Korsika - Ile de Beauté (Insel der Schönheit)

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15 Oktober 2012
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BMW Z4 e89 sDrive35i
Hallo zusammen,

auch wenn es schon einen alten Beitrag zu Korsika gibt, so finde ich gebührt dieser Insel mehr Aufmerksamkeit. Ich liebe diese Insel und bin seit meiner Kindheit schon >10 Mal dort gewesen.

Auf der Suche nach noch nicht überlaufenen Feriendestinationen im Mittelmeerraum gilt Korsika zwar nicht mehr als Geheimtipp, ist aber verglichen mit den meisten anderen Ferienregionen nicht Überlaufen und auch ohne weiteres in der Hauptsaison zu bereisen.
Dies liegt zum Einen an der eher höher angesiedelten Preisen für Unterkünfte und Verpflegung, andererseits sind große Hotelanlagen oder Party-Orte Mangelware. Somit ist ein unbeliebtes Ballermann-Publikum auszuschließen und eher Individualurlauber mit einem gewissen Niveau anzutreffen.
Viele Touristen meiden die viertgrößte Mittelmeer-Insel aus dem Grund, da die Franzosen generell – und noch viel mehr die Korsen – fremden Sprachen gegenüber nicht wirklich aufgeschlossen sind. Daher sind die meisten Touristen Franzosen oder Italiener. Französisch sollte zumindest in Grundkenntnissen vorliegen – oder Italienisch, da die ursprüngliche Sprache Korsisch mit dem Nord-Italienischen verwandt ist. Die Jungen Leute versperren sich dem Englischen aber nicht mehr so, wie es ältere Generationen tun/ getan haben.

Auch wenn man in der Außendarstellung noch immer vom „gefährlichen Korsika“ hört, so richten sich die Anschläge der korsischen Unabhängigkeits-Bewegung niemals gegen Touristen, da der Tourismus die Haupteinnahmequelle für die korsische Wirtschaft darstellt. Die Korsen streben die Autonomie gegenüber Frankreich an und sind gegen einen zu großen Einfluss von französischen Investoren – auch mit ein Grund, warum der Massentourismus wohl nie nach Korsika kommen wird.

Anreise
Entweder mit dem Flugzeug (z.B. Air France bis Ajaccio oder Bastia oder Germanwings bis Bastia) oder mit dem eigenen Auto/ Motorrad und der Fähre.
Aus Italien mit der Korsika-Ferries oder Moby Lines (Genua, Savona, Livorno, etc.) bis nach Bastia
Aus Frankreich mit der Korsika-Ferries oder SNCM von Toulon oder Nizza nach Ajaccio oder Bastia.
Die Fähren fahren mehrmals in der Woche entweder über Tag oder über Nacht.
Ich bevorzuge die Nachtfähre, da man so keinen Urlaubstag verliert.
Für einen normalen PKW und zwei Personen inkl. akzeptabler Außenkabine mit Bad zahlt man bei Korsika-Ferries etwa 300 bis 500 Euro für die Hin- und Rückfahrt. Mobylines ist etwas günstiger, SNCM etwas teurer.

Wenn kein Zeitdruck herrscht, so empfehle ich die Anreise vom Genfer See über die „Route des Grandes Alpes“ und Monaco nach Nizza oder alternativ vor der Anreise nach Korsika ein paar Tage in der Provence verbringen und dann über Toulon nach Ajaccio.

Ost- vs. Westküste
Hier scheiden sich die Geister. Korsika-Neulinge mit Kindern wählen meist die Ostküste, da dieses Gebiet touristisch mehr erschlossen ist.
Korsika hat zwei größere Städte – an der Ostküste liegt Bastia, an der Westküste die Hauptstadt Ajaccio, welche die Geburtsstadt Napoleons ist.
Ich bevorzuge die Westküste. Die Landschaft ist etwas rauer, aber die wunderschöne Natur umso schöner.

Meer und Baden
Korsika bietet an ca. einem drittel der Küste meist wunderschöne Bilderbuch-Sandstrände und zahlreiche einsame Buchten. Durch die verhältnismäßig wenigen Touristen sind diese auch in der Hochsaison ohne Platzangst zu besuchen.
Das Wasser ist klar und die Strände sind sauber (Achtung: nach dem Mistral können angespülte Gegenstände dieses Bild für einige Tage trügen).

