AW: HAPPY BIRTHDAY, Dieter !!!!!!!!!!!
Geburtstagsfeier
In meinem Alter ist man nicht wirklich überrascht, wenn der Geburtstag naht. Immerhin hatte ich lange genug Zeit in meinem Leben, mich an das Datum zu gewöhnen. Und doch: kein Geburtstag ist wie der andere, allein ja schon deshalb, weil sich jedes Jahr beim Mann das Alter ändert. Bei Frauen ist das ab 29 nicht so, und deshalb verpassen sie so oft ihre besten Jahre im Leben. Aber das ist eine andere Geschichte.
Es ergab sich, das just heute der Familienurlaub begann, allerdings ohne mich. Ohne in langweilige Details zu gehen, warum das so ist, soll hier nur das Resultat vorgestellt werden: nachdem ich meine Familie nach Frankfurt zum Flughafen gefahren hatte, verbrachte ich meine Geburtstagsfeier allein zu Haus. Grundsätzlich weicht das von der langen Praxis ab, ein Gartenfest mit Freunden zu veranstalten, aber so alleine hatte ich dazu keine rechte Lust.
So erklärt sich der Einstieg in den Abend, der durch eine Reihe von Gratulationsanrufen bereichert wurde. Unsere beiden Musterkatzen mußten wegen des Flughafentransfers fast den ganzen Tag im Haus bleiben und waren entsprechend aufgedreht, als sie endlich raus konnten. Allerdings holte ich sie um 8 Uhr abends wieder herein, damit sie gar nicht erst auf den Gedanken kommen sollten, noch eine große Tour um die Gemeinde zu starten. Das wurde mit beleidigtem Unverständnis quittiert.
Das erste Weizenbier war noch nicht alle, da stellte sich die Frage des Abendessens. Der Kühlschrank war exakt nach meinen Vorgaben mit Dingen gefüllt worden, die ich auch beherrschen kann, z.B. Tomaten und Gurke, aber auch ein wenig Käse. Vor dem Kühlschrank stehend, entschied ich mich für ein saftiges Steak im Restaurant an der Ecke, als mein Auge auf den Mozzarella fiel. Flugs disponierte ich um, schnitt 3 Tomaten auf und belegte sie mit Mozzarella-Stücken, als das Telefon wieder schellte.
Es war meine Schwester aus USA, für die ich mir natürlich gerne etwas Zeit nehme. Doch schon nach wenigen Sätzen fiel mir die Ruhe im Haus und die offene Küchentür auf. Ich unterbrach das Telefonat für eine kurze Werbepause und hechtete in die Küche, wo unsere beiden Musterkatzen einträglich nebeneinander auf der Anrichte saßen und den Mozzarella verkosteten. Ich brachte meinen Unmut ohne Zögern und unmißverständlich zum Ausdruck, was unsere Katzen dazu veranlaßte, die Küche fluchtartig zu verlassen.
Nun konnte ich - bei geschlossener Küchentür natürlich - das Telefonat in Ruhe zu Ende führen. Als störend erwies sich nur, dass unsere beiden Katzen anfingen, den Inhalt eines Regals in meinem Arbeitszimmer zu sezieren, der sie nie vorher auch nur ansatzweise interessiert hatte. Besonders das Herumkriechen in einer Plastiktüte, in der aller möglicher Krimskrams verstaut war, erwies sich als laut und aus diesem Grunde störend für das Telefonat. In einer zweiten Werbepause entsorgte ich die Tüte und vereinbarte mit den Katzen, dass sie bitte im Flur weiterspielen sollten.
Das Telefonat endete und ich freute mich auf mein selbst gerichtetes frugales Mahl. Zur Sicherheit nahm ich das zweite Weizenbier und den Teller mit Tomaten, Mozzarella, Basilikum, Olivenöl und einem Hauch Essig mit ins Arbeitszimmer, um alle Fronten unter Kontrolle zu haben. Das Scheppern in selbigem Zimmer nötigte mich dazu, meine Schritte zu beschleunigen. Zum Glück hatten die Katzen nichts Wichtiges vom Tisch gestoßen. Allerdings war mir bei der Aktion das Olivenöl etwas aus der Kontrolle und vom Teller geraten, es zog sich eine nette Spur vom Flur bis hin zu meinem Arbeitssessel und Schreibtisch. Also schnell wieder zurück in die Küche, Wischpapier geholt, Öl gesucht und aufgewischt. Öliges Wischpapier in die Küche gebracht, um eine Katze in der Spüle zu überraschen, wo noch die Tüte vom Mozzarella rumlag. Mit Spritzpistole meiner Forderung zu ordnungsgemäßem Verhalten im Umgang mit Lebensmitteln Nachdruck verliehen. Katzen aus der Küche vertrieben, nicht ohne Aufwand. Während ich die eine noch unter dem Küchentisch hervoroperieren mußte, machte sich der Kater im Arbeitszimmer schon wieder über den Mozzarella her. Passend schellte das Telefon in diesem Augenblick, und ein sehr guter Freund gratulierte mir zu meinem Geburtstag und riet mir, den Rest des Abends noch schön weiter zu feiern.
Dem Kater blieb mein Unmut nicht verborgen, was ihn zu einem Alarmstart auf meinem Schreibtisch veranlaßte, hinter sich eine Spur der Verwüstung, bestehend aus Papieren, Kleinteilen und Olivenöl zurücklassend. Zum Glück rauche ich schon lange nicht mehr, sonst wäre jetzt wohl ein HB-Männchen fällig gewesen.
Mittlerweile sind die Tomaten gegessen, das Öl aufgewischt (Parkett soll man ja ölen), die Katzen sind in ihrem Bereich im Keller und das Weizenbier ist auch alle.
Nächstes Jahr feiere ich wieder konventionell.
