Getriebeöl-Wechsel ohne Spezialwerkzeug

[joerg]

Hallo Z-Gemeinde,

ich habe vor einigen Tagen an unserem E46 Touring mit Schaltgetriebe das Getriebeöl gewechselt und mir dazu ein vergleichsweise simples Hilfsmittel gebaut. Da mein Vorgehen genauso auf den Z übertragbar ist, wollte ich euch hier mal ein kleines DIY bereitstellen.


Ausgangssituation:
Nur Garage, Wagenheber und Standardwerkzeug, keine Bühne/Grube, keine Getriebeölspritze

Problem:
Wie kommt das Öl ohne eine spezielle Getriebeöl- Spritze in die seitliche Einfüllöffnung am Getriebe? Eine entsprechende Spritze kostet zwar nicht die Welt (siehe z.B. hier), aber ich habe schon genug „Unitasker“ im Keller liegen.


Lösung:
Das Öl per Schlauch mit Druckluft über die Fahrradpumpe „einblasen“


Material:

• Dünner (idealerweise transparenter) Schlauch z.B. 8x1.5mm (Beispiel) Länge 2-3m
• Akkuschrauber mit Bohrer
• Fahrradpumpe (geht aber auch mit etwas Lungenkraft ohne)
• Das vorgeschriebene Getriebeöl

Herstellung Hilfsmittel:

1. Schlauch zuschneiden (1m für Ölabgang, Reststück als Luftzuleitung)

2. Deckel der Öl-Flasche abschrauben und zwei Löcher hinein bohren. Der Bohrer sollte so gewählt sein, dass der Schlauch nur mit etwas Quetschen einzufädeln ist. Wer zu groß gebohrt hat, kann später mit Heißkleber/Kaugummi den Spalt abdichten.

3. Ölabgangsschlausch außen an Ölflasche anhalten um optimale Länge zu ermitteln. Die Krümmung des Schlauchs nutzen, um ihn gezielt in einer der unteren Ecken zeigen/enden zu lassen. Länge markieren und durch Deckel einfädeln.

4. Luftzuleitung nur wenige cm einfädeln

5. Deckel wieder auf Flasche aufschrauben und vorsichtig in die Luftzuleitung pusten. Ggf Lecks abdichten

6. Optional: 10cm Rohr (Durchmesser mit Schlauch kompatibel) zu einem „U“ biegen und in den Ölabgang einschieben.

Das fertige Produkt seht ihr im Anhang.
Hätte ich vorher gewusst, dass ich dazu eine Anleitung schreibe, hätte ich die Werkbank aufgeräumt

Vorgehensweise Getriebeöl-Wechsel:

1. Fahrzeug warmfahren und auf der Beifahrerseite aufbocken und sichern (Unterstellbock)

2. Einfüllschraube öffnen

3. Ablassschraube öffnen (flachen Auffangbehälter untergestellt)

4. Fahrzeug absenken (Unterstellbock entfernt)

5. Getriebeöl komplett ablaufen lassen

6. Fahrzeug wieder aufbocken und sichern

7. Ablassschraube schliessen (50Nm)

8. Vorbereitetes Hilfsmittel in Einfüllöffnung einhängen und Getriebeöl „einblasen“

Achtung: Da das Fahrzeug jetzt nicht waagerecht steht, muss die Füllmenge genau eingehalten werden. Einfüllen bis zum Überlaufen würde zu hohen Füllstand erzeugen.

9. Einfüllschraube schliessen (50Nm)

10. Fahrzeug absenken, fertig


Vorteile aus meiner Sicht:

1. Kein unnötiges Werkzeug gekauft

2. In Ruhe in der eigenen Garage gearbeitet

3. Das komplette Öl ist im Getriebe, es bleibt <1cl in der Flasche. Die Getriebeöl-Spritze hätte hier wohl mehr „Verluste“

Nachteil:

1. Orientierung an Füllmenge und nicht an Füllstand


Ich hoffe, der Beitrag ist einigermaßen verständlich formuliert und für den Einen oder Anderen hilfreich.

Viele Grüße
Jörg

 

[jojo123]

Hi, coole Anleitung!
-Wie sah das alte Öl aus? Späne?
-Hast du das frische Öl gemerkt?

 

[joerg]

Ja, ein paar Späne waren schon im Öl (bei 200tkm sich nicht verwunderlich)
Das frische Öl habe ich "gemerkt",(Gänge gingen leichter rein) aber das könnte auch Einbildung gewesen sein.

 

[pvd84]

Interessant, deine Konstruktion funktioniert im Prinzip genauso wie das Eezibleed System zum Bremsen entlüften. Da wird ebenfalls am Deckel Druck angelegt, in diesem Fall an einem Autoreifen angeschlossen, welcher auf ein bestimmtes Druckniveau gebracht wird. Sollte aber natürlich hier, sofern es wirklich dicht wird, ebenfalls funktionieren.

 

[silverZ]

Hallo Zusammen,

Ich wollte nach diesem Fred das Getriebeölwechseln und bin aus meiner Sicht in Bezug auf das Befüllen noch einen Schritt weiter gegangen:
Habe einen 2,5m PVC Schlauch (Benzinschlauch, Wasserschlauch Luftschlauch) mit Durchmesser Innen-Aussen: 9mm - 13mm gekauft. Der passt perfekt auf


Ein bisschen das eine Ende des Schlauch mit einem Feuerzeug erwärmen, dann flutscht es drüber . Entleert und Menge gemessen wie oben.
Den Schlauch durch den Motorraum gezogen und in die Befüllöffnung des Getriebes gesteckt. Den ersten Liter dann einfach reinlaufen lassen über den Höhenunterschied. Dann ein kleines Loch mit einem Akkuschrauber in die Ölflasche gefüllt, damit Luft hinein gelangen kann.
Einen kleinen Rest in der Flasche gelassen, um ggf hineingefallene Kunststoffspäne in der Flasche zu lassen. Diesen Rest dann zu dem abgelassenen Öl hinzugekippt mit den Spähnen.
Das Loch in der Flasche mit einer Spax-Schraube wieder verschlossen. Dann aus der zweiten Flasche soviel in die neue Flasche laufen lassen, wie noch gebraucht wird (bei meinem 3.0si, Produktion zweite Hälfte 2006, waren es genau 1,5 ltr).
Dann, nachdem der Ölfluss begonnen hat, Schraube wieder rausdrehen, komplett reinlaufen lassen und fertig.
Als Tipp: bei dem Befüllen trotzdem kleine Ölwanne unter der Öffnung stehen lassen, damit ggf minimal rauslaufende Tropfen aufgefangen werden.

Top Sache und hat sich zumindest von der Farbe des Öls sehr gelohnt. Der Rest wird sich noch zeigen, bin aber zuversichtlich