Also...nach ca. 1,5 Jahren sind wir jetzt knapp 5000 km mit dem "Stang" gefahren... Nicht wirklich viel. Aber es ist ausschließlich ein Spaßauto und wird nicht im Alltag bewegt. Und mit zunehmendem Alter verschieben sich halt einfach auch die Prioritäten. Wenn ich mal frei habe, fahre ich nicht -wie häufig früher mit dem Zetti- in die Berge zum Passstraßenfahren, sondern verbringe die Zeit lieber mit der Familie.
Aber der Shelby (bzw. Mustang) ist wirklich etwas Besonders, nicht nur ein Auto, sondern weit mehr als das. Es ist eine Lebenseinstellung. Ein Statement. Und als solches freue ich mich auch, wenn ich nicht im Shelby unterwegs bin. Ein Shelby-Fahrer bleibt auch im Zetti gefühlt ein Shelby-Fahrer...
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Das ist zwar eine kindliche Sichtweise...aber ich lebe das Kind in mir gerne aus...
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Wenn ich den Mustang- und Camaro-Thread so verfolge, dann stelle ich auch fest, dass es nicht nur mir so ergeht. "Back-to-Z" hat es ja komplett infiziert - das Mustang-Gefühl
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Ich will mal beschreiben, was das Gefühl ausmacht:
Es geht schon beim Einsteigen los. Garage auf, aufsperren, einsteigen. Die Tür fällt blechern zu...man meint fast, sie hätte nicht richtig verriegelt. Der Innenraum ist klassisch aufgebaut, die Sitze sind perfekt. Natürlich liegt das Interieur vieler Autos heute auf einem anderen Niveau, aber darauf kommt es mir (den Shelby-Fahrern allgemein?) nicht an. Es käme mir kleinkarriert vor, daran zu meckern. Es würde so wirken, als hätte ich nicht verstanden, worum es eigentlich geht...
Das Shelby-Gefühlt erwacht, wenn der Zündschlüssel umgedreht wird. Zunächst dreht der Anlasser die Kurbelwelle ein, zwei Sekunden bis sich der Öldruck aufgebaut hat. Dann die Zündung... der Sound erzeugt Gänsehaut, eine Abgasklappe hat der Shelby nicht, die ist quasi immer offen...
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Das Tremec 6060-Getriebe ist knackig und hat richtig kurze Schaltwege. Die Schaltgassen sind streng geführt. Der Rückwärtsgang ist eingelegt, die Motordrehzahl aus dem Warmlauf auf ca. 1000 rpm abgefallen. Kupplung kommen lassen (eine Zweischeiben-Kupplung), die angenehm schwergängig ist und gefühlvolles Schließen dankt.
Rückwärtsfahren ist wenig übersichtlich, einen Piepser oder Kamera gibt es nicht, das sind Gimicks der Y-Generation...(wozu ich eigentlich gerade noch gehöre - aber nicht dem Gefühl nach).
Anfahren im 1. Gang ist auch nicht so einfach. Die Anfahrübersetzung ist mit 8,8 länger als der 2. Gang eines 911ers. Wenn ich es recht in Erinnerung habe, dann geht der 1. Gang bis 105 km/h. Beim Anfahren am Berg ist daher wirklich Gefühl verlangt...
Drehmoment fehlt zum Glück nicht, der Motor hat ein maximales Drehmoment von 867 Nm...
Überhaupt lebt das Auto zum Großteil von seinem Motor. Die Soundkulisse ist ebenso beeindruckend wie der Schub bei jeder Geschwindigkeit - mit Ausnahme im 6. Gang. Der ist sehr, sehr lang übersetzt und hat einen riesigen Gangsprung zum 5. Gang. Der Drehzahlabfall beim Schalten in den 6. Gang ist größer als beim ZF8HP vom 1. in den 2. Gang.
Ich finde das aber klasse: 5 eng gestufte Gänge (5. Gang ist Höchstgeschwindigkeitsgang) und ein Spar- und Cruisegang. Man kann mit 3000 U/min 240 km/h fahren (und zwar problemlos).
Beschleunigung ist im Überfluss vorhanden, es gibt ja praktisch so gut wie keine Autos mit einem besseren Leistungsgewicht auf der Straße (kleiner als 2,7 kg/PS). Insofern fährt man sehr entspannt auf der Autobahn...
Das ist auch Teil des Shelby-Gefühls - nicht umsonst gab es ja in der Vergangenheit Shelby-Versionen als "GT500 KR". Wobei "KR" tatsächlich für King of the Road steht.
Ich hatte immer gedacht, dass ich sowas nie sagen würde: Aber das ist eigentlich so viel Leistung, dass man die im Straßenverkehr überhaupt nicht braucht (auf der Rennstrecke fahre ich mit diesem Auto aber nicht). Es ist sogar fast das Gegenteil der Fall: Weniger Leistung ist angenehmer. Man muss schon immer höllisch aufpassen, wenn man das Gaspedal durchdrückt. Besser sollte man das nur auf einer geraden Straße machen - und bei Nässe sollte man immer alle Sinne zusammen haben. Das ist anstrengend.
Da fahre ich manchmal lieber mit meinem Zetti, der ist auch gut unterwegs, man kann aber immer bedenkenlos das Gaspedal bis zum Anschlag drücken, da passiert nix. Auch nicht auf Nässe. Mit ihm fuhr ich Passtraßen mit deaktiviertem DSC und freute mich über Drifts in der Kehre oder im Kreisverkehr... Selbiges lasse ich im Shelby lieber sein. Das traue ich mir nicht zu - zumindest jetzt noch nicht.
Wenn man überholt, dann hätte man bei Vollgas auch binnen weniger Sekunden eine Geschwindigkeit, die weit außerhalb der zulässigen Grenzen wäre und auch in etwa doppelt so schnell, wie der zu überholende auf einer Bundesstraße fährt (der 3. Gang geht bis über 200 km/h). Das ist mir zu gefährlich, da gebe ich also wieder lieber kein Vollgas...
Das Fahrverhalten kann man sicher auch nicht mit einem M5 beispielsweise vergleichen, die Starrachse hat ihre eigenen Vorstellungen in Sachen Dynamik, das charakterisiert sicherlich ein Musclecar, ist aber nichts für Fahrdynamikfetischisten...
In Summe ist es ein ebenso beeindruckendes wie sinnloses Auto... Der Spiegel schrieb damals sinngemäß: Der Shelby ist kein Auto für Tempowissenschaftler und PS-Professoren, er ist ein automobiler Vorschlaghammer.
Das kann ich so bestätigen und das wollte ich auch so haben...
Für mich ist Shelby-Fahren ungefiltertes Autofahren pur: Sound, Leistung, Arbeit am Lenkrad. Und ein Image, das weit entfernt ist vom Schnösel...
Nichts ist synthetisch, alles authentisch! Und respekteinflößend. Ich finde, diese Eigenschaften sind auch Statements, die ich gerne so in anderen Bereichen des Lebens geben möchte. Womit ich bei der Lebenseinstellung wäre...