rennstrecke fahren würde (Ausnahmen gibt es immer).
Geht es um das Tuning, dann sieht das ganz ähnlich aus. Man will sein Fahrzeug ganz allgemein gesprochen "verbessern", auf den gewünschten Einsatzzweck genau abstimmen. Auch hier gibt es völlig gegensätzliche Auslegungen. Einen Porsche 911 kann man in alles Mögliche verwandeln: Rallyeauto, Eisdielenprotzer, Lustlaube, Kurzstreckenrenner, Langstreckenrenner usw. Allein die verschiedenen Rennversionen sind beeindruckend. Entsprechend unterschiedlich fällt dann natürlich auch das Tuning aus.
Worauf ich hinaus möchte, ist natürlich die wichtigste Frage überhaupt beim Tuning: Was willst Du mit dem Auto machen?
Einige Varianten des Tunings sind offensichtlich und brauchen nur eine gute Mischung von greller Farbe, geilen Felgen, viel Plastik oder Carbon und ein beflocktes Armaturenbrett. Da mag sich jeder selbst seine geliebten Teile zusammensuchen. Betreibt man das Tuning aber ernsthaft, dann muss man ein Ziel vor dem Auge haben, sonst geht das Resultat in selbiges.
Grenzen wir die Vielfalt etwas ein:
- wir wollen sportlich fahren
- wir wollen vielleicht ab und zu auf die Rennstrecke
- das Auto muss alltagstauglich bleiben
Hier zeigen sich schon zwei Hauptrichtungen, die einander ausschließen:
Rennstrecke und Alltagstauglichkeit
Je mehr man sein Auto in Richtung Rennstrecke verändert, um so mehr leidet die Alltagstauglichkeit bis hin zu dem Punkt, dass das Auto nur noch auf der Rennstrecke sinnvoll zu bewegen ist. Die Entwicklungskette sieht so aus:
Serienmodell->Sportliche Abstimmung für Landstraßen->Nürburgring->flache Rennstrecken, z.B. Hockenheim->Slalom/Berg
Grob gesagt bewegt man sich vom Serienmodell in Richtung härter. Alle Abstimmungen sind nach rechts kompatibel, d.h. mit einer Abstimmung für den Ring kann ich auch Hockenheim fahren. Umgekehrt ist das aber nur eingeschränkt der Fall: mit einem Slalomrenner komme ich auf dem Ring noch nicht mal bis in die Hatzenbach, bevor es mir die ersten Teile abreißt.
Eine kurze Beschreibung der einzelnen Typen (nur tendenziell, zur Verdeutlichung):
Serienmodell - muss mit allen Fahrsituationen in allen möglichen Ländern ohne Probleme klarkommen. Das Auto wird gerade bei den heutigen Leistungen untersteuernd ausgelegt (siehe E89), damit niemand zu schnell in die Kurve fährt, der es nicht kann. Man regelt ihm die Leistung weg, damit das Auto in der Kurve keinen Unfug anstellt. Man verstellt mitten in der Kurve die hinteren Dämpfer auf weich, um möglichst viel mechanischen Grip zu erzeugen.
Fährt man ein fabrikneues Auto so, wie es gefahren werden muss, ist es erstaunlich, wie ausgewogen und schnell es sich bewegen lässt. Das gilt auch für den E89 mit RFT-Reifen, so wie er aus dem Werk kam. Trotzdem gibt es sinnvolle Möglichkeiten der Verbesserung.
Sportliche Abstimmung für Landstraßen - Man engt den Verwendungszweck auf die eigenen Bedürfnisse ein und gibt dafür die Flexibilität auf, die das Auto vielleicht in anderen Ländern wie Afghanistan (Benzinqualität) oder Österreich (Straßenqualität) haben müsste.
Meist reichen hier moderate Eingriffe, um überraschende Gewinne zu erzielen:
- Fahrwerksabstimmung, aber natürlich sinnvoll gemacht
- Tausch von Federn, Stabis, Dämpfern
- Reifen
Der erzielbare Effekt: wesentliche Verbesserungen beim Einlenken, bei der Kurvenfahrt. Höheres Sicherheitsgefühl in der Kurve bei hohem Grip, besserer Geradeauslauf bei hohen Geschwindigkeiten.
Nürburgring - Diese Abstimmung unterscheidet sich nur wenig von der vorherigen, wenn es nur um gelegentlichen Besuch der Rennstrecke geht, weshalb der Nürburgring ja auch berühmt dafür ist, als Teststrecke für die Serienentwicklung genutzt zu werden.
Für seltene Fahrten auf dem Ring:
sportliche Abstimmung für Landstraßen reicht völlig aus. Die Teilnehmer an den Trackdays können darüber berichten.
