Noch ne Leidenschaft (Motorrad)

Hallo Cobra,

Deine Gedanken hinsichtlich der unbestrittenen Gefahren beim Motorradfahren sind bzgl. ihrer Prävention natürlich sinnvoll, beim Fahren aber definitiv fehl am Platze!
Wenn Du unterwegs den Gedanken und Bildern von Unfallfolgen nachhängst, bist Du maximal unkonzentriert - glaub' es mir!!!
Deine Konzentration hat dem fließenden und ruhenden Verkehr, Vordermann und Hintermann, Straßenbeschaffenheit, Lichtverhältnissen, dem Schulkind auf dem Bürgersteig, dem Opa am Fußgängerüberweg, dem kackenden Köter auf der Verkehrsinsel, dem Penner auf der mittleren AB-Spur und, und, und zu gehorchen und keinem Gedanken, was passiert, wenn's passiert!
Versuch's zunächst mit einem Leihmotorrad für ein Wochenende, bequemes Teil mit breiterem Lenker und gutmütigen Fahreigenschaften, gutem Drehmoment, Spitzenleistung zweitrangig. Mit dem Ding machst Du den typischen Drittelmix aus Stadt, Landstraße und Autobahn.
Genieße diese Fahrt mit allen Sinnen, aber auch mit dem notwendigen Respekt und wenn Du die obigen Gedanken erst nach Tourende wieder hast, gibt das Motorrad Dir die zweite Chance.
Solltest Du aber während der Fahrt dunklen Gedanken nachhängen, bring' die Karre wieder zum Händler und streiche das Thema für Dich dauerhaft!
Ggf. wäre auch eine geführte Ausfahrt für Wiedereinsteiger oder ein Training für Fahranfänger auf abgesperrter Piste etwas für Dich. Leider fehlt Dir die Zweiradhistorie, soll heißen: wer sich in der Jugend mit Mofa, Moped und 'nem kleinen Crosser akkurat auf's Brett legt, weiß die Gefahren richtig einzuschätzen...Lernen durch Mißerfolg.

Also: beim Fahren nicht ans Fliegen denken, im sportlichen Wettkampf denkt der Athlet auch nicht an die Niederlage!!!

Grüße vom Z4-Pilot
...der nach über 200.000 zweirädrigen km auf Straße und Renne immer noch lebt, sogar komplett und am Stück!
 
Mal eine Frage an die Biker: Welche mentale Einstellung muss man haben damit beim Motorrad fahren nicht ständig die Angst mitfährt?...
Hallo Cobra,

das Motorradfahren ist eines der letzten großen "Abenteuer", aus mehreren Gründen. Was 6inline und Z4Pilot ausführen, unterschreibe ich vollständig! Noch ein paar mehr Aspekte von mir:
  • Angstfrei fahren!!! Aber mit großem Respekt, in erster Linie den eigenen Fähigkeiten gegenüber, dann dem allgemeinen Straßenverkehr (vor allem in der Stadt)
  • "Angstfreies" Fahren geht aber nur, wenn man "viel" fährt, viel Erfahrung hat und "Standardsituationen" beherrscht.
  • Der "gemeine" Autofahrer ist der "Feind" Nr. 1 (er sieht uns nicht); 2/3 aller Motorradunfälle werden durch Autofahrer verursacht, der Klassiker ist "Linksabbieger übersieht geradeausfahrenden Biker".
  • Richtiges Schauen! Der "Blick" ist das wichtigste beim Fahren! Das muss man richtig üben! Und das machen die meisten Motorradfahrer falsch!
  • Gutes Bauchgefühl, was Straße und Reifen angeht (Beschaffenheit, Temperatur, Profil)
  • Eine gehörige Portion Risikobereitschaft, aber auch nicht höher als beim Fallschirmspringen, Skilaufen oder Bergsteigen
  • Sehr gut üben kann man das Fahren hinter einem "Profi". Wer schon mal hinter seinem Skilehrer hinterher gefahren ist, weiß sofort, was ich meine! Nordschleifen-Neulinge, die hinter einem Kenner hinterherfahren, empfinden das genau so!

Mein persönlicher Rat: Schiebe es nicht auf die lange Bank. Mache es sofort. Es wird "schwieriger", wenn man älter wird. Dafür habe ich viele Belege im Kreis meiner Motorradfreunde. Das Durchschnittsalter der Biker steigt jedes Jahr! Deshalb: Mach' es sofort. Und dann fahren, fahren, fahren. Und dann ein Motorradtraining machen! Damit Du ein Gefühl davon bekommst, was es heißt, wenn Vorder- oder Hinterrad wegrutscht. Oder mal eine Vollbremsung aus Tempo 50 (ein gutes Bike steht nach 6 Metern!!! Das schafft kein Auto!!!). Und dann wieder fahren, fahren, fahren! Und einfach die Fahrt genießen!

