Motorfehler Leisungsverlust - gelöst

steppi

Fahrer
Registriert
13 Mai 2020
Ort
Marktheidenfeld
Wagen
BMW Z4 e89 sDrive35i
Hallo zusammen
Ich hatte die letzten 6 Wochen richtig Stress mit meinem Zetti und bei der Fehlersuche hab ich hier im Forum viele hilfreiche Hinweise gefunden. Aus diesem Grund hab ich mich hier angemeldet und wollte einfach mal meine Geschichte erzählen, vielleicht kann ich damit ja jemandem helfen.

Die Daten: BMW Z4 35i E89 Bj 2010, 130tkm

Habe vor ca 6 Wochen meine Tochter besucht um ihr ein paar Ikea-Möbel zusammen zu bauen. Musste ca 40 km auf die Autobahn, dank Corona alles frei - 265 km/h - hat Spaß gemacht:D Zwei Stunden später selbe Strecke wieder zurück und da kam auch schon gleich die besagte Meldung :crynew:. Steuergerät schaltete den Motor in den Notbetrieb mit gefühlten 80 PS, hab die Tage darauf den Wagen in eine freie Werkstatt gebracht.

Diagnose:
1. Zylinder 1 arbeitet nicht, Zündspule und Kerze wurde gewechselt.
2. Abgasklappe reagiert nicht, schwergängig, wieder flott gemacht.
3. Ladedruck zu niedrig...
anstehenden Öl und Bremsflüssigkeits-Wechsel gleich mit machen lassen Kosten 480€

Die ersten beiden Fehler waren nach der Reparatur weg, der Ladedruck blieb... Der Meister hatte erst vermutet das der Ladedruck ein Folgefehler von der defekten Zündspule ist, musste aber nach einer Probefahrt feststellen das der Fehler "Ladedruck zu niedrig" immer noch da war und es fehlte immer noch massiv Leistung. Ab da hab ich dann schon gemerkt das der Meister zu schwimmen anfängt, gab Tipps ab was es alles sein könnte aber alles auf Verdacht. Zuletzt tippte er auf defekte Turbolader und da wollte er lieber die Finger von lassen und hat mit an den freundlichen verwiesen.

Also auf zum freundlichen, hab ihm brav alles erzählt auch die Vermutungen der freien Werkstatt und hab ihm sogar die Tel. Nummer gegeben damit sich die beiden über bereits gemachte Erkenntnisse austauschen können.

Rechnung/Diagnose:
1. Fahrzeugtest durchgeführt
2. Bordnetzbatterie nachgeladen
3. Funktionsprüfung der digit. Motorelektronik DMW
4. Abgasklappe rechts ohne Funktion mech. fest/schwergängig. Unterdruck zur Ansteuerung wird nicht durchgeschaltet.
5. Zwecks Ladedruck Ansaugsystem mit "Smoke-Tester" auf undichte Stellen geprüft -> Rauchaustritt im Bereich des Ladeluftkühlers -> diesen ausgebaut und separat geprüft
6. Nach Aus und Einbau des Ladeluftkühlers kein Rauchaustritt erkennbar
7. Erneute Prüfung des Fehlerspeichers - gleicher Fehler
8. Unterdrucksystem des Turboladers mit Smoke-Tester geprüft -> an EPDW Bank1 Undichtigkeit erkannt.
9. Beide Unterdruckwandler (EPDW) getauscht -> Probefahrt -> Fehlermeldung
10. Unterdrucksystem für Turbo's manuell über die neuen EPDW mit Unterdruck beaufschlagt -> am Turbolader Bank2 ist keine gleichmäßige Verstellung über den ganzen Verstellweg erkennbar.
11. Empfehlung Turbo Bank2 muss ersetzt werden, Verdacht auf Injektofehler wegen leicht unrundem Motorlauf

Muss dazu sagen der BMW-Meister hat mich zu jeder Aktion die Geld gekostet hat vorher angerufen, mir alles erklärt und sich die Freigabe zur Ausführung von mir geholt. Wie es dann allerdings zu den Turbos ging und er mir erklärte das man doch besser beide Turbos tauschen sollte, und das ein Turbo bei BMW schlappe 2800€ plus Einbau kostet (sind dann gemeinsam Überschlägig auf 7000€ gekommen), hab ich die Sache abgebrochen, ich wollte mir doch wenigstens ein Gegen-Angebot holen.