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Viele der Strände sind allerdings unbewacht und Liegenverleihe sowie öffentliche Duschen oder gar Umkleiden sind so gut wie nie vorhanden.
Ostküste:
An der Ostküste ist das Meer durch die Insel zum offenen Mittelmeer hin geschützter und ruhiger.
Die Strände sind seichter und die Landschaft etwas flacher.
Westküste:
Auch die Westküste hat wunderschöne lange Sandstrände. Hier herrscht mehrmals im Monat (meist alle 2 Wochen) der Mistral. Bei diesem Wind, welcher aus dem Rhone-Tal aufs Meer hinaus weht, entstehen bis zu mehrere Meter hohe Wellen, welche die Überfahrten auch schon mal etwas ungemütlicher machen können. Meist sind bei Mistral die Wellen aber nur 1 bis 3 Meter hoch. Dies reicht schon für erhöhten Badespaß und Boogie-Boarden - Wellenreiten ist auch an manchen Stränden möglich. Wenn kein Mistral weht ist das Meer mittelmeer-typisch ruhig.

Ansonsten lädt die Felsenküste vor allem an der Westküste zum Schnorcheln ein.
Da die Franzosen das Meer und die Küste als Gemeingut ansehen, gibt es auch in besiedelten Gebieten immer wieder Abgänge zum Meer („Acces a la mer“). In unbewohnten Gebieten gibt es immer wieder Trampelpfade zu einsamen Buchten. Hier einfach das Fahrzeug am Wegesrand stehen lassen, wenn man sich traut (Wertgegenstände nicht offen im Wagen liegen lassen).

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Leider ist in den letzten Jahren auch auf Korsika eine Verminderung der Fischbestände zu erkennen, aber es ist noch keine Überfischung zu sehen. In Naturschutzgebieten (z.B. um Porto) kann man beim Schnorcheln noch viele Arten sehen, welche in anderen Mittelmeer-Regionen leider kaum noch zu sichten sind.

Gumpen:
Korsika hat aufgrund der vielen Berge schöne Bergbäche. Diese haben über die Zeit Gumpen in den Fels geschliffen (Naturwannen). Man erreicht diese über Trampelpfade oder offiziell angelegte Wanderpfade.

Auto-Touren
Korsika gilt als eines der Motorrad-Paradiese schlechthin. Kurve folgt auf Kurve bei phänomenalen Aussichten! Auch für die Cabrio- und Sportwagen-Fahrer ist Korsika eine Reise wert. Letztes Jahr waren wir z.B. mit unserem BMW 125i Cabrio dort und haben es genossen!

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Negativen Berichten, dass man diese Insel mit sportlichen Wagen meiden sollte, kann ich widersprechen – die größten Bedenken muss man auf der Fähre wegen Kratzern haben. Diese können entstehen, wenn unachtsame Touristen mit Ihrem Gepäck an den Wagen kommen, da die Fahrzeuge eng aneinander geparkt werden (aber das ist auf jeder Fährüberfahrt der Welt der Fall).
Auf der Insel machen viele Clubs hochwertiger Sportwagen a la Ferrari, Lamborghini und Co. regelmäßig Touren – also kann man wohl auch getrost mit einem Z diese Insel besuchen...
Schlaglöcher gibt es auf der ganzen Welt – so natürlich auch auf Korsika.
Die Straßen sind nicht perfekt, werden aber immer besser. Meiner Meinung nach vergleichbar mit den Straßen in Nord-Italien, der Provence und Kroatien.
Franzosen und Parken: Hier habe ich zum Glück noch keine negativen Erfahrungen gemacht - wenn man sich seinen Parkplatz mit Bedacht aussucht und auch ein paar Meter mehr für eine etwas breitere Parklücke in kauf nimmt oder nicht unbedingt neben einem herunter gekommenen Auto parkt, so hat man gute Chancen Beulen- und Kratzerfrei durch den Urlaub zu kommen.

