AW: Singendes Geräusch aus Antriebsstrang
Hi Michael!
MoS2 und die Liqui Moly MoS2-Produkte sind ja auch etwas anderes. Die
Liqui Moly MoS2-Produkte sind reine Rostlöser und Korrosionsschutzprodukte welche einen MoS2-Zusatz enthalten.
1. Ich rede/schreibe von der Oberflächengüte od. auch Rauhtiefe, nicht von Ablagerungen !
Genau die Oberflächengüte / Rauhigkeit wird von den Liqui Moly Produkten nicht beeinflusst (siehe auch weiter unten).
2. MoS2 wird zwar auch in Rostlösern verwendet, dient dabei aber nicht als Korosionsschutz, sondern zur Reibwertreduzierung.
Richtig. Molybdändisulfid (MoS2) ist eigentlich in fast jedem Rostlöser zu finden. Hierbei dient er auch nicht als Korrosionsschutz. Allerdings auch nicht als Reibwertreduzierer, sondern als Haftmittel. Die Beimischung von MoS2 erhöht die Haftwirkung der Öle und somit kann ein höherer Langzeitkorrosionsschutz gewährleistet werden, da sich ein Ölfilm bildet. Typischerweise ist MoS2 aufgrund seiner molekularen Struktur auch ein guter Schmierstoff. Daher wird er auch vielen Schmiermitteln beigefügt. Hier ist der Zweck dann die Reibwertreduzierung.
3. MoS2 wirkt korosionsfördernd !
Reines MoS2 ist in der Tat korrosionsfördernd. Die Korrosionswirkung setzt allerdings sehr langsam und erst oberhalb von ca. 300°C unter Sauerstoffatmosphäre ein. Da das MoS2 in Korrosionsschutzmitteln und Schmiermitteln durch die Benetzung mit den Ölen nicht mit dem Sauerstoff in Verbindung kommt, tritt eine Korrosionsförderung hier
nicht ein. Außer man lässt das Getriebe über mehrere Monate unbewegt. Dann kann sich tatsächlich Rost bilden, da die Substanzen sich über die Zeit trennen. Daher kann MoS2 auch gefahrlos in Korrosionsschutzmittel gemischt werden - was ja eigentlich widersprüchlich wäre. Eine hohe Pressung, welche an den Zahnflanken ja vorliegt, kann die Korrosionswirkung übrigens auch erhöhen.
4. MoS2 erhöht auch die sog. Tribokorosion (=Reibkorosion) !
Tribokorrosion ist nicht nur die reine Reibkorrosion, sondern das Zusammenwirken von physikalisch chemischer Korrosion und mechanischer Korrosion (Reibkorrosion). Erstere wird durch MoS2 erhöht. Letztere gesenkt!
5. MoS2 wirkt tatsächlich keinesfalls materialabtragend,
Genau! Siehe eine Zeile weiter oben.
der Mechanismus ist ein völlig anderer und zwar derart, daß die "Täler der Rauhtiefen " aufgefüllt werden und sich die Flächenpressung auf die "Berge" konzentriert und diese dadurch abträgt !
Genau das Gegenteil ist der Fall. Die Rauhtiefen werden zwar durch MoS2 gefüllt; MoS2 hat aber ein sehr hohes Druckaufnahmevermögen, so dass (laienhaft ausgedrückt) die Rauhspitzen nicht mehr so stark "plattgedrückt" werden wie ohne MoS2. MoS2 wird gerade wegen des hohen Druckaufnahmevermögens und der guten Schmiereigenschaften zum Schutz von Umformwerkzeugen eingesetzt.
6. MoS2 ist in vielen Fetten als Standardadditiv enthalten
Yep. Ist mittlerweile in sehr vielen Mittelchen drin.
7. Bornitrid ist übrigens noch effektiver (Schaltbarkeit meines BMW Motorradgetriebe ist damit kaum wiederzuerkennen)
Das ist absolut richtig. Als Schleifmittel ist Bornitrid auf jeden Fall effektiver. Bornitrid ist von seinem molekularen Aufbau allerdings auch etwas vollkommen anderes. Bornitrid weist eine Diamant-ähnliche Struktur auf und ist dementsprechend hart. Bornitrid ist ein reines Schleifmittel und hat keinerlei Schmierwirkung. An der Tribokorrosion (siehe oben) lässt sich das ganz gut beschreiben: Im Gegensatz zu MoS2 tritt bei Bornitrid eine reine mechanische (Reib-)Korrosion ein. Eine physikalisch chemische Reaktion liegt nicht vor. Die Wirkmechanismen sind somit vollkommen unterschiedlich. Bornitrid sollte aber nur kurz im Getriebe verbleiben, da es genauso wie Sand im Getriebe wirkt. Kommt es erstmal in die Lager, ist eine deutliche Verkürzung der Lebensdauer vorprogrammiert. Das kubische Bornitrid wird übrigens aufgrund seiner Härte und Verschleißfestigkeit auch häufig bei der Fertigung von Zahnflanken aus gehärtetem Stahl eingesetzt, da der Einsatz von Diamantwerkzeugen hier absolut unmöglich ist.
8. Öluntersuchung geht viel einfacher durch simples Ansehen der Ablaßschraube. Diese hat im Regelfall einen Magneten integriert, der alle (ferromagnetischen) Anteile (nur diese machen Geräusche und pot. Schäden) abfängt !
Ja und Nein

. Grobe Partikel, welche Geräusche verursachen können, finden sich tatsächich am Magneten wieder (wobei dieser aus mir unerfindlichen Gründen bei neueren Fahrzeugen immer häufiger eingespart wird). Die Geräusche entstehen aber meist nicht durch die eigentlichen Partikel, sondern durch das Fehlen dieser Partikel an den Zahnflanken. Glatte und gut ineinandergreifende Zahnflanken laufen ruhiger als rauhe Zahnflanken. Der Abtrag ist bei heutigen Getrieben allerdings so gering bzw. fein, dass die "Partikel" nur noch in molekularer Form im Öl schwimmen. Diese sammeln sich dann nicht mehr am Magneten und lassen sich nur durch eine Ölanalyse ermitteln. (Diese ist übrigens garnicht mal so teuer und aufwendig wie ich bisher dachte. Wir haben dies letztens mal an einem Getriebe eines Bearbeitungszentrums machen lassen. Hat inkl. Probenbehälter und Porto gerade mal was um die 90,- gekostet.)
Da üblicherweise keine groben Partikel mehr im Getriebeöl enthalten sind und die heutigen Getriebeöle langzeitstabil sind, ist typischerweise auch kein Wechsel des Getriebeöles mehr notwendig (und der manchmal praktische Magnet kann eingespart werden ;x ).
Gruß
Holger