Der Spaß (ohne Turbos) hat mich weitere 720€ gekostet und der Wagen lief immer noch genauso mies wie ich ihn beim freudlichen abgestellt hatte. Toll :maledevil:
Das Angebot aus der freien Werkstatt belief sich übrigens auf 3000€ für Turbolader Aus und Einbau mit Material. Allerdings wollte sich der freie Meister auf die Diagnose von BMW verlassen, was mir nicht so gefiel.

Ich bin mit meinen 54 Jahren schon lange kein Autoschrauber mehr (war ich vor 30 Jahren mal) bin mehr in der IT Branche tätig (Sesselpupser), aber die 7000 Euronen wollte ich nicht einfach so zu Fenster raus kicken, wo sich die beiden Meister selber noch nicht mal sicher waren ob's das dann war.

Also hab ich erst mal Google gequält und mir zig Seiten aus Foren reingezogen und viele Stunden Youtube-Videos verschlungen bis ich den Entschluss fasste, mich selber unters Auto zu legen. Also Zetti aufgebockt und erst mal selber nachschauen war die Devise. Und siehe da, nach nur 5 Minuten sehe ich wie der ca. 80mm große Schlauch vom Ladeluftkühler ab war (Bild Ladeluftkühler-Ausgang)!!! Ich hab erst nicht geglaubt das zwei Werkstätten sowas übersehen konnten. Hab noch eine Weile gekuckt, nur aus aus Neugier und wieder alles zusammengeschraubt. Ohne Neugier-Gucken halbe Stunde.
Ladeluftkühler-Ausgang.jpg
Probefahrt gemacht 20km - Erstmal Yeeaaahhh - Alles lief bestens. Komisch war nur das bei ca 5000 U/min und Vollgas, dann abrupt Gas wegnehmen, immer ein deutliches Zischen zu hören war, fast so wie der Druckluft Ablass bei LKW's wenn der Speicher voll ist. Und ein Tag später kam dann auch schon wieder die Fehlermeldung im Display :mad:

Weiter gegoogelt. Irgendwo fand ich dann den Tipp erst mal alle Unterdruckleitungen zu prüfen, die würden im Alter gerne mal porös werden und somit fehlerhafte Signale ans Steuergerät liefern. Also wieder aufgebockt, Unterbodenverkleidung wieder abmontiert, alle Leitungen gecheckt. Diesmal hab ich den fehlerhaften Schlauch am Ladeluftkühler-Eingangsseite entdeckt :( Den sieht man nicht so leicht wie den am Ausgang.
Ladeluftkühler-Eingang-2.jpg
Alles wieder zusammengebaut, und - meine alten Druckwandler bei der Gelegenheit wieder eingebaut, die hab ich mir natürlich bei dem nutzlosen Werkstattbesuch mitgeben lassen. ;)

So der große Moment - Probefahrt: Erst ein paar Kilometer warm fahren, dann Feuer frei, immer mehr, ständig Lastwechsel provoziert, hab die Karre richtig gequält. Dann auf die Autobahn - war zum Glück ziemlich frei - Feuer! Ich bin 100 km unter Volllast und Höchstgeschwindigkeit gefahren - Keine Fehlermeldung, kein Zischen, volle Leistung, super ruhiger Motorlauf - alles super!!! :D:D:D Ich bin mega Happy.

Fazit:
Wenn man mal von der defekten Zündspule und Zündkerze (für rund 100€) absieht, läuft der Wagen jetzt wieder wie Lottchen und das für sagenhafte 0€ !!! Nur dadurch das ich mir die Mühe gemacht habe mal den Schraubenschlüssel zu verwenden und nicht nur das Diagnose kabel ans Lappi zu stecken und abzulesen was da steht. Langsam glaube ich das echte Schrauber aussterben und nur noch Schlipsi's die das Auto ausschließlich durch das Laptop Display sehen in den Werkstätten rumgeistern und Brocken für Brocken einfach austauschen.