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Außerhalb geschlossener Ortschaften gilt Tempo 90 – diese Geschwindigkeit reicht aber häufig auf den kurvigen Strecken. Zudem gibt es nicht so viele Geschwindigkeitskontrollen (im Hinterland habe ich noch keine Kontrolle erlebt – also meist an den Küstenstraßen, auf denen die ortsfremden Touristen unterwegs sind). Vor Kurven gibt es zudem keine nervigen Geschwindigkeitsreduktionen, weshalb man theoretisch selbst Spitzkehren mit dieser Geschwindigkeit durchfliegen könnte, sofern dies die Physik zulassen würde.
Auf dieser Insel kann also der Spieltrieb ziemlich ausgelebt werden. Trotz der vielen Kurven gibt es noch genügend Stellen zum überholen von langsam fahrenden Fahrzeugen. Die beste Zeit ist auch hier die Nebensaison, also Mai/ Juni oder September/Oktober, da dann weniger Touristen den zügigen Verkehrsfluss beeinträchtigen.
Häufig begegnet man auf den Nebenstraßen im bergigen Hinterland über viele Kilometer keinem anderen Fahrzeug.

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ACHTUNG 1: Die Korsen zählen eher zu den rasanten Fahrern und überholen auch schon mal gerne in nicht überschaubaren Kurven.
ACHTUNG 2: Die Straßen sind nicht immer durch Leitplanken gesichert und die Hänge kurz neben der Strecken sind ziemlich steil und tief.
ACHTUNG 3 - TIERE: Die Korsen sind ein ein sehr naturverbundenes Volk. Aus diesem Grunde halten die Bauern Ihre Tiere auch meistens halb wild, weshalb es nicht selten vorkommt, dass plötzlich Kühe, Ziegen oder Halb-Wildschweine plötzlich auf der Straße vor einem stehen können. Dafür schmecken die daraus resultierenden Coppa-Schinken und die anderen einheimischen Spezialitäten umso besser. ;-)

Typische Bilder:
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Je nachdem wie man die Fähre wählt, sind bei der Überfahrt von Bastia an die Westküste die Nebenstrecken zu empfehlen, statt über die Hauptstrecke nach Ajaccio zu fahren.

An der Westküste bring selbst die Fahrt zum Supermarkt richtigen Fahrspaß!
Nicht umsonst führ(t)en viele Etappen der Rallye Corse durch diese Region.


Touren:
Einen konkreten Auto-Touren-Plan kann und möchte ich nicht abgeben. Zu groß ist die Insel und zu viel gibt es zu erkunden.
Ich empfehle ein Ferien-Domizil an der Westküste – meiner Meinung nach am besten am Golf von Sagone. Von dort kann man viele schöne Halb-/ und Ganztagestouren unternehmen.

Bsp: Tagestouren nach Corte über den Col de Pinto zum Col deVergio:

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(hier habe ich wohl das Negativ-Beispiel schlechthin gefunden und die wohl schlechteste Straße der Insel hoch zum Funkstation erklommen – nie wieder mit dem Auto!)

...auf dem Rückweg über Porto (Pause am Steinstrand zu empfehlen) durch die Calanche (für Neulinge ist diese Tour besser auf zwei Tagestouren zu splitten)

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Tagesausflug:
Eine Tagestour nach Bonifacio – hier unbedingt früh los und Zeit für Bonifacio inkl. tollem Mittagesen am steilen Abhang nehmen.
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Eine Schiffstour ist unbedingt zu empfehlen (mit Ausflugsboot oder geführte Jet-Ski-Touren) – Parken auf einem Parkplatz der Schiffstourem-Anbieter. Touren sind am schönsten nachmittags – also zunächst die Stadt und die Umgebung zu Fuß erkunden.
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Tagesausflug: Ajaccio und die Iles des Sanguinaires. In Ajaccio am Hafen parken, an den Iles nicht den kostenpflichtigen Parkplatz nehmen – ein paar Meter davor gibt es massig kostenlose Parkplätze.
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Wandern:
Korsika ist auch für Wanderer ein Paradies. Der berühmteste Wanderweg ist der „GR20“, welcher sich über 170 km quer über das Gebirge der Insel erstreckt.
Auch Teilstücke sind zu empfehlen – z.B. bei einer kleinen Pause der oben genannten Tour am Col de Vergio.
Eine kleine Halbtagestour zum Lac de Creno mit seinen Seerosen (ca. 1,5 h wandern) ist ebenfalls zu empfehlen – inkl. schöner Anfahrt.

