Christian Wulff vs. Bildzeitung..

eine Hexenjagd findet immer dann statt, wenn man sich Opfer aussucht. Solche Langweiler wie Herrn Wulff eben ....

Und wieder macht man es sich fürchterlich einfach, indem man Wulff einfach die Opferrolle zuspricht, ohne dafür eine stichhaltige Begründung abzugeben. Wenn er denn Opfer sein sollte, dann einigen wir uns wenigstens darauf, dass er selbst dafür verantwortlich ist.
Montags bis samstags lügen, sonntags beichten, damit die Woche von vorne beginnen kann. Das funktioniert vielleicht bei seiner ProChrist-Klitsche oder seinen geliebten Evangelikalen, aber nicht bei mir :P


moralistisch ist das nichts anderes als diese Posts

"ich bin zu schnell gefahren, wie komme ich um meinen Punkte/Geldstrafe, die doofe Polizei mit mobilem Laser meint ich sei xxxx kmh zu schnell gefahren, gefühlt bin ich das aber nicht"
Ja, das Leben muss man sich offensichtlich fürchterlich einfach reden. Einfach mal ein hohes politisches Amt mit einem Temposünder gleichsetzen.
Vielleicht erinnerst du dich mal an die moralischen Ansprüche, die Wulff damals an Rau gestellt hatte. Da verspürte der arme Christian sogar Schmerzen, weil wir keinen unabhängigen BP hatten... Da frage ich mich, woran sich ein Mensch messen lassen muss, wenn nicht an seinen eigenen Worten!?


wie heißt der Thread nochmal ???

Spiegel vs Wulff
Stern vs Wullf
Focus vs Wulff
Predator vs Alien


????
Seit wann spielt der Thread-Titel in diesem Forum eine Rolle? :rolleyes5
 
... Es wird hier rumdiskutiert, dass er auf seinen Ehrensold verzichten soll .... jeder der hier geposted hat, wird sich mit Sicherheit keine 200K pro Jahr entgehen lassen! [/B]
Es irgendwie logisch, dass Herr Wulff sein Scherflein im Trockenen haben will. Das ist für den Schmerzensgeld:M

Bitte mal den ersten Stein werfen :M
...

Schon wieder das Grundsätzliche nicht verstanden. :w Kern der Diskussion ist weniger, ob/dass Herr Wulff doch bitte auf den Ehrensold verzichten möge, sondern vielmehr, ob er einen Anspruch darauf hat. Wer sich mit dieser durchaus interessante Frage beschäftigen möchte, wird dann womöglich auch interessiert zur Kenntnis nehmen, dass Herr Wulff selbst versucht hat, mit seiner Rücktrittsrede die Tatbestandvoraussetzung für seinen Anspruch zu schaffen. Dies übrigens, nachdem er sich früher einmal kritisch zu genau diesem Ehrensold geäußert hat. :w

Es fällt mir auch herzlich schwer, die diesbezügliche Diskussion auf ein "seine Scherflein im Trockenen haben" zu reduzieren. Abseits von der Anschauuung eines Zeterers und Trommlers ist es durchaus so, dass nicht jeder Mensch Handlungen entgegen seiner höchsteigenen Auffassung vornimmt, um sich nicht "200k pro Jahr entgehen" zu lassen. Als kleines, freilich unerhebliches Beispiel: Ich habe mir in manchen Jahren schon mehr als das entgehen lassen, um dem Spaß an der Arbeit den Vorrang zu geben. Das mag man belächeln; ich lebe damit aber sehr gut. :) Und es bleibt auch noch mehr als genug übrig. :M
Den "ersten Stein werfen" muss man freilich dennoch nicht. Aber man kann eben die Frage stellen, ob der Ehrensold vorliegend verdient und rechtmäßig wäre. :idea:
 
Lesenswert, nicht nur aufgrund des Bezugs zu Herrn Gauck, und obendrein noch lehrreich (:M):

http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,816601,00.html

:t

Die Ausführungen von P. Breitenbach im Blog, die offensichtlich Anstoß zum Artikel im Spiegel waren, sind eigentlich noch viel interessanter:
http://blog.karlshochschule.de/2012...er-wie-wir-lernten-den-kontext-zu-ignorieren/

Da bleibt mir nur mich auf einen BP zu freuen, der hoffentlich nicht durch Verfilzungen auffällt, sondern durch seine stets differenzierten Ansichten, den man nicht immer zustimmen muss, die aber sicherlich Diskurse über wichtige Themen im Land entfachen können.
Jedenfalls ist bei Gauck nicht zu erwarten, und davon gehe ich fest aus, dass er dem Opportunismus verfällt.
 
