AW: 16.04. RCN
RCN 16.04.2011
Es gibt sie also doch, die wirklich guten Renntage, an denen alles klappt, obwohl man es gar nicht geplant hat. Der vergangene Samstag mit dem ersten RCN-Lauf der Saison gehört mit Sicherheit dazu. Mit einigem körperlichen Einsatz gelang der Sieg in der Klasse V5 und der Gruppensieg in der Gruppe der Serienwagen.
Schon in früher Jugend las ich von den Heroen des Motorsports und den unmenschlichen körperlichen Anstrengungen, die sie zu meistern hatten. Mit einer ausgewogenen Diät aus Frauen, Alkohol und Zigaretten konnte man in den Sechzigern und Siebzigern noch Formel-1-Weltmeister werden. Nun bin ich aber kein Rennfahrer, Zigaretten sind seit 1987 kein Thema mehr, und meine erheblich bessere Hälfte ist ein guter Grund dafür, andere Frauen aus dem Fitnessprogramm herauszuhalten. Bleibt nur der Alkohol, und der passt nicht wirklich zum Motorsport.
Also muss ich ohne richtigen Ausgleich mit den täglichen körperlichen Anforderungen zurechtkommen. Da fällt mir gleich die VLN-Pressekonferenz ein im März, zu der ich im BMW 325i, unserem erfolgreichsten Auto aus 2010, in die neue Bahnhofshalle am Nürburgring rollen durfte. Ein tolles Auto, aber leider nicht auf gestandene Männer vorbereitet. Oder sagen wir besser, gesessene. Die schmalen Sitze, in denen sich unsere Top-Fahrer wohlfühlen, erzeugen bei mir schon beim bloßen Anschauen ein omelettiges Gefühl in der Lendengegend. Aber wir sind ja hart, und wo man einmal reingekommen ist, kommt man auch wieder raus. Besonders vor mehreren Hundert Leuten, vor denen man mit strahlendem Lächeln und knirschenden Zähnen steht, weil man sich beim jugendlich-saloppen Ausstieg aus dem Auto was abgeklemmt hat.
Und wo wir gerade bei abgeklemmt sind: Kaum hatte ich die Pressekonferenz überstanden, klemmte ich mir den rechten Zeigefinger an einer zufallenden Autotür. Es war ganz schön heftig, die Kuppe des Fingers war fast ab und mußte wieder angenäht werden. Rund 10 Tage blieben mir dann zur Vorbereitung auf den RCN-Lauf, angefüllt mit ständigen Verbandwechseln, intensiven Erlebnissen, wenn ich mal wieder aus Versehen mit dem Finger irgendwo angestoßen war und so weiter. Zumindest kamen am Donnerstag vor dem Rennen die Fäden raus, so dass die Hand wieder in den Handschuh paßte. Im Rennen ging es ganz gut, bis auf die paar Mal, bei denen der Finger beim Schalten gegen die Mittelkonsole knallte. Es ist erstaunlich, wie schnell man da ohne jegliche Vorkenntnis das Jodeln erlernt.
Doch nun zurück zum RCN-Lauf: Die Klasse V5 war dieses Mal mit 7 Fahrzeugen stark besetzt, so dass es interessant zu werden drohte. Tatsächlich aber konnte ich während des ganzen Rennens vor der Klasse herfahren, so dass ich keinen direkten Kontakt zur Konkurrenz hatte. Das Auto lief hervorragend wie schon beim ersten VLN-Lauf. Und auch dieses Mal kamen gute Zeiten beim Fahren heraus. Zwei Runden mit 8:07 bedeuteten eine Steigerung von 6 Sekunden im Vergleich zu meinen bisherigen Rundenzeiten auf der Nordschleife.
Es zeigt sich immer mehr, dass die aufwändige Arbeit des Winters ihre Früchte trägt. Durch sehr exakte Analyse der Datenaufzeichnung bin ich dahintergekommen, an welchen Stellen ich Zeit "liegen lasse". Doch das ist es nicht allein. Gleichzeitig kam heraus, dass ich die Vorderreifen trotz aller Vorsicht mit meinem Fahrstil überforderte, so dass der Grip sehr schnell nachließ. Eine kleine Umstellung im Fahrstil sorgt nun dafür, dass die Reifen halten. Das wiederum gibt mir mehr Sicherheit und die Illusion, auch mal schnell fahren zu können. Der Rest kommt von ein paar netten Änderungen am Fahrwerk und den Bremsbelägen.
So macht das Fahren nochmal mehr Spaß, auch wenn es immer wieder überraschende Grenzen gibt:
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Der Lohn der Mühe war dann der Klassen- und Gruppensieg, wenn auch mit erheblichem körperlichen Einsatz. Aber zumindest war der Sitz breit genug.
Hier die Videos der beiden schnellsten Runden:
Sprintrunde 2
Sprintrunde 7
Im gleichen Lauf fuhr unser neues Testauto mit. Markus Schmickler testete Fahrwerkskomponenten und zeigte sich recht zufrieden.
Das nächste Rennen für uns ist der VLN-Lauf am 30.4.