Wes´ Brot ich ess, des Lied ich sing

craze

Fahrer
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1 Mai 2004
Servus,

stelle ich mal ohne Kommentar (brauchts auch nicht) hier rein:



Auszug aus VCD-Magazin "fairkehr" 3/2003, S. 20-21)
Der freie Motorjournalist Burkhard Strassmann berichtet von seinen Erfahrungen

"Embedded Journalist"

Geschenke, Aufmerksamkeiten, Streicheleinheiten, und geldwerte Vorteile - der im Irakkrieg so viel bestaunte "embedded journalist" ist im Motorjournalismus die Regel. Dazu kommt: Wer ein paar Jahre dabei ist, zum Tross gehört, wird stets als "Familienmitglied" begrüßt. Das führt zu einer durchaus erwünschten sozialen Kontrolle. Und die Fürsorge der Konzerne endet ja nicht, wenn die Dienstreise vorüber ist. So flattern regelmäßig Einladungen auf den Schreibtisch, die aber auch gar nichts mehr mit Journalismus zu tun haben. Skoda lud mich mal ein, für ein paar Tage nach Österreich in den Schnee zu kommen. Einfach so. Mit Familie, versteht sich.

Und dann gibt es die Erleichterungen im Alltag. Journalisten allgemein nehmen gern und ohne Bedenken Journalistenrabatte in Anspruch. Telefon und Handy ohne Grundgebühr, Computer und HiFi mit satten Abschlägen, Neuwagen (und Ersatzteile wie Reifen etc.) bekommen sie um 15 Prozent billiger als Normalsterbliche. Motorjournalisten kaufen Autos noch billiger ein, indem sie Fahrzeuge aus der Testflotte übernehmen. Die Kings unter den Kollegen sind solche, die für die wichtigen Meinungsbildner der Nation arbeiten. Sie brauchen überhaupt kein Geld mehr fürs Autofahren auszugeben. Sie haben immer Testfahrzeuge vor der Tür stehen und können sich einen Privatwagen, Steuer, Versicherung und eine ganze Menge Spritgeld sparen.

Schwedischer Elchtest

Glaubt man ausländischen Kollegen, muss das Image der deutschen Motorjournalisten hinsichtlich seiner Unabhängigkeit von der Fahrzeugindustrie besonders miserabel sein. Was bekam man nicht von ausländischen Kollegen alles zu hören, als seinerzeit der kleinste Mercedes, die A-Klasse, im später so genannten Elchtest umkippte. Deutsche Motorjournalisten wussten nämlich schon vorher um die Schwäche, blieben aber brav. Ein schwedischer Kollege musste erst verunglücken, bevor das konstruktive Desaster öffentlich wurde. Als das Auto auf der Seite lag und der Testfahrer verschrammt war, rief der Schwede zuerst das Fernsehen an. Dann die Ambulanz. Und dann Mercedes. Ein braver deutscher Motorjournalist hätte zuerst die Pressestelle alarmiert, die sofort das Gelände abgeriegelt hätte. Der schwedische Kollege sagte mir später, er hätte wochenlang Angst um seine körperliche Unversehrtheit gehabt. Reine schwedische Paranoia, versteht sich.

In Deutschland wäre solch eine Angst auf jeden Fall unsinnig. Hier funktioniert die Kontrolle der Berichterstattung auch noch in den seltenen Fällen, dass ein Journalist trotz aller Nettigkeiten und Umarmungen aus dem Ruder läuft. Dann genügt ein Anruf in der Chefredaktion. Einmal ging es in der Titelgeschichte des Nutzfahrzeugmagazins, für das ich lange geschrieben habe, um Abschleppunternehmen. Ein Abschleppwagen war auf dem Titelblatt abgebildet, der einen Mercedes S-Klasse geschultert hatte. Und? Skandal! Eine S-Klasse, bekam der Chef zu hören, geht nicht kaputt, basta! Hatte der Chef wieder was gelernt. Wenig später erhielt ich bei derselben Firma ein mehrjähriges Hausverbot. Grund: Ich hatte jene lustige Begebenheit in Sevilla, bei der ein global player eine winzige Flamencotruppe nicht zum Schweigen bringen konnte, unanständigerweise in einer Wochenzeitung glossiert.