Die Ausführungen von P. Breitenbach im Blog, die offensichtlich Anstoß zum Artikel im Spiegel waren, sind eigentlich noch viel interessanter: ....

Genial - und zitierenswert, weil man das öfter mal im Kleinen auch gut auf dieses Forum übertragen kann: %:

"... Gauck liebt den Diskurs und die Debatte und er besitzt genügend Empathie, um sich in den Gegenüber hineinzuversetzen. Das empfinden viele Menschen, die auf Simplizität und klare politische Richtung gebürstet sind, natürlich als verstörend und zu komplex."

Und auch im Übrigen ist der Blog wirklich lesenswert! :t :t :t
 
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Reaktionen: ZQP
Ich verweise hier nochmals auf meine Posts weiter oben, in denen ich belastbare Daten von entsprechend autorisierten Stellen als Grundlage für eine Beurteilung der Lage ansprach. Und eines der Probleme ist, dass keine Publikation ohne genaue Prüfung als eine solche Basis herangezogen werden kann.
In einem anderen Fall (Nürburgring-Eklat) habe ich beobachtet, dass es nur eine Handvoll von echten Quellen gibt, die Neuigkeiten selber recherchieren. Von denen wird dann bundesweit selbst von den größten Publikationen abgeschrieben. Dazu zählen Fokus, Spiegel und andere. Private Blogger werden als wahrheitsgetreue Quelle zitiert, bei denen die im obigen Artikel angeführte Kritik der Zitatverdichtung absolut zutrifft.

Da ist mein erster Vorwurf an die heutige Mediengesellschaft:
Das Tempo von Publikationen ist so hoch geworden, dass die Zeit für solide Recherche kaum noch bleibt. Aus Pressekonferenzen heraus wird mit Handy ein Livestream auf eine Website geschaltet, auf Twitter erscheinen Kommentare zum gesprochenen Wort fast zeitgleich, beliebige Google-Ergebnisse werden gierig weiterverwendet.
Die Gefahr ist sehr groß, dass auf diese Weise überzogene oder sogar Falschmeldungen verbreitet werden.
Gibt es wirklich außer einer echten Katastrophenmeldung überhaupt irgendeine Neuigkeit, die eine derartige Hetze erfordert? Welcher Konsument kann bei dem Tempo noch kritisch beurteilen? Ist es nicht vielmehr so, dass man sich im Laufe eines Medientages daran orientiert, wohin die Mehrzahl der facebook-, Twitter-, Google- und noch andere Onlinemeldungen gehen? Wo soll denn überhaupt die Masse an Sensationen herkommen, die da täglich kolportiert werden muss?

Der zweite Vorwurf gerade hier im Falle Wulff:
Ich habe gerade danach gesucht, aber keine komplette Liste seiner Verfehlungen gefunden. Aber von den Sachen, die ich gesehen habe, nehme ich mal den famosen Sylt-Urlaub. Da fahren befreundete Ehepaare gemeinsam nach Sylt für ein paar Tage. Der eine reserviert das Hotel und bekommt auch folgerichtig die Rechnung. Der andere sagt, das geht so nicht, ich muss das selber zahlen und erstattet den Betrag.
Hört sich für mich nach einem recht normalen Vorgang an, der absolut plausibel ist. Situationen dieser Art (Rechnungsaufteilung) habe ich zu Hunderten selbst erlebt, ganz gleich aus welchen Gründen aufgeteilt werden mußte. Da geht man in einer Gruppe essen, der Einfachheit halber gibt es nachher eine Rechnung, die aufgeteilt wird. Jeder legt seinen Teil auf den Tisch und fertig. Und ja, es gibt dann auch die Situation, dass einer dann doch den Beleg mitnimmt, um ihn später (unerlaubterweise) abzusetzen. Aber der Vorgang des Aufteilens ist ganz normal.
So könnte man die Buchung und Zahlung sehen, wenn man neutral oder wohlwollend wäre. Ist man das nicht, so kann man daraus eine Affäre stricken, wie es passiert ist.
Nun schauen wir uns aber mal den Betrag an: da geht es wohl um 3 x 258 Euro, also 774 Euro. Darum wird ein solcher Tanz gemacht?
Nehmen wir an, Wulff hätte da einen Vorteil in dieser Höhe draus gezogen, rechtfertigt das so einen medialen Aufstand und eine solche Entrüstung?
Geht mal in der Zeit vom 11.11. bis Aschermittwoch durch die Karnevalssäle der Region und zählt dort mal die Politiker aller Parteien. Ob da auch nur ein einziger seine Karten bezahlt (Partner(in) natürlich inbegriffen)? Wie viele Politiker sitzen in Fußballstadien, bei Sportveranstaltungen (am liebsten natürlich bei denen im Ausland)?
Eine einzige Reise der gekrönten Häupter einer Kleinstadt zur Partnerstadt nach England oder Frankreich liegt schon beim mehrfachen eines solchen Betrags, und natürlich sind die Besuche immer unvermeidbar.
Es stimmt, ein Politiker sollte keinen Vorteil nehmen und nicht erpressbar werden. Aber wenn in diesen Größenordnungen gerechnet wird, dann kann man blind jeden Politiker aus Amt und Würden bekommen.
Nur um es klarzustellen: ich beziehe mich hier weder auf strafrechtlich relevante Dinge, noch auf Kommunikationsfehler, sondern auf den Umgang der Presse mit Details.

