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- 2 August 2004
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- BMW Z8
Für Z8-Besitzer ist unser Auto natürlich konkurrenzlos, auch wenn viele noch andere schöne Autos in der Garage stehen haben. Aber wie hat BMW das seinerzeit gesehen? Ein lockerer Sprung zurück ins letzte Jahrtausend.
Da finde ich doch gerade rein zufällig eine gute Flasche Wein. Ein Ridge Monte Bello von 1999, der sich schon über 20 Jahre erfolgreich in meinem Keller versteckt. Aber damit ist heute Schluss, die Flasche werde ich jetzt mal öffnen.
Wenn ich eine ältere Flasche öffne, erinnere ich mich gerne an das, was zu der Zeit passiert ist, als dieser Wein erzeugt wurde. BMW hatte damals eine der besten Zeiten. Der E36 M3, der E39 M5 und auch der E38 7er setzten Maßstäbe. Man befand sich auf dem Gipfel der Sportlichkeit, aufbauend auf unzähligen Rennerfolgen. Nur den einen großen Sportwagen oder Roadster, den hatte man nicht. Und für den Jahrtausendwechsel musste irgendetwas Besonderes her. Diese Überlegungen begannen bereits Anfang der Neunziger, wie es im großen Z8-Buch und an anderen Stellen nachgelesen werden kann. Heraus kam dann der geniale Entwurf des Z8, der Großserientechnik mit einem atemberaubenden Stil kombinierte. Vorsichtig setze ich mein Glas auf Seite, während ich in meinen umfänglichen Unterlagen zum Z8 herumkrame. Da finde ich eine interessante Broschüre: „BMW Praxis: Funktionen, Nutzen und Argumente“. BMW hatte damals tatsächlich einen Leitfaden für seinen Vertrieb bereitgestellt. Der passt ganz sicher zu einem guten Glas Wein.
In Ehren verstaubt: Ridge Monte Bello 1999
Der Monte Bello ist einer der besten Cabernet Sauvignons aus Kalifornien. Spätestens seit dem von Steven Spurrier inszenierten berühmten Paris Wine Tasting von 1972 weiß man, welche hervorragenden Weine aus dieser Gegend kommen. Der Monte Bello erreichte damals den 5. Platz bei den Rotweinen. Das Weingut sitzt oberhalb von Cupertino im Silicon Valley. Von da oben hat man einen herrlichen Blick auf Apple, Google und andere Unternehmen. Doch zurück zum Z8.
BMW Verkaufshilfe, Januar 2000
Die Broschüre beginnt mit der Positionierung und Zielgruppenbestimmung. Dort heißt es: „Jeder, der diese Art Fahrzeug schätzt und es sich leisten kann, kommt natürlich als Käufer des Z8 in Frage.“ Für den Monte Bello gelten ähnliche Kriterien, und mir gefallen sowohl der Wein wie auch der Z8. Damit gehöre ich zur Zielgruppe, und richtig: ich habe auch eher zufällig einen Z8 gekauft, der mir und meiner erheblich besseren Hälfte seit 2002 enorme Freude bereitet. Anlass war die Vorstellung des damals neuen Siebeners E65, dessen Design die Kundschaft verschreckte. Also schickte BMW 20 Autos mit Vertriebsspezialisten zu den großen Händlern, um die Interessenten zu überzeugen. Als sich ein echter Bayer vor der ansehnlichen Kundengruppe aufbaute und behauptete, man hätte die Bedienung jetzt so einfach gemacht, dass auch Frauen den E65 fahren könnten, hatte sich die Zahl der Interessenten gleich mal halbiert. Aber am Rande stand ein Z8, der erste, den ich in Natura sah. Der Rest ist Geschichte. Ich will aber hier weniger von eigenen Erfahrungen mit dem Z8 reden, sondern mich mit den Tipps von damals beschäftigen. Der Wein ist nur dazu da, dass mir beim Lesen nicht die Stimme eintrocknet.