Das entscheidende beim Motorradfahren ist die Übung. Je mehr Erfahrung, um so weniger Angst, um so mehr laufen bestimmte Prozesse (z.B. bremsen in der Kurve) als "Programm" ab, also "automatisiert" - ohne zu denken! Je besser diese "Automatisierung" funktioniert, um so sicherer ist das Verhalten in Notsituationen. Man kann sich auch als tägliche Übung bestimmte "Regeln" immer wieder vor Augen führen und üben, z.B.
  • Schräglage: Es geht immer noch etwas tiefer! Immer!!! Angst vor Schräglage bedeutet schlechter Motorrad fahren!
  • Kleine Hindernisse wie Igel, Hunde, Katzen: Draufhalten! Nicht ausweichen! Das kann man mit Gullideckeln schön üben!
  • Wenn Autos in einer "kritischen" Nähe sind: Vier (!) Finger an die Bremse, immer!!!
  • Techniken anwenden wie "Hypothesenbildung": >>>Hinter dieser Kurve fährt ein Trecker!<<< Dann erschreckt man nicht, wenn tatsächlich ein Hindernis auftaucht. Und man gewinnt locker 1-2 sec zum Bremsen oder Ausweichen.
Und so weiter! Ich könnte noch eine lange Liste hier schreiben! Mach' es, wie Z4Pilot schreibt: Ein gutes Motorrad leihen und mal 3 Tage in die Eifel, die Vogesen oder die Alpen. Eine Region, wo wenig "los" ist.

Du wirst sehen, es gibt (fast) nichts Schöneres!!!

Viele Grüße, Herbert
 
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Gullideckel sind auch gut um die Notwendigkeit der Blickführung zu veranschaulichen.
Wenn du Motorrad fährst guck auf den Gullideckel und versuche ihm auszuweichen, das wird schwierig!
Du fährst immer da hin wo du hin guckst, taucht ein Hindernis auf so schau dran vorbei und du fährst wahrscheinlich auch dran vorbei.
Solche Grundlagen machen das Motorradfahren sicherer und angenehmer, und in Verbindung mit einer vorrausschauenden Fahrweise und einem sicheren Bike bist du da schon gut mit unterwegs.
 
  • Der "gemeine" Autofahrer ist der "Feind" Nr. 1 (er sieht uns nicht); 2/3 aller Motorradunfälle werden durch Autofahrer verursacht, der Klassiker ist "Linksabbieger übersieht geradeausfahrenden Biker".
Leider nur eine Bikermär, die sich zwar hartnäckig hält aber nur einen Teil des Unfallgeschehens berücksichtigt. Richtig ist wohl immer noch, dass bei Unfällen zwischen Motorrad- und Autofahrer die Schuldfrage überwiegend zu Lasten des Automobilisten geklärt wird. Allerdings nicht mehr mit so eindeutigem Übergewicht und mit abnehmender Tendenz. Völlig ignoriert werden dabei die Alleinunfälle, die beim Motorrad beträchtlich ins Gewicht fallen. Ursachen für Abflüge ohne Feindeinwirkung sind zahlreich. Selbstüberschätzung (zu schnell) gehört ebenso dazu wie Angst (statt mit passender Schräglage um die Kurve, geht es dann geradeaus in die Wicken).
Korrekt ist natürlich, dass man die Autofahrer besonders im Blick haben müssen. Nicht weil die alle blind oder bösartig sind. Wer beide Seiten kennt wird wissen, dass der ein Motorrad u.U. wirklich nur schwer sehen kann. Von der korrekten Einschätzung des Beschleunigungsvermögens ganz zu schweigen.
 
Die Statistiken sind (trotz der unterschiedlichen Jahre) konsistent, glaube ich. Die "72%" aus der 2011er Studie (S.8) berücksichtigen nur Zusammenstöße mit Autos, also nicht Alleinunfälle ohne Autobeteiligung.
 
Sehr gute und zielführende statements bislang zum Thema:thumbsup:.

In der Theorie gilt folgendes Buch als Klassiker: "Die obere Hälfte des Motorrads" von Bernt Spiegel.

Ich habe dieses Jahr nach beinahe 25 Jahren das Biken aufgegeben und im Frühjahr mein letztes Bike verkauft.
Das unbestimmte Gefühl, doch mal in eine Situation zu kommen, die zu meinen Ungunsten ausgeht, die Schuldfrage ist hier primär mal irrelevant, kam doch immer mehr wieder auf. Jeder Mensch ist Meister im Verdrängen, das gilt für den Raucher, den Schlemmer, den Fremdgänger... und für den Biker. Negative Auswirkungen des Tuns treten mit zeitlichem Versatz und nur eventuell ein, können dann aber gravierende Folgen haben. Der momentane Genuss und Lustgewinn ist aber real und steht im Vordergrund.
Dieses positive Gefühl habe ich persönlich immer seltener und weniger verspürt. Desweitern kam es zu Interessenskonflikten, was man an einem schönen Sommertag noch so alles tun könnte, Roadstern und Mountainbiken sind meine Alternativen. Bei beiden erlebe ich Fahrspass, Technikbeherrschung, Landschaftsgenuss etc. ähnlich wie beim Motorradfahren.