Der dritte Vorwurf:
Angesichts der Geringfügigkeit der meisten Anschuldigungen gegen Wulff stellt sich die Frage, wer da welche Ziele erreichen wollte.
Ich sehe da ein Ungleichgewicht in der Behandlung. Entweder wollen wir tatsächlich die Messlatten derart hoch anlegen, dann bitteschön aber bei allen und mit System, aber nicht vereinzelt und durch die Presse.
Oder aber die Messlatten bleiben im realistischen Bereich, und da fragt man sich schon, warum mit derartiger Nachhaltigkeit bei einem Politiker im kleinsten Detail gesucht wird.
Ich möchte damit keine Verschwörungstheorie aufbauen, sondern einfach auf faire Behandlung pochen. Es wird jetzt häufig gesagt, dass die jetzigen Freunde von Wulff die früheren Freunde von Schröder gewesen wären. Ob das da so viel anders gelaufen ist? Warum untersucht keiner diese Zeitspanne? Wäre doch naheliegend, wenn die gleichen Leute Wulff bevorteilt haben...

Der vierte Vorwurf:
Die Meinungs- und auch die Pressefreiheit sind hohe Güter, die in unserer Verfassung verankert sind. Es scheint sich aber immer mehr zu ergeben, dass es nicht mehr nur um Meinungsäußerung in der Presse geht, sondern dass sich eine zusätzliche Form der medialen Rechtsprechung und Einflußnahme etabliert hat, die in ihrer Wirkung und vor allem Schnelligkeit erheblich effizienter ist als unsere Gerichte. Ich halte es schon für kritisch, wie stark Wähler durch Präsenz einzelner Politiker in Talkshows beeinflusst werden. Noch weitaus kritischer betrachte ich aber diese moderne Form der Selbstjustiz der Presse, die sich keiner Macht des Staates mehr unterordnet.

Wulff weine ich keine Träne nach, er hat sich weiß Gott selbst disqualifiziert. Aber die immer häufiger auftretende Jagd auf Politiker in allen Medien, gepaart mit absoluten Ansprüchen an die Fehlerlosigkeit eines Menschen, gibt mir sehr zu denken, in welche Richtung sich unsere Demokratie wohl entwickeln mag.
 
Ich habe gerade danach gesucht, aber keine komplette Liste seiner Verfehlungen gefunden.

Ich bitte dich! Wikipedia hat unter "Christian Wulff" die gesamte Affäre chronologisch zusammengefasst.

Aber von den Sachen, die ich gesehen habe, nehme ich mal den famosen Sylt-Urlaub. Da fahren befreundete Ehepaare gemeinsam nach Sylt für ein paar Tage. Der eine reserviert das Hotel und bekommt auch folgerichtig die Rechnung. Der andere sagt, das geht so nicht, ich muss das selber zahlen und erstattet den Betrag.
Hört sich für mich nach einem recht normalen Vorgang an, der absolut plausibel ist.