Fahrrad:
Die vielen Berge möchten natürlich nicht nur mit dem Auto erklommen werden. Wer die nötige Fitness und dazu noch eine ordentliche Prise (oder eher mehrere Hände voll) Ehrgeiz mitbringt, der sollte sich mit dem Fahrrad an einem der zahlreichen Passfahrten versuchen.

Unterkünfte und Menschen:
Die Korsen sind durch die vielen verschiedenen Belagerungen von Griechen, Italienern und Franzosen ein sehr stolzes mediterranes Volk, welches seine Insel und auch die Natur liebt.
Als Unterkunft bevorzuge ich Privatanbieter von Ferienwohnungen oder -Studios. Diese sind über die Internetportale einfach zu buchen. Mit Hotels wollte ich keine Erfahrungen sammeln. Camping ist nicht mein Ding, aber häufig vorhanden.
Wenn man ein kontaktfreudiger Mensch ist, den Korsen offen und freundlich gegenübertritt und auch der französischen Sprache mächtig ist, lernt man sehr schnell äußerst gastfreundliche Menschen kennen und hat oft zusammen mit anderen Gästen tolle internationale Abende mit selbst gefangenem, gegrillten Fisch, selbst geschossenem Wildschweinen und viel Wein. Wie oben bereits geschrieben empfehle ich den Golf von Sagone von Pevani bis nach Cargese.

Preise
Hier gehört Kosika zu den etwas höherpreisigen Urlaubsdestinationen. Die Preise sind mit denen der Cote d'Azur zu vergleichen. Da die meisten Lebensmittel teuer angeschifft werden müssen, sind diese ziemlich hoch.

Kraftstoff
Achtung an alle SuperPlus-Fahrer. Auf Korsika gibt es keine einzige Tankstelle, welche den Premium-Kraftstoff anbietet. Also auf 95 Oktan downgraden, einen Kanister mitbringen und frühzeitig mischen.
Es empfielt sich vor der Überfahrt auf jeden Fall, den Tank voll zu machen, da der Sprit teurer ist als auf dem Festland.

Résumé
Ich würde mich freuen, wenn ich mit meinem Reisebericht den ein oder anderen Leser für diese Insel begeistern konnte.
Ich mag diese Insel ausgesprochen gerne, da ich sowohl die Natur- als auch die Korsen und das Essen mag. Eine reine Tour-Fahrten-Reise fände ich zu schade, da die Insel sehr viel zu bieten hat. Man sollte den Aufentalt auf jeden Fall mit ein wenig Aktivurlaub und natürlich viel Entspannen an einem der vielen Strände verbinden.
Für Pauschaltouristen, Club-Urlauber sowie Promenaden-Bummler möchte ich allerdings von dieser Insel abraten, da diese hier sicherlich nicht glücklich würden.
 
Hallo Phil.tolles Reise Bericht.ich weiss wovon du sprichst:-)... Wir waren schon zwei mal auf dem schönen Insel und dieses Jahr ist auch schon gebucht.leider muss unsere zetti zuhause bleiben und sind mit Hummer unterwegs.passt einfach mehr rein:-))) und abseits der Strassen ist man besser unterwegs:-)
Grüß Peter
 
Hallo Phil.tolles Reise Bericht.ich weiss wovon du sprichst:-)... Wir waren schon zwei mal auf dem schönen Insel und dieses Jahr ist auch schon gebucht.leider muss unsere zetti zuhause bleiben und sind mit Hummer unterwegs.passt einfach mehr rein:-))) und abseits der Strassen ist man besser unterwegs:-)
Grüß Peter

Vielen Dank. Wow, mit dem Hummer finde ich das krass - wir waren 2009 mit einem Grand Cherokee da - ist schon etwas ganz anderes mit einem solchen Monstrum. Auch nicht schlecht, allerdings machen Touren bei weitem nicht so viel Spazzz... ;)
Ich wünsche Dir viel Spaß - oder besser Glück - in der Calanche mit dem Hummer... :eek: :o

Toller Bericht!!!

Vielen Dank!
 