Für regelmäßige Fahrten auf dem Ring:
Hier wird man auf ein Gewindefahrwerk umsteigen. Geht man wirklich in Richtung Zeiten fahren, wird man auf Dauer um größere Umbauten nicht herumkommen, z.B. Käfig, Semislicks etc. Da wird es dann aber schon knapp mit der Alltagstauglichkeit, wenn die Oma nicht hinten zwischen den Käfigstreben sitzen will, oder aber der Dorfschupo seine eigenen Ansichten über die Eintragungsfähigkeit von Rennbremsbelägen hat. Semis sind auch im Alltag unbrauchbar, besonders bei Rеgen.
Für Rennveranstaltungen auf dem Ring:
Hier ist mit Ausnahme der GLP immer ein Komplettumbau nötig mit Käfig, Rennfahrwerk etc etc. Solche Autos sind auf der normalen Straße unbrauchbar. Sie funktionieren erst ab gewissen Geschwindigkeiten und schlagen Dir auf der Autobahn die Zähne aus, weil sie so hart sind.
Flache Rennstrecken - Je topfebener eine Rennstrecke ist, desto extremer wird das Auto abgestimmt: Höhere Sturzwerte, härteres Fahrwerk. Änderungen, die in diese Richtung gehen, führen weit von der Alltagstauglichkeit weg. Das ist auch der Grund, warum einige Fahrer hier im Forum erst eine "echte Rennabstimmung" von einem Profi einstellen lassen, um dann kurze Zeit danach stillschweigend wieder zurückzurüsten. Mit einer harten Rennabstimmung gewinnt man auf einer normalen Landstraße keinen Blumenpott gegen ein weicher abstimmtes Fahrwerk, das auf die häufigen Bodenwellen reagieren kann.
Slalom/Berg - Hier wird es jetzt ganz extrem. Ein Slalomauto wird zum Rasenmähen benutzt, weil es so tief und steif auf der Straße liegt. Die geringste Seitenneigung ist im Slalom unerwünscht, daher fahren die Jungs fast mit starren Dämpfern. Diese extreme Einstellung ist aber in allen anderen Fahrsituationen kontraproduktiv. Die extreme Tiefe reißt auf normalen Strecken den Frontstpoiler ab, die extreme Härte führt nur zu lustigem Herumhoppeln auf Strecken, die eben kein topfebener Slalomkurs sind.
Wer ein Auto kauft oder mietet, wird sich nach seinem Bedarf richten: ein Kombi als Familienkutsche, ein Roadster zum Brötchenholen, ein Transporter für den Umzug, einen Rennwagen für den Wettbewerb, einen Z8 für das Leben.
Offensichtlich sind die Autos dann auch einigermaßen auf den benötigten Zweck ausgerichtet. Man würde nicht erwarten, dass man mit einem Sportwagen einfach schwere Güter befördern kann, wie man auch nur selten mit einem Transporter auf die Rennstrecke fahren würde (Ausnahmen gibt es immer).
Geht es um das Tuning, dann sieht das ganz ähnlich aus. Man will sein Fahrzeug ganz allgemein gesprochen "verbessern", auf den gewünschten Einsatzzweck genau abstimmen. Auch hier gibt es völlig gegensätzliche Auslegungen. Einen Porsche 911 kann man in alles Mögliche verwandeln: Rallyeauto, Eisdielenprotzer, Lustlaube, Kurzstreckenrenner, Langstreckenrenner usw. Allein die verschiedenen Rennversionen sind beeindruckend. Entsprechend unterschiedlich fällt dann natürlich auch das Tuning aus.
Worauf ich hinaus möchte, ist natürlich die wichtigste Frage überhaupt beim Tuning: Was willst Du mit dem Auto machen?
Einige Varianten des Tunings sind offensichtlich und brauchen nur eine gute Mischung von greller Farbe, geilen Felgen, viel Plastik oder Carbon und ein beflocktes Armaturenbrett. Da mag sich jeder selbst seine geliebten Teile zusammensuchen. Betreibt man das Tuning aber ernsthaft, dann muss man ein Ziel vor dem Auge haben, sonst geht das Resultat in selbiges.
Grenzen wir die Vielfalt etwas ein:
- wir wollen sportlich fahren
- wir wollen vielleicht ab und zu auf die Rennstrecke
- das Auto muss alltagstauglich bleiben
Hier zeigen sich schon zwei Hauptrichtungen, die einander ausschließen:
Rennstrecke und Alltagstauglichkeit
Je mehr man sein Auto in Richtung Rennstrecke verändert, um so mehr leidet die Alltagstauglichkeit bis hin zu dem Punkt, dass das Auto nur noch auf der Rennstrecke sinnvoll zu bewegen ist. Die Entwicklungskette sieht so aus:
Serienmodell->Sportliche Abstimmung für Landstraßen->Nürburgring->flache Rennstrecken, z.B. Hockenheim->Slalom/Berg
Grob gesagt bewegt man sich vom Serienmodell in Richtung härter. Alle Abstimmungen sind nach rechts kompatibel, d.h. mit einer Abstimmung für den Ring kann ich auch Hockenheim fahren. Umgekehrt ist das aber nur eingeschränkt der Fall: mit einem Slalomrenner komme ich auf dem Ring noch nicht mal bis in die Hatzenbach, bevor es mir die ersten Teile abreißt.
