Ich lasse mich jetzt mal zu einer grundsätzlichen These hinreißen.
Mechanische und damit häufig hochpreisige Uhren finden dreierlei Arten von Käufern.
1. Die in erster Linie durch die feine und handgearbeitete Technik faszinierten Menschen, die dann noch ein Produkt suchen, bei dem sie sich im Design wiederfinden.
Oder Menschen, die sich von der Geschichte, bzw. dem Design einer speziellen Uhr begeistern lassen.
2. Käufer, die aus unterschiedlichen Gründen Geld anlegen wollen. (Wertsteigerung, leichte Transportierbarkeit)
3. Käufer, die mittels dieser Uhren einen gewissen Stand postulieren wollen. (Teuer - kann sich nicht jeder leisten ...)
Leider zielen Luxusmarken in aller erster Linie auf letztere Schicht. Speziell Uhrenmarken. Ich habe mir mal eine Vorlesung zu Thema Marketing von Luxusmarken und den Mechanismen, die dahinter stecken angesehen und war ernsthaft angewidert. Derjenige, der die Vorlesung hielt, war übrigens mal Chef der Marketingabteilung einer großen Luxusuhrenmarke. Ich habe das jetzt nicht auf Anhieb gefunden, sollte ich es finden, liefere ich es nach.
Ein wunderbares Beispiel dafür sehen wir hier auch beim Bentleychef, als er den neuen SUV ankündigt - ich denke, er hat da mehr Wahrheit gesagt, als er vielleicht sagen wollte - ich weiß es nicht jedenfalls:
Hier geht es nicht um die faszinierende Technik des Bentleys, hier geht es ganz klar darum, dass das SUV Segment bisher nicht die Möglichkeit bot, dass sich die "Reichen" von den "Superreichen" abgrenzen. Dass das Topmanagement noch mal andere Statussymbole bewegt wie das gehobene Management.
Man kann über das indische Kastensystem oder das mitteleuropäische Standessystem usw. lächeln - aber scheinbar ist es nicht so richtig überwunden.
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Und ich denke ehrlichgesagt, dass diese Kooperation relativ offen legt - auch für jeden selbst - wie seine Motivlage bei diesen Uhren aussieht. Die Swatch kann für den technikfaszinierten Uhrenfan meiner Meinung nach weder Problem noch Alternative sein, da es für ihn wohl nicht darauf ankommen wird, dass Menschen, die ihm begegnen, seiner Uhr einen vier- oder fünfstelligen Wert zurechnen. Und sie stellt auch keine Alternative da, weil die Technik einer nicht mal reparierbaren Swatch, einer Uhr, die von vornherein als Wegwerfartikel konstruiert wurde, nicht relevant ist.
Kaufe ich eine Uhr in erster Linie wegen des Manufakturwerks und meiner Begeisterung dafür, werde ich keine Sekunde daran denken, mir so eine Swatch zuzulegen.
Kaufe ich eine Uhr wegen ihres Designs und der Erzählung, die dahinter steckt, bietet die Kooperation eine günstige Alternative zur echten Moonwatch.
Kaufe ich eine Uhr, weil sie 10K oder 20K oder 100k kostet, was sich sehr viele Menschen nicht leisten können, dann ist mir die Swatch ein Dorn im Auge, weil sie auf die Ferne den Eindruck erweckt, sie könnte so teuer wie meine Eigene sein. Der Abgrenzungseffekt wird unterlaufen.
Selten wird die Motivlage eines Käufers eine Reinform der drei Möglichkeiten darstellen. Eher werden fast immer alle Anteile da sein - natürlich unterschiedlich stark ausgeprägt.
Wie gesagt - meine Theorie. Stelle ich gerne zur Diskussion.
Weitestgehenst nicht wissenschaftlich fundiert. Allerdings würde mich eine solche Arbeit tatsächlich reizen.

Sollte ich wirklich noch mal weiterstudieren, kann ich mir durchaus vorstellen, das zu vertiefen ...
