Ich hab mich gestern Nachmittag an den Bremsenwechsel an der HA gewagt.
Die Tage davor hatte ich Franks Anleitung quasi auswendig gelernt.
Vorgeschichte:
http://www.zroadster.com/forum/index.php?threads/bremsenwechsel-e85-in-köln.108675/page-2#post-2320341
Bei Post #16 geht's los.
Ich will hier meine Erfahrungen schildern und Besonderheiten hervorheben, die bei Frank nicht so vorhanden waren.
Das Auto habe ich mittels Wagenheber angehoben und mittels Unterstellbock gesichert - damit ich ohne Angst etwas Gewalt anwenden konnte.
Angefangen wurde links.
Die linke Radnabe wurde bereits nach Demonatage des Rads, also so früh wie möglich mit Stahlbürste und mit WD40 behandelt, da ich bereits erwartet habe, dass sich die Scheiben aufgrund der fortgeschrittenen Korrosion schwer lösen lassen.
Bis zur Abnahme der Bremsscheibe lief alles problemfrei.
Wie bei Frank wollte sich die Scheibe nicht von der Nabe lösen. Ich benutzte, zum Schutz der Radlager einen Gummihammer. Dennoch bewegte sich die Bremsscheibe keinen mm.
Mit einem kleinen (eigentlich für die Küche ausgelegten) Gasbrenner wurde die Bremsscheibe erwärmt. Anschließend nochmal WD40 und die Scheibe hat sich mit Schlägen des Gummihammers gelöst. Die Montage der neuen Teile lief problemlos.
Die meisten Schrauben waren sehr fest, aber mit leichten (!) Schlägen mit dem Gummihammer waren alle gut zu lösen.
Dann kam die rechte Seite.
Auch hier: Bis zur Abnahme der Bremsscheibe keinerlei Probleme.
Die Bremsscheibe saß noch fester als auf der anderen Seite. Auch ein Erwärmen brachte zunächst keine Besserung.
Mit steigender Gewalt (immer das arme Radlager im Hinterkopf...) konnte ich die Bremsscheibe nach 10-15 Minuten von der Radnabe lösen.
Super, das schwierigste ist geschafft - dachte ich.
Die Scheibe hing jedoch noch an den Handbrems-Bremsbacken. Also habe ich versucht, die Scheibe durch Drehen und leichtes Ziehen endgültig zu lösen.
Das wollte nicht so funktionieren. Also stärker gezogen. Irgendwann habe ich gemerkt, dass die Handbrems-Bremsbacken immer noch in der Bremsscheibe hingen, obwohl die Bremsscheibe bereits einige cm von der Nabe entfernt war - sicher nicht gesund...
Ich konnte die Bremsbacken irgendwann lösen.
Was war passiert:
Die Feststellbrems-Backen sind axial nur mit zwei "federnden Stiften" im Hitzeschutzblech der Bremse befestigt:
http://www.leebmann24.de/bmw-ersatzteile/#!lang=&marke=BMW&mospid=47795&hg=34&btnr=34_1293&vin= diese Stifte/Federn haben keine eigene Teilenummer, sind aber auf der Explosionszeichnung ganz rechts zu sehen.
Diese Stifte sind am vorderen Ende länglich. Als Aufnahme dient ein Schlitz im Hitzeschutzblech. Wenn das längliche Ende des Stifts hinter dem Blech ist wird der Stift um 90° gedreht und zusammen mit der Federspannung hält das (in axialer Richtung wirken ja fast keine Kräfte).
Anscheinend haben sich die Bremsbacken so in der Bremsscheibe verhakt, dass ich diese Stifte/Federn durch das stark verrosteten Hitzeschutzblech gezogen habe. Das Blech hatte also keine Schlitze mehr als Aufnahme sondern nahezu runde Löcher.