BMW tritt – wie soll man das bei gestandenen Bayern auch anders erwarten – mit großem Selbstbewusstsein auf: „Anders als bei den Wettbewerbern fällt die Kaufentscheidung beim Z8 vorrangig über das Produkt. Der Markenappeal spielt eine untergeordnete Rolle, denn BMW ist neu in dieser Kategorie. Es geht also nicht um den Wettbewerb zwischen Ferrari, Maserati, Porsche und BMW. Es geht allein um den Z8 – er ist der Rivale, der im Rennen um die Gunst der Käufer antritt.“ 25 Jahre später kann ich diese Auffassung bestätigen. Anfänglich waren sicher viele Käufer unterwegs, die mal etwas anderes als einen Porsche oder Ferrari haben wollten. Mit dem Z8, auch wenn er mit einem eher behäbigen Image auftrat, konnte man sich unterscheiden. Viele von diesen Käufern sind dann nach 3 oder 4 Leasingjahren auf die nächste Neuigkeit im Automarkt gewechselt. Ihre Z8 fanden dann neue Besitzer, die eine innigere Bindung dazu aufbauten. Bis heute weist der Z8 große Alleinstellungsmerkmale auf. Er unterliegt keiner Alterung, sein Appeal liegt zwischen dem Reiz eines Oldtimers und der Moderne.
Die Konkurrenz fest im Blick
Mercedes SL600
Ein SL600 ist mittlerweile von der Zeit überholt worden. Ganze Baureihen haben dafür gesorgt, dass dieses Modell aus dem Straßenbild weitgehend verschwunden ist, trotz der hohen Produktionszahl von über 11.000 Autos. Ein SL600 (bis Bj. 2001) ist für 20.000 bis 50.000 € zu haben. Der Verkaufspreis lag 1999 bei DM 226.432,00, das sind ca. 116.000 €. Den SL500 fand ich damals schön, bis ich eingestiegen war und kaum einen Unterschied zu einem Taxi entdecken konnte. Der Z8 hat da wesentlich mehr Eigenständigkeit. Zum Glück hat er mich noch rechtzeitig gefunden, darauf stoße ich gleich mal an. Brombeere, schwarze Johannisbeere, wenig Eiche, keinerlei Alterungserscheinungen.
Ferrari F355
Ein Ferrari ist ein Ferrari ist ein Ferrari. Ob man die Marke mag oder nicht, sie nimmt eine Sonderstellung ein, und das schon seit Jahrzehnten. Ich selbst durfte mal den 430 eines Freundes ausprobieren, ein besonderes Erlebnis. Durch Drücken der Taste "Engine Start" erwachte nicht nur der Motor, sondern unser ganzes Wohnviertel zum Leben. Sehr harmonisch schwangen einige Gardinen im Takt des röchelnden Achtzylinders, der im Kaltlauf kein Verständnis für niedrige Drehzahlen zeigte. Und dann die Spielereien im Cockpit. Allein schon das Manettino-Drehrad mit den fünf Stellungen "Winter - Rеgen - alter Sack - weißt Du auch, was Du tust - Michael Schumacher" flößt Ehrfurcht ein. BMW schreibt dazu „Natürlich gehört dazu auch ein gehöriges Maß an Extrovertiertheit – denn mit einem Ferrari nicht aufzufallen, ist nahezu unmöglich.“ Genau das trifft auf jeden Ferrari zu, und damit stehen diese Autos dem Z8 nahezu unvereinbar gegenüber. Ein Vermittlungsversuch wären gute Pasta und Rotwein. Allerdings läuft ein Ferrari nur mit Ornellaia oder Sassicaia, wie man mir berichtete. Ich liebe diese Weine ebenfalls, bleibe aber für heute beim Monte Bello. Die Flasche ist jetzt nahezu halbleer, ich sollte mir den guten Tropfen besser einteilen. Wer sich im Ferrari zu Hause fühlt, wird dies im Z8 nicht wirklich tun, und umgekehrt.
Ein paar heutige Preise: Ferrari 360 ca. 70.000 bis 130.000 €, F355 ca. 95.000 bis 140.000 €, 550 Maranello ca. 115.000 bis 225.000 €, 456 ca. 65.000 bis 99.000 €. Zum Vergleich: der Basispreis für einen 550 Maranello im letzten Produktionsjahr betrug 183.300 €. Damit ist dieses Modell das einzige, dass zumindest den Neuwagenpreis über die Zeit erhalten hat.
Aston Martin DB7
Es macht viel Spaß, in diesen alten Unterlagen zu stöbern und zu schauen, wie sich die einzelnen Autos so entwickelt haben. Viele Erinnerungen kommen da hoch, schließlich habe ich den Z8 auch schon seit 2002, und in 22 Jahren ist viel rund um das Auto passiert.
