Hell046
macht Rennlizenz
- Registriert
- 7 Mai 2014
- Wagen
- BMW Z4 e86 coupé 3,0si
Heute mal eine kurze Anleitung wie man den ABS/ESP Hydraulikblock ausgebaut bekommt. Da mein Pumpenmotor nicht mehr laufen wollte, musste die ganze Einheit für die Reparatur ausgebaut werden. Die Reparaturanleitung für den Pumpenmotor kommt separat: http://www.zroadster.com/forum/index.php?threads/e85-86-abs-esp-hydraulikeinheit-ausbauen.134098/
Kurz zur Hydraulikeinheit: Die Hydraulikeinheit ist dafür zuständig über Ventile jedes Rad einzeln über die Bremsleitungen ansteuern zu können. Der Hauptbremszylinder ist mit dem Hydraulikblock verbunden. Der Block an sich beinhaltet diverse Magnetventile und für jedes Rad einen einzelnen Ausgang. Meistens, so wie in unserem Fall, ist am Hydraulikblock auch gleich das Steuergerät dran. Zusätzlich ist ein Elektromotor angeflanscht der die Pumpe antreibt. Muss das ESP regeln oder das ABS, startet die Pumpe und baut Druck auf. Im Zusammenspiel mit den Ventilen kann jede Bremse am Rad einzeln geöffnet und wieder geschlossen werden.
Zum Eigentlichen...
Machen wir uns erstmal einen Überblick wo der Übeltäter sitzt. Bei uns im Motorraum direkt unter dem Bremsflüssigkeitsbehälter und Hauptbremszylinder. Von vorne auf den Motor schauend hinten rechts.
Das ganze liegt leider etwas versteckt weiter unten im Motorraum.
1. Es empfiehlt sich den Luftfilterkasten samt Leitungen zur Drosselklappe zu demontieren. Ebenso ist es hilfreich den Resonator für den Innenraum zu entfernen. Luftfilterkasten aufklipsen, Schlauchschellen lösen und innen sieht man dann schon, dass der Luftfilterkasten nur mit Gummitüllen gesteckt ist. Verschlauchung abmontieren ist trivial, Schlauchschellen lösen und abziehen. Stecker vom Luftmassenmesser ab machen und das wars.
2. Nachdem man jetzt einen guten Blick auf die Hydraulikeinheit hat, muss man ans Radhaus. Wagen aufbocken und Rad vorne links entfernen. Dann muss die Radhausverkleidung entfernt werden. Hierzu alle sichtbaren Schrauben (8mm Nuss) entfernen und die Clips an der Frontschürze. Achtung, unter dem Schweller sind noch zwei Schrauben. Danach Radhaus einfach heraus nehmen, kann etwas störrisch sein.
Jetzt kommen wir gut an den Halter von der Einheit ran.
3. Ich empfehle dringend die Bremsleitungen und Anschlüsse zu beschriften! Ich habe dafür buntes Isolierband genommen, jede Leitung und jeder Anschluss hat eine eigene Farbe bekommen damit ich später weiß, welche Leitung wo dran kommt. Ein Vertauschen wäre fatal, also sorgfältig arbeiten.
4. Bremspedal durchdrücken und in dieser Position blockieren. Somit wird die Rücklaufbohrung im Hauptbremszylinder verschlossen und es läuft nicht die ganze Flüssigkeit aus. Erleichtert natürlich auch enorm das Entlüften später. Da ich keinen speziellen Klemmer hatte und den Sitz nicht eindrücken wollte habe ich eine lange Holzlatte genommen und es unten am Sitz eingeklemmt. Unter dem Sitz verlaufen Querstreben aus Stahl, dort kann man es gegen klemmen. Bitte ordentlich einklemmen, weil wenn die Leitungen gelöst werden und der Druck im System nachlässt (da Leitungen offen) dann sackt das Bremspedal evtl. etwas weiter ein.
5. Stecker am Steuergerät des Hydraulikblocks entfernen. Der hat eine Lasche die man nach oben ziehen muss, dann kommt der Stecker schon von alleine raus. Jetzt können alle 6 Bremsleitungen abgeschraubt werden. 11mm Gabelschlüssel und am besten gleich genug Tücher parat haben. Da durch das gedrückte Pedal Druck auf dem System ist, kommt ein wenig an Bremsflüssigkeit aus den ersten Leitungen raus. Einfach alle Leitungen abschrauben.
Hinweis: Bremsflüssigkeit ist äußerst aggressiv. Hände schnell abwaschen oder gleich Handschuhe anziehen. Bremsflüssigkeit ätzt auch sehr schnell den Lack weg, also vorsichtig arbeiten.
6. Die Schraube vom Halter der Einheit lösen (10mm Nuss). Die andere Seite wie auf dem Bild vom Radhaus zu sehen ist wieder nur in Gummitüllen gesteckt. Hier einfach vorsichtig den Halter aushebeln. Dann solltet ihr schon die ganze Einheit mit Halter in der Hand halten. Bremsleitungen bei Bedarf etwas weg drücken.