... toller Bericht!! Aber warum nimmst Du (teilweise) meine Bilder?? ;-)

Grüße von großen Korsika-Fans, DH
 
...??? Hast Du so ähnliche Motive aufgenommen?...
Oh ja, fast dieselben!!! :) :-) Hier eine kleine Auswahl:

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Sehen doch ziemlich ähnlich aus, nicht wahr? :) :-) Die anderen findest Du hier: http://www.dh-ontour.de/reise/bike/2002korsika/

Wir waren auch garantiert nicht das letzte Mal dort, aber vorher waren noch ein paar andere Inseln dran!


...Wir können ja am Car-Freitags-Treffen ein wenig über die Insel schwärmen...
Oh ja, das sollten wir tun! Freue mich schon drauf.

Viele Grüße, Herbert
 
Wow, sehr schöne Bilder und ein toller Bericht! Da habt ihr ja bei einem Besuch wirklich fast die ganze Insel erkundet.

Ich freue mich auf den Car-Freitag!
 
@Fazerfahrer @egros und alle, die es sonst noch interessiert ;)

Ich hänge mich mit unseren Korsika-Erfahrungen mal an diesen schönen Fred hier an.

Vorwort
Phil hat im Prinzip ja alles gesagt :t und ich kann das auch fast alles so bestätigen, so dass ich mich auf ein paar Ergänzungen beschränken kann. Wir waren jetzt also Mitte September für 2 Wochen auf Korsika - das erste aber sicher nicht das letzte Mal! Dabei haben wir mit An- und Abreise ca. 3000 km abgespult, gut die Hälfte für An- und Abfahrt. Da meine :K keine Nachtfähren mag (streng genommen mag sie gar keine Fähren), haben wir An- und Abreise auf jeweils zwei Tage aufgeteilt. Das würden wir wohl auch wieder so machen, da mit dem Zetti auch die Anreise ja schon zum genüsslichen Teil des Urlaubs zählt. :) :-) Unser Urlaubsort war Calvi im Nordwesten der Insel wo wir eine Ferienwohnung gemietet hatten.

Fähren
Es gibt zahlreiche Verbindungen zwischen Korsika und dem italienischen und französischen Festland, die teilweise auch nur saisonabhängig bedient werden. Von Nizza und Livorno kommt man ganzjährig nach Bastia; der Fährverkehr in unseren Urlaubsort Calvi wurde dagegen Mitte September schon eingestellt. Wir haben uns für die Corsica Ferries entschieden. Hin von Savona nach Bastia (ca. 6 Stunden) und zurück von L’Île-Rousse nach Nizza. (ca. 4 Stunden). Da kann man noch mal ca. 2 Stunden draufrechnen für das Ein- und Ausschiffen und pünktliches Erscheinen dazu rechnen. Wenn man dann noch nach Deutschland fahren will, wird das schnell ein richtig langer Tag. Die Nachtfähren sind daher durchaus eine sinnvolle Alternative (sofern man mit der richtigen :K verheiratet ist... :rolleyes:). Oder eben 2 Tage mit Zwischenübernachtung und artgerechter An- und Abfahrt. Bei uns waren das Savona auf der Hin- und Menton auf der Rückfahrt. Auf der Hinfahrt war das Schiff vielleicht zu 40% besetzt, auf der Rückfahrt zu 80%. Das Ein- und Ausschiffen ging problemlos, wenn man mal von den Besonderheiten unseres Hobbies absieht... :eek: :o

