Hinsichtlich des Akkus sehe ich das anders, weil dieser - ähnlich zum Tank - der Speicherung der Energie dient, damit das Fahrzeug bewegt werden kann. Der Akku im Auto ist ja kein Element der Stromerzeugung, wie es etwa die Ölförderung beim Benzin oder Diesel (und Strom) ist. Aber wie gesagt, hier zu vergleichen ist per se schwierig und würde nur dazu führen, dass immer wieder ein weiterer Ansatz hinzukommt.
Dabei übersiehst Du, oder ignorierst die Tatsache, dass es schon ein erheblicher Unterschied ist, einen Tank für Verbrennungsmotoren in der Herstellung gleichzusetzen mit der Herstellung von Akku-Packs für E-Fahrzeuge. Denn schon die Produktion der für die Autos lebenswichtigen Lithium-Ionen-Batterien geht mit enormen Emissionen einher. Dies besagt eine neue schwedische Studie, die die bisherigen Untersuchungen in einer Metastudie analysiert und zusammengefasst hat. Diese neue Untersuchung zeigt, dass bei der Produktion pro Kilowattstunde (kWh) Lagerungskapazität der Autobatterien rund 150 bis 200 Kilogramm Kohlendioxid-Äquivalente entstehen. Bei zwei in Dänemark handelsüblichen Elektroautos, Nissan Leaf und Tesla Model S mit jeweils 30 kWh und 100 kWh Batterien, sind das 5,3 beziehungsweise 17,5 Tonnen CO2. Das sind unvorstellbare Summen, weshalb die Studie einen Vergleich zieht. Ein Hin- und Rückflug von Stockholm nach New York leitet, nach dem Berechnungsmodell der UN-Organisation ICAO (International Civil Aviation Organisation), ungefähr 600 Kilogramm CO2 in die Atmosphäre. Ein anderer Vergleich: Der jährliche Pro-Kopf-Ausstoß des Klimagases CO2 beträgt in Deutschland pro Kopf knapp zehn Tonnen. Neue Berechnungen zeigen nun, dass ein Fahrzeug mit fossilem Brennstoffantrieb über acht Jahre lang fahren kann, bis es die gleiche Umweltbelastung eines Teslas erreicht hat. Beim Nissan Leaf sind das lediglich knapp drei Jahre. „Unnötig große Batterien belasten (das Klima) demnach auch mehr. Die Forscher fordern daher auf, dass man mit kleineren Batterien auskommt und nicht immer weiter nach noch mehr Reichweite, zu Lasten der Umwelt jagt. Auf der anderen Seite ist allerdings auch festzuhalten, dass die Produktion von Lithium-Ionen-Akkus Fortschritte macht. Man kann also davon ausgehen, dass sich die CO2-Bilanz noch zu ihrem Vorteil ändert. Das Problem besteht aber unter anderem nicht nur durch ihren Ressourcenhunger zum Beispiel beim Lithium und anderen seltenen Rohstoffen, welche alles andere als umweltfreundlich sind, sondern auch in dem Umstand, dass Akku-Packs in Elektrofahrzeugen nach 8 Jahren Nutzung nur noch einen Bruchteil der Speicherkapazität aufweisen und somit ausgetauscht, oder aufwendig recycelt werden müssen, wohingegen klassische Verbrennungsmotoren durchaus noch in der Lage wären, die Nutzungszeit mindestens nochmals um die gleiche Zeit zu verlängern...
Artikel vom 21.09.2017 auf deutschlandfunkkultur
Artikel vom 14.06.2017 auf Focus Online
Artikel auf Greenpeace von 2010
Artikel auf Greenpeace vom 11.08.2017
Artikel vom 16.01.2014 auf Die Zeit Online
Link zur schwedischen Studie
Völlig ausser acht gelassen ist dabei der Umstand, dass Elektroautos für die Umwelt nur dann gut sind, wenn sie mit Wind-, Wasser- oder Solarstrom unterwegs sind. Wer heute elektrisch aus der Steckdose tankt, der tankt nur 38 Prozent emissionsfreien Strom. 22 Prozent liefern Sonne, Wind und Co, 16 Prozent kommen aus den Atomreaktoren.Die anderen 62 Prozent aber kommen aus den Kohle- und Gaskraftwerken. Bedeutete 2012 nach Erhebung des Umweltbundesamtes 576 Gramm emittiertes Kohlendioxid je Kilowattstunde getanktem Strom. Wollte man Stand heute, ohne weiterem Verkehrswachstum zu 100% auf Elektrofahrzeuge umstellen, wäre eine um den Faktor 6,5 höhere Stromerzeugung erforderlich. Dies erhöhte, emissionsfreie Stromerzeugung könnte in Deutschland nur erreicht werden, wenn sämtliche aktuell bestellten Agrarflächen mit Windkraft oder Sonnenkollektoren genutzt werden würden. Somit könnten wir uns entscheiden, ob wir auf die Lebensmittelerzeugung verzichten, oder das Problem der Stromerzeugung ins Ausland verlagern - Stichwort: gesicherte emissionsfreie Stromerzeugung im Ausland?
Ja, Elektromobilität ist indirekt durch den Wegfall von NOx und Feinstaub sicherlich deutlich besser in der aktiven Nutzungsphase - aber dies ist halt nur eine Seite der Medaille.
Ja, Verbrennungsmotoren sind aktiv deutlich umweltbelastender - aber die technischen Möglichkeiten sind noch nicht annähernd ausgereizt. Der aktuell beste Pkw-Dieselmotor ist in der aktuellen E-Klasse im 220CDI mit echten 47 g/km und auf der diesjährigen IAA haben Zulieferer Technologien für den Dieselmotor vorgestellt, welche reale Werte im Bereich von 20-25 g/km sofort möglich machen - Mehr-Kosten pro Fahrzeug: ca. € 2.300-2.500,-
Was wir wirklich bräuchten, ist ein konzeptionelles Umdenken der Verbraucher & Verkehrsteilnehmer (nicht immer wird ein Fahrzeug benötigt, die öffentliche Infrastruktur muss besser genutzt und ausgebaut werden, Mit & Sharingmöglichkeiten für individuellem Nahverkehr wird nicht annähernd ausgereizt, die Nutzung von Verkehrsmitteln ist aktuell extrem ineffizient, usw.) , eine selektive Auswahl der Technologien je nach Nutzungszweck und ein völliges Umdenken ALLER Politiker, frei von der Beeinflussung durch Lobbyarbeit, lanciert durch die Industrie, aber auch frei vor übertriebenem, fehlgeleiteten "Ökoterrorismus" und der daraus resultierenden Hysterie. Für mich sind Verbrennungsmotoren, Hybridfahrzeuge oder Elektrofahrzeuge nur ein Übergang zur Brennstoffzelle, oder einer effizienteren, noch viel umweltverträglichere Technologie, an welche wir aktuell noch gar nicht denken.
Und zu guter Letzt müsste die Großindustrie und das produzierende Gewerbe weltweit als erstes strikt an die Leine gelegt werden - denn es geht nicht an, dass ausgerechnet diese wirtschaftlichen Profiteure aller Umweltbemühungen, ausgerechnet mit fast 80% die größten Verursacher von CO2 sind und die Politik es zulässt (und sogar fördert), dass sich EXAKT DIESE Branchen mittels CO2-Emissionszertifikate "freikaufen" können.
Der gesamte Verkehr - Schwerlast, Verbrenner, E-Fahrzeuge, Schiffs- & Flugverkehr macht weltweit knapp unter 20% aller CO2 Erzeugung aus!
Ups, sorry, ist vielleicht doch etwas lang geworden...