Ich konnte diese Stifte/Federn nach einiger Fummelei wieder im Hitzeschutzblech fixieren (Löcher waren eben noch nicht ganz rund) - im Bewusstsein, dass diese wahrscheinlich nicht mit der geforderten Stabilität sitzen, da . Aber hatte ja keine Wahl - ein neues Hitzeschutzblech hatte ich nicht zur Hand.
Restlicher Einbau war problemlos.
Probefahrt:
30 km Land-/Bundesstraße. Eins vorab: Die Bremsen funktionieren einwandfrei, Tragebild nach 30 km rechts/links gleichmäßig.
Bereits bei Beginn dachte ich mir, dass der Z4 nicht mehr so leichtgängig rollt wie bisher. Auch war ohne Bremsbetätigung bei sehr niedrigen Geschwindigkeiten (kleiner 20 km/h) manchmal ein Quitschen zu hören. Betätigung der normalen Bremse: Keine Änderung. Betätigung der Handbremse: Quitschen verschwindet.
Kontrolle der Temperatur der Bremsen: Hinten rechts deutlich wärmer als hinten links.
Durchschnittsverbrauch wurde für die Fahrt zurück gesetzt. Spritverbrauch 0,5-1,0 l/100km höher als es für diese Fahrt üblich wäre.
Ich vermute natürlich, dass es an der Feststellbremse liegt, da das Tragebild der normalen Bremse sehr gleichmäßig ist - zumindest auf den für mich sichtbaren, äußeren Seiten.
Deshalb habe ich mir jetzt ein neues Blech bestellt, sowie einen neuen "Federsatz", der die Stifte beinhaltete (abgesehen von den Belägen sah die Feststellbremse innen recht vergammelt aus - schadet also sicher nicht).
Was habe ich verwendet?
1 x Bremsbelagsatz Textar epad
2 x Bremsscheibe (92146003, Textar) -> HA, beschichtet (hochgekohlt gibts von Textar nicht für die HA)
1 x Keramik-Paste 50g-Tube (3418, LIQUIMOLY)
1 x CAR 1 BREMSENREINIGER SPRAY 500ML UN1950 Druckgaspackungen
Da es bereits 20:30 Uhr war, Bayern gegen Juve also schon fast angefangen hat und es natürlich stockdunkel war hatte ich absolut keine Lust mehr, den Bremsbelagfühler zu montieren.
Ist in meinem Fall insbesondere hinten auch nicht wirklich nötig - nach 47.000 km kann ich die hinteren Beläge fast als neu verkaufen (siehe Bilder - da sind die alten Beläge zu sehen - nicht die Neuen
). Ich vermute stark, dass der nächste Wechsel wieder aufgrund von verrosteten Scheiben stattfinden wird und nicht, weil die Beläge runter sind. Außerdem werden die ja spätestens zweimal im Jahr beim Reifenwechsel sichtgeprüft.
Wenn ich Lust hab, dann montier ich den Fühler, wenn ich die Feststellbremse repariere.
Die Federn, die die äußeren Bremsbeläge sichern hatte ich auch bestellt. Da die Alten nur oberflächlich verrostet waren und noch einen guten Eindruck machten habe ich diese wieder verwendet.
Ich werde nach dem Einbau nochmal berichten.
Was ich gelernt habe:
- ZEIT für Arbeiten am Auto nehmen. Ich habe 3:15 Stunden gebraucht, inkl. Vorbereitung, Aufräumen und 4 Reifen wechseln (ja, ich hab meine Sommerreifen bereits gestern montiert - es steht mir ja fast immer ein Ausweichauto zur Verfügung). Die 3:15 beinhalten NICHT Räder waschen und einlagern.
- Gewalt ist eine Lösung, aber nur in Maßen.
- Handbremse vor der Demontage lockern. Man kann es ja zunächst ohne Lockern versuchen, aber wenn die Scheibe klemmt, dann Handbremse lockern.
Danke nochmal an Alle, die mir beim Bremsenwechsel mit Ratschlägen geholfen haben!
Grüße,
Pascal