Drehmomentverlauf 35i

wachsihh

Fahrer
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3 Mai 2009
Moin Zetties,

vielleicht können mir die Fachleute hier auf die Sprünge helfen.

BMW gibt ja das Drehmoment des N54 mit 400nm bei 1300-5000 U/min an.

In der Theorie (ich mag da falsch liegen) bedeutet das doch, daß ich ohne Gangwechsel zwischen 1300 und 5000 U/min eine gleichbleibende Beschleunigung erwarten kann, oder?

In der Praxis empfinde ich es aber so, daß es erst ab 2000 U/min wirklich nennenswert losgeht. Manche Leistungsdiagramme, die man so im Netz findet, kommen dem Gefühl auch schon recht nahe.

Beispiel:
http://www.motor-talk.de/bilder/335...stungspruefstand-g3808380/lp2-i202938421.html

Aber zurück zu meiner Frage: Verstehe ich die Sache jetzt falsch oder sind die Werksangaben extrem "geschönt"? Oder hat mein Motor eine Macke?

Viele Grüße

Tobias
 
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Ich würd's nicht "geschönt", sondern eher "vereinfacht" nennen.

Du hast einen Drehmomentverlauf des reinen Saugers.
Dem überlagert ist der Verlauf des kleinen Turbos, und weiter oben im Drehzahlband der Verlauf des großen Turbos.

Es ergibt sich also zwingend eine Kamelhöckerlinie.
Nun kann man die Höcker in der Darstellung so weit "ausbügeln", dass sich ein Plateau ergibt, was sich auch in den Prospekten einfacher darstellen lässt, oder man zeichnet sie Punkt für Punkt.

Die Darstellung von Motor-Talk kannste aber in die Tonne kloppen. Der erste Messpunkt wurde bei etwas über 2.000 1/min aufgenommen, darunter hat man angenommen, dass das Drehmoment bis 0 1/min kontinuierlich auf "0" zurück geht.
Dies ist aber falsch, denn unterhalb von 700 1/min hat der Motor ein negatives Drehmoment ... wer's nicht glaubt, kann mal versuchen mit weniger als 700 1/min zu fahren :M

Hier das Leistungsdiagramm vom BMW-Treff für den 335i:
http://www.treffseiten.de/bmw/info/leistung/leistung_335i_07_01.pdf
... da wird erst ab 1.000 1/min ein Drehmoment angegeben - dass dieses einen "Knick" macht, ist natürlich unrealistisch.
 
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Dies ist aber falsch, denn unterhalb von 700 1/min hat der Motor ein negatives Drehmoment ... wer's nicht glaubt, kann mal versuchen mit weniger als 700 1/min zu fahren :M

Negatives Drehmoment gibts meines Wissen nur und auschließlich in dem Fall der sog. "Motorbremse", also, wenn der die Spritzufuhr unterbrochen wird.....
 
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Der wahre Grund ist dass die Drehmomentkurve in den Prospekten stationär am Prüfstand ermittelt; d.h. der Motor läuft eine ganze Zeit lang in diesem Punkt.

In der Realität ist es so daß der Motor dynamisch betrieben wird; d.h. er verändert seine Drehzahl und wird nicht in einem Punkt gehalten (das ist außer bei der Vmax nur mit Hänger an steilen Berg denkbar).

Dadurch hat der Motor nicht die Luft und die Bedingungen zur Verfügung wie im stationären Zustand was sich vor allem bei aufgeladenen Motoren stark auswirkt; d.h. aus dem Drehmomentplateau das man bei aufgeladenen Motoren (Diesel wie Benziner) gerne sieht, wird plötzlich reell eine ansteigende Kurve.

Bei Saugern ist dieser Zusammenhang weniger stark ausgeprägt da der Motor sich die Luft selbst "holt", d.h. dynamischer und stationärer Zustand liegen enger beieinander.