Tiefergelegte Z4 auf Fähren
Unser e89 hat das Eibach Pro Kit drin und wiegt laut Datenblatt 1480 kg (EU Norm). Mit den 75 kg für den Fahrer kommt das bei mir ganz gut hin und ausstattungsmäßig habe ich jetzt auch nicht so viel Schweres drin, aber mit Beifahrerin und Gepäck für 2 Wochen dürfte das Gesamtgewicht des Fahrzeugs bei rund 1600 kg gelegen haben. Es war jedenfalls bergauf gut spürbar. Die Bodenfreiheit liegt bei ca. 14 cm unbeladen (also auch ohne Fahrer) - was die knapp 200 kg mehr ausmachen, habe ich nicht gemessen. In unserer TG ist das jedenfalls der Unterschied zwischen "passt" und "sitzt ganz leicht auf". In Savona sind wir dann also im Schritttempo auf die Fähre, was gut ging. Leider hatte ich nicht bedacht, dass es in der Fähre auch noch eine Rampe zum oberen Parkdeck gab. Beim Übergang von der Rampe zum Parkdeck, den man wegen der langen Motorhaube auch nur schlecht abschätzen kann, knirschte es dann recht heftig. :confused: Wahrscheinlich hörte es sich wegen des Resonanzkörpers (= Schiff :D) schlimmer an, als es war, aber jetzt ist wohl erst mal eine Erneuerung der Unterbodenkonservierung nötig. Kaputt ist aber nichts, zumindest nicht beim Zetti. Bei der Runterfahrt saß der Zetti aber nicht mehr auf, da meine :K zu Fuß von Board musste :b, ich schräg fahren konnte, eventuell der Winkel der vorderen Rampe auch weniger spitz als bei der Hinfahrt war, das Personal die Rampe erst räumen ließ, bevor ich runter fuhr, so daß kein zusätzlicher Balast von anderen Fahrzeugen auf die Rampe drückte, und bergab die Gewichtsverteilung eventuell auch günstiger auf Vorder- und Hinterachse verteilt war, als bergauf. Überhaupt war das Personal in Bastia sehr viel umsichtiger als in Savona, aber das ist wohl auch ein bisschen Glücksache. Bei der Rückfahrt haben wir gleich klar gemacht, dass wir keine Rampen fahren können, und bekamen einen Platz auf dem ebenerdigen Unterdeck. :t Also unbedingt darauf achten, dass sie euch mit tiefergelegten Fahrzeugen nicht auf die oberen Decks schicken. Das dürfte am Wochenende, wenn wenig LKW einschiffen, auch kein Problem sein.

Ein Wort noch zur Enge auf dem Garagendeck: Es geht eng zu, aber nicht enger als in jedem stinknormalen Parkhaus. Wer diese wegen der Gefahr von Kratzern meidet, wird sich auch auf einer Mittelmeerfähre nicht wohlfühlen. Unser nun 5½ Jahre und 70 Tkm alter Zetti hat aber schon einige "normale" Gebrauchsspuren, und es sind keine neuen dazu gekommen. Mit einem nigelnagelneuen Luxuswagen würde ich aber auch erst mal keine solche Tour machen wollen.

Korsika allgemein
Phil hat eigentlich alles dazu schon im 1. Beitrag geschrieben. Uns ist aufgefallen, dass die Korsen schon etwas schroffer sind, als der Rest des überaus freundlichen und herzlichen Frankreichs (von der Île-de-France um Paris herum mal abgesehen), aber sie sind nicht unfreundlich. Eher so wie Ostwestfalen... :X :d Asterix auf Korsika trifft es schon ganz gut. :rolleyes: Wenn man französisch kann, ist das ein großer Vorteil. Selbst wenn sie Englisch verstehen, antworten sie auf französisch, was aber auch auf dem Festland der Fall ist. Beim Essen merkt man den italienischen Einfluß. Generell ist das Essen etwas bodenständiger als auf dem französischen Festland und nicht ganz so "haute cuisine" aber schlecht haben wir nie gegessen. In den Dörfern im Hinterland ist das Preis-Leistungs-Verhältnis besser als in den Touristenorten, aber auch das dürfte eine Binse sein. Der korsische Käse ist legendär und der "fromage de chèvre" (Ziegenkäse) nicht jedermanns Sache. Meine schon. :b Allerdings konnte ich der Versuchung widerstehen, ihn als leistungssteigernden Additiv in den Tank zu kippen. :d Meiner :K hat der Schafskäse (fromage de brebis) mehr zugesagt, aber der ist eher was für Pussies... :X :d

