Nach nunmehr einer ganzen Reihe von E89-Modellen, die Markus abgestimmt, und die wir beide gefahren sind, verstehen wir das Auto schon recht gut, denke ich. Wir haben bewiesen, dass es möglich ist, den E89 so einzustellen, dass er erheblich fahraktiver und wendiger wird. Dazu werden bewußt Werksvorgaben für bestimmte Einstellungen ignoriert, und die gegebenen Einstelltoleranzen ausgenutzt bzw. auch ausgeweitet.
Nun bleibt die Frage, was kann man machen ohne eine solche Individualabstimmung. Es gibt ja verschiedene Gründe, warum jemand sein Auto nicht verändern lassen möchte, angefangen von Garantiebedenken über Wiederverkauf bis hin zur Gattin, die ja nichts davon merken sollte, dass man was am Auto hat ändern lassen. Abgesehen davon sind unsere Kapazitäten begrenzt, und diese Aktion wird nicht unbegrenzt weiterlaufen können.
Das Fahrverhalten des E89 im Serienzustand ist hinreichend bekannt. Wir sehen im Wesentlichen zwei Ursachen für dieses Verhalten, die vom Hersteller bewußt so angelegt wurden. Das eine ist die vorgegebene Achsabstimmung (Spur, Sturz, Nachlauf, Lenkrollradius, Spreizung etc), das andere ist die Abstimmung bzw. das Grundverhalten des adaptiven Fahrwerks.
Beides ist verantwortlich für das untersteuernde Fahrverhalten. Ein untersteuernd ausgelegtes Auto ist sicherer als ein neutrales oder übersteuerndes, das steht außer Frage. BMW hat hier meiner Meinung nach etwas zu viel des Guten getan. Dieses Fahrverhalten wäre bei allen Limousinen des Konzerns tolerierbar, auch wenn es nicht wirklich in der Tradition früherer Modelle liegt, und schon gar nicht im Rahmen dessen, was man von einem sportlichen Roadster erwarten würde. Die Gewichtszunahme tut ein Übriges dazu, diesen Effekt zu verstärken.
Wenn nun also alles so vorbereitet ist, dass das Auto gar nicht anders kann als zu untersteuern, was bringen dann Umbauten von Federn und Stabis?
Die H&R-Stabis reduzieren die recht starke Wankneigung des E89. Das fühlt sich besser an in der Kurve, weil der Aufbau nicht so stark schwankt. Auf die erreichbaren Kurvengeschwindigkeiten hat das aber keinen großen Einfluss, außer in schnellen Wechselkurven.
Die Eibach-Federn helfen ebenfalls dabei, den Aufbau zu stabilisieren. Weiterhin verlagern sie das Gewicht mehr auf die Vorderachse und mildern die Untersteuerneigung durch höhere Federraten auf der Hinterachse etwas. Die Hinterachse wird dadurch fester und verliert im Verhältnis etwas mechanischen Grip, der den Vorderrädern zugute kommt.
Aufgrund der Achskinematik verändern sich die Sturz- und Spurwerte durch die Tieferlegung so gut wie nicht. Dieser Effekt wurde beim E85 ausgenutzt, um mehr Grip zu bekommen, das entfällt hier.
Besonders ein 35i/is wird sich mit Stabis und Federn besser fahren, einfach weil der Aufbau ruhiger wird und damit die Reifen nicht noch zusätzlich belastet in der Kurve.
Als Radikalkur könnte man ein KW-Fahrwerk verbauen, so dass auch andere Dämpfer zum Einsatz kämen. Darüber läßt sich - fachmännische Abstimmung vorausgesetzt - sicher noch einiges holen, notwendig ist es aber eher nicht. Gerade hier wäre dann eine andere Achsabstimmung sehr hilfreich.
Weiterhin bringen entsprechend gute non-RFT-Reifen ein echtes Plus in den Kurven, einfach weil sie weichere Flanken haben und einen höheren Grip. Die Möglichkeiten der Reifen werden zwar mit der Serienabstimmung bei weitem nicht ausgenutzt, aber sie sind auf jeden Fall besser als die RFT.
Wird das Auto allerdings gut abgestimmt, lassen sich auch mit den RFT hervorragende Fahrergebnisse erzielen.
Alle Maßnahmen werden aber letztlich das Grundproblem nicht lösen können, solange die Achseinstellung so bleibt, wie sie ist. Hier liegt der Kern des "Übels" begraben. BMW hat die Hinterachse extrem fest ausgelegt, was durch die Reaktionen des AFW noch unterstützt wird. Dagegen ist die Vorderachse so ausgelegt, dass sie nur wenig mechanischen Grip aufbauen kann, sie ist "lose".
Der Einsatz von Stabis und/oder Federn wird also das Problem ein wenig nach oben verschieben, aber nicht beseitigen. Dazu muss eine Achseinstellung genutzt werden, wie sie auch bei früheren BMW-Modellen vom Grundprinzip her vorhanden war. Erst dann kann die Vorderachse so "griffig" gemacht werden, dass sich der Charakter des E89 ändert. Allerdings lassen sich Einstellungen früherer Modelle ncht auf den E89 übertragen, da die Achsen vollständig anders sind.
Bitte nicht so verstehen, als ob es so einfach wäre "so mal 2° Sturz rundum" zu fahren. Das ist der falsche Weg. Ich rate nach wie vor davon ab, in diesem Bereich Experimente zu machen. Wird etwas falsch eingestellt, dann kann man leicht schon auf der Probefahrt abfliegen.
Als letzten Hinweis für die Besitzer, die ihr Auto nicht abstimmen lassen wollen/können/dürfen, habe ich noch mal den Tipp mit der Kurventechnik.
Das Gewicht muß um die Kurve bewegt werden. Hier geht es nicht um einen 800 kg-Kadett oder eine Elise, sondern um 1.600 bis 1.800 kg incl Fahrer und Sprit, die recht unwillig auf Richtungsänderungen reagieren. Da ist rundes, weiches Fahren angesagt.
Stellt es Euch einfach so vor: Wenn ich Euch sagen würde "nimm mal diesen Kartoffelsack, aber paß auf, das sind 50 kg", dann wärt Ihr gut vorbereitet und könntet wohl ohne Probleme den Kartoffelsack tragen. Ruf ich aber einfach "Hier, fang!" und werfe Euch unvorbereitet den 50kg-Sack in die Arme, werdet Ihr (so wie ich auch) taumeln oder umfallen.
Nicht anders verhält es sich mit dem Kurvenfahren. Ein Reifen kann und muss enorme Lasten übertragen. Kommen aber jetzt Spitzen dazu durch heftiges Bremsen, Herumreißen am Lenkrad oder plötzliches Gasgeben, dann muss er einfach aufgeben. Versucht einfach, rund in die Kurve hineinzufahren mit einer Geschwindigkeit, von der Ihr genau wißt, dass Ihr damit durch die ganze Kurve kommt ohne Korrektur. Spürt dabei, was die Vorderräder machen. Wenn sie anfangen zu rutschen, seid Ihr zu schnell. Haltet die Räder am Rollen. Wenn Ihr dafür ein Gefühl entwickelt habt, fangt langsam an, in der Kurve aufs Gas zu treten. Also nicht Knall auf Fall, sondern progressiv, um die Last nicht schlagartig, sondern sanfter aufzubauen.
Dann läßt sich das Auto auch im Serienzustand noch einigermaßen fahren. Jeder hektische Aktion in der Kurve führt nur dazu, dass die Reifen abreißen und das Auto irgendwie durch die Kurve rutscht.