Ja, so einfach ist das - wiedermal ;) Jeder Politiker weiß - u.a. im niedersächsischen Gesetz ist es ausdrücklich festgehalten -, dass Politiker selbst den Anschein der Vorteilsnahme oder -gewährung zu vermeiden haben.
Ein Gesetz, auf das sich Wulff selbst vor zehn Jahren bezogen hat, um den damaligen Ministerpräsidenten Glogowski zum Rücktritt aufgrund einer Sponsoringaffäre aufzufordern. Auch hier forderte Wulff nach Glogowskis Rücktritt eine Kürzung seiner Pension. Aber das ist wieder ein anderes Thema...
 
Ich bitte dich! Wikipedia hat unter "Christian Wulff" die gesamte Affäre chronologisch zusammengefasst.

Ja, so einfach ist das - wiedermal ;) Jeder Politiker weiß - u.a. im niedersächsischem Gesetz ist es ausdrücklich festgehalten -, dass Politiker selbst den Anschein der Vorteilsnahme oder -gewährung zu vermeiden haben.
...

:t Gerade darum geht es in der - redlichen - Politik ganz wesentlich: Die Vermeidung bereits des Anscheins.


Danke für deinen Beitrag, Dieter, so kann man endlich einmal konkret diskutieren. :t Ich finde darin einige gute Ansätze, allerdings auch viele "Anscheine" und subjektive Bewertungen, zu denen mir immer noch Fakten fehlen. Im Moment ist es zeitlich eng, aber nachher schreib' ich sicher etwas dazu. :)
 
Ich bitte dich! Wikipedia hat unter "Christian Wulff" die gesamte Affäre chronologisch zusammengefasst.
danke, hatte ich nicht gefunden. Ich hab wohl den Fehler gemacht und nach Verfehlungen gesucht. :)


Ja, so einfach ist das - wiedermal ;) Jeder Politiker weiß - u.a. im niedersächsischen Gesetz ist es ausdrücklich festgehalten -, dass Politiker selbst den Anschein der Vorteilsnahme oder -gewährung zu vermeiden haben.
Das unterstreicht nur meine Argumentation. Offenbar orientierst Du Dich an absoluten Grenzen, die ich aber in der Praxis für kaum erreichbar halte.
 
Das unterstreicht nur meine Argumentation. Offenbar orientierst Du Dich an absoluten Grenzen, die ich aber in der Praxis für kaum erreichbar halte.

Ganz einfach erreichbar - bleiben wir beim Sylt-Urlaub. Es hätte nämlich, um o.a. Anschein zu vermeiden, genau andersrum laufen müssen. Wulff hätte Gronewald bspw. sagen können: "Du willst mich einladen, ok, aber ich muss das von meinem eigenen Konto abgehen lassen, um den Anschein der Vorteilsnahme zu umgehen. Du kannst es mir dann vor Ort bar zurück erstatten."

Das wäre wenigstens smart gewesen - war er aber offensichtlich nicht ;)
 
Ganz einfach erreichbar - bleiben wir beim Sylt-Urlaub. Es hätte nämlich, um o.a. Anschein zu vermeiden, genau andersrum laufen müssen. Wulff hätte Gronewald bspw. sagen können: "Du willst mich einladen, ok, aber ich muss das von meinem eigenen Konto abgehen lassen, um den Anschein der Vorteilsnahme zu umgehen. Du kannst es mir dann vor Ort bar zurück erstatten."

Das wäre wenigstens smart gewesen - war er aber offensichtlich nicht ;)

haha,
dann wird somit genau das andere daraus.
Politiker bezahlt (Bestechnung?) Urlaub für andere?

Das Ergebnis wäre das gleiche gewesen. Wegen nix und wieder nix hätte sich da jemand dran festgebissen. Der Rest ist Geschichte

.
 
...Das unterstreicht nur meine Argumentation. Offenbar orientierst Du Dich an absoluten Grenzen, die ich aber in der Praxis für kaum erreichbar halte.

Im Geschäfttsleben erlebe ich es im Umgang mit der Geschäfts- bzw. Konzernführung - und auch darunter - durchaus immer wieder, dass auf solche Dinge streng geachtet wird, um jeglichen Verdachtsmomenten vorzubeugen. Sollte das in der Politik nicht ebenso machbar sein, obwohl es doch gerade dort die bekannten Straftatbestände gibt?
 
Ganz einfach erreichbar - bleiben wir beim Sylt-Urlaub. Es hätte nämlich, um o.a. Anschein zu vermeiden, genau andersrum laufen müssen. Wulff hätte Gronewald bspw. sagen können: "Du willst mich einladen, ok, aber ich muss das von meinem eigenen Konto abgehen lassen, um den Anschein der Vorteilsnahme zu umgehen. Du kannst es mir dann vor Ort bar zurück erstatten."