Ein negatives Moment kann übrigens nur eine 4-Quadranten E-Maschiene am Prüfstand liefern, aber kein Motor (außer im schleppbetrieb)

Und die Ursache warum die Drehmomentkurve abrupt endet ist die dass der Motor am unteren Leerlauf nur die Energie liefern kann die er zum selbsterhalt braucht; d.h. er kann kein Moment mehr abgeben ohne abgewürgt zu werden.
 
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negatives Drehmoment = Bremsmoment, äähm steht bei einem Verbrennungsmotor auch im Leerlauf nicht an, dann würde er ja aus gehen&:, aber bitte korrigiert mich wenn ich falsch liege:)
 
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negatives Drehmoment = Bremsmoment, äähm steht bei einem Verbrennungsmotor auch im Leerlauf nicht an, dann würde er ja aus gehen&:, aber bitte korrigiert mich wenn ich falsch liege:)
Im Leerlauf bekommt der Motor ja auch Sprit :w

Es ist theoretisch möglich den Motor beim Abschalten exakt so anzuhalten, dass einer der Zylinder hinter dem oberen Totpunkt mit verdichtetem Luft-Spritgemisch im Brennraum steht. Dann reicht ein einmaliges Zünden und schon läuft die Schüssel. (der Druck baut sich aber recht fix an den Kolbenringen vorbei ab)

Im Normalfall jedoch muss beim Motor das erste Verdichten mit dem Anlasser geschafft werden.

Jeder kann das Gedankenspiel gerne mal treiben und dreht den Motor bis kurz vor den ersten Totpunkt und verdichtet die Luft. Nun schnell loslassen und die Luft entspannt sich - der Motor läuft ein Stück rückwärts.
-> negatives Drehmoment!

Na gut ... aber was ist wenn der Motor läuft?

Jeder hat den Motor schonmal kurz vorm Abwürgen gehabt - der schüttelt sich, der rüttelt sich, er rappelt und er zappelt ... das sind mit Sicherheit keine Drehomente, die alle in dieseselbe Richtung zeigen. Nö, das Steuergerät des Motors erkennt, dass es unter 700 1/min eher schädlich ist den Motor noch zu befeuern.
Die Spritzufuhr wird unterbunden und schon tritt das auf, was jurafun oben schon schrieb -> Motorbremse.

Die Motorbremse erzeugt ein "der Drehrichtung entgegengerichtetes" Drehmoment ... sonst hätten wir ja keine Bremswirkung.

Und genau das bringt den Motor auch zum Stillstand.

Dass dieses "negative Drehmoment" nicht zum Rückwärtsfahren genutzt werden kann, ist klar :X .... bei einer E-Maschine geht das ... logisch.
 
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Es ist nur eine Frage der Sichtweise. So wie ich es in Erinnerung habe, betrachtet man beim Verbrennungsmotor das abgegebene Drehmoment. Also produziertes Drehmoment abzüglich dessen, was zum Erhalt benötigt wird. Danach stimmen die Aussagen von Jokin und Ora. Daniel betrachtet jedoch rein das produzierte Drehmoment. Es ist also nur eine Frage der Sichtweise bzw. der Definition.

@bertie, die Leerlaufdrehzahl liegt ja knapp über dem Selbsterhalt. Es ist sozusagen der Nullpunkt.
 
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Nö, das Steuergerät des Motors erkennt, dass es unter 700 1/min eher schädlich ist den Motor noch zu befeuern.
Die Spritzufuhr wird unterbunden und schon tritt das auf,
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Nöö tut es nicht und nöö wird sie nicht (die Kraftstoffzufuhr unterbrochen)

Unterhalb einer bestimmten Drehzahl / in der Nähe der Leerlaufdrehzahl läuft jeder Verbrennungsmotor Drehzahl- statt Füllungs- oder Momentengeregelt, d.h. der Regler versucht eine LL - Drehzahl herzustellen in dem er entweder die Kraftstoffzufuhr verringert (nMot > nSoll) oder erhöht (nMot < nSoll).

