AW: 110 Grad???
Weil ihr alle vom Öl redet. In wie fern hat denn die Ölsorte Auswirkungen auf die Öltemperatur?
Kann dazu nur etwas zu meinem 2.8 sagen, nachdem ich von TWS auf Mobil1 5W 50 umgestiegen bin. Unterschiedliche Temp. haben was mit der reinen inneren Flüssigkeitsreibung des Öls zu tun.
Will jetzt um Himmels willen keine Diskusion über Öl anfangen, aber: wen es interessiert ... hier ein paar Infos/Fragen und die Antwort von jemanden der bei MB zuständig ist für Freigaben, Normen, Prüftstandstests, Ölanalysen, Additive etc.
Die Infos kommen aus dem legendärten Motorölthread bei Motortalk ... sehr interessant, aber viel Zeit beim Lesen mitbringen:
Motor-Talk - Welches Motoröl? (richtig Interessant wird es ab Seite 8).
Gruss, Udo
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Hier ein Auszug:
Erste Eindrücke nach Umölen von TWS 10w 60 auf Mobil 1 5w 50:
Auto startet jetzt igendwie noch williger und läuft noch runder (konnte mich vorher eigentlich auch keinesfalls beklagen). Der Wagen hat 104.000 km, lief in der Garantiezeit mit Castrol 0W-30 (bis ca. 50.000), danach kurze zeit mit Catsrol RS 10W-60 (ca. bis 70.000) und seither mit Castrol TWS 10W-60.
Mein Öldruck liegt nun mit 5W-50 bei 3,7 bar im Kaltstart (mit dem TWS war er bei Kaltstart auf 4,4 bar). Öldruck bei warmem Motor im Leerlauf (Öltemp. 95 Grad) ist 1,8 bar (das war beim TWS genauso).
Meine Öltemp. ist nun mit 5W-50 bei warmen Motor über alle Lastbereiche um 5-8 Grad niedriger als mit dem TWS. Gestern z.B.: Autobahnfahrt bei 140 km/h und 22 Grad Aussentemp.: Öltemp ist 98 Grad (vorher mit TWS lag Sie bei 106 Grad).
Die niedrigere Öltemp. hat zur Folge, dass ich auch eine niedrigere Wassertemp. habe. Jetzt habe ich bei oben beschriebenen Zustand ca. 96 Grad Wassermetmp. Vorher ca. 102.
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Antwort "Sternendoktor":
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Zitat
Meine Öltemp. ist nun mit 5W-50 bei warmen Motor über alle Lastbereiche um 5-8 Grad niedriger als mit dem TWS.
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Hatte ich hier schon mal erwähnt, dass das so ist. Dass ich da auf dem Prüfstand einen Vergleich gefahren habe, und bei sehr hoher Belastung mit dem M1 an den Kolben rund 20 u. in der Wanne rund 10°C weniger hatte.
Dass ist deshalb, weil der Motor mit dem M1 einfach deutlich reibungsärmer (und auch verschleißärmer) läuft!
Noch was generelles zu der Sache mit den Öltemperaturen:
Die Sache mit den Öltemp. kann man nicht pauschal auf zwischen 5W-50 u. 10W-60 übertragen, sondern gilt das Geschriebene ganz speziell zw. Mobil 1 u. Castrol TWS!
Bei einer reinen Flüssigkeitsreibung bedeutet niedrigere Visko schon automatisch weniger Reibung. Wäre die Visko aber so niedrig, dass die Reibpartner nicht mehr vollständig voneinander getrennt werden und deshalb in die Mischreibung zurückfallen, dann ist logischerweise nichts mehr mit reibungsarm - und vor allem nichts mehr mit verschleißarm.
Andererseits sollte die Visko aber auch nicht so hoch sein, dass das Öl dem Motor selbst bei normaler Betriebstemp. noch einen (unnötig) hohen Widerstand entgegensetzt, so wie das beim TWS und bei JEDEM 10W-60er der Fall ist!
Beim 0W-40er und vor allem beim 5W-50er M1 ist dieser Punkt aber natürlich kein Thema! Sind weder zu dünn- noch zu dickflüssig sondern genau richtig - und haben auch für sehr hohe Belastungen und/oder ungünstige Bedingungen noch Reserven!
Außerdem herrscht nicht überall immer Flüssigkeitsreibung, weil sich an manchen Bauteilen leider kein dauerhafter hydrodynamischer "Schmierkeil" aufbauen läßt. Und das ist auch unabhängig von der Visko des Öls so. An allen oszillierenden Bauteilen (alles was regelmäßig die Richtung wechselt) läßt sich leider KEINE dauerhafte, hydrodynamische Schmierung aufbauen.
Weil die an den Umkehrpunkten jedesmal unterbrochen wird und sich nach jeder Umkehr erst wieder neu aufbauen muß. Neben z. B. zwischen den Ventilschäften u. -Führungen gehören da leider auch die Kolben dazu, wo die berührungsfreie Schmierung vor allem am OT bei jeder Umkehr unterbrochen wird und sich nach der Umkehr, wenn der Kolben wieder beschleunigt wird, erst wieder aufbaut (die im deutschen Sprit enthaltenen Reibwertverminderer helfen auch mit, den Verschleiß am OT u. am ersten, obersten Kolbenring zu reduzieren).
Und eben genau da und dann, wenn das Öl selber die Reibpartner nicht vollständig voneinander trennt, sich also zumin. die mikroskopischen Spitzen der Reibflächen berühren, kommen die sehr leistungsfähigen EP/AW-Additive der M1er ins Spiel - welche dafür sorgen, dass die Spitzen auch dann sehr reibungs- u. auch verschleißarm aneinander gleiten können. Und da kann halt das TWS (mit dem vergleichsweise alten Additivpaket) nicht mehr mithalten, weshalb der Motor mit dem M1 deutlich reibungs- u. verschleißärmer läuft. Da hilft dem TWS auch die kleine Komponente an synth. Carbonsäure-Estern nichts, bzw. sind die EP-AW-Additive der M1er da eben noch viel besser!
Bei einem Öl, welches wirklich ausschließlich auf synth. Estern basiert, würde das dann wieder anders aussehen. Nur würde das dann keiner kaufen wollen, weil von dem der L dann rund 50€ kosten würde.
Und weil das vielleicht noch kommen könnte: Nein, auch die Öle aus der 300V-Serie von Motul basieren nicht auf synth. Carbonsäure-Estern, sondern enthalten die auch nur eine kleine Ester-Komponente.