Das wäre wenigstens smart gewesen - war er aber offensichtlich nicht ;)
Daraus folgt aber, dass nicht die tatsächliche, bewiesene Vorteilsnahme den Ausschlag gibt, sondern die anscheinende. Das widerspricht für mich dem Unschuldsprinzip.

(wohlgemerkt: ich kann nicht beurteilen, ob er einen tatsächlichen Vorteil gehabt hat oder nicht)
 
Im Geschäfttsleben erlebe ich es im Umgang mit der Geschäfts- bzw. Konzernführung - und auch darunter - durchaus immer wieder, dass auf solche Dinge streng geachtet wird, um jeglichen Verdachtsmomenten vorzubeugen. Sollte das in der Politik nicht ebenso machbar sein, obwohl es doch gerade dort die bekannten Straftatbestände gibt?
das ist in der Tat so und auch richtig so. Trotzdem passieren immer wieder Dinge, über die man sich keine Gedanken macht, und die auch nicht zu einer Gegenleistung führen.

Nehmen wir doch einfach mal an, ein Rechtsanwalt läßt sich zu einem Wochenende am Ring einladen mit Taxifahrten. Später stellt sich heraus, dass seine Kanzlei in eine Vertragssache oder Rechtsstreitigkeit mit der Kanzlei des Spenders verwickelt ist. Dann läßt sich auf einfachste Weise ein Verdacht der Vorteilsnahme gegen Insider-Infos konstruieren.
Es gibt für jeden einzelnen Fall eine rechtlich einwandfreie Grenze. Die ist aber nicht in allen Fällen klar und bekannt, und sie wird auch nicht in jedem Fall nachvollzogen.
Deshalb muß da nicht unbedingt sofort ein Fehlverhalten entstehen, es kommt auch auf die Umstände an.
 
...Deshalb muß da nicht unbedingt sofort ein Fehlverhalten entstehen, es kommt auch auf die Umstände an.

Richtig. Wobei die Umstände vorliegend durchaus nicht unbedeutend sind - zumal es um eine Häufung von Umständen geht, die sowohl einzeln als auch in der Gesamtheit zu bewerten sind. Hinzu kam das unbeholfene Verhalten des Herrn Wulff.

Im Ergebnis sehe ich nach wie vor nicht, warum die Presse mit den Ereignissen hätte anders umgehen sollen. Womöglich ist mir ja auch bösartige Berichterstattung entgangen - so lese ich ja nicht die BILD. Diejenigen Artikel, die ich zur Kenntnis genommen habe, waren m. E. korrekt. Maßstab kann jedenfalls nicht das Gros der sich womöglich unredlich verhaltenden Politiker sein.

Und schon gar nicht passt dein konstruiertes Beispiel, das allenfalls die Frage eines Interessenkonfliktes aufwerfen würde. Generell musst du aufpassen, nicht völlig unterschiedliche Dinge wie Vorteilsannahme, Interessenkonflikte, Begünstigungen und moralische Aspekte in einen Topf zu werfen. ;)
 
Richtig. Wobei die Umstände vorliegend durchaus nicht unbedeutend sind - zumal es um eine Häufung von Umständen geht, die sowohl einzeln als auch in der Gesamtheit zu bewerten sind.
Ich kenne die Umstände nur aus der Presse, und wie an dem Sylt-Beispiel gezeigt, kommt es sehr auf die Darstellung und den guten Willen im Bericht an. Deshalb hüte ich mich davor, jemanden aufgrund von Presseberichten abschließend zu beurteilen.
Hinzu kam das unbeholfene Verhalten des Herrn Wulff.
Das ist aber eine nachrangige Geschichte, die für sich genommen zwar ein trauriges Schauspiel war, aber keinen Einfluss auf die absolute Bewertung haben darf, ob er - wiederum am Beispiel Sylt gesehen - einen Vorteil angenommen hat oder nicht.

Im Ergebnis sehe ich nach wie vor nicht, warum die Presse mit den Ereignissen hätte anders umgehen sollen. Womöglich ist mir ja auch bösartige Berichterstattung entgangen - so lese ich ja nicht die BILD. Diejenigen Artikel, die ich zur Kenntnis genommen habe, waren m. E. korrekt. Maßstab kann jedenfalls nicht das Gros der sich womöglich unredlich verhaltenden Politiker sein.
Das ist das perfide an der Sache, vorausgesetzt die Fakten stimmen. Auf der Basis des Einzelfalls kann man nichts dagegen haben, es bleibt aber das, was ich in meinem dritten Vorwurf auszudrücken versucht habe.

