Hallo Zusammen,
wie versprochen gibts jetzt von mir die Bilanz für mein erstes volles Jahr E-Auto.
- Gesamtfahrleistung 13.782 km
- Fahranteil ca. 70% Überland, 10% Stadt, 20% Autobahn
- Durchschnittlicher Verbrauch lt. Boardcomputer insg. 19,25 kWh/100 km
Meine Wallbox ist im Stande genau mitzuloggen welche kWh aus dem Netz oder vom Dach kam. I.d.R. habe ich Überschussladen betrieben, sprich die Wallbox nimmt sich flexibel von 1,4 kW bis 11kW immer nur die Menge Strom die vom Dach kommt und das Haus nicht verbraucht also sonst eingespeist werden würde. Da ich das E-Auto als Mehrverbraucher betrachte und die PV schon da war setze ich den Preis für Strom vom Dach mit der entgangenen Eispeisevergütung an, so läuft die PV weiter außer Konkurrenz und deren Amortisation ist unverändert. (Tatsächlich rechnet sich die PV so natürlich so noch früher und insgesamt spare ich entsprechend)
Bei den Vorüberlegungen hatte ich errechnet das 2/3 PV Ladungen für mich machbar sein sollten, also 66%. Umso erfreulicher das die Realität deutlich besser ist. Die 80% konnte ich nicht knacken, habe aber stolze 78% des Fahrstroms nur aus eigenem PV-Strom bezogen. Zwar mit großer PV-Anlage, aber auch ohne irgend eine Form von Hausspeicher, und vor allem ohne Homeoffice, heist die paar Sonnenstunden des Winters hat mein Auto meist nur aktiv auf dem Firmenparkplatz eingefangen...im Winter musste ich daher oft aus dem Netz laden.
Noch ist mein Strompreis günstig, hier erwarte ich eine deutliche Anhebung zum Jahresende. Ich habe mal exemplarisch den Bezugspreis auf 40ct gesetzt, macht dann in meiner Kalkulation knapp 68€ aus - verkraftbar.
Zu den Stromkosten kommen natürlich noch Kosten fürs öffentliche Laden, für insg. 67 € (3x habe ich umsonst öffentlich geladen), sowie Werkstattkosten - die es nicht gab, Leasingrate(Privatleasing), VK-Versicherung, und die 350€ die ich über die THG Präme "einnehme". Einmalig habe ich für Wallbox+Material abzüglich Förderung insg. ca. 500€ ausgegeben, und natürlich die 6.000€ Förderung fürs Auto erhalten (Anzahlung fürs Leasing). Diese Rechnung möchte ich hier bis ins letzte Detail nicht öffentlich machen. Kann aber sagen meine monatlichen Gesamtkosten für das Auto mit wirklich allem liegen spürbar unter 400€.
Nach dem rationalen Teil der Emotionale:
Mein Anspruch war klar, er muss den Alltagswagen in allen Disziplinen ersetzen können, ohne mich zu langweilen oder Nachteile zu bringen. In Sachen Fahrspaß kann der Enyaq dem E85 natürlich nicht das Wasser reichen. Den alten E39 2.5i Touring und seinen direkten Vorgänger den A3 2.0 TDI Sportback, die beide auf Ihre Art toll waren, übertrifft er jedoch um Welten, egal in welcher Disziplin, auch in Sachen Fahrspaß.
Die Verarbeitungsqualität hat uns überzeugt. Das braune Leder Interior ist genau nach meinem Geschmack. Die Sitze sind bequem aber bieten angenehmen Seitenhalt. Allgemein die Haptik auch das Lenkrad und dessen Rückmeldung fühlt sich gut an. Komfortfunktionen sind gut, auch wenn ich anfangs skeptisch war das Meiste über den 13" Touch bedienen zu müssen. Die BirdView Parkkamera, das HUD und die 3D Projektion des Navis in die Scheibe möchte ich im Alltagsesel nicht mehr missen. Obowohl - ich wie öfter geäußert - lieber einen echten Kombi gehabt hätte, der Nutzwert des Autos ist (für uns) perfekt. Genug Ladefläche für alle Fälle und eine Anhängerkupplung mit mehr als genug Anhängelast für meinen Hänger. Es knarzt und knirscht nichts, die Akustik ist wirklich sehr gut. Mit Ausnahme des AVAS (Künstliches Fußgängergeräusch bei niedriger Geschwindigkeit), ich finde das prinzipiell richtig und wichtig, jedoch müsste die Lautstärke nicht unbedingt auf Lambo oder Harley Niveau sein damit der Fußgänger kapiert "da kommt was", naja. Mittlerweile fahr ich auch ausschließlich im "D" Modus, nachdem ich anfangs dachte "One-Paddle-Driving" ist einer der E-Auto Vorteile schlecht hin. Nach meinem Geschmack fühlt sich das verbrennerähnliche Ausrollen insgesamt natürlicher an. In Verbindung mit dem situativen Bremsen/Rekuperieren (automatisch bspw. wenn du dem Vordermann näher kommst) ist das wirklich gut umgesetzt. Reichweite passt, auch bei Langstrecken. In der Regel fahr ich keine 100e von km am Stück auf der AB, so das ich immer zu Hause laden kann, daeswegen bin ich da auch ziemlich "alt-eingesessen" und fahr das Auto da auch ziemlich zügig, d.h. für mein Modell zwar nur max. 160 km/h womit du aber wie allgemein bekannt mittlerweile eher auf der linken Spur zu Hause bist.
Wir/ich sind froh mit der Entscheidung. Der gebrauchte F11 3.0d wäre rückblickend ein teurer Spaß geworden ohne Mehrwert im Alltag. Nachteile durch den Antrieb, das Laden usw. gibt es in meinem Fall keine im Gegenteil, für die Zeit die ICH (<-bitte nicht verallgemeinern!) an der Tanke gespart habe, könnte ich lange neben Ladesäulen warten. Ein Problem haben wir allerdings bekommen, da meine Frau den Enyaq auch viel lieber fährt und Ihr Auto sich dank viel Homeoffice die Reifen platt steht, haben dort die Bremsen angefangen zu gammeln, so war sie "gezwungen" es wieder mehr zu fahren, andererseits wären wir sonst wohl über die 15.000 km unsers Vertrags gekommen.
Da ich das Arbeitstier nie von vorne präsentiert habe, zur Vollständigkeit: In Freier Wildbahn bei einer der wenigen öffentlichen Ladevorgänge.