Porsche 911, Typ 996
Ähnlich wie beim Ferrari gibt es kaum Gemeinsamkeiten zwischen Porsche und Z8. BMW schreibt dazu „Souveränität statt Nervenkitzel“. Nun gut, wer nach wenig Nervenkitzel sucht, wird sich wohl kaum für einen Porsche entscheiden, zumal nicht für den damaligen Turbo. Ein Porsche ist von Haus aus auf das Schnellfahren ausgelegt. Sicher kann man damit auch Cruisen, aber dann braucht man das Auto nicht. Schon im Serienzustand vermittelt einem ein 911 eine Präzision beim Fahren, die beim Z8 nur mit Nachhilfe so gerade zu erreichen ist. Ich habe das ausprobiert: Z8 für die Touren, ein Porsche für die Rennstrecke. Klappte wunderbar. Ein 996 Turbo ist heute für 75.000 bis 90.000 € zu haben, ein 996 Carrera weit darunter.
Interessant in der Broschüre ist noch eine Seite mit Antworten auf mögliche Fragen im Verkaufsgespräch. Sehr viel Wert wird dabei auf die Fahrstabilität des Z8 gelegt. Man erinnere sich: der damals neue Audi TT hatte massive Probleme mit dem zu leichten Heck, das oftmals schneller war als der vordere Teil des Autos. Das brachte sehr schnell die Frage auf, ob der Z8 ähnliche Probleme haben könnte. Immerhin war er auch über 250 km/h schnell. Versuche auf dem Nürburgring gingen sogar so weit, den Kofferraumdeckel wie einen Spoiler etwas hochzustellen, um mehr Anpressdruck aufzubauen. BMW schreibt dazu, dass diese Tests nur ein geringfügiges Verbesserungspotenzial ergeben hätten. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass der Z8 auch bei über 300 km/h sicher fährt, allerdings dann mit etwas anderem Fahrwerk und Reifen.
Fragen und Antworten
Der hohe Wert seines Z8 hat so manchen Erstbesitzer verschreckt, so dass er sich kaum noch mit dem Auto auf die Straße traut. Das finde ich sehr schade, genauso wie Autos mit 500 km, die sich in einer Sammlung kaputtstehen. Der Z8 ist ein perfektes Auto zum Fahren. Wie gesagt, wer auf die Rennstrecke will, sucht sich andere Autos aus. Aber für eine Tour rund um Schottland, eine Fahrt zum Lago di Como oder der jährliche Besuch des Goodwood Revival gibt es nichts Besseres. Lange Touren mit Stil und Gelassenheit sind die Domäne des Z8, aber auch eine Fahrt über die kurvigen Straßen der Dolomiten. Mit dem gleichermaßen ikonenhaften Jaguar E würde ich sicher nicht so einfach nach England fahren. Die großen Ausfahrten des BMW Z8 Club e.V. sind immer ein Erlebnis, und wenn um die 100 Z8 auf einem Platz stehen, geht einem das Herz auf.
Jetzt habe ich doch aus Versehen den Rest Wein aus der Flasche verschüttet, zum Glück genau in mein Glas hinein. Da muss ich wohl eine gute Entschuldigung finden, wenn meine erheblich bessere Hälfte zurückkommt. Ich muss da sowieso einige Regeln einhalten. In jungen Jahren sagte man mir, man heiratet, um dann täglich kostenlos Sex zu haben. Ich habe damals wohl den Beipackzettel nicht richtig gelesen, denn so einfach ist das doch nicht. In der Ehe kommt es vielmehr darauf an, im passenden Moment die richtige Antwort zu geben, z.B. auf die Frage „Wolltest Du nicht schon längst wieder den Rasen mähen?“ Auf jeden Fall weiß ich, was ich auf keinen Fall mehr haben würde, würde ich den Z8 verkaufen. Bei den verschiedenen Aston Martin-Modellen gab es diese Einschränkung trotz all ihrer Schönheit nicht, und der Porsche wurde nur am Rande wahrgenommen. So viel zur Konkurrenz zum Z8. Im Prinzip ist der Z8 also eine solide Ehesicherungsmaßnahme.
Ich denke, ich plane gleich mal die nächste große Z8-Tour zur Besänftigung. Ja, das könnte reichen.