Und schon gar nicht passt dein konstruiertes Beispiel, das allenfalls die Frage eines Interessenkonfliktes aufwerfen würde. Generell musst du aufpassen, nicht völlig unterschiedliche Dinge wie Vorteilsannahme, Interessenkonflikte, Begünstigungen und moralische Aspekte in einen Topf zu werfen. ;)
Zunächst einmal muß ich überhaupt nichts. :)
In dem Beispiel ging es um Interessenskonflikte gepaart mit persönlichem Vorteil, das Ganze im Widerspruch zu moralischen Gewohnheiten oder Gesetzen. Bei all diesen Gelegenheiten geht es um Grenzwertbetrachtungen, nicht mehr und nicht weniger.
 
...famosen Sylt-Urlaub. ... Der eine reserviert das Hotel und ... Der andere sagt, das geht so nicht,..
Zustimmung, bis auf Vorwurf 2.

Mal abgesehen davon, dass das ja auch Interpretation ist...., aber so leicht lasse ich Politiker nicht davonkommen! Es geht m.E. gar nicht um den Betrag. Als MP oder BP weiß ich vorher, dass unsensibler Umgang mit "solchen Themen Probleme" geben könnte. Andere haben schon wegen ein paar Bonusmeilen Vorwürfe erhalten! Aber ein MP/BP muss über jeden Zweifel erhaben sein! Es gibt doch genügend Leute, die das schaffen! Und wenn das mal nicht ganz gelingt, dann muss er mit seinen Schwächen/Fehlern anders umgehen!!! Reue zeigen, "Buße tun", für einen wohltätigen Zweck spenden oder was auch immer gerade "passt" und glaubwürdig ist. Aber nicht verschweigen, kleinreden, verteidigen und rechtfertigen!!! Das erzeugt doch den ganzen Ärger erst! Ein anderer Umgang mit Fehlern/Schwächen muss her! Von mir aus auf beiden Seiten! Und dann tun den Bürgern auch gleich die Privilegien der Politiker nicht mehr so "weh"!

Aber so ist es eben: Einige haben diese Sensibilität, andere haben sie nicht. Und ich finde auch, dass die "Messlatte" bei bestimmten Personen und Positionen höher sein darf - sogar muss - als bei "normalen" Menschen. Politiker gehören dazu, Beamte, Geistliche, Richter, Staatsanwälte, Lehrer, um ein paar Beispiele zu nennen! Und zwar deshalb, weil diese Positionen und Menschen Vorbilder sein müssen und die Werte einer Gesellschaft vorleben müssen!!! Und wenn nicht die, WER DANN???

Es geht m.E. nicht darum, "absolute Ansprüche an die Fehlerlosigkeit eines Menschen" zu stellen, da wiederum bin ich bei Dir!!

Grüße, Herbert
 
Daraus folgt aber, dass nicht die tatsächliche, bewiesene Vorteilsnahme den Ausschlag gibt, sondern die anscheinende.

Ja, eben darum ging es doch u.a. bei der Wulff-Affäre auch.


Dazu ein paar Zitate:

Die Vorwürfe seien von "erheblicher Tragweite" "Die persönliche Vorteilsnahme in Form einer offenbar durch ein niedersächsisches Unternehmen finanzierten privaten Urlaubsreise wäre mit dem Amt des Ministerpräsidenten nicht vereinbar. "Herr Glogowski verliert seine Unabhängigkeit und damit seine politische Handlungsfähigkeit"
Durch die Zuwendungen privater Firmen zur Hochzeitsfeier Glogowskis sei der "Schein von Abhängigkeit und der Eindruck entstanden, der Ministerpräsident sei ein Werbeträger"
Er sprach von einer "Verflechtung und Verfilzung", die dringend aufgeklärt werden müsse.
"Es muss der Anschein vermieden werden, dass es Interessenkollisionen gibt."
"Was privat ist, muss privat gezahlt werden."
"Ich leide physisch darunter, dass wir keinen unbefangenen Bundespräsidenten haben",
"Es ist tragisch, dass Deutschland in dieser schwierigen Zeit keinen unbefangenen Bundespräsidenten hat, der seine Stimme mit Autorität erheben kann." [1]
"Wir müssen darüber nachdenken, dass Manfred Kanther nicht einfach sein Übergangsgeld bekommt, sondern dass das gekürzt werden kann. Dasselbe gilt auch für Glogowski."[2]
"Vertrauen ist unersetzlich, es ist schwer zu erreichen, aber leicht zu zerstören. (...) Auf Vertrauen kommt es an. Wir müssen ehrlich miteinander und mit uns selbst sein."
"Politik braucht Maßstäbe, die nicht aus dem politischen Handeln selber kommen. Politik braucht ethische Maßstäbe, die aus Überzeugungen kommen, die über den Tag hinausweisen" [3]

