Airbox, LMM, Alpha-N, Lamdasonden, S54, Schmickler-Tuning Wissensammlung

smartyy86

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6 Mai 2016
Wagen
BMW Z4 e85 M roadster
Salve,

da ich inzwischen schon mehrfach gefragt wurde, was es mit dem fehlenden LMM auf sich hat und die daraus entstehende Angst vieler S54 Besitzer, bzw. Hemmung auf Airbox umzurüsten, wollte ich hier mal das Wissen welches ich mir angeeignet habe hier kurz und übersichtlich zusammenfassen. Falls etwas auffallen sollte, oder Fehlinformationen vorliegen sollten, bitte Bescheid geben :)

Unterschied Regelung und Steuerung
Die meisten werden den unterschied kennen, falls nicht, kurz erklärt am Beispiel der Klimaanlage vs. Klimaregelung.
Klimaanlage auf "kalt" eingestellt, bedeutet es wird "kalte" Luft in den Innenraum gepustet, bis einem zu kalt wird, und man den "Hahn" auf "nichtmehr ganz so kalt" einstellt. Es gibt keine Messgröße.
Klimaautomatik auf 21°C eingestellt bedeutet dass die Klimaautomatik die Innenraumtemperatur misst, und im Sommer bei 35°C innenraumtemperatur die Klimaautomatik auf Maximal hämmert, bis die Temperatur erreicht ist, oder im Winter bei 10°C Innentemperatur wartet, bis die Motorkühlwassertemperatur warm genug ist um zu heizen, dann die Heizung auf MAX dreht bis die gewünschte Temperatur erreicht ist, und dann in den beiden fällen "regelt" um die gewollte Temperatur von 21°C zu halten. Die Regelung hat Messgrößen, meist mehr als nur eine, und mindestens eine am "Ende" (in diesem Falle im Innenraum des KFZs) um die Eingangsgrößen zu regeln.

Gemischaufbereitung und Lambdaregelung (bei saugrohreinspritzenden Ottomotoren)
Saugrohreinspritzende Motoren wollen eine stöchometrische Verbrennung. D.h. der Motor läuft "sauber" wenn exakt die Menge an Sauerstoff in der Ansaugluft ist, die benötigt wird um exakt die Menge an Kraftstoff in der Brennkammer zu verbrennen. Es soll praktisch "gerade so kein Sauerstoff mehr im Abgas sein". Leicht formuliertes Ziel, welches nicht leicht zu erreichen ist. (bei Direkteinspritzern und Diesel ist das anders).
Bis die ersten lambdasonden entwickelt wurden, gab es regelmäßig Motorschäden weil die Gemische zu fett oder zu mager eingestellt waren. Zu Fett bedeutet Schmierfilmabriss und Kraftstoffeintrag ins Öl, zu Mager bedeutet Flammfrontabriss und Überhitzung -> Kolbenbodendurchbrand.
Beides doof. Für Motor und Umwelt. Also wollen wir das nicht.

Wenn wir das "Steuern" wollen benötigt man theoretisch die Information der molaren Masse an Sauerstoff die angesaugt wird. Die können wir aber schlecht messen, also benötigt man lediglich informationen zu:
  • Lufttemperatur
  • Luftdruck
  • Luftstrom
  • Luftfeuchtigkeit
Wenn aber einer der Größen nicht stimmt, gibbet ein problem (z.b. Falschluft). Oder wenn die Einspritzmenge nichtmehr stimmt. Oder wenn die Spritgüte abweicht. Oder wenn mehr Ethanol im Benzin ist als erwartet. Oder. Oder. Oder.

Wir benötigen eine Gemischregelung, d.h. wir benötigen eine Kenngröße am "Ende". Die Lambdasonde ward geboren (und ist bis heute noch die wichtigste Regelgröße am Ottomotor).

1. Generation Lambdasonde - Sprungsonde:
Bei BMW verbaut bis M54, M62, M44 (und beim e46 auch im S54 M3). Die Lambdasonde hat eine "einfache" Logik, sie erkennt Sauerstoff im Abgas. Mehr kann sie nicht, d.h. die Sonde liefert ein Binäres Signal (Sauerstoff da, oder Sauerstoff nicht da). Das ist ein kleines Problem, denn wenn kein Sauerstoff da, müssen wir abmagern, wir wissen aber nicht wieviel, also magern wir solange ab, bis Sauerstoff da ist, und dann fetten wir wieder an (and repeat). Das ist die tatsächlich implementierte Regelung in allen Motoren mit Sprungsonden. Habe mal ein älteres Video von mir gefunden, da kann man es ein bisschen sehen (e38 @ M62TU), oberste Balken in Bildschirm.