Eine kurze Beschreibung der einzelnen Typen (nur tendenziell, zur Verdeutlichung):
Serienmodell - muss mit allen Fahrsituationen in allen möglichen Ländern ohne Probleme klarkommen. Das Auto wird gerade bei den heutigen Leistungen untersteuernd ausgelegt (siehe E89), damit niemand zu schnell in die Kurve fährt, der es nicht kann. Man regelt ihm die Leistung weg, damit das Auto in der Kurve keinen Unfug anstellt. Man verstellt mitten in der Kurve die hinteren Dämpfer auf weich, um möglichst viel mechanischen Grip zu erzeugen.
Fährt man ein fabrikneues Auto so, wie es gefahren werden muss, ist es erstaunlich, wie ausgewogen und schnell es sich bewegen lässt. Das gilt auch für den E89 mit RFT-Reifen, so wie er aus dem Werk kam. Trotzdem gibt es sinnvolle Möglichkeiten der Verbesserung.
Sportliche Abstimmung für Landstraßen - Man engt den Verwendungszweck auf die eigenen Bedürfnisse ein und gibt dafür die Flexibilität auf, die das Auto vielleicht in anderen Ländern wie Afghanistan (Benzinqualität) oder Österreich (Straßenqualität) haben müsste.
Meist reichen hier moderate Eingriffe, um überraschende Gewinne zu erzielen:
- Fahrwerksabstimmung, aber natürlich sinnvoll gemacht
- Tausch von Federn, Stabis, Dämpfern
- Reifen
Der erzielbare Effekt: wesentliche Verbesserungen beim Einlenken, bei der Kurvenfahrt. Höheres Sicherheitsgefühl in der Kurve bei hohem Grip, besserer Geradeauslauf bei hohen Geschwindigkeiten.
Nürburgring - Diese Abstimmung unterscheidet sich nur wenig von der vorherigen, wenn es nur um gelegentlichen Besuch der Rennstrecke geht, weshalb der Nürburgring ja auch berühmt dafür ist, als Teststrecke für die Serienentwicklung genutzt zu werden.
Für seltene Fahrten auf dem Ring:
sportliche Abstimmung für Landstraßen reicht völlig aus. Die Teilnehmer an den Trackdays können darüber berichten.
Für regelmäßige Fahrten auf dem Ring:
Hier wird man auf ein Gewindefahrwerk umsteigen. Geht man wirklich in Richtung Zeiten fahren, wird man auf Dauer um größere Umbauten nicht herumkommen, z.B. Käfig, Semislicks etc. Da wird es dann aber schon knapp mit der Alltagstauglichkeit, wenn die Oma nicht hinten zwischen den Käfigstreben sitzen will, oder aber der Dorfschupo seine eigenen Ansichten über die Eintragungsfähigkeit von Rennbremsbelägen hat. Semis sind auch im Alltag unbrauchbar, besonders bei Rеgen.
Für Rennveranstaltungen auf dem Ring:
Hier ist mit Ausnahme der GLP immer ein Komplettumbau nötig mit Käfig, Rennfahrwerk etc etc. Solche Autos sind auf der normalen Straße unbrauchbar. Sie funktionieren erst ab gewissen Geschwindigkeiten und schlagen Dir auf der Autobahn die Zähne aus, weil sie so hart sind.
Flache Rennstrecken - Je topfebener eine Rennstrecke ist, desto extremer wird das Auto abgestimmt: Höhere Sturzwerte, härteres Fahrwerk. Änderungen, die in diese Richtung gehen, führen weit von der Alltagstauglichkeit weg. Das ist auch der Grund, warum einige Fahrer hier im Forum erst eine "echte Rennabstimmung" von einem Profi einstellen lassen, um dann kurze Zeit danach stillschweigend wieder zurückzurüsten. Mit einer harten Rennabstimmung gewinnt man auf einer normalen Landstraße keinen Blumenpott gegen ein weicher abstimmtes Fahrwerk, das auf die häufigen Bodenwellen reagieren kann.
Slalom/Berg - Hier wird es jetzt ganz extrem. Ein Slalomauto wird zum Rasenmähen benutzt, weil es so tief und steif auf der Straße liegt. Die geringste Seitenneigung ist im Slalom unerwünscht, daher fahren die Jungs fast mit starren Dämpfern. Diese extreme Einstellung ist aber in allen anderen Fahrsituationen kontraproduktiv. Die extreme Tiefe reißt auf normalen Strecken den Frontstpoiler ab, die extreme Härte führt nur zu lustigem Herumhoppeln auf Strecken, die eben kein topfebener Slalomkurs sind.