Danke, dass du das Thema eröffnet hast!
Zum Eingang zitiere ich der Vollständigkeit halber mal meinen anderen Beitrag aus dem LCD-Thema:
Dem Grunde nach muss ich aber
@Zetti-Rolf Recht geben, soweit seine Ausführungen die Fahrausbildung betreffen. ABS und ESP kann man noch gut heißen und für sinnvoll erachten. Wenn man sich aber mal anschaut, was ein heutiges Fahrschulauto noch so alles an Bord hat:
Parkpiepser, Rückfahrkamera, Parkassistent, Licht- und Regensensor, Tempomat, Tote-Winkel- und Fahrspurassistent usw. usf. Und diese Hilfsmittel dürfen grds. auch während der Fahrten benutzt werden. Und die meisten Fahrschüler legen halt eher Wert auf das Auto (muss unbedingt BMW, Mercedes oder Audi sein) statt im Nachhinein das Ersparte in ein Sicherheitstraining zu investieren. Dieses sollte ohnehin Pflicht werden wie eine "Nachkontrolle" zum Ende der Probezeit.
Im späteren Alltag dagegen sind die Assistenzsysteme aber durchaus hilfreich, sofern man grds. auch ohne diese zurechtkommt. Gerade auf Langstrecken können sie sehr entlastend wirken. Ein Tempomat ist für mich im Alltagsauto nahezu unverzichtbar. Ebenso finde ich Parkpiepser nützlich, da die Fahrzeuge immer größer und unübersichtlicher wurden, die baulichen Begebenheiten aber unverändert blieben.
Nun zu meinen Erfahrungen mit einzelnen Assistenzsystemen verschiedener Fahrzeuge:
HUD (BMW E61 LCI und F10):
Diesem System konnte ich bisher nichts abgewinnen. Ich kann verstehen, dass es manche sehr nützlich finden, mich hat es jedoch immer gestört, wenn im Sichtfeld die ganze Zeit etwas grelles leuchtet und sich "bewegt" (Geschwindigkeit). Mich persönlich hat das bei den Probefahrten derart irritiert, das ich es meist genervt deaktiviert habe.
Spurhalte-/Aufmerksamkeitsassistent (u.a. BMW F10, Mercedes S204 MoPf, Skoda Octavia 3):
Ich erachte diese Spurhalte- und Aufmerksamkeitsassistenzsysteme für vollkommen verzichtbar. Wer dauerhaft die Spur nicht halten kann oder nicht weiß, wann er zu müde/unaufmerksam zum Fahren ist, sollte meines Erachtens nach ernsthaft über Pausen oder ein anderes Verkehrsmittel nachdenken.
Zudem finde ich es sehr, sehr gewöhnungsbedürftig, wenn das Auto selbstständig lenkt. Es ist mal einen Gag/Versuch wert, aber auf Dauer möchte ich es definitiv nicht haben!
Geschwindigkeits-/Verkehrszeichenassistent (BMW F10, Mercedes S204 MoPf und Skoda Octavia 3):
Im BMW (2010) war es für mich eine Katastrophe. Aus Zone 30 wurde 80. Tempo 20 und 40 (also atypische Beschränkungen) wurden ignoriert oder mittels Näherungen angegeben (also meist 30 oder 50). Variable Anzeigen wurden ebenso vollständig ignoriert. Auch bei Zusatzschildern (bei Nässe, etc.) und Baustellen gab es massive Fehler. Insgesamt lag daher die Erkennungsquote bei unter 50% - ohne Nachtfahrten oder """"!
Beim Mercedes (2011/12) funktioniert es dagegen im akzeptablen Rahmen. Es gibt mal Fehler, gerade bei """"/Schnee, insbesondere bei Dunkelheit oder Baustellen/var. Anzeigen, aber durchaus erheblich besser als der BMW.
Bei Skoda funktionierte es auch. Hier scheint es aber auch verstärkt auf das Kartenmaterial des Navis anzukommen.
Insgesamt eine nette Hilfe, mir aber keinen Cent Aufpreis wert.
Tote-Winkel-Assistent (u.a. VW Phaeton GP1,5 und Touareg I Facelift, div. Mercedes):
Bei VW war es recht angenehm - sowohl optisch wie auch akustisch. Es funktionierte auch im Stadtverkehr, was nicht immer der Fall bei diesen Systemen ist (Unterschwelle von 60km/h).
