So, seit Donnerstag ist nun auch mein 23i "geschmicklert" was bei mir die mittlere Variante, d.h. Eibach-Fahrwerk und Abstimmung bedeutet.
Für alle, die nicht gerne lange Romane lesen: Es hat sich gelohnt, ich habe jetzt ein Auto mit (fast) Go-Kart-Feeling das in Kurven richtig Spaß macht, die lange vermisste Sicherheit vermittelt - auch auf schnellen Autobahnfahrten -, und weiß jetzt, worauf ich beim Kurvenfahren (mehr) achten muss! Vielen Dank Markus und Dieter!
Und nun die lange Version für alle anderen: Ich hatte mir aufgrund der relativ langen Anreise drei Tage Urlaub gegönnt, beginnend mit der Anfahrt mittwochs, die sich dann wegen diverser Staus auf A6/61 zu einem 7-stündigen Landstraßencruisen über schwäbische Alb und Odenwald ausdehnte. :) Um 9 Uhr abends war ich dann in Ahrweiler - übrigens mein Tipp für die Übernachtung in schönem altstädtischen Flair - allerdings habe ich den Altersdurchschnitt im Ort gefühlt um mindestens die Hälfte gesenkt.
Zu allem Überfluss wurden trotz noch weit jenseits der 20°C dann schon um 22 Uhr die Bürgerstei..., äh, Stühle und Tische vor und in den Restaurants und Bars zusammen geklappt.
Okay, dann halt früh ins Bett, schließlich stand ja um 8 Uhr schon Gimmigen auf der Agenda.
Dort wurde ich von Markus sehr freundlich empfangen. Neben seinen unbestrittenen fachlichen Qualitäten ist auch seine Freundlichkeit und Höflichkeit nicht unbedingt Standard in der Branche, da kann sich so manche KFZ-Werkstatt mal eine dicke Scheibe abschneiden.
Außer meinem Zetti war auch noch ein e85M zur Abstimmung da. Kurze nette Unterhaltung mit dem Besitzerpärchen aus dem Südwesten (beide auch hier aktiv), übrigens ganz ohne das hier im Forum obligatorische e85/e89 Gestänkere. Noch eine Scheibe zum Abschneiden, diesmal für den ein oder anderen hier...
Den Tag verbrachte ich im sehenswerten Ahrtal, Details sind jetzt aber doch eher was für ein Wanderforum...
Um halb fünf holte ich den Wagen wieder ab, Dieter kam gerade mit dem Z4M und dem sehr begeisterten Besitzer auf dem Beifahrersitz von der Probefahrt zurück. Ich kannte Dieter ja vorher nicht persönlich, sondern nur von seinen Beiträgen hier und den Bildern vom Rennteam. Gut, daß die vielen begeisterten Berichte hier im Thread Vertrauen geschaffen hatten, immerhin vertraute ich ja gleich einem Unbekannten meinen Wagen und meine Gesundheit an. Das gilt natürlich auch umgekehrt; schlimmer noch, Dieter setzt sich ja auch ständig zu Leuten ins Auto, von deren Fahrstilen und -künsten er vorher gar nichts weiß, da gehört schon ein bisschen Mut dazu und die ganze von ihm initiierte Fahrwerksaktion für uns hier verdient gleich noch mal weiteren Respekt.
Wir fuhren los und Dieter erklärte mir sehr anschaulich worauf es bei Fahrer und Auto beim zügigen Kurvenfahren ankommt. Das alles klar und nachvollziehbar, zumal für einen Ingenieur. (Bin zwar branchenfremd, aber Kinematik hatten wir ja alle mal auf dem Stundenplan.) Er gab mir nun hilfreiche Tipps für den Fahrstil zur Umsetzung der Theorie in die Praxis und damit die Hausaufgaben für die nächsten Tage und Wochen: Üben, bis das Gelernte so in Fleisch und Blut übergegangen ist wie das Treten der Kupplung beim Schalten. Mir selbst fiel zunächst mal das straffere Fahrwerk auf, das aber nicht unkomfortabel ist. Beim Einlenkverhalten bei
niedriger Geschwindigkeit stellte ich erst mal keinen nennenswerten Unterschied fest. Ich fuhr auch sehr verhalten, da ich vor allem die Strecke nicht kannte aber auch ein bisschen Respekt vor dem neuen Fahrwerk inkl. Abstimmung bzw. dessen unbekanntem Verhalten hatte.
Letzteres war unnötig... :) Dieter half mir indem er mir die Geschwindigkeit für die nächste Kurve vorgab. Ich kannte die Kurve und ihren Verlauf nicht, sah aber schon eng aus. 'Bist Du sicher?' dachte ich mir noch, vertraute aber darauf, daß Dieter sicher auch als Beifahrer genauso unversehrt durch diese Kurve kommen wollte.
Die Kurve war eng, aber - wow - der Zetti fuhr auf Schienen!
Und er lag wie ein Brett, er neigte sich fast kaum!