BMW-Chef Oliver Zipse mit Gattin, Mark Vernon, CEO Ridge Vineyards
1, 9 Dieter Weidenbrück
10 Mark Vernon, Ridge Vineyards
Alle anderen: BMW Praxis, Funktionen, Nutzen und Argumente, Januar2000
Da finde ich doch gerade rein zufällig eine gute Flasche Wein. Ein Ridge Monte Bello von 1999, der sich schon über 20 Jahre erfolgreich in meinem Keller versteckt. Aber damit ist heute Schluss, die Flasche werde ich jetzt mal öffnen.
Z8 und Wein – eine perfekte Kombination
1999 war ein gutes Jahr. Die Dot-Com-Blase war noch nicht geplatzt, und die größte Sorge war, welches Chaos es mit dem Datum bei Computern geben wird, wenn das Jahr 2000 beginnt? Ich selbst war viel in Kalifornien unterwegs, genau gesagt war mein Büro in Santa Clara mitten im Silicon Valley. Ich arbeitete mit Mark zusammen, der mein Unternehmen dann verließ, um für Ridge Vineyards zu arbeiten. Ein paar Jahre später erwarb ich dann diese Flasche, der ich mittlerweile bereits den Korken entrissen habe. Das muss so um die Zeit herum gewesen sein, als ich meinen Z8 bekam, im August 2002. Der Z8 war da schon ein paar Jahre auf dem Markt, genau gesagt seit 1999. Das sind jetzt glatt 25 Jahre. Da passt das Alter des Weins doch hervorragend zu dem des Z8. Der erste Schluck ist bereits vielversprechend, das wird ein netter Abend.Wenn ich eine ältere Flasche öffne, erinnere ich mich gerne an das, was zu der Zeit passiert ist, als dieser Wein erzeugt wurde. BMW hatte damals eine der besten Zeiten. Der E36 M3, der E39 M5 und auch der E38 7er setzten Maßstäbe. Man befand sich auf dem Gipfel der Sportlichkeit, aufbauend auf unzähligen Rennerfolgen. Nur den einen großen Sportwagen oder Roadster, den hatte man nicht. Und für den Jahrtausendwechsel musste irgendetwas Besonderes her. Diese Überlegungen begannen bereits Anfang der Neunziger, wie es im großen Z8-Buch und an anderen Stellen nachgelesen werden kann. Heraus kam dann der geniale Entwurf des Z8, der Großserientechnik mit einem atemberaubenden Stil kombinierte. Vorsichtig setze ich mein Glas auf Seite, während ich in meinen umfänglichen Unterlagen zum Z8 herumkrame. Da finde ich eine interessante Broschüre: „BMW Praxis: Funktionen, Nutzen und Argumente“. BMW hatte damals tatsächlich einen Leitfaden für seinen Vertrieb bereitgestellt. Der passt ganz sicher zu einem guten Glas Wein.

In Ehren verstaubt: Ridge Monte Bello 1999
Der Monte Bello ist einer der besten Cabernet Sauvignons aus Kalifornien. Spätestens seit dem von Steven Spurrier inszenierten berühmten Paris Wine Tasting von 1972 weiß man, welche hervorragenden Weine aus dieser Gegend kommen. Der Monte Bello erreichte damals den 5. Platz bei den Rotweinen. Das Weingut sitzt oberhalb von Cupertino im Silicon Valley. Von da oben hat man einen herrlichen Blick auf Apple, Google und andere Unternehmen. Doch zurück zum Z8.
Der Z8 aus Sicht des Vertriebs
Auf 54 Seiten plus Umschlag werden Details für das Verkaufsgespräch ausgebreitet, einschließlich einer Betrachtung des Wettbewerbs. Auf der Titelseite steht „Nur zum internen Gebrauch“. Nun, wir sind doch hier unter uns, also ist das ja sozusagen intern, oder?