So sieht die ganze Einheit dann aus wenn sie draußen ist. Nun könnt ihr bei einem Defekt der Pumpe diese weiter zerlegen. Dafür gibt es dann eine eigene Anleitung die ich noch schreibe. (Siehe Verlinkung am Anfang)
Einbau:
Habt ihr eure Arbeiten erledigt oder wollt den Block tauschen könnt ihr diesen nun wieder einbauen. Dazu den Halter (falls demontiert) wieder anschrauben (3x 10mm Nuss). Das ganze dann im Auto einbauen. Leitungen anschrauben und demontierte Teile wieder komplettieren gemäß Ausbauanleitung.
Nun müsst ihr die ganze Einheit und das Bremssystem akribisch entlüften. Solltet ihr den Hydraulikblock getauscht haben muss es neu kalibriert werden wenn ihr euer Steuergerät übernehmt. Sollte ein neuer Block mit neuem Steuergerät rein kommen, muss wenigstens das Steuergerät passend auf das Fahrzeug codiert werden.
Entlüften:
Für das Entlüften sollte ein spezielles Gerät vorhanden sein. Dieses setzt das Bremsystem unter ca. 2 bar Druck und pumpt auch gleichzeitig neue Bremsflüssigkeit oben am Behälter nach. Erst sollte kurz das System gespült werden. Dazu die Entlüftungsnippel an den Rädern nacheinander öffnen. Die Reihenfolge ist immer hinten rechts, hinten links, vorne rechts und vorne links. Von der längsten Leitung zur kürzesten.
Nach dem Spüldurchgang muss zusätzlich ein Tester angeschlossen werden. Bei BMW wird eine Entlüftungsroutine gestartet, wobei die Pumpe angesteuert wird sowie die Ventile geöffnet werden. Durch ein normales Spülen bekommt man die Luft nicht aus den Ventilen raus!
Ich musste das ganze mehrmals machen da sich die Luft hartnäckig im System gehalten hat. Das Bremspedal bei der Entlüftung drücken um die Fließgeschwindigkeit zu steigern kann sehr hilfreich sein.
Fertig
Eine Probefahrt empfiehlt sich. Wenn das Pedal etwas weich wirkt oder auf dem ersten Stück sehr weich ist habt ihr wahrscheinlich noch Luft im System. War bei mir leider so. Eine fahrt mit Bremsungen im ABS Bereich kann auch hilfreich sein. Danach konnte ich beim Spülen alle Blasen aus dem System holen. Das Pedal sollte dann wieder knackig sein und der Bremsweg kurz.
Natürlich sind alle Angaben ohne Garantie auf Richtigkeit und Gewähr. Das Copyright aller Bilder liegt bei mir und die Arbeit wurde an einem E86 Coupe mit 3.0si Motor durchgeführt.
Kurz zur Hydraulikeinheit: Die Hydraulikeinheit ist dafür zuständig über Ventile jedes Rad einzeln über die Bremsleitungen ansteuern zu können. Der Hauptbremszylinder ist mit dem Hydraulikblock verbunden. Der Block an sich beinhaltet diverse Magnetventile und für jedes Rad einen einzelnen Ausgang. Meistens, so wie in unserem Fall, ist am Hydraulikblock auch gleich das Steuergerät dran. Zusätzlich ist ein Elektromotor angeflanscht der die Pumpe antreibt. Muss das ESP regeln oder das ABS, startet die Pumpe und baut Druck auf. Im Zusammenspiel mit den Ventilen kann jede Bremse am Rad einzeln geöffnet und wieder geschlossen werden.
Zum Eigentlichen...
Machen wir uns erstmal einen Überblick wo der Übeltäter sitzt. Bei uns im Motorraum direkt unter dem Bremsflüssigkeitsbehälter und Hauptbremszylinder. Von vorne auf den Motor schauend hinten rechts.
Das ganze liegt leider etwas versteckt weiter unten im Motorraum.
1. Es empfiehlt sich den Luftfilterkasten samt Leitungen zur Drosselklappe zu demontieren. Ebenso ist es hilfreich den Resonator für den Innenraum zu entfernen. Luftfilterkasten aufklipsen, Schlauchschellen lösen und innen sieht man dann schon, dass der Luftfilterkasten nur mit Gummitüllen gesteckt ist. Verschlauchung abmontieren ist trivial, Schlauchschellen lösen und abziehen. Stecker vom Luftmassenmesser ab machen und das wars.
2. Nachdem man jetzt einen guten Blick auf die Hydraulikeinheit hat, muss man ans Radhaus. Wagen aufbocken und Rad vorne links entfernen. Dann muss die Radhausverkleidung entfernt werden. Hierzu alle sichtbaren Schrauben (8mm Nuss) entfernen und die Clips an der Frontschürze. Achtung, unter dem Schweller sind noch zwei Schrauben. Danach Radhaus einfach heraus nehmen, kann etwas störrisch sein.
Jetzt kommen wir gut an den Halter von der Einheit ran.
