Rituale um auf der Wies´n zu überleben

mob.andy

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30 Juli 2005
Das hört sich einfach an, ist es aber nicht, weil es beim Bierzelt-Saufen fest-
stehende Rituale gibt, die man unbedingt beachten muss:


1. Bier bestellen

Ein Bier bestellen geht schon mal gar nicht. Damit sagt man, dass man ’ne knickrige Sau ist,
keine Freunde hat oder Antialkoholiker ist, quasi das Allerletzte. Also immer mindestens zehn
Stück bestellen. Nie vorher abzählen, wie viele Leute um einen herum stehen und dann genau die
Anzahl bestellen! Einfach irgendeine Zahl über die Theke grölen. Ganz falsch: Die Umstehenden
fragen, ob sie überhaupt noch ein Bier haben wollen. Wichtige Regel: Gefragt wird nicht - sau-
fen ist schließlich kein Spaß.

2. Großzügigkeit zeigen

Wenn der Stoff da ist, nicht blöd rumgucken und überlegen, wem man denn eins in die Hand
drücken soll. Am besten die Gläser wild in der Umgebung verteilen, denn nur so zeigt man seine
Großzügigkeit. Nur der kleinkarierte Pisser stellt sich da an.

3. Bezahlen und Nachbestellen

Wer zahlt wann welche Runde? In der Regel kommt jeder der Reihe nach dran. Ganz miese
Wichser saufen die ersten neun Runden an der Theke mit und wenn sie an der Reihe wären,
müssen sie plötzlich pissen.
Der erste Besteller bestimmt die Dauer des Projekts: Wenn er zwölf Bier bestellt, müssen alle
solange warten, bis zwölf Runden durch sind. Wichtig ist, dass der Strom nie abreißt. Also:
Wenn alle noch die Hälfte im Glas haben, sofort die nächste Runde ordern und das neue Glas in
die Hand drücken. Was voll peinlich ist: Mit zwei Gläsern in der Hand an der Theke stehen.
Deshalb ist Tempo angesagt beim reinschütten, ist schließlich kein Kindergeburtstag.

4. Beschleuniger

Richtig fiese Schweine bestellen zwischendurch noch ’ne Runde Korn oder die absolute Hölle
"Meyers Bitter", eine Art grünes Schlangengift, das mit dem Eiter von toten Fröschen verfeinert
wurde. Hier wird's ernst. Sollte sich so was andeuten, kann man bloß noch die Flucht ergreifen.

Merke: Biersaufen auf dem Zeltfest kann man mit etwas Planung und Glück überleben; nach
Meyers Bitter aber weigert sich sogar der Notarzt, diese Schweinerei wiederzubeleben.

5. Pausen

Konsequent durchgezogen, bist Du normalerweise im Zelt um halb Neun stramm wie die Kessel-
flicker. Um diese Zeit kannst du allerdings noch nicht nach Hause, wegen Verdacht auf Weichei.
Was also dann? Pause machen!

Dafür sind in der Regel zwei Sachen vorgesehen:

a) Bratwurstfressen
Vorteil: an der Bude gibt’s kein Meyers Bitter, da bist Du also ’ne zeitlang sicher vor der Al-
koholvergiftung. Nun sind aber die Bratwurststände auf Zeltfesten immer so konzipiert,
dass die Nachfrage immer größer ist als das Angebot. In der Bude arbeiten auch meistens
Fachkräfte, denen man beim Grillen die Schuhe besohlen kann. Einzige Qualifikation: Sie
können mit einem Sauerstoffanteil in der Luft von unter 1% überleben. Deswegen wirken sie
auch so scheintot. Nun sagt der Laie: „Was für’n Scheiß, das könnte man doch viel besser
organisieren. Zackzack kämen die Riemen übern Tresen.“ Falsch, die mickrigen Bratwurst-
buden mit den Untoten am Grill sind absichtlich so konstruiert. Hier kann man Asyl bean-
tragen von der Sauferei und je länger man auf die Fettpeitsche warten muss, desto größer
die Überlebenschance.
b) Tanzen
Im Vergleich zu Bratwurstfressen natürlich die schlechtere Alternative, weil anstrengend
und mit Frauen. Aber irgendwann geht halt kein Riemen mehr rein in den Pansen und Du
musst in den sauren Apfel beißen. Also zack, einen Rochen von den Bänken gerissen und ir-
gendwie bescheuerte Bewegungen machen. Wenn Du Glück hast, spielt die Kapelle mehr als
zwei Stücke und Du kannst Dir ein paar Bier aus den Rippen schwitzen. Hast Du Pech,
kommt sofort nach dem ersten Stück der Thekenmarsch und Du stehst wieder da, von wo Du
gerade geflohen bist.