BMW Verkaufshilfe, Januar 2000
Die Broschüre beginnt mit der Positionierung und Zielgruppenbestimmung. Dort heißt es: „Jeder, der diese Art Fahrzeug schätzt und es sich leisten kann, kommt natürlich als Käufer des Z8 in Frage.“ Für den Monte Bello gelten ähnliche Kriterien, und mir gefallen sowohl der Wein wie auch der Z8. Damit gehöre ich zur Zielgruppe, und richtig: ich habe auch eher zufällig einen Z8 gekauft, der mir und meiner erheblich besseren Hälfte seit 2002 enorme Freude bereitet. Anlass war die Vorstellung des damals neuen Siebeners E65, dessen Design die Kundschaft verschreckte. Also schickte BMW 20 Autos mit Vertriebsspezialisten zu den großen Händlern, um die Interessenten zu überzeugen. Als sich ein echter Bayer vor der ansehnlichen Kundengruppe aufbaute und behauptete, man hätte die Bedienung jetzt so einfach gemacht, dass auch Frauen den E65 fahren könnten, hatte sich die Zahl der Interessenten gleich mal halbiert. Aber am Rande stand ein Z8, der erste, den ich in Natura sah. Der Rest ist Geschichte. Ich will aber hier weniger von eigenen Erfahrungen mit dem Z8 reden, sondern mich mit den Tipps von damals beschäftigen. Der Wein ist nur dazu da, dass mir beim Lesen nicht die Stimme eintrocknet.
BMW tritt – wie soll man das bei gestandenen Bayern auch anders erwarten – mit großem Selbstbewusstsein auf: „Anders als bei den Wettbewerbern fällt die Kaufentscheidung beim Z8 vorrangig über das Produkt. Der Markenappeal spielt eine untergeordnete Rolle, denn BMW ist neu in dieser Kategorie. Es geht also nicht um den Wettbewerb zwischen Ferrari, Maserati, Porsche und BMW. Es geht allein um den Z8 – er ist der Rivale, der im Rennen um die Gunst der Käufer antritt.“ 25 Jahre später kann ich diese Auffassung bestätigen. Anfänglich waren sicher viele Käufer unterwegs, die mal etwas anderes als einen Porsche oder Ferrari haben wollten. Mit dem Z8, auch wenn er mit einem eher behäbigen Image auftrat, konnte man sich unterscheiden. Viele von diesen Käufern sind dann nach 3 oder 4 Leasingjahren auf die nächste Neuigkeit im Automarkt gewechselt. Ihre Z8 fanden dann neue Besitzer, die eine innigere Bindung dazu aufbauten. Bis heute weist der Z8 große Alleinstellungsmerkmale auf. Er unterliegt keiner Alterung, sein Appeal liegt zwischen dem Reiz eines Oldtimers und der Moderne.
Die Konkurrenz aus damaliger Sicht
Als Haupt- oder Primärwettbewerber sah man damals den Ferrari 360 Modena/Spider, den Ferrari F355, den Aston Martin DB7 Volante, den Porsche 911 Turbo und den Mercedes-Benz SL600. Als weniger bedeutsame oder Sekundärwettbewerber führt BMW den Ferrari 550 Maranello, den Ferrari 456 M GT und 456 M GTA, den Jaguar XKR Convertible, den Aston Martin DB7 Vantage und das Porsche Carrera Cabrio an. Eine illustre Runde, keine Frage. Jedes einzelne Modell in dieser Liste hatte seinen eigenen Reiz, auch wenn die Autos unterschiedlicher nicht sein konnten. Die Positionierung stellt BMW in einer Grafik dar:
Die Konkurrenz fest im Blick
Mercedes
Ein Schelm hat dabei den SL600 so weit in Richtung komfortabel und wenig elegant verschoben, dass er nicht auf der gleichen Seite wie die anderen Wettbewerber dargestellt wird. Jetzt muss ich doch erst einmal nachschauen, welcher SL genau damit gemeint ist. Immerhin wird dieses Kürzel bei Mercedes gerne und oft verwendet, da verliert man schon einmal den Überblick. Hier geht es um den Typ R129. Dagegen ist die Bezeichnung Z8 eindeutig, kurz und prägnant, keine Spielvarianten, die das Kürzel nur verwässern würden. Keine Verwechslungsgefahr. Ich stelle fest, dass mein Wein ebenfalls prägnant und mit großem Volumen auftritt, so in etwa wie ein 5-Liter Motor mit 400 PS. Zum Z8 passt eben kein Wein aus dem Supermarkt. Vielleicht ist es ja gar nicht so schlecht, dass meine wesentlich bessere Hälfte heute Abend nicht zu Hause ist, aber natürlich werde ich ihr die Hälfte der Flasche übriglassen.