3. Ich empfehle dringend die Bremsleitungen und Anschlüsse zu beschriften! Ich habe dafür buntes Isolierband genommen, jede Leitung und jeder Anschluss hat eine eigene Farbe bekommen damit ich später weiß, welche Leitung wo dran kommt. Ein Vertauschen wäre fatal, also sorgfältig arbeiten.
4. Bremspedal durchdrücken und in dieser Position blockieren. Somit wird die Rücklaufbohrung im Hauptbremszylinder verschlossen und es läuft nicht die ganze Flüssigkeit aus. Erleichtert natürlich auch enorm das Entlüften später. Da ich keinen speziellen Klemmer hatte und den Sitz nicht eindrücken wollte habe ich eine lange Holzlatte genommen und es unten am Sitz eingeklemmt. Unter dem Sitz verlaufen Querstreben aus Stahl, dort kann man es gegen klemmen. Bitte ordentlich einklemmen, weil wenn die Leitungen gelöst werden und der Druck im System nachlässt (da Leitungen offen) dann sackt das Bremspedal evtl. etwas weiter ein.
5. Stecker am Steuergerät des Hydraulikblocks entfernen. Der hat eine Lasche die man nach oben ziehen muss, dann kommt der Stecker schon von alleine raus. Jetzt können alle 6 Bremsleitungen abgeschraubt werden. 11mm Gabelschlüssel und am besten gleich genug Tücher parat haben. Da durch das gedrückte Pedal Druck auf dem System ist, kommt ein wenig an Bremsflüssigkeit aus den ersten Leitungen raus. Einfach alle Leitungen abschrauben.
Hinweis: Bremsflüssigkeit ist äußerst aggressiv. Hände schnell abwaschen oder gleich Handschuhe anziehen. Bremsflüssigkeit ätzt auch sehr schnell den Lack weg, also vorsichtig arbeiten.
6. Die Schraube vom Halter der Einheit lösen (10mm Nuss). Die andere Seite wie auf dem Bild vom Radhaus zu sehen ist wieder nur in Gummitüllen gesteckt. Hier einfach vorsichtig den Halter aushebeln. Dann solltet ihr schon die ganze Einheit mit Halter in der Hand halten. Bremsleitungen bei Bedarf etwas weg drücken.
So sieht die ganze Einheit dann aus wenn sie draußen ist. Nun könnt ihr bei einem Defekt der Pumpe diese weiter zerlegen. Dafür gibt es dann eine eigene Anleitung die ich noch schreibe. (Siehe Verlinkung am Anfang)
Einbau:
Habt ihr eure Arbeiten erledigt oder wollt den Block tauschen könnt ihr diesen nun wieder einbauen. Dazu den Halter (falls demontiert) wieder anschrauben (3x 10mm Nuss). Das ganze dann im Auto einbauen. Leitungen anschrauben und demontierte Teile wieder komplettieren gemäß Ausbauanleitung.
Nun müsst ihr die ganze Einheit und das Bremssystem akribisch entlüften. Solltet ihr den Hydraulikblock getauscht haben muss es neu kalibriert werden wenn ihr euer Steuergerät übernehmt. Sollte ein neuer Block mit neuem Steuergerät rein kommen, muss wenigstens das Steuergerät passend auf das Fahrzeug codiert werden.
Entlüften:
Für das Entlüften sollte ein spezielles Gerät vorhanden sein. Dieses setzt das Bremsystem unter ca. 2 bar Druck und pumpt auch gleichzeitig neue Bremsflüssigkeit oben am Behälter nach. Erst sollte kurz das System gespült werden. Dazu die Entlüftungsnippel an den Rädern nacheinander öffnen. Die Reihenfolge ist immer hinten rechts, hinten links, vorne rechts und vorne links. Von der längsten Leitung zur kürzesten.
Nach dem Spüldurchgang muss zusätzlich ein Tester angeschlossen werden. Bei BMW wird eine Entlüftungsroutine gestartet, wobei die Pumpe angesteuert wird sowie die Ventile geöffnet werden. Durch ein normales Spülen bekommt man die Luft nicht aus den Ventilen raus!
Ich musste das ganze mehrmals machen da sich die Luft hartnäckig im System gehalten hat. Das Bremspedal bei der Entlüftung drücken um die Fließgeschwindigkeit zu steigern kann sehr hilfreich sein.
Fertig
Eine Probefahrt empfiehlt sich. Wenn das Pedal etwas weich wirkt oder auf dem ersten Stück sehr weich ist habt ihr wahrscheinlich noch Luft im System. War bei mir leider so. Eine fahrt mit Bremsungen im ABS Bereich kann auch hilfreich sein. Danach konnte ich beim Spülen alle Blasen aus dem System holen. Das Pedal sollte dann wieder knackig sein und der Bremsweg kurz.Natürlich sind alle Angaben ohne Garantie auf Richtigkeit und Gewähr. Das Copyright aller Bilder liegt bei mir und die Arbeit wurde an einem E86 Coupe mit 3.0si Motor durchgeführt.
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