6. Sektbar

Eine richtig gruselige Bude, quasi die Abferkelbox im Festzelt. Hier ist es so voll und so eng, hier
bleibst Du auch noch stehen, wenn’s eigentlich nicht mehr geht. Doch der Preis, den Du für die
Stehhilfe zahlst ist hoch: Du musst Sekt aus mickrigen Blumenvasen saufen. Ziemlich eklig alles.
Wenn’s keine Sektbar gibt, gibt’s meist ’ne Cocktailbar: Cocktail heißt im Zelt aber nicht Caipi-
rinha oder Margherita sondern Hütchen oder Wodka-O. Also vorsichtig: Hier kann’s ganz
schnell zu Ende gehen.



7. Kotzen

Bevor Du endlich nach Hause darfst, kommt noch ein ganz wichtiger Punkt, nämlich das Kotzen.
Klingt zwar scheiße, du wirst aber dankbar sein, wenn Dein Körper Dir dieses Geschenk berei-
tet. Du hast Platz für neue Bratwürste und vielleicht sogar Glück, dass Du die letzten zwanzig
Bier noch erwischst, bevor sie Dein Gehirn erreicht haben. Der Profi jedenfalls kotzt oft und
gern.

8. Die Letzten

So jetzt wären wir auch schon bald beim Nachhause gehen. Haha. Wenn Du aber den Zeitpunkt
verpasst hast, und Du kommst vom Pissen oder Bratwurstkotzen wieder ins Zelt und es sind
bloß noch zwanzig Mann übrig, dann Ätsch: Arschkarte gezogen.
Ab jetzt geht es um so spannende Sachen wie Fass-Aussaufen (es ist immer mehr drin, als man
denkt) oder Absacker trinken. Wenn’s ein Meyers Bitter ist, kannst Du Dir gleich den Umweg
über den Notarzt sparen und den Bestatter anrufen.
Jeder passt jetzt auf, dass keiner heimlich abhaut. Die ersten sacken einfach so vor der Theke
zusammen, damit sie jedenfalls nicht noch mehr saufen müssen. Vorteil dieser Phase des Zelt-
festes: Du musst nicht mehr extra nach draußen latschen für Pissen und Kotzen: geht jetzt alles
vor Ort.

9. Nach Hause gehen

Fällt aus. Mach Dir keine Illusionen: alleine schaffst Du´s nicht mehr. Taxis gibt’s nicht auf’m
Land und wenn, würden sie Dich bestimmt nicht mitnehmen. Deine Frau kommt nicht, um Dich zu
holen, die ist froh, dass dieses Wrack nicht in der Wohnung liegt und der Gestank in die Pols-
termöbel und Gardinen zieht. Was bleibt ist..

10. Der Morgen danach

Die ersten Sonnenstrahlen brechen durch die Ritzen in der Zeltplane. Du wirst wach von einem
Zungenkuss, wie Du ihn noch nie in Deinem ganzen Leben gekriegt hast. Leidenschaftlich küsst
Du zurück. Dann machst Du Deine verklebten Augen auf und blickst in das fröhliche Gesicht des
zottigen Köters von dem Karussellfritzen. Und mit einem eigenen Beitrag zum Thema Würfel-
husten fängt der Tag wieder an. Dein Kopf fühlt sich an wie nach einem Steckschuss. Jetzt
hilft nur noch: Stützbier bis die Maschine wieder halbwegs normal läuft.
 
AW: Rituale um auf der Wies´n zu überleben

Andy, bist ein echter Experte. Dem ist nichts, aber auch gar nichts hinzuzufügen!!:t

Gruß
Thorsten
 
AW: Rituale um auf der Wies´n zu überleben

:d
Ich glaube, ich muß da irgendwann tatsächlich
mal hin !!!
 
AW: Rituale um auf der Wies´n zu überleben

:d
Ich glaube, ich muß da irgendwann tatsächlich
mal hin !!!

Stimmt, sollte man mal gewesen sein.

Mich stört's immer, daß man kein Bier "im Stehen" bekommt, wie wir es von unseren z.B. niedersäch. Schützenfesten kennen. Hannover und Goslar lassen grüßen!

Außerdem mußt Du ja möglichst früh an den Start gehen, zu meiner normalen "Weggehzeit" hast Du an den Tischen keine Chance, einen Sitzplatz zu bekommen, und damit geht das Cateringproblem wieder los...

Die Stimmung in den Zelten ist natürlich unvergleichlich, auch die Musik (jaaaa,sitzt denn der junge Wildmoser noch, Wildmoser noch...?) und wenn Du ein paar gute Freunde und "Zieher" dabei hast, kannst Du schon nachmittags auf hohem Nieveau Spaß haben.%:

Empfehlenswert, kein Bierzelt und uralt: das Teufelsrad!
Schon witzig, wenn die ersten Strammen, vom Medizinball getroffen, über die Scheibe abschmieren:b
Da gibts als Alternativprogramm maximal Bad Hönningen und den Sauerlandstern.

Auf, Ihr Säcke!

Schönes WE vom


Z4-Pilot
 
AW: Rituale um auf der Wies´n zu überleben

also die Anleitung is wirklich absolut top *g*
 
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