Mercedes SL600
Ein SL600 ist mittlerweile von der Zeit überholt worden. Ganze Baureihen haben dafür gesorgt, dass dieses Modell aus dem Straßenbild weitgehend verschwunden ist, trotz der hohen Produktionszahl von über 11.000 Autos. Ein SL600 (bis Bj. 2001) ist für 20.000 bis 50.000 € zu haben. Der Verkaufspreis lag 1999 bei DM 226.432,00, das sind ca. 116.000 €. Den SL500 fand ich damals schön, bis ich eingestiegen war und kaum einen Unterschied zu einem Taxi entdecken konnte. Der Z8 hat da wesentlich mehr Eigenständigkeit. Zum Glück hat er mich noch rechtzeitig gefunden, darauf stoße ich gleich mal an. Brombeere, schwarze Johannisbeere, wenig Eiche, keinerlei Alterungserscheinungen.
Ferrari
Eben habe ich noch beim Italiener meines Vertrauens Taglierini aus dem Parmesanlaib gegessen. Dabei wird der Käse im Laib innen abgeschabt, die Pasta kommt hinzu und zum Schluss noch frisch geriebene Trüffel obendrauf. Eine passende Ouvertüre, um mich jetzt dem Thema Ferrari zuzuwenden.
Ferrari F355
Ein Ferrari ist ein Ferrari ist ein Ferrari. Ob man die Marke mag oder nicht, sie nimmt eine Sonderstellung ein, und das schon seit Jahrzehnten. Ich selbst durfte mal den 430 eines Freundes ausprobieren, ein besonderes Erlebnis. Durch Drücken der Taste "Engine Start" erwachte nicht nur der Motor, sondern unser ganzes Wohnviertel zum Leben. Sehr harmonisch schwangen einige Gardinen im Takt des röchelnden Achtzylinders, der im Kaltlauf kein Verständnis für niedrige Drehzahlen zeigte. Und dann die Spielereien im Cockpit. Allein schon das Manettino-Drehrad mit den fünf Stellungen "Winter - Rеgen - alter Sack - weißt Du auch, was Du tust - Michael Schumacher" flößt Ehrfurcht ein. BMW schreibt dazu „Natürlich gehört dazu auch ein gehöriges Maß an Extrovertiertheit – denn mit einem Ferrari nicht aufzufallen, ist nahezu unmöglich.“ Genau das trifft auf jeden Ferrari zu, und damit stehen diese Autos dem Z8 nahezu unvereinbar gegenüber. Ein Vermittlungsversuch wären gute Pasta und Rotwein. Allerdings läuft ein Ferrari nur mit Ornellaia oder Sassicaia, wie man mir berichtete. Ich liebe diese Weine ebenfalls, bleibe aber für heute beim Monte Bello. Die Flasche ist jetzt nahezu halbleer, ich sollte mir den guten Tropfen besser einteilen. Wer sich im Ferrari zu Hause fühlt, wird dies im Z8 nicht wirklich tun, und umgekehrt.
Ein paar heutige Preise: Ferrari 360 ca. 70.000 bis 130.000 €, F355 ca. 95.000 bis 140.000 €, 550 Maranello ca. 115.000 bis 225.000 €, 456 ca. 65.000 bis 99.000 €. Zum Vergleich: der Basispreis für einen 550 Maranello im letzten Produktionsjahr betrug 183.300 €. Damit ist dieses Modell das einzige, dass zumindest den Neuwagenpreis über die Zeit erhalten hat.
Aston Martin
Aber nun kommt Aston Martin. Da muss ich gleich zugeben, dass ich durch eigene Erfahrungen vorbelastet bin. Sollte ich kurz auf einen Single-Malt Whisky umsteigen? Aber den spare ich mir für das Schlusswort auf. Zunächst nehme ich „nor einen wönzigen Schlock“ von der zweiten Hälfte der Flasche (für diejenigen, die sich noch an wichtige deutsche Literatur erinnern können wie z.B. die Feuerzangenbowle). Fällt sicher nicht auf. Für mich passt ein Aston Martin am ehesten zum Z8. Elegant, ausreichende Sportlichkeit, Stil. BMW formuliert es so: „Noblesse oblige. Die Marke Aston Martin wendet sich an die anspruchsvollen und betuchten Liebhaber des klassischen britischen Stils.“ Allerdings stand für mich erst der DB9 und später der Vantage V12 zur Diskussion, den DB7 fand ich etwas pummelig. Die Preise für einen DB7 liegen heute bei rund 40.000 € bis hin zu 90.000 €. Der Wertverlust bei diesen Autos ist enorm. Dabei vermitteln diese Autos einen Hauch von britischem Understatement, Stil und Gelassenheit wie kaum eine andere Marke. Ein gutes Auto, um damit zum Goodwood Revival zu fahren, was wir auch schon gemacht haben, auch wenn wir meist mit dem Z8 fahren.
