Festspiele Bayreuth, noch zeitgemäß?

Stutzeweck

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16 Oktober 2005
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"Die Richard-Wagner-Festspiele sind eines der größten kulturellen und gesellschaftlichen Ereignisse des Jahres. Trotzdem schreibt die Veranstaltung keine schwarzen Zahlen. Sieben Millionen Euro müssen der Bund, der Freistaat Bayern und die Stadt Bayreuth jedes Jahr dazugeben. Und das obwohl Wagner-Fans bereit sind, 700 Prozent des offiziellen Eintrittspreises für Karten auf dem Schwarzmarkt zu bezahlen. Ein Grund für die negative Bilanz ist, dass nur 40 Prozent der Karten in den freien Verkauf gelangen. Der Großteil wird so vergeben, meist an prominente Persönlichkeiten."

Bin nicht unbedingt ein Opernfan, gönne jedoch jedem sein Vergnügen. Allerdings sollte man dann dafür auch bezahlen.
Wie seht ihr das? 58000 Plätze stehen in 30 Aufführungen zur Verfügung. 500 000 Karten könten verkauft werden.
Wahre Opernfans aus aller Welt möchten gerne, können aber nicht, da die Prominenz Freikarten erhält.
Ich hadere nicht mit den 7 Millionen Euro Zuschuß, da Kultur bekanntlich Geld kostet, aber warum kommen 60 Prozent der Besucher für lau zu dem Vergrügen, nur weil sie prominent sind. (Sind das alles Sponsoren? Wenn ja, dann wäre gut). &:

Was haltet ihr von solch einer Veranstaltung? War schon mal jemand dort? Würde gerne mal aufgeklärt. Danke.
 
ich selbst war schon als Schüler dort (komme aus der Gegend) und ja, man kann das ganze sicherlich kontrovers ansehen. Ich persönlich fand Schlingensiefs aufführung noch als sehr human an...
Doch wer mag schon Kultur beurteilen.... über Geschmack läßt es sich bekanntlich kaum streiten.
Übrigens kann man kostenlos zu den vorher stattfindenden Proben gehen.
 
Warum fragst du in der Überschrift, ob die Festspiele noch zeitgemäß sind (was angsichts der enormen Nachfrage offenbar zutrifft), wenn du eigentlich diskustieren willst, ob der praktizierte Umgang mit Steuergeldern gerechtfertigt und für die Veranstaltung überhaupt wirtschaftlicht notwendig ist? ;)
 
Ich denke, dass die Besucher dieser Veranstaltung auch irgendwo Essen, Trinken und schlafen müssen, hiermit so auch in der nahen Region die Hotellerie ausgelastet wird. Immerhin scheint es eine gute Werbung zu sein, wenn die Prominenz dort hingeht, wenn es auch zum Nulltarif ist.

Es scheint so, wie vor Jahren bei der Loveparade Berlin oder CSD -angemeldet als Demonstrationen- zu sein. Das Land buttert Geld indirekt dazu (Polizei, BSR usw.) und die Händler verdienen daran, was ja auch wieder in das Staatssäckel über Standgebühren oder einiger Steuersätze zurückfließt.
 
ich finde es gelinde ausgedrückt ebenso als Frechheit, dass der Steuerzahler Prominente subventioniert.

Unabhängig davon. Gestern war ein sehr kleiner Ausschnitt der heute folgenden Aufführung "Der Nibelungenring" zu sehen. Absolut abscheulich. Ich vermisse die Zeiten, wo Aufführungen noch mit traditionellen Bühnenbildern, Requisiten und Konstümen insziniert wurden. Seit Jahren besteht der Hype alles neu zu inszinieren - modern zu deuten. Und jeder neue "Kreative" will Vorheriges übertrumpfen. Wie gesagt, die heutige Aufführung soll im Stil der 50er Jahre auf einer Tankstelle der Route 66 "spielen". Hallooooo? Wagner würde ganz sicher das K..... bekommen.... Und das an seinem "200.Geburtstag".
Ich bin so froh, dass ich als Jugendlicher viele Opern noch nach originalem Stil sah - wenn auch nicht immer mit Euphorie. Aber was alles heut zu Tage als Operninszinierung "verkauft" wird, empfinde ich persönlich als Kulturgraus entwickelt von und für Kulturbanausen.
 
Bei zu modernen Inszenierungen fehlt mir auch das Verständnis - aber das geht dann eben als künstlerische Freiheit durch. Ich werde mir im August die Aida in der Arena von Verona ansehen und bin auch chon gespannt, weil es modern inszenirt wurde ...

Der Punkt mit der Subvention stört mich auch etwas. Der Andrang ist in Bayreuth ja da, also könnte man mehr Geld verdienen, wenn man wollte. Die Restaurants, Händler, Hotels würden dennoch ihren Umsatz machen, was ich gut finde. Da das Medieninteresse hoch ist, denke ich, würden viele Promis auch kommen, wenn man ihnen die Karten nicht hinterher werfen würde - zumindest nicht in so hoher Zahl.

Tim
 
woher stammt denn der zitierte Ausschnitt?
Ich behaupte mal, dass das so nicht stimmt. Richtig ist aber auf jeden Fall, dass viele Karten nicht in den freien Verkauf kommen. Es gibt z.B. Gewerkschaftsaufführungen oder Kontingente für die Fördervereine, welche komplett nur einem eingeschränkten Personenkreis zur Verfügung stehen. Aber es bedeutet nicht, dass diese Karten nicht bezahlt werden müssen! Somit ist diese "Freikartendiskussion" per se nicht richtig.
Wie natürlich auch schon erwähnt wurde, sind die Festspiele und der damit verbundene Hype eine sehr wichtige Einnahmenquelle/Wirtschaftsfaktor für eine wirtschaftlich eher schwache Region.
Nur während der Festspielzeit gibt es Vollauslastung für Hotels, Taxis, Restaurants, den Einzelhandel ...

Kunst ist und bleibt ein Zuschussgeschäft, aber Bayreuth steht nicht nur einer ausgewählten Elite offen. Ganz im Gegenteil: die Karten sind vergleichsweise billig, so dass zumindest der finanzielle Aspekt keinen Opernfan abschrecken wir. Wem es nur um die Musik geht, geht gerne zu den Proben, oder Veranstalltungen wie "Public Viewing" oder den Übertragungen ins Kino.

Um Deine Frage zu beantworten: Ja, die Festspiele sind zeitgemäß!

Gruß,
Thomas
 
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