Deshalb mein Tipp an alle: Glaubt nicht einfach alles was ein Meister sagt, ruhig mal selber nachforschen, und wenn es nur im Internet ist, da gibt es so viel Info's, Video's und Forenbeiträge, damit ihr euch selbst ein Bild machen könnt ob solche Aussagen stimmen können wie: Du musst den Turbolader tauschen!

Schöne Grüße aus Unterfranken
 

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Hallo steppi,
schöne Geschichte und gut, dass es im Endeffekt nur ne Kleinigkeit war.
Vielleicht hättest vorher hier nicht nur gelesen, sondern auch gefragt, dann hättest vielleicht noch ein paar Euro sparen können.
Hätte hätte, Fahrradkette.
Hauptsache, der Z läuft wieder und Du hast wieder den Mega Fun wie vorher.
Also weiterhin viel Spaß mit dem Z und auch hier im Forum. :thumbsup:
 
Schön, dass dein Auto wieder läuft und es dir Freude bereitet!

Was ich nicht verstehe:
spätestens nach diesen beiden Punkten hätten die beiden Verbindungsstellen doch dicht sein müssen oder nicht? Oder waren das andere Stellen, die du jetzt gefunden hast?
5. Zwecks Ladedruck Ansaugsystem mit "Smoke-Tester" auf undichte Stellen geprüft -> Rauchaustritt im Bereich des Ladeluftkühlers -> diesen ausgebaut und separat geprüft
6. Nach Aus und Einbau des Ladeluftkühlers kein Rauchaustritt erkennbar
 
Ich kann Bensen nur beipflichten. Die Storry ergibt keinen Sinn, und ist schlichtweg nicht logisch nachvollziehbar.

Bei der Demontage oder Sichtprüfung des Ladeluftkühlers werden exakt an den von Dir gezeigten Stellen die Ladeluftrohre abgesteckt, um den Kühler zu entfernen. Hätte man danach einen Smokertest gemacht, hätte es ja rausqualmen müssen. Evtl. waren die Sicherungsklammern nicht eingerastet.
Wenn das Ladeluftsystem beim "Ballern" undicht wurde, dann war erstens das Ladeluftrohr nicht mehr sauber eingerastet, oder zweiten - ist ein Dichtring nicht mehr ganz in Ordnung. Jetzt ist nur die Frage: wo hats denn gequalmt? rechts oder links? Denn dort würde ich unbedingt den Profildichtring (im Bild grün) tauschen.

Es ist vorstellbar, dass jemand völlig inkompetent war, den LLK ausgebaut hat und beim Einbau nicht fähig war die Rohre sauber anzustecken. Da würde ich aber zu BMW gehen und denen das unter die Nase reiben und mein Geld zurück wollen.
Meine erste Aktion wäre die Prüfung des Vakuumsystems. Da gibts im Alter gern mal Undichtigkeiten durch Hitzerisse im Gummi.
Die Druckregler können nicht beide ausgefallen sein. Wenn einer der beiden noch funktioniert, hat man zumindest noch 80% Leistung.
Meine zweite Aktion wäre aber auch ein Abdrück- bzw. Smokertest um die Dichtigkeit im Ladedrucksystem zu überprüfen.

Aber es stellt sich auch die Frage, warum die Druckwandler gewechselt wurden, wenn die Unterdruckleitungen undicht waren. Mit dem Smoker kann man den Druckwandler nicht testen. Für sowas gibts einen Softwaretest.
 
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Hallo

Schöne aber traurige Geschichte, das nicht mal 2 "MEISTER" sowas nicht endeckt hatten. Ein Anderer glaubt denen und lässt sich 2 neue Turbos einbauen, für viel Geld.

Ja du hast recht, es gibt zahlreiche Kfz -"Meister" die wenig Ahnung haben und den Leuten eine Storry vom Pferd erzählen, oder für teures Geld Teile austauschen die nicht defekt sind.

Man sieht es bei den "Auto Doktoren" was die Werkstätten alles auswechseln, ohne den Fehler zu finden und der Kunde zahlt.
 
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Ich würde diese Lösung ja beide Werkstätten mal wissen lassen - verbunden mit der Frage, wie es denn sein kann, dass sie nicht auf diese Idee kamen?