Die Regelung funktioniert ganz gut, jedoch geht sie nicht wenn der Motor kalt ist, und wenn wir Volllast fahren, denn dann dürfen wir nicht abmagern. Also wie lösen wir das Thema:

Luftmengenmesser
Wir bauen zusätzlich einen Luftmengenmesser ein. "unser" Heißfilmluftmengenmesser erkennt die Luftmenge und Temperatur, zusätzlich ist in der DME noch ein umgebungsdrucksensor. Damit haben wir schon viele Stellgrößen, um den Motor zu "steuern" wenn die Lambdasonden nicht "regeln" können. Geschickt ist es noch, wenn die DME die Informationen der Lambdasonden zu den Informationen des LMM und Drucksensors matched, während beides aktiv ist, und dann die "adaptierten" Werte verwendet wenn die Lambdas nicht regeln können. Und nun wisst ihr was die Motoradaptionen sind, zumindest ein Teil davon (i.d.R. Kurzzeitadaptionswerte genannt).

Alpha-N
Bis heute finde ich die Bezeichnung bescheuert, aber sei es drum. Alpha-N bedeutet praktisch das entfernen von allen Steuergrößen, bis auf Drosselklappenwinkel (alpha) und die Drehzahl des Motors (n)
Dieser Ansatz ist grundsätzlich Bullshit, und wirft uns um 50 Jahre zurück. Es gibt einen Grund warum LMMs verbaut werden und Sinn machen. Wenn man sich den einzigen BMW seit 1976 anschaut der keinen LMM hat (selbst der M10 und M20 Motor hatten einen mechanischen LMM), dann ist das der M3 CSL. Und es gibt einen Grund warum dieser einen zusätzlichen Ansaugdrucksensor, und Ansaugtemperatursensor hat. Wägen mit Alpha-N hatten nicht selten Motorschäden durch die o.g. Magerlaufthemen, vor allem auf dem Ring, und ich kann keiner Person ruhigen Gewissens Empfehlen diese Form von "Tuning" zu machen. ABER:

2. Generation Lambdasonde - Breitbandsonde
Die Breitbandsonden wurden verbaut mit Motorgeneration N42, N52, N62, etc und auch als einzige Ausnahme beim S54 im Z4, der für diesen Fall eine von Siemens entwickelte exklusive DME bekommen hat (MSV 70). Eine Breitbandsonde kann die tatsächliche Gemischzusammensetzung im Abgas messen. D.h. die Sonde kann den Motor konstant (ununterbrochen) auf lambda = 1 Regeln, und zwar in jedem Betriebszustand, ausser im Kaltstart. Breitbandsonden dürfen nicht künstlich beheizt werden, d.h. diese brauchen länger bis die Regelung einsetzt.
Das bedeutet, dass bei einem Motor mit Breitbandsonden der LMM praktisch nur noch für den Kaltstart benötigt wird. Er kann noch ein paar andere Sachen, wie die Adaption schneller anpassen, dies ist aber nicht kritisch. Kaltstart ist beim S54 eh kein Thema, denn keine Person die einen S54 heute besitzt, und noch alle Kerzen auf dem Ständer hat, fährt den Wagen mit Vollast wenn er kalt ist.

Die Geilheit und Einzigartigkeit des S54 im Z4 mit der MSV 70
Der S54 ist ein geiler Bock, da sind sich glaub ich alle Einig (zumindest die die einen hatten, haben oder mal mitfahren durften). Von den 20 Eigenschaften die Ihn von praktisch allen anderen BMW und M Motoren Abheben, wie:
  • 12mm Ventilhub, mit brachialen Taschen auf den Kolben
  • 91mm Hub
  • und dem von allen BMW Saugern höchstem Wirkungsgrad (mathematisch auf dem Blatt zumindest...)
Ist es echt Charmant dass er aus einer Generation stammt, wo die Alulegierungen noch nicht so gut waren, dass es BMW ohne Bedplate nicht geschafft hat den Motor standfest zu bekommen, also Grauguss nimmt, wir aber in 2006 im Z4 die neben dem S85 und S65 schnellste DME bekommen haben, und Breitbandsonden der aktuellsten Generation.
Die Kombination ist schon "einzigartig".

Und genau diese Kombination ermöglich es, den LMM zu entfernen, und die Motorregelung auf den Breitbandsonden aufzubauen, welche bestialisch schnell sind. Genau das wird beim lieben Schmickler gemacht, denn nach den INPA werten von meinem, regeln die Breitbandsonden brav auf lambda 1, selbst unter Vollast der Krawallschachtel.

Fazit: Die Grundsätzlich legitimen Bedenken, den LMM zu entfernen, sind bei der MSV70 in unseren //M, bei einem professionellen gemachtem Kennfeld nicht wirklich zutreffend.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber worin liegt der Vorteil keinen LMM zu verwenden, außer dass er vielleicht etwas Luftstrom in der Ansaugung bremst oder verwirbelt? LMM bietet doch mehr Kennwerte, daher müsste die Regelung genauer möglich sein.
 