Wie immer deine Entscheidung ausfällt, Routine und Fahrkönnen erfordern Praxis und ein gehöriges Mass an Selbstreflektion, gerade als Späteinsteiger.
Btw: die BMW ist ein klasse Bike, gefällt mir sehr gut.
 
Dieses positive Gefühl habe ich persönlich immer seltener und weniger verspürt. Desweitern kam es zu Interessenskonflikten, was man an einem schönen Sommertag noch so alles tun könnte, Roadstern und Mountainbiken sind meine Alternativen. Bei beiden erlebe ich Fahrspass, Technikbeherrschung, Landschaftsgenuss etc. ähnlich wie beim Motorradfahren.
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vor diesem Problem stehe ich auch gerade und auch sonst stimme ich dir uneingeschränkt zu.
 
Ich habe dieses Jahr nach beinahe 25 Jahren das Biken aufgegeben und im Frühjahr mein letztes Bike verkauft.
Das unbestimmte Gefühl, doch mal in eine Situation zu kommen, die zu meinen Ungunsten ausgeht, die Schuldfrage ist hier primär mal irrelevant, kam doch immer mehr wieder auf. Jeder Mensch ist Meister im Verdrängen, das gilt für den Raucher, den Schlemmer, den Fremdgänger... und für den Biker. Negative Auswirkungen des Tuns treten mit zeitlichem Versatz und nur eventuell ein, können dann aber gravierende Folgen haben. Der momentane Genuss und Lustgewinn ist aber real und steht im Vordergrund.
Dieses positive Gefühl habe ich persönlich immer seltener und weniger verspürt. Desweitern kam es zu Interessenskonflikten, was man an einem schönen Sommertag noch so alles tun könnte, Roadstern und Mountainbiken sind meine Alternativen. Bei beiden erlebe ich Fahrspass, Technikbeherrschung, Landschaftsgenuss etc. ähnlich wie beim Motorradfahren.
100% Zustimmung,kann ich nahezu 1:1 auf mich übertragen.:t
Ansonsten ist den Ausführungen von DH-Ontour kaum noch etwas hinzuzufügen,bis auf meine bescheidene Meinung,dass ich vom "Späteinsteigen" generell nicht halte. Meiner Ansicht nach muss man die Karriere von Mofa,50er(jetzt 125er),<50ps,>50ps,etc... einfach durchlaufen haben um sich die nötigen,lebenserhaltenden,Automatismen anzugewöhnen. Ich will gar nicht darauf eingehen welche das alle sind,aber es gehören durchaus auch Stürze dazu ein instiktives Gefühl für das Bike zu bekommen.
Falls du dennoch einsteigen willst hol dir auf alle Fälle ein Bike mit ABS und besuche so viele Fahrtrainings wie möglich,das hilft schon mal für den Anfang.:w
 
Wieso bitte versteckt man(n) die BMW Embleme!? Wie bei allem Gott sei Dank Geschmackssache, die Basis K 1200 R oder noch besser K 1300 R ist ja top, schönes Bike - aber vieles ist eben Geschmackssache, BMW hat doch perfekte relativ kleine weiße LED Blinker von der HP4 usw, wozu Kellermann? Shopperspiegel, "Racinggitter" vom Roller:D? Aber jedem das seine:) :-):t!
 
Chopperspiegel?Kauf dir ne Brille. Falls du schon eine hast, kauf dir ne neue. Und die Pups Blinker von HP waren zu groß. Racinggitter vom Roller. Was denn? Das Shitgitter von Boxer-Design etwa?:rockstar:
 
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Chopperspiegel?Kauf dir ne Brille. Falls du schon eine hast, kauf dir ne neue. Und die Pups Blinker von HP waren zu groß. Racinggitter vom Roller. Was denn? Das Shitgitter von Boxer-Design etwa?:rockstar:
Danke, ich sehe eigentlich noch Recht gut:D & für MEINE Wahrnehmung sind das Spiegel, die ich in die Chopperecke oder Customszene einordne aber nicht an eine BMW, wie gesagt ich habe nur MEINE Meinung genannt & ausfallend brauchst Du hier deswegen nicht zu werden, das hast Du doch sicherlich gar nicht nötig oder:) :-)? Ansonsten wird es wohl mal Zeit hier wieder aufzuräumen...;)!
 
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