Für die Fliegerfreunde hier im Forum

Liebe Fliegerfreunde,

Was ist nur los… Gerade eben wieder ein Flugzeugabsturz - Dieses Mal - 1 Minute und unmittelbar - nach dem Start in EDTR (Rheinfelden) - gerade bei mir um die Ecke… Die Maschine ist in unmittelbarer Nähe der Autobahn A98 runter gekommen... Was für ein Glück im Unglück… Das hätte noch viel übler ausgehen können…

In diesem Sinne - „Take Care“… and - „Donˋt fly like hell - unless you want to get there“…

Roger
 
Hallo Freunde der 3. Dimension,

wenn es Euch in diesen Tagen nur halb so gut geht wie mir, dann geht es Euch phantastisch! :D Ich komme nämlich gerade von einer großen Tour nach Hause. Vom 2. bis zum 9. Juni war ich in Frankreich und Italien unterwegs, genauer gesagt, auf den wunderschönen Mittelmeer-Inseln
  • Korsika
  • Sardinien
  • Elba und
  • Lido di Venezia.
Zwar kenne ich alle Inseln von Motorradtouren ganz gut und in Lido war ich bereits in 2017 mit dem Flieger, aber den Traum, "Korsika, Sardinien und Elba" aus der Luft zu sehen, schleppe ich bereits seit 3-4 Jahren mit mir herum, denn das war ein ganz wesentlicher Motivator für's Fliegenlernen. Nun hat's nach 3 Monaten intensiver Vorbereitung endlich geklappt.

Eigentlich war es also "Inselhopping"! Aber mit längeren Distanzen, denn normalerweise ist damit das Hüpfen z.B. zwischen Borkum und Norderney gemeint. Da sind Korsika und Sardinien allerdings schon "andere Nummern". Nicht nur das Wetter ist bei 8 Tagen Reise unkalkulierbar, auch die relativ große Strecke über dem Mittelmeer ist eine mentale Herausforderung! Meine längste Route über Wasser war bisher "Helgoland-Sylt". Die Strecke nach Korsika ist aber viermal so lang. An der Küste mag es gedanklich noch gehen, aber auf halber Strecke zwischen Festland und Insel war kein Land mehr zu sehen! Entsteht dann ein technisches Problem, gibt's unweigerlich nasse Füße...

Die gesamte Strecke ist aufgeteilt in 12 Legs und misst ca. 3.600 km. Ich habe 22 h dafür gebraucht und habe an 5 verschiedenen Orten insgesamt 7x übernachtet. Dabei musste ich wegen des Wetters 2x die Alpen "durchfliegen" - anstatt sie zu überfliegen. Dafür habe ich die "Schlechtwetterrouten" über Frankreich und den Brenner gewählt. Hier die Route in der Gesamtübersicht:

korsika-route.jpg


Es war eine phantastische Erfahrung und Herausforderung und wurde belohnt mit zahlreichen tollen Kontakten, vielen Gesprächen und unglaublich schönen Landschaften. Wer schon mal auf Korsika/Sardinien/Elba war, weiß, wovon ich rede: Schwarze wie schneeweiße Strände, türkisfarbene Buchten und fast 3.000 m hohe Berge. Auch die Rückreise quer durch die Toskana, vorbei an Volterra, San Gimignano und Florenz war etwas ganz besonderes, weil ich viele Gegenden wiedererkannt habe, wo ich schon mit dem Motorrad und sogar mit dem Zetti Mitte/Ende der 2000er Jahre war.

Und wenn mich niemand stoppt, werde ich alle paar Tage mal ein paar Bilder mit ein wenig Text posten. ;)

Schöne Grüße, Herbert
 
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Geile Tour!

Die französischen Plätze habe ich auch schon mehrfach angeflogen. Was hat denn Dein Hintern gesagt zum letzten Leg von Bourg en Bresse - Nachhause ?:eek: :o
 
Geile Tour!... Was hat denn Dein Hintern gesagt zum letzten Leg von Bourg en Bresse - Nachhause ?...
..vergessen zu sagen: Bin "links herum" geflogen. Wollte eigentlich über Annemasse, aber dort hingen die Wolken zu tief. Am schlechtesten war die Sicht am letzten Tag SA zwischen Bingen und Koblenz.