Aston Martin DB7
Es macht viel Spaß, in diesen alten Unterlagen zu stöbern und zu schauen, wie sich die einzelnen Autos so entwickelt haben. Viele Erinnerungen kommen da hoch, schließlich habe ich den Z8 auch schon seit 2002, und in 22 Jahren ist viel rund um das Auto passiert.
Jaguar
Den Jaguar XKR möchte ich nur am Rande erwähnen. Sorry, aber unter der Regie von Ford ist da kein Meisterstück entstanden. Die heutigen Preise von unter 20.000 bis 45.000 € sind sehr aussagekräftig. Für mich wären da die berühmten Modelle aus früheren Glanzzeiten viel attraktiver. Schließlich hat sich BMW den Jaguar D und E sehr genau angeschaut, als es um das Z8-Design ging. Zum Glück hat sich die Marke wieder erholt und wesentlich interessantere Modelle auf den Markt gebracht.Porsche
Bevor ich nun zur letzten Marke Porsche komme, nehme ich doch noch ein Glas, denn das ist kein einfacher Vergleich. Ich muss da Prioritäten setzen, und außerdem ist meine sehr viel bessere Hälfte immer noch nicht zurück. Zunächst einmal handelt es sich hier um das Modell 996, das ist der mit den Spiegelei-Scheinwerfern und das erste Modell mit wassergekühltem Motor. Das war nach dem 993 schon für die Porschefans ein schmerzhafter Schritt. Wer nicht weiß warum, sollte mal einen 993 neben einen 996 stellen und beide Autos Gas geben lassen. Mittlerweile hat man sich daran gewöhnt, dass mit Wasser gekühlt wird, doch die nächste Generation des 911 kommt mit Hybridantrieb, da sträuben sich jetzt schon viele Haare.
Porsche 911, Typ 996
Ähnlich wie beim Ferrari gibt es kaum Gemeinsamkeiten zwischen Porsche und Z8. BMW schreibt dazu „Souveränität statt Nervenkitzel“. Nun gut, wer nach wenig Nervenkitzel sucht, wird sich wohl kaum für einen Porsche entscheiden, zumal nicht für den damaligen Turbo. Ein Porsche ist von Haus aus auf das Schnellfahren ausgelegt. Sicher kann man damit auch Cruisen, aber dann braucht man das Auto nicht. Schon im Serienzustand vermittelt einem ein 911 eine Präzision beim Fahren, die beim Z8 nur mit Nachhilfe so gerade zu erreichen ist. Ich habe das ausprobiert: Z8 für die Touren, ein Porsche für die Rennstrecke. Klappte wunderbar. Ein 996 Turbo ist heute für 75.000 bis 90.000 € zu haben, ein 996 Carrera weit darunter.
Interessant in der Broschüre ist noch eine Seite mit Antworten auf mögliche Fragen im Verkaufsgespräch. Sehr viel Wert wird dabei auf die Fahrstabilität des Z8 gelegt. Man erinnere sich: der damals neue Audi TT hatte massive Probleme mit dem zu leichten Heck, das oftmals schneller war als der vordere Teil des Autos. Das brachte sehr schnell die Frage auf, ob der Z8 ähnliche Probleme haben könnte. Immerhin war er auch über 250 km/h schnell. Versuche auf dem Nürburgring gingen sogar so weit, den Kofferraumdeckel wie einen Spoiler etwas hochzustellen, um mehr Anpressdruck aufzubauen. BMW schreibt dazu, dass diese Tests nur ein geringfügiges Verbesserungspotenzial ergeben hätten. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass der Z8 auch bei über 300 km/h sicher fährt, allerdings dann mit etwas anderem Fahrwerk und Reifen.