Straßen
Korsika ist sehr bergig (Hochgebirge im Mittelmeer), der höchste Berg rund 2700 m hoch, es gibt um die 50 (!) 2000er und der höchste Straßenpass, der Col de Vergio, den wir auch gefahren sind, liegt auf 1470 m. Damit ist Korsika für kleine wendige Sportwagen wie geschaffen. :t Aber auch mit dem e89 kann man dort Spaß haben. :X :d Die Straßen sind in überwiegend brauchbarem Zustand, Nebenstraßen im Hinterland aber auch oft sehr schlecht. :eek: :o Die Hauptrouten und die meisten Küstenstraßen sind aber in gutem bis fahrbarem Zustand. Teilweise sind die Straßen aber sehr eng und Kurven sehr schlecht einsehbar, weshalb man für die meisten Straßen mit höchstens 50 km / Stunde (!) rechnen sollte. Nur auf den gut ausgebauten Nationalstraßen und den flacheren Gebieten im Osten der Insel kommt man schneller voran. Entsprechend sollte man die Routen planen. Da wir nicht den ganzen Urlaub nur im Auto verbringen wollten, haben wir nur den Norden der Insel bis zu eine Linie Porto - Corte erkundet und uns den Süden für einen späteren Urlaub aufgehoben. :) :-)

Die Korsen machen gerne Platz, wenn man von hinten angerauscht kommt, so dass man gut überholen kann. Es macht aber auch Spaß, hinter einem ortskundigen Korsen herzudüsen, die manchmal Erstaunliches aus einem 20 Jahre alten Fiesta herausholen :t - solange es nicht bergauf geht. :rolleyes: Und ich kam mir mit unseren 7,5 kg/PS (de facto eher 8 kg/PS) endlich mal nicht so untermotorisiert vor wie in den Alpen. :DProblematisch sind eher unsere Landsleute und andere Urlauber, die mit gemieteten SUVs die ganze Straße für sich beanspruchen und im Schneckentempo vor einem herschleichen.
:g

Ein besonderes Augenmerk sollte man den manchmal ausgefransten Straßenrändern widmen, wo es schon mal am Asphaltrand 20 cm runter geht. :eek: :o Da will man mit keinem Rad hängenbleiben, schon gar nicht mit einem tiefergelegten Auto. Auch die meist unbefestigten Parkplätze und -buchten z.B. an Aussichtspunkten sind mit Vorsicht zu genießen. Da wartet so manche Überraschung (Schlaglöcher, Steine, Kanten), die unsere Zettis nicht meistern können. :confused:

Touren
Zum Schluß ganz kurz noch ein paar (Teil-) Routen, die wir empfehlen können:

1. D81 von Calvi bis Porto (und bei Bedarf weiter bis Ajaccio): Sehr schöne, extrem kurvige Küstenstraße. Mäßiger Verkehr.
2. D80 am Cap Corse von Bastia nach Saint-Florent: Kurvige Küstenstraße, im Osten gut ausgebaut und schnell zu fahren, im Westen wird noch gebaut, daher teilweise noch schlechter Fahrbahnbelag. Unbedingt in Port de Centuri Fisch und/oder Meeresfrüchte (Langusten) essen! Wir empfehlen die Straße von Bastia aus zu fahren, damit man das Meer auf der rechten Seite hat. Im Westen mäßiger, im Osten eher mehr Verkehr.
3. D81 von Saint-Florent Richtung L’Île-Rousse. Liegt auf dem Weg wenn man in Bastia von der Fähre Richtung Westen fährt. Gut ausgebaute kurvenreiche Straße mit z.T. aber viel Verkehr.
4. D84 über den Col de Vergio: Höchster Straßenpaß auf Korsika mit Wildschweinen, Kühen und Ziegen auf der Straße. Wir kamen uns zeitweise vor wie beim Almabtrieb - mit dem Zetti. :eek: :o :D Sehenswert ist der George de Spelunca bei Ota, aber Vorsicht, die Anfahrt über die D124 von Osten (also vom Paß) ist nicht Zettitauglich. Das ist eine Schlaglochpiste die eigentlich nur mit Geländewagen Spaß macht. :confused: Lieber die D124 von Porto aus einfahren.
5. Asco-Tal: Zettimäßig eher unspektakulär (bis Asco sehr eng, ab Asco teilweise wie eine Alpenstraße) aber die Ascoschlucht ist im unteren Teil sehenswert. Das gilt auch für die Balagne, die aber teilweise eher schlechte Straßen hat. Da ist dann eben eher cruisen angesagt. 8-)
 
Zuletzt bearbeitet:
Schöne Bilder und tolle Berichte!

War jemand von euch am Unglücksort vom Gruppe-B Fahrer Henry Toivonen? (Oder hab ich das überlesen) Wäre für mich auf jeden Fall ein must-have-seen Point.
 
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