Tim

Wowowow, hab wohl ein interessantes Thema angeschnitten, Danke für die vielen Kommentare.

Dann mal der Reihe nach.

@Snow-White: die freie Werkstatt werde ich noch kontaktieren, wobei ich der keine großen Vorwürfe mache, die haben ja recht bald abgewunken und mich an BMW verwiesen, große Tests haben die nicht gemacht, nur Vermutungen geäußert.

Bei der BMW-Werkstatt habe ich nach der ersten Entdeckung eine eMail mit Bilder direkt an den Chef geschickt, wollte das er die Info ungefiltert von mir bekommt. Ich habe ihn Aufgefordert mir zu erklären wie das so zustande kommen kann. Es hat sich dann der Werkstattmeister bei mir gemeldet mehrere male Entschuldigt aber sich nur eine Teilschuld eingestanden. Über Rückerstattungen verhandel ich noch mit ihm. Bis jetzt bin ich bei einer kostenlosen Inspektion - reicht mir aber nicht.

@Bensen: Genau, deshalb habe ich in der eMail auch deutlich gemacht, das die aufgelisteten Arbeiten NICHT gemacht wurden, oder zumindest grob fahrlässig, da ich von der Werkstatt bis nach Hause 20 km mit ungefilterter Luft fuhr - hätte auch gut ein schöner Kolbenfresser werden können.

@Benster: Das hab ich mir auch gedacht. Entweder waren nur Dilettanten am Werk oder es wurde einfach nichts gemacht. Ich hab denen geschrieben das der LLK auf keinen Fall ausgebaut wurde, sonst würde das nicht so aussehen. Das die Sicherungklammer nicht einrastet darf mir passieren aber nicht dem freundlichen! Wo es gequalmt hat kam nicht zur Sprache. Die grüne Dichtung hab ich nicht gewechselt, die kam mir auch etwas ausgeleiert vor, sollte ich evtl noch machen (wo gibts die?)
Ich habe gestern Nachmittag die Reparatur durchgeführt und heute früh eine zweite eMail an den Werkstattmeister geschrieben (hat wohl die Woche Urlaub) und darin den zweiten Teil der Geschichte erzählt mit der Aufforderung die Druckwandler zurückzunehmen. Somit würde ich auf etwa 500€ (Druckwandler und kostenlose Inspektion) kommen. Bin gespannt wie er reagiert.
Die Begründung zum Tausch der Druckwandler war auch recht witzig. Angeblich hat es zu einem der Wandler rausgequalmt, deshalb wurden beide getauscht. Ich hab mir die alten Druckwandler ja mitgeben lassen und an dem einen war noch ein 20cm langer Schlauch dran der am Ende kaputt war:
IMG_20200513_161424.jpg
Tja das war dann wohl auch ein Eigentor für BMW
 
Leider geht der Trend immer mehr dahin, dass im Kfz-Bereich nur noch Leute ausgebildet werden, die irgendwelche Module 1:1 tauschen abhängig davon, was die elektronische Fehlerdiagnose ausspuckt. Die klassische Fehlersuche die auf Fachwissen und Erfahrung aufbaut stirbt immer mehr aus und als Resultat werden dann solche Böcke geschossen.....
 
@Kalle435 Genau das ist auch mein Gedanke. Um so schlimmer wenn Laien wie ich solch einfache Fehler gegen 7000€ Lösungen eintauschen müssen, und das ohne Fachwissen und Erfahrung sondern nur durch gesunder neugier...
 
Hallo steppi

wenn ich mir deine Bilder ansehe, müsste das ein Fachmann auf jeden Fall sehen. Aber wie auch schon Kalle435 schrieb, werden die Leute nur noch anhand der Diagnosegeräte bei der Fehlersuche ausgebildet und zu reinen Teileaustauschern degratiert.
Ich habe erlebt, das Werkzeug im Motorraum vergessen wurde, den Meister darauf angesprochen, sagte dieser zu mir, es wird keine Nachschau mehr gemacht, der Mechaniker ist eigenverantwortlich für seine Arbeit.
Da brauch man sich nicht wundern, das immer mehr Murks produziert wird.
 
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