Fragen und Antworten
25 Jahre
Nun ist der Z8 also 25 Jahre alt geworden und hat eine bemerkenswerte Entwicklung hinter sich. Die Preise für einen gebrauchten Z8 bewegen sich nach einer leichten Abkühlung derzeit oberhalb 180.000 € und gehen bei dem Alpina V8 sogar über 300.000 € hinaus. Mir ist kein vergleichbares Auto bekannt, dass eine solche Wertsteigerung vorweisen kann, die meisten liegen eher im Bereich 30 bis 50% ihres Neuwagenpreises. Für den Wert eines Z8 kann ich jede Menge hochkarätiger Oldtimer kaufen, von ganz wenigen Modellen mal abgesehen. Das konnte niemand vorhersehen, und es ist auch aus heutiger Sicht noch sehr überraschend.Der hohe Wert seines Z8 hat so manchen Erstbesitzer verschreckt, so dass er sich kaum noch mit dem Auto auf die Straße traut. Das finde ich sehr schade, genauso wie Autos mit 500 km, die sich in einer Sammlung kaputtstehen. Der Z8 ist ein perfektes Auto zum Fahren. Wie gesagt, wer auf die Rennstrecke will, sucht sich andere Autos aus. Aber für eine Tour rund um Schottland, eine Fahrt zum Lago di Como oder der jährliche Besuch des Goodwood Revival gibt es nichts Besseres. Lange Touren mit Stil und Gelassenheit sind die Domäne des Z8, aber auch eine Fahrt über die kurvigen Straßen der Dolomiten. Mit dem gleichermaßen ikonenhaften Jaguar E würde ich sicher nicht so einfach nach England fahren. Die großen Ausfahrten des BMW Z8 Club e.V. sind immer ein Erlebnis, und wenn um die 100 Z8 auf einem Platz stehen, geht einem das Herz auf.
Jetzt habe ich doch aus Versehen den Rest Wein aus der Flasche verschüttet, zum Glück genau in mein Glas hinein. Da muss ich wohl eine gute Entschuldigung finden, wenn meine erheblich bessere Hälfte zurückkommt. Ich muss da sowieso einige Regeln einhalten. In jungen Jahren sagte man mir, man heiratet, um dann täglich kostenlos Sex zu haben. Ich habe damals wohl den Beipackzettel nicht richtig gelesen, denn so einfach ist das doch nicht. In der Ehe kommt es vielmehr darauf an, im passenden Moment die richtige Antwort zu geben, z.B. auf die Frage „Wolltest Du nicht schon längst wieder den Rasen mähen?“ Auf jeden Fall weiß ich, was ich auf keinen Fall mehr haben würde, würde ich den Z8 verkaufen. Bei den verschiedenen Aston Martin-Modellen gab es diese Einschränkung trotz all ihrer Schönheit nicht, und der Porsche wurde nur am Rande wahrgenommen. So viel zur Konkurrenz zum Z8. Im Prinzip ist der Z8 also eine solide Ehesicherungsmaßnahme.
Ich denke, ich plane gleich mal die nächste große Z8-Tour zur Besänftigung. Ja, das könnte reichen.
Vom Z8 nach Cupertino und zurück
Übrigens besuchte BMW-Chef Oliver Zipse im August zur Einführung des neuen M5 die Monterey Car Week. Da er ebenfalls Weinkenner ist, riet ihm Andy Bovensiepen von Alpina, vorher Ridge Vineyards zu besuchen. Dort wurde er dann von meinem Freund Mark in die Welt des Monte Bello eingeführt. Mark Vernon ist nun seit über 20 Jahren Präsident und CEO dieses Weinguts und eine der bekanntesten Persönlichkeiten der amerikanischen Weinszene. Das Gespräch drehte sich auch um den Z8, da die Ersatzteilzeichnungen mit der von uns entwickelten Grafiksoftware erstellt wurden. Getrunken wurde dazu ein Monte Bello von 2016 und einer von 1997. So klein ist die Z8-Welt.
BMW-Chef Oliver Zipse mit Gattin, Mark Vernon, CEO Ridge Vineyards
Was bleibt
Ich habe die Broschüre auf Seite gelegt. Die letzten Tropfen eines großen Weines klingen noch nach, verbunden mit Gedanken an die vielen außergewöhnlichen Momente mit dem Z8. Es bleibt die Hoffnung auf noch viele gute Jahre mit diesem Auto. Und auf einen guten Wein dazu.Happy 25, BMW Z8, auf die nächsten Jahrzehnte!
Bildnachweis:
1, 9 Dieter Weidenbrück
10 Mark Vernon, Ridge Vineyards
Alle anderen: BMW Praxis, Funktionen, Nutzen und Argumente, Januar2000
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