Also 4h halte ich locker aus, darf aber nicht so viel trinken :d
 
OK, los geht's. :) :-)

Tag 1: Von der Mönchsheide über Bourg-en-Bresse-Ceyzériat LFHS nach Gap-Tallard LFNA
Bisher habe ich mir immer bestes Wetter ausgesucht und brauchte mir über die Wetterplanung keine großen Gedanken machen. Das ist dieses Mal anders - und bei einer ganzen Woche auch gar nicht anders denkbar. Insofern muss ich immer einen Kompromiss finden. Der heutige lautet: Über der Eifel hängt eine "dicke Suppe" von Wolken, in Frankreich ist es aber bereits schön. Ich muss es also "irgendwie" bis Saarlouis schaffen, dann soll es besser werden. Einmal sehe ich sogar einen Tornado, dessen Spitze allerdings deutlich über dem Boden endet.


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Hier bei Minheim an der Mosel sieht man, dass die Wolken ziemlich tief hängen. Ich muss immer wieder einen Bogen fliegen um Wolken, Türme und Windräder. Die Sicht ist zum Glück gut, so dass alles wunderbar klappt. Die Mosel sieht übrigens zur Zeit wirklich so braun aus!


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Und wie vom Wetterbericht versprochen, ist es in Frankreich bereits schön. Südlich von Saarlouis werden die Hügel von Eifel und Ardennen immer seltener, und das Land wird flach. Es gibt in Frankreich kaum Windräder, dafür steht hier "an jeder Ecke" ein AKW.


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Nach exakt 3 Stunden habe ich mein erstes Ziel erreicht. Der Flugplatz Bourg-en-Bresse-Ceyzériat ist leicht zu finden, selbst ohne GPS, er ist hier am rechten mittleren Bildrand zu sehen. An kleineren Plätzen wie diesem hier komme ich den Franzosen auch gern entgegen und stammle meine Funksprüche in Französisch. Das kriege ich gerade noch hin. Man sieht auch bereits wieder erste Hügel, das sind die westlichsten Ausläufer der Alpen.


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Aber "Berge" von nennenswerter Höhe bekomme ich erst bei Grenoble vor die Kamera. Das Isère-Tal ist von wirklich beeindruckender Schönheit. Der Fluss dreht in Grenoble eine Rechtskurve um diesen Felsbrocken herum und fließt dann weiter Richtung Rhône. Ich bin sehr überrascht, wie schön das Wetter hier ist, allerdings im Hochgebirge toben zur gleichen Zeit schwere Gewitter. Ein paar Mal sehe ich auch heftige Blitze.


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Und dann habe ich das erste Tagespensum geschafft: Gap-Tallard. Hier befinde ich mich im Queranflug in Höhe der Felsen dort, der Flugplatz liegt links in einer Ebene des Durance-Tals. Hätte der Start heute Morgen um 6 Uhr geklappt, wäre ich wohl noch weiter geflogen, aber nun verschiebe ich das auf morgen. Hier in Gap ist sehr viel Flugverkehr, und alle 2 min geht eine "Pilatus-Porter" mit einem Schwung Fallschirmspringer auf die Piste. Da muss man sehr gut aufpassen, ich hatte schon mal so einen "Teebeutel" im Endanflug vor der Nase.

Bis hierhin kenne ich ja schon alles. Es ist insgesamt meine 8. Landung in Gap. Morgen wird's dann mit dem "Sprung" nach Korsika erst so richtig spannenend.
 
Tag 2: Von Gap LFNA über Le Castellet LFMQ nach Propriano LFKO

Dieser Tag sollte der spannendste der ganzen Woche werden! Zum einen ist das Wetter nicht optimal, zum anderen stehen mir anderthalb Stunden Flug über's offene Meer bevor! Das nötigt mir einen sich durch eine gewisse Nervosität ausdrückenden Respekt ab, das muss ich zugeben!

Ich muss am Morgen ein ganz bestimmtes Zeitfenster "treffen", denn der Wetterbericht sagt für den späten Vormittag ein von Osten über die Seealpen ins Durance-Tal hineinziehendes starkes Gewitter voraus. Und bis Le Castellet soll der Himmel auch noch von Wolken bedeckt sein. Erst danach und über dem Wasser soll es dann schönes Wetter mit wenig Wind "auf der Schnauze" werden. Aber zum Glück weiß mein Flieger nicht, dass wir über Wasser fliegen...


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Die erste gute halbe Stunde verläuft planmäßig, Ich kann das Durance-Tal noch richtig genießen, die Ceiling (Wolkenuntergrenze) ist noch deutlich über mir, und die Visibility (Sicht) beträgt locker 15-20 km. Dann hängt kurz vor Aix-en-Provence plötzlich eine dicke Wolkenwand vor dem 1.000m hohen Sainte-Victoire-Gebirge, ein weißes Kalksteinmassiv, vor dem sich nun alle Wolken versammelt haben, als wollten sie sich mir absichtlich in den Weg stellen.


