"Der
IPCC ist ein (zwischen)staatlicher und wissenschaftlicher Ausschuss zugleich. Das heißt: Mitglied im
IPCC kann jeder Staat sein, der entweder Mitglied der UN oder der WMO ist (momentan sind es 195 Länder); in den
IPCC-Gremien aber sitzen ausschließlich Fachexperten (und nicht Regierungsbeamte oder Politiker). Neben den Mitgliedsstaaten haben
mehr als 150 Organisationen einen Beobachterstatus ("observer"), ihr Spektrum reicht von UNESCO und EU über WWF und Greenpeace bis hin zu Industrieverbänden etwa der Luftfahrt- oder der Aluminiumbranche."
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"Zum Vorsitzenden ("Chair") des Weltklimarats wurde im Oktober 2015 der Koreaner Hoesung Lee gewählt, zu Co- bzw. Vize-Vorsitzenden ("Co-Chair" bzw. "Vice-Chair") unter anderem der deutsche Zoologe Hans-Otto Pörtner vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven oder die Mathematikerin Thelma Klug vom brasilianischen Raumforschungszentrum in Sao Paulo."
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"Wichtig sind auch zwei weitere Aspekte: Der
IPCC erhebt selbst keine Klimadaten und betreibt
keine eigene Forschung. Er trägt lediglich zusammen, was weltweit publiziert wird, und bewertet es aus wissenschaftlicher Sicht. Er stützt sich dabei vor allem auf Studien, die einen Peer-Review durchlaufen haben, die also vor ihrer Veröffentlichung nach festgelegten Regeln von Fachkollegen begutachtet und akzeptiert wurden."
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"Die Redaktionsteams für die einzelnen Kapitel des
AR5 wurden im Jahr 2010 zusammengestellt. Alle Mitgliedsstaaten und Beobachterorganisationen des
IPCC durften
Autoren vorschlagen, insgesamt wurden rund 3000 Personen nominiert. Aus ihnen wählten die (vom Plenum gewählten) Vorstände der Arbeitsgruppen
831 Leitautoren und -Redakteure aus ("Coordinating Lead Authors", "Lead Authors" und "Review Editors"); 40 von ihnen kamen übrigens aus Deutschland, von Forschungsinstituten und Universitäten, aber auch aus der Wirtschaft, etwa vom Versicherer Münchner Rück. Die
Autorenteams für den AR6 wurden im April 2018 vorgestellt, diesmal sind es 721 Leitautoren und -Redakteure, davon
39 aus Deutschland (und auch
einige aus dem Wissenschaftlichen Beirat von klimafakten.de).
Die Mitglieder der
IPCC-Autorenteams müssen Fachexpertise nachweisen, darüber hinaus wird auf Diversität geachtet: Verschiedene Weltregionen und beide Geschlechter sollen in den Teams vertreten sein, ebenso unterschiedliche Sichtweisen auf das jeweilige Thema. Für die Arbeit an den Berichten gibt es
strenge Regeln, unter anderem müssen leitende Autoren schriftlich bestätigen, dass bei ihnen keine Interessenkonflikte vorliegen, die ihre Arbeit einseitig beeinflussen könnten."
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"Seit November 2010 arbeiteten die Teams des AR 5 an ihren Kapiteln. Sie baten weitere rund 2.000 Experten, als "beitragende Autoren" Textteile zu ihren jeweiligen Spezialgebieten zuzuliefern. Ihre vertraulichen Kapitelentwürfe diskutierten die Teams erst intern, danach werden sie Regierungsvertretern und Tausenden externer
Fachgutachter ("Expert Reviewers") vorgelegt, die Kommentare abgeben durften. Allein bei der Arbeitsgruppe 1 gingen bis Dezember 2012 rund 52.000 Anregungen und Einwände ein. Für jedes Kapitel hatten zwei bis drei Begutachtungsredakteure ("Review Editors") außerdem darauf zu achten, dass alle Kommentare angemessen berücksichtigt werden. Der finale Entwurf des Berichtsteils der Arbeitsgruppe 1 war am Ende 2014 Seiten dick geworden."
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"
Zwei Jahre nach Vorlage des vorletzten Sachstandsberichts (AR4) im Jahr 2007 hatte sich der
IPCC mit schweren Vorwürfen konfrontiert gesehen. Der Report sei an etlichen Stellen unkorrekt, hieß es damals. Manche Kritiker behaupteten, der
IPCC übertreibe die Risiken des Klimawandels bewusst. Tatsächlich fanden sich auf den rund 3.000 Seiten des AR4 lediglich
zwei wirkliche Fehler: Die Arbeitsgruppe 2 hatte in ihrem Berichtsteil die Schmelzrate der Himalaja-
Gletscher viel zu hoch angegeben (Arbeitsgruppe 1 übrigens hatte zum selben Thema korrekt gearbeitet). Ebenfalls in Teil 2 des Reports gab es eine falsche Zahl zum Anteil des Staatsgebiets der Niederlande, das unter dem Meeresspiegel liegt (die falsche Angabe war von der niederländischen Regierung zugeliefert worden). Betrugsvorwürfe gegen
IPCC-Autoren, die vor allem auf Zitaten aus gehackten, privaten E-Mails basierten,
erwiesen sich in mehreren Untersuchungen als haltlos.
Als Reaktion auf die Kritik durchleuchtete der Internationale Rat der Wissenschaftsakademien (IAC) im Jahr 2010 die Prozesse und Verfahren des
IPCC.
In seinem Schlussbericht attestierte der IAC dem
IPCC insgesamt ausdrücklich eine gute Arbeit, empfahl aber einige
Reformen. So wurde, damit der
IPCC schneller reagieren kann, die Einrichtung des Exekutivkomitees angeregt. Um Fehler künftig noch besser zu vermeiden, sollten in den Autorenteams die Rolle der Begutachtungsredakteure gestärkt, außerdem Transparenz und Pressearbeit verbessert werden. Der
IPCC hat die meisten dieser Empfehlungen inzwischen umgesetzt."
https://www.klimafakten.de/meldung/der-ipcc-ein-kurzportraet-teil-1
Möge sich jeder sein Bild machen...
LG,
Ralf