Wäre ich diese Kurve mit dem alten Setup mit dieser Geschwindigkeit gefahren, selbst wenn es eine mir bekannte Kurve gewesen wäre? Sicher nicht!
Der erste Wow-Effekt!
Trotzdem "schlich" ich weiter über die unbekannte Strecke und Dieter musste befürchten, nicht mehr pünktlich zu seinem Feierabend zu kommen...
Nach einer Weile tauschten wir die Plätze und Dieter fuhr die Strecke zurück. Diese war zum Teil noch leicht feucht vom mittäglichen Gewitter und die Reifen konnten daher nicht den maximalen Grip aufbauen, aber die Fahrt zurück wird mir auch so lange in Erinnerung bleiben. Was Dieter nun nämlich mit dem Auto machte ist einfach phänomenal, zumal für jemanden wie mich, der mit dem Rennsport bisher keinerlei Berührung hatte, vom Zuschauen mal abgesehen. Jetzt bekam ich gezeigt, was Markus aus dem Auto gemacht hat, und die Kurvengeschwindigkeiten sind unglaublich!
Der zweite Wow-Effekt.
Dabei erklärte Dieter
in aller Ruhe (!) wie er gerade die Kurven nimmt und Bremsen, Lenken und Gasgeben aufeinander abstimmt. Eine Ruhe, als würde er das Auto nicht in der Nähe des Limits sondern auf der Fahrt zum Bäcker in der verkehrsberuhigten Zone bewegen.
Ich hätte da mit patschnassen Händchen hinter dem Steuer gesessen, wenn ich nicht schon längst abgeflogen wäre.
Stattdessen saß ich seelenruhig auf dem Beifahrersitz und staunte, wie mein Auto da förmlich um die Kurven flog und dabei auf der Straße klebte.
Ich?
Seelenruhig? Auf dem Beifahrersitz von
meinem Auto? Bei
der Fahrt???
Ich war jetzt über mich selbst erstaunt, denn der Mann da links neben mir genoss ein Vertrauen, daß ich sonst nur den Piloten etablierter Fluggesellschaften entgegen bringe.
Und so konnte ich die Fahrt geniessen und weiß jetzt, welche Reserven in dem Auto stecken. Die Vorfreude auf heimisches Terrain wuchs mit jeder Kurve. :) Vorher zeigte mir Dieter an einer nun trockenen Autobahnauffahrt inklusiver hängender Kurve noch eindrucksvoll die neuen echten Grenzen des Autos und wenn wir offen gefahren wären hätte der Fahrtwind laut an meinem offenen Mund gepfiffen.
(Immerhin erschliesst sich mir nun auch der Sinn dieser ambivalenten Mischung aus Gesichtsfarbe und -ausdruck dieses Smileys:
) Dieter hatte sichtlich Spaß mit dem Auto, auch nach der x-ten Abstimmungsfahrt mit dem y-ten e89.
Nach meiner Verabschiedung von Dieter und Markus fuhr ich für das Wochenende in meine alte Heimat nach Osthessen um Eltern und Freunde zu besuchen und den "neuen" Zetti auf bekanntem Terrain zu bewegen. Irgendwann kam dann der erste übersichtliche Kreisverkehr, Zeit mal was zu probieren und Dieters Fahrtipps bei relativ geringem Tempo umzusetzen. Und siehe da: Kein Wanken mehr, kein Aufschaukeln beim Rausfahren, der Zetti bleibt sehr sauber auf der Linie; nach und nach realisiere ich, was sich da alles geändert hat. Den dritten Wow-Effekt hatte ich dann auf der Autobahn bei Tempo jenseits der 200 km/h. Das Auto liegt wie ein Brett auf der Strasse, die frühere Schwammigkeit, die sich ab diesem Tempo störend breit machte, ist passé. Es fühlt sich einfach sicherer an. :)
In meiner alten Heimat angekommen lockten dann endlich bekannte Landstrassen und damit die erste Chance, das neue Setup zusammen mit Dieters Tipps an schon oft gefahrenen Kurven zu testen. Im Rahmen meiner Möglichkeiten natürlich. :) Und die liegen jetzt weit unter denen, die das Auto bietet, das war vorher definitiv anders. Das war der vierte und schönste Wow-Effekt, für den ich die ganze Aktion gemacht habe. Freitag und Samstag habe ich den Zetti dann ausgiebig in der Rhön getestet.
Bekannte Straßen, bekannte Kurven, ungeahntes Fahrverhalten: Spursicher, kein Aufschaukeln mehr, schnelle S-Kurven sind jetzt möglich, kurzum, es macht einfach Spaß! :) Daher nochmal vielen Dank an Markus und Dieter für die Abstimmung und diese ganze Aktion hier.
Nun freue ich mich auf meine Hausstrecke zur Arbeit; meine mit dem Zetti meistgefahrene und daher ulitmative Vorher/Nachher-Vergleichsstrecke...