Grundsätzlich kann die Regelung mit LMM etwas schneller erfolgen, der Effekt is spürbar bei der Generation M54 und M62, deren Sprungsonden eher träge sind. Bei N52 und N62 ist der Effekt nur im Standgas spürbar da die valvetronic-varianzen dort am stärksten auffallen können. Beides betrifft den S54 im Z4 nicht wirklich. Die MSV 70 ist extrem schnell, sowie die Breitbandsonden, Standgas wird über LLR geregelt.
Vorteile ohne LMM (mit Breitbandsonden!):
  • Ansaugtrakt muss nicht perfekt "dicht" sein. Minimale Falschluftmengen bringen nicht gleich das Standgas durcheinander. was bei jedem Auto älter 10 Jahre passieren kann. Gehärtete Ansaugbrückendichtungen, risse in Faltenbälgen etc. Das ist auch der hauptsächlich merkliche Vorteil bei meinem. Der Kaltstartleerlauf und der normale Leerlauf sind praktisch perfekt.
  • ein teilweise defekter LMM, bzw ein LMM der falsche werte liefert, was im alter auftreten kann (und vor allem dann wenn man Stupide K&N Luftfilter fährt mit Öl drin, welches den LMM benetzt) dann kommt die DME mit der Adaption durcheinander und der Motorlauf oder Leistung kann auch leiden (schlimmer bei Sprungsonden als Breitband)
  • Du bist also einfach "weniger anfällig" für Fehler durch alternde Teile
  • Und ein fehlender LMM lässt mehr Ansaugkrawall durch ;)
 
@smartyy86

Der S54 mit E85/E86 fährt unter Volllast ein Lambda von 1? Bist du dir da sicher?
 
Natürlich macht er das nicht 😂 Ansonsten frage ich mich wieso OEM's bis heute so viel Geld in die Entwicklung stecken, damit das auch nur einigermaßen funktioniert. BMW hat's ja anscheinend schon seit Jahrzehnten gelöst.
 
Hammer Beitrag Smarty,
Das beantwortet etliche Fragen die ich noch gar nicht wusste dass ich sie hatte. 👌

Das mit Lambda 1 bei Volllast interessiert mich auch.

Wenn du mir jetzt noch sagst wie ich das leichte Verschlucken (Drehzahlabfall statt -anstieg), aus dem Leerlauf heraus, wegbekomme, dann bist du mein S54-Held. 😁
 
Wenn du mir jetzt noch sagst wie ich das leichte Verschlucken (Drehzahlabfall statt -anstieg), aus dem Leerlauf heraus, wegbekomme, dann bist du mein S54-Held. 😁
Andere Software fahren:p :P bin jetzt mehrere Z4 mit Airbox ausgiebig gegangen; teils original, teils mit Schrick Nockenwellen. Alle mit Schmickler Software liefen erstaunlich problemlos, auch mit Verbräuchen wie originale Z4M.
 
@smartyy86

Der S54 mit E85/E86 fährt unter Volllast ein Lambda von 1? Bist du dir da sicher?
prüfe ich demnächst nochmal mit video mit laptop Daten, dafür brauch ich aber jemand auf dem Beifahrersitz der nicht quietscht oder n feuchtes Höschen bekommt bei Vollast :D

Natürlich macht er das nicht 😂 Ansonsten frage ich mich wieso OEM's bis heute so viel Geld in die Entwicklung stecken, damit das auch nur einigermaßen funktioniert. BMW hat's ja anscheinend schon seit Jahrzehnten gelöst.
Die Saugrohreinspritzenden Sauger mit breitbandsonden können das IMHO schon, der N62 macht das in meinem e65 auch (zumindest nach den werten die ich damals gesehen habe).
Das Geld der heutigen Entwicklung geht eher Richtung Direkteinspritzprobleme mit Schichtung zu beheben, dort ist es deutlich schwerer sauber zu laufen, dafür kann man theoretisch weniger verbrauchen, was aber mit 8 Gängen eher auch wieder bedingt sinnvoll ist, aber das soll mal jemand den Staaten erzählen die Euro-6 Normen machen anhand von abstrusen vorgaben.
 
Puh harte Kost. Ganz schön viel Halbwissen am Start.

Der S54 läuft mit weit weg von Lambda=1 unter Volllast. Eher 0.8.
Die Emissionsprobleme für Lambda = 1 beim Direkteinspritzer haben auch nichts mit Schichtung zu tun. Das ist zu großen Teilen einfach ein Problem des Bauteilschutzes oder von Verbrauchs- vs. Leistungszielwerten.
 
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