Bei Mercedes missfällt mir das leuchtende Dreieck mitten im Spiegel - erst recht das blendende rote Licht (besonders bei Nacht). Außerdem piepst es dauerhaft und scheint hypersensibel zu sein. Auf die Dauer lenkt es deswegen mehr ab als es nützt.
Ansonsten aber ein durchaus sinnvolles Extra; v.a. wenn der Schulterblick schwer fällt. Aber nerven sollte es nicht - wie jedes andere Assistenzsystem auch.
Fernlichtassistent (u.a. BMW E91 VFL, F10, Mercedes S204 MoPf):
Beim E91 war es eine nette Spielerei für ein paar Tests. Irgendwann missfiel das ständige hin und her. Zumal bereits Verkehrsschilder zum Abblenden ausreichten. Für entgegenkommende Fahrzeuge war das System für mein Empfinden immer zu träge. Auf Dauer war es dann leider nervig.
Je neuer die Fahrzeuge jedoch sind, umso besser funktionieren diese Systeme. Geld würde ich dafür allerdings nicht ausgegeben.
ACC/abstandregelnder Tempomat (u.a. Mercedes S204 MoPf, VW Phaeton GP1,5 und GP2):
Grundsätzlich, insbesondere für Vielfahrer, empfehlenswert. Gerade bei Stop&Go-Verkehr ein Genuss. Allerdings kommt es hier für den "Genuss" auf die Feinabstimmung des Systems an!
Bei den VW:
Regelbereich von 0-200km/h und min. 5 Regelstufen (hält Stillstand ca. 5 Sek.)
Im VW Phaeton bin ich zig zehntausende Kilometer mit dem ACC gefahren und habe es sehr genossen. Absolut zuverlässige Regelung (innerhalb der Systemgrenzen) und vorhersehbare Reaktionen. Und das ganze erfolgte, selbst in der geringsten/"sportlichsten" Einstellung, angenehm sanft und nahezu wie in einem Fluss. Einzig kurz vorm Stillstand gab es eine kurze Veränderung des Bremsdrucks. Für mich ist dieses System eine absolute Empfehlung!
Einziges wirkliches Manko: Bei Schnee("""") vereist mit der Zeit der Sensor und das System fällt aus. Es verbleibt der "einfache" Tempomat. Das allein wäre kein Problem - aber das System springt etliche Minuten hin und her. Und jedes Mal fällt der Tempomat mit Warngong aus.
Beim Mercedes:
Regelbereich von 0-200km/h in var. Stufen (hält Stillstand)
Hier ist das Ergebnis für mich erheblich zwiespältiger. Gerade im Vergleich zum VW-System wirkt das Distronic-Plus-System erheblich schlechter. Man hat das Gefühl, dass es unter ADHS leidet. Unkonstante und teils widersprüchliche Regelungen (z.B.) Bremsen, Beschleunigen, Bremsen als ein Vorgang) trüben das Bild massiv - gerade in den kürzeren Abstandeinstellungen.
Die Grundaufgabe erfüllt es aber unterm Strich genauso zuverlässig. Allerdings habe ich hier das System erheblich öfter deaktiviert.
Generelles:
Meist kann man das ACC nicht allein deaktivieren und nur mit "einfachen" Tempomat fahren. Das kenne ich nur von BMW-Modellen.
Ebenso ist es schade, dass Abstandsstufe und Ansprechverhalten meist zwangsgekoppelt sind. So ist der sinnvolle Abstand meist etwas lethargisch. Hier kenne ich leider nur bei Audi die Einstellungsmöglichkeiten.
Ich habe immer das ACC-Menü im Bordcomputer eingeschaltet und so die Aktivität des Systems überwacht. So hoch war mein Grundvertrauen dann doch nicht dem ganzen blind Folge zu leisten und zu vertrauen. Wer aber die Systemgrenzen (Bedienungsanleitung lesen!) kennt, der kann mit diesen Systemen eine echte Entlastung erfahren.
Das sind so meine wesentlichen Erfahrungen mit div. Fahrzeugen und ihren Systemen.