Nach ein paar Versuchen, die Wolken zu umfliegen, stelle ich fest: Das funktioniert nicht. Es gibt nur einen Weg: Drüber her! Das ist immer ein kleines Risiko, weil man ja nicht weiß, ob es später tatsächlich Wolkenlücken gibt, durch die man wieder absteigen kann. Und "Sichtflug" in Wolken geht nun mal nicht und ist deshalb auch verboten. Den Überflug zeigt dieses kurze Video in 4facher Geschwindigkeit.


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Aber der Wetterbericht sollte Recht behalten: In Le Castellet scheint die Sonne. An diesem tollen Airport, in dessen unmittelbarer Nähe am übernächsten Wochenende das F1-Rennen stattfindet, checke ich nochmal den Flieger, das Wetter und meinen bereits am Vorabend bei der Flugsicherung aufgegebenen Flugplan, der hier trotz "Inlandsflug" vorgeschrieben ist. Meiner Nervosität ist es wohl auch zuzuschreiben, dass ich meine Außenkamera nicht überprüft habe, deshalb habe ich von der Ankunft auf Korsika leider keine Außenfotos.


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Es gibt vor der Küste Südfrankreichs eine Reihe von Transit-Strecken, sowohl für Flüge entlang der Küste als auch für solche hinüber nach Korsika. Letztere führen mich in einem weitem Rechtsbogen über das Meer. An der im Foto dargestellten Stelle sieht man trotz 30-40 km Sicht kein Land ringsherum. In regelmäßigen Abständen passiere ich "Pflichtmeldepunkte", die ich gegenüber dem Lotsen reporten muss. Erst ist es Marseille, dann Nizza und schließlich Ajaccio. Ich habe neben der Schwimmweste am Körper eine ganze Reihe von Sicherheitsmaßnahmen getroffen, die ich im "Falle eines Falles" nach einer Notfall-Liste abarbeite. Den "Track-Vektor", den man hier vor dem Flugzeug-Symbol sieht, symbolisiert die nächsten 30 min Flugzeit. Und wenn man bedenkt, dass ich mit ca. 200 km/h unterwegs bin, bekommt man eine Vorstellung davon, wie weit das ist.


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Und dann - endlich! - kommt Korsika in Sicht. Ab hier bin ich aber immer noch eine halbe Stunde unterwegs!


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Das ist die Bucht von Cargèse, hier ist mein Adrenalinspiegel wieder auf normale Werte gesunken!
 
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Ein paar Minuten später erreiche ich die Bucht von Ajaccio und muss zum dortigen Tower umschalten, der mich durch seine Kontrollzone (so nennt man spezielle Lufträume um große Airports herum) leitet. Jetzt ist es nicht mehr weit.


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Noch bin ich an der "langen Leine" des Tower-Lotsen, kann aber die Bucht von Propriano schon sehen.


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Der Flugplatz von Propriano ist ein ehemaliger Militärplatz mit einer Betonpiste und mit so wenig Verkehr, dass auf meine Funksprüche niemand antwortet. In Frankreich ist eine solche Situation aber kein Problem! Man überquert den Platz in einer geringen Höhe von rund 150 m, schaut nach dem Windsack, gibt (obwohl niemand zuhört) seine Positionsmeldungen ab und landet.


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In diesem Fall kommt der Wind von See, und ich lande Richtung Westen. Ein paar französische Flugzeuge stehen auf dem Vorfeld, ein paar Mechaniker schrauben an ihren Fluggeräten herum, und einer kommt sogar, um mich einzuweisen. Ich mache meinen Flieger mit Erdankern fest, rufe ein Taxi und lass' mich in 10 min ins Hotel fahren.


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Ich brauche wohl nicht besonders zu erwähnen, dass ich hier einen sehr entspannten Abend verbracht habe. Damit liegt der spannendste Teil meiner Reise hinter mir, ohne jedwede Komplikation! So soll es sein! Aber der schönste Teil sollte noch kommen!
 
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Wieder mal ein toller Bericht mit schönen Fotos vom "spannendsten Teil" deiner Reise.
Ich bin schon gespannt, wie es mit dem "schönsten Teil" weitergeht...

Gruß
mabel (der heute mal wieder ein paar Landungen üben will)
 
...bin schon gespannt, wie es mit dem "schönsten Teil" weitergeht...
... ja, der schönste Abschnitt ist eindeutig der Überflug von Korsika nach Sardinien und der 2tägige Aufenthalt in San Teodoro südlich von Olbia. Dort gibt es einen kleinen, sehr beschaulichen UL-Platz mit 500m Graspiste. Der Anflug ist mit "supergeil" noch nicht angemessen beschrieben.