Zitate: Christian Wulff
Und an all dem muss sich Wullf nunmal jetzt messen lassen!

[1] http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,804812,00.html
[2] http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,63517,00.html
[3] http://www.morgenpost.de/newsticker...le1861899/Wulff-zur-Ethik-in-der-Politik.html
 
Zustimmung, bis auf Vorwurf 2.


Mal abgesehen davon, dass das ja auch Interpretation ist...., aber so leicht lasse ich Politiker nicht davonkommen! Es geht m.E. gar nicht um den Betrag. Als MP oder BP weiß ich vorher, dass unsensibler Umgang mit "solchen Themen Probleme" geben könnte. Andere haben schon wegen ein paar Bonusmeilen Vorwürfe erhalten! Aber ein MP/BP muss über jeden Zweifel erhaben sein! Es gibt doch genügend Leute, die das schaffen!
Wenn in solchem Detail gesucht wird, findet sich bei jedem Politiker etwas. Dabei unterstelle ich gar nicht, dass Politiker das bewußt tun oder wider alle Vorsicht, die Du zu Recht anmahnst.
Und wenn das mal nicht ganz gelingt, dann muss er mit seinen Schwächen/Fehlern anders umgehen!!! Reue zeigen, "Buße tun", für einen wohltätigen Zweck spenden oder was auch immer gerade "passt" und glaubwürdig ist. Aber nicht verschweigen, kleinreden, verteidigen und rechtfertigen!!! Das erzeugt doch den ganzen Ärger erst! Ein anderer Umgang mit Fehlern/Schwächen muss her! Von mir aus auf beiden Seiten! Und dann tun den Bürgern auch gleich die Privilegien der Politiker nicht mehr so "weh"!
Das ist idealistisches Denken. Schon bei einem "weißen" Politiker dreht die politische Konkurrenz jedes Wort böswillig im Mund herum, um ihm möglichst viel anzuhängen. Wird einem Politiker aber dann plötzlich bewußt, dass er sich vor Jahren einen Lapsus geleistet hat, so käme das in der heutigen Zeit einem politischen Selbstmord gleich. Das war früher sicher anders, wenn man sich an rechtskräftig verurteilte Steuersünder wie Graf Lambsdorff erinnert, der damit aber nicht seine Karriere beendete.
Würde die Öffentlichkeit menschlich mit Verfehlungen umgehen, dann wäre es viel wahrscheinlicher, dass ein Politiker offener wäre.

Aber so ist es eben: Einige haben diese Sensibilität, andere haben sie nicht. Und ich finde auch, dass die "Messlatte" bei bestimmten Personen und Positionen höher sein darf - sogar muss - als bei "normalen" Menschen. Politiker gehören dazu, Beamte, Geistliche, Richter, Staatsanwälte, Lehrer, um ein paar Beispiele zu nennen! Und zwar deshalb, weil diese Positionen und Menschen Vorbilder sein müssen und die Werte einer Gesellschaft vorleben müssen!!! Und wenn nicht die, WER DANN???

absolut richtig, die Messlatte muss da um Einiges höher liegen. Aber wie hoch tatsächlich?

Es geht m.E. nicht darum, "absolute Ansprüche an die Fehlerlosigkeit eines Menschen" zu stellen, da wiederum bin ich bei Dir!!
Die Messlatte wird nach Belieben etabliert, und zwar sowohl in der Höhe wie auch in der Ausrichtung auf eine bestimmte Person. Mir mißfällt, dass die Entscheidung Einzelpersonen über Blogs oder der Presse überlassen bleibt, welches das nächste Opfer sein wird. Ist dieses einmal ins Visier genommen, arbeitet der Rest der Maschine zuverlässig...
 
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