Dies funktioniert bis in tiefste Drehzahlen wunderbar wenn die Veränderungen nciht schlagartig kommen und die Lasten nicht zu hoch sind (jeder kann mit etwas Gefühl seinen R6 im Zetti mit der Kupplung auf unter 500/min drücken und er kommt trotzdem ohne Probleme wieder hoch).

Wieso sollte es auch nicht, erst wenn der Motor abstirbt wird die Einspritzung weggenommen (Grenze beim R6 dürften so um die 300/min sein)

Beim starten wird der Anlasser übrigens durch die Einspritzung unterstützt sobald der Motor Drehzahl erkennt, d.h. ebenfalls ab ca. 250 - 400 /min

Hier wird aber schon wieder völlig sinnfrei um irgendwelche hahnebüchernen Dinge (und teilweise noch falsch!) geredet die den Ersteller 0 interessieren.

Deshalb nochmal in einem Satz: Leistungsdiagramme der Hersteller werden unter völlig anderen Bedingungen ermittelt als sie im Fahrbetrieb darstellbar sind; technisch bedingt ist die Diskrepanz zu den Werten bei aufgeladenen Motoren (nur Abgasturbolader, nicht mechanisch aufgeladene !) höher.
 
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Deshalb nochmal in einem Satz: Leistungsdiagramme der Hersteller werden unter völlig anderen Bedingungen ermittelt als sie im Fahrbetrieb darstellbar sind; technisch bedingt ist die Diskrepanz zu den Werten bei aufgeladenen Motoren (nur Abgasturbolader, nicht mechanisch aufgeladene !) höher.

Dem gibt es (fast) nichts hinzuzufügen! :t
Ausser eine kleine Ergänzung: Das Plateau im Stationärbetrieb ergibt sich durch die Ladedruckregelung. Die "Höcker" des Saugmotors, die durch die Saugrohrklappenumschaltung entstehen, gibt es nicht mehr beim Turbomotor.

Kleiner Richtwert, wenn ich alles richtig im Kopf habe: Der 35i benötigt vom Herunterdrücken des Gaspedals an gerechnet (Grundlast ca. 50 Nm) bei 1500-2000 U/min ca. 2 Sekunden, bis das maximale Drehmoment von 400 Nm anliegt. Der Saumotorische Anteil von knapp 250 Nm steht bereits nach 1-2 Zehntelsekunden zur Verfügung.
 
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Es ist nur eine Frage der Sichtweise. So wie ich es in Erinnerung habe, betrachtet man beim Verbrennungsmotor das abgegebene Drehmoment. Also produziertes Drehmoment abzüglich dessen, was zum Erhalt benötigt wird. Danach stimmen die Aussagen von Jokin und Ora. Daniel betrachtet jedoch rein das produzierte Drehmoment. Es ist also nur eine Frage der Sichtweise bzw. der Definition.

@bertie, die Leerlaufdrehzahl liegt ja knapp über dem Selbsterhalt. Es ist sozusagen der Nullpunkt.

Ja, "indizierter Mitteldruck" und "effektiver Mitteldruck"...
 
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Vielen Dank für Eure schnellen und ausführlichen Antworten.

Ich betrachte das BMW Leistungsdiagramm zukünftig als ebenso praxisunverbindlich wie die Verbrauchsangabe...:y

Viele Grüße aus Hamburg

Tobias
 
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"Du hast einen Drehmomentverlauf des reinen Saugers.
Dem überlagert ist der Verlauf des kleinen Turbos, und weiter oben im Drehzahlband der Verlauf des großen Turbos."

@Jokin: Du verwechselt gerade den 335i mit dem 335d! Der 335i hat zwei gleichgroße Turbos (1 pro 3 Zylinder).

Grüße,

Matthias
 
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