Tag 3+4: Von Propriano LFKO nach San Teodoro (Sardinien)

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Tags drauf starte ich in Propriano Richtung Westen und fliege an der Südküste Korsikas entlang.


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Es dauert nicht lange, dann kommt Bonifacio in Sicht. Hier "darf" man nicht nur tief fliegen, hier "muss" man es! Denn die Transit-Route nach Sardinien liegt in der Kontrollzone von Figari. Wenn mich doch nur der Lotse in Ruhe fliegen lassen würde... ständig will er irgendwelche Postionsmeldungen haben, das lenkt ziemlich vom Genießen der Gegend ab.


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Aber ein paar Schnappschüsse dieser geilen Küste gelingen mir trotzdem! Wer je nach Korsika reisen sollte, darf "Bonifacio" auf keinen Fall verpassen!!!

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Küste und Bautechnik ist schlicht atemberaubend.


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Immer, wenn der Controller mal gerade nichts von mir wissen will, habe ich Zeit, die Kamera hinaus zu halten.


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Es dauert nur wenige Minuten, dann bin ich auch schon daran vorbei.
 
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Eigentlich wollte ich gar nicht durch die Kontrollzone von Olbia fliegen. Der Plan war, östlich drum herum zu fliegen und der "Isola Tavolara", einem riesigen Felsbrocken, der als unbewohnte Insel im Meer vor Olbia liegt, einen fotografischen Besuch abzustatten. Aber trotz mehrfachen Insistierens sowohl beim Fluginformationsservice Rom als auch beim Tower Olbia wollten Sie mich einfach nicht dahin lassen!!! Warum zur Hölle werde ich gezwungen, hier über Olbia zu fliegen? Abends sollte die Erklärung kommen...


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Das ist der Landeanflug auf den kleinen Flugplatz bei San Teodoro. Kann man sich noch was geileres vorstellen?


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Hier auf dem Flugplatz von San Teodoro (roter Kreis) bleibe ich 2 Tage bei "Rosi und Salvatore" und mache 2 ausgiebige Lokalflüge an der Ostküste entlang und auch diagonal über die Insel zur Nordwestküste, siehe Routen ganz oben in diesem Beitrag. Und Salvatore weiß tatsächlich, warum ich "Tavolara" (hier auf dem Foto sieht man den großen spitzen Felsbrocken sehr gut!!!) nicht besuchen kann. Denn seine "Durchlaucht George Clooney" persönlich weilt zur Zeit auf Sardinien und dreht auf Tavolara seinen neuesten Film! Nun denn, da will ich dann auch nicht stören...


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Diese Aufnahme von "Porto Ottiolu" ist stellvertretend für die vielen niedlichen kleinen Städtchen und Marinas, die sich hier aneinanderreihen.


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Meine Schwimmweste spiegelt sich leicht in der Cockpitscheibe, deshalb sehen die Felsen so rötlich aus!


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Dieser Bereich an Sardiniens Ostküste ist ebenso unbewohnt wie unzugänglich, es ist einfach nur eine unglaublich faszinierend schöne Landschaft, ich kann mich gar nicht sattsehen...
 
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Und als ich um diese "Ecke" komme, treffe ich auf einen "alten Bekannten". Es ist der Felsbrocken "Pedralonga" bei Baunei, zur dem es eine Straße gibt und am dem wir damals mit dem Motorrad einen ganzen Tag verbummelt haben...


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Ich kann es mir nicht verkneifen, ich muss hier etwas "runter", um den Felsen deutlicher zu sehen und meine tollen Erinnerungen an 2003 wachzurütteln.


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Deutlich sieht man die sehens- und fahrenswerte Serpentinenstrecke, die hier das Gebirge erklimmt.


korsika31castelsardo.jpg

Das ist Castelsardo, etwa eine 3/4-Stunde brauche ich vom Südosten nahezu diagonal über die Insel in den Nordwesten. Warum ich nicht länger geblieben und einmal um die Insel geflogen bin? Die Frage liegt in der Tat auf der Hand. Die Antwort ist simpel: Dort war das Wetter schlecht...


korsika32castelsardo.jpg

Die Küste im Nordwesten heißt nicht nur "Costa Paradiso", sie sieht auch tatsächlich so aus!
 
Hach, das muss ja echt traumhaft gewesen sein...

Gruß
mabel
 
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