Und wieso lässt sich eine freie Presse so etwas gefallen? Betrachten wir das Schicksal einer Geschichte, die ich über Tankkarten recherchiert hatte. Tankkarten benutzen Lkw-Fahrer gern, weil sie damit Rabatt bekommen und kein Bargeld mit sich herumtragen müssen. Ein Mitarbeiter des Mineralölkonzerns BP hatte mir erzählt, dass in Spanien Trucker auch Huren mit der Tankkarte bezahlen. So etwas plauderte ich natürlich begeistert weiter. Nun begab es sich, dass irgendwelche Hierarchen bei BP Wind von meinem kleinen Interview bekamen. Sie riefen meinen Chefredakteur an und verlangten Einsicht in mein Manuskript, die sei erhielten. Daraufhin erreichte die Redaktion ein Brief, wie ich ihn noch nie gesehen hatte: Die eine Hälfte zierte ein klotziger Briefkopf mit den Namen zahlloser Rechtsanwälte. Die andere Hälfte bestand aus wüsten Drohungen. Der Bericht wurde nie gedruckt. Der Chefredakteur wies mich auf die regelmäßigen ganzseitigen Anzeigen des Mineralölkonzerns hin."
 
AW: Wes´ Brot ich ess, des Lied ich sing

Ja, ja, darum gehen manche Vergleichstest in manchen Zeitschriften immer für bestimmte Hersteller gut aus... :j

So eine Zeitschrift muß halt immer auch (durch Werbung) bezahlt werden und wer viel Geld für eine farbige Doppelseite ausgibt will nicht unbedingt im redaktionellen Teil verhauen werden. Aber ist halt wie überall (wie du schon sagst):
Wer zahlt schafft an!

Gruß
Heinz
 
AW: Wes´ Brot ich ess, des Lied ich sing

Da hast Du völlig recht. Mich ärgert allerdings, daß die Zeitschriften immer so auf die angebliche Unabhängigkeit der Redaktion von der Anzeigenabteilung pochen. Genau das gegenteil ist der Fall. Meine Frau war eine Zeitlang Pressesprecherin einer großen Sprtartikelfirma. Da könnte ich lustige Sachen erzählen...
 
AW: Wes´ Brot ich ess, des Lied ich sing

B;
Stereo testete fürher Kenwood besonders gut, Cosmopolitan hat tonnenweise Schmuckwerbung und schiesslich testen die Automagazine die ach so modernen Diesel fortwährend, trotz objekiv schlechter Werte, besonders gut.

Das ist eben die >>freie Marktwirtschaft<< :b

Am Ende des Tages entscheidet - wie immer - die Summe der Berichte.

Ich hab ne Menge an Freuden und Bekannten die entweder alles selber besser wissen oder sich einer Gesamtmeinung anschliessen nach dem Motto : "Also Computerbild schreibt . . . "

Ich denke guter (Fach) Journalismus existiert immer noch und es gibt genügend freie Journalisten die sich auch die Mühe machen den Dingen auf den Grund zu gehen.

Den >>mündigen Bürger<< kann eben nichts ersetzten. Und diejenigen die sich gern über den Tisch ziehen lassen - nun - hallalie liebe Lobby-Industrie!

Vieles ist technischer Nonsens und wissenschaftlicher Wünschelruten-Journalismus allgegenwärtig - im Grunde ist Wissen durch nichts zu ersetzten ausser duch noch mehr Wissen.

Gruss jo-z
 
AW: Wes´ Brot ich ess, des Lied ich sing

der titel sagt schon alles aus.

so ist es und so wird es bleiben.
und was wissen wir, nicht viel, man vermutet nur immer.
nach dem heissen sommer 2003 -> es kommt eine klimaerwärmung :j
jetzt wird uns prophezeit man uns die nächste eiszeit :j
bei der trennung von lea und tabea hat man auch blind rumgestochert :j

der mensch will alles wissen, lernt aber nicht aus der natur, die schon
zig millionen jahren funktioniert. bis der mensch kam.
weil er alles besser weiss. die arroganz des menschen eben.
 
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