Erinnerungsvermögen ...

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18 Oktober 2004
Frauen und Elefanten vergessen nichts. Da ich mit Frauen wesentlich mehr Kontakt pflege als mit Elefanten, kann ich diese Regel nur bestätigen. Bloß warum?

Frauen und Elefanten vergessen nichts. Da ich mit Frauen wesentlich mehr Kontakt pflege als mit Elefanten, kann ich diese Regel zwar nur für Frauen bestätigen, dafür aber aus langjähriger Erfahrung. Das erste Treffen, der erste Kuss, welche Farbe das Polohemd hatte, was man gegessen und getrunken hatte, was man ihr sagte, ja, sogar wie man es sagte – eine Frau erinnert sich an alles.

Sie kennt nicht nur das Datum ihres Hochzeitstags, das wäre ja profan. Nein, sie weiß auch noch nach jahrzehntelanger Ehe, wie die Hochzeitstorte schmeckte und welche Krawatte sich der Bräutigam umgebunden hatte. Frauen haben ein Gedächtnis wie Registrierkassen. Einen Erklärungsversuch für dieses phänomenale Erinnerungsvermögen liefern Forscher der Universität Cambridge in einer Langzeitstudie: „Von Frauen“, schreiben sie, „wird seit Jahrtausenden erwartet, dass sie als ‚Gedächtnis der Familie‘ fungieren. Sie sind diejenigen, die an wichtige Daten und Termine erinnern müssen. Möglich, dass sie dadurch ihr Gedächtnis einfach mehr trainieren.“

Stimmt. Frauen merken sich alles. Wo unsere Socken liegen, unsere Brille und unsere Schlüssel. Sie erinnern uns daran, brav unsere Bonusmeilen zu sammeln, sie erinnern sich an ihren letzten Eisprung, und sie erinnern sich der Preise des Kalbsschnitzels vor vier Wochen. Nicht einmal die Telefonnummer des Nachhilfelehrers der Kinder vergessen sie. So viele Daten sind auf der Festplatte unter ihrer Drei-Wetter-Taft-Frisur gespeichert, dass jeder handelsübliche Computer damit seine Schwierigkeiten hätte.

Das absolute Erinnerungsvermögen einer Frau hat für uns Männer Vor- und Nachteile. Zu den Vorteilen zählt, dass wir uns Fernsehfilme nicht zweimal anschauen brauchen, weil eine Frau – im Gegensatz zu uns – schon nach fünf Minuten weiß, ob man den Film nicht schon einmal gesehen hat. Zu den schwerer wiegenden Nachteilen zählt, dass die Frau permanent Beweismittel gegen uns sammelt. Ich zumindest fühle mich unter Druck gesetzt, wenn sie ständig prüft, ob mein Alibi auch wasserdicht ist.

Umgekehrt halten uns viele Frauen für unsensibel, weil Männer einen Hang dazu haben, wichtige Daten wie Hochzeits- oder Geburtstage zu vergessen. Aber dass wir deshalb als tumb und oberflächlich gelten, ist einfach ungerecht. Denn natürlich gibt es auch im Leben eines Mannes Momente, die er niemals vergisst: die Führerscheinprüfung, die Musterung bei der Bundeswehr, die erste Frau, die er nicht rumgekriegt hat.

Zugegeben, verglichen mit den ausgesprochen subtilen Erinnerungskünsten einer Frau sind das banale biografische Eckpunkte des Lebens. Männer leben nun mal nicht in der Erinnerung. Friedrich Nietzsche hat völlig Recht, wenn er schreibt: „Mancher wird nur deshalb kein Denker, weil sein Gedächtnis zu gut ist.“

Genau das ist auch der Grund, warum es so wenige Denkerinnen gibt. Das Gedächtnis von Frauen ist ganz einfach zu gut. Sie vergessen selten etwas – und wenn doch, dann ist es leider immer das Falsche. Ich zum Beispiel stelle immer wieder fest, dass sich eine Frau absolut nicht daran erinnern kann, wie man rückwärts einparkt.

(c) Playboy Okt. 2oo6
 
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