ABS Pumpe reparieren / Kohlebürste hängt

Hell046

macht Rennlizenz
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7 Mai 2014
Wagen
BMW Z4 e86 coupé 3,0si
In meinem anderen How-To habe ich gezeigt wie man die ABS Hydraulikeinheit samt Pumpe ausbaut. Ein bekanntes Problem bei unserer ATE Hydraulikeinheit ist leider ein problematischer ABS Pumpenmotor. Es kann passieren, dass sich mit der Zeit eine Kohlebürste des Gleichstrom Elektromotors aufhängt und keinen sauberen Kontakt mehr zum Kollektor/Kommutator hat. Das hat sich bei mir leider auf einer Tour geäußert, alle Lampen vom ABS und DSC haben geleuchtet.
Fehlercodes sind dann in der Regel "Pumpenmotor defekt". Ein Klopfen auf das Gehäuse vom Motor kann kurzfristig abhilfe schaffen.

Wie man die komplette Einheit aus dem Auto bekommt habe ich hier schon beschrieben: http://www.zroadster.com/forum/index.php?threads/e85-86-abs-esp-hydraulikeinheit-ausbauen.134098/

Nun solltet ihr schon die ganze Einheit auf dem Tisch liegen haben. Der Motor ist der schwarze runde Block.

IMG_20181013_1624155.jpg

Dieser ist leider nicht mehr geschraubt wie bei älteren Modellen, sondern geklemmt. Um den Motor zu entfernen müssen die Haltenasen die das Motorgehäuse halten entfernt werden. Wahlweise per Meißel und Hammer, oder auch vorsichtig mit einem Dremel entfernen. Das Alu ist sehr weich und lässt sich gut entfernen.

Hier seht ihr die Stelle wo vorher eine Haltenase war. Die Haltenase ist im Prinzip einfach kaltverformtes Alu. Auf dem Bild natürlich schon entfernt.

IMG_20181013_151352.jpg

Nun könnt ihr das schwarze Motorgehäuse vorsichtig abhebeln. Das ist nicht ganz einfach sollte aber ohne Gewalt funktionieren wenn ihr die Nasen komplett entfernt habt. Keine Angst, es läuft keine Flüssigkeit oder dergleichen aus.

Jetzt habt ihr den Motor einzeln in der Hand.

IMG_20181013_151839.jpg
Im Prinzip ein einfacher 12V Gleichstrom Motor mit einer Excenterwelle für die Pumpe. Am Anschluss kann jetzt schon mit einem Multimeter auf Durchgang geprüft werden. Hat der Motor keinen Durchgang, hängt die Kohle zu 100%. Falls doch, ist sie jetzt eventuell von der Demontage wieder zurück gesprungen.
Der Motor ist leider so gebaut, dass man ihn eigentlich nicht mehr öffnen soll. Deshalb muss man sich jetzt behelfen. Dazu bohren wir relativ nah zu den kleinen sichtbaren Einkerbungen ein ca. 3mm großes Loch auf beiden Seiten. Nur durch die Hülle bohren! Nicht zu tief. Das sieht dann so aus:

IMG_20181013_154347.jpg

Nach der Erfahrung die ich jetzt gemacht habe wäre es eventuell besser das Loch näher an der Kerbe zu bohren, also eher nur 2-3mm entfernt. Darunter ist nämlich eine Haltenase aus Plastik. Ich habe mir aus einer Mofa Speiche (dünner 2mm Draht geht auch, muss nur stabil sein) einen Bogen gemacht, der an den Enden 90° gewinkelt ist.
Unbenannt.pngSo sieht das im Prinzip aus. Der Bügel muss dann in Pfeilrichtung eingedrückt werden damit die Nasen sich lösen und dann muss kräftig gezogen werden um das Motorgehäuse zu entfernen. Das Gehäuse sitzt wegen dem Magneten des Motors sehr fest. Am besten die Welle vom Motor im Schraubstock mit Schutzbacken einspannen und dann am Gehäuse ziehen.

Nun solltet ihr das Gehäuse und den eigentlichen Motor in der Hand halten.

IMG_20181013_154350.jpg IMG_20181013_154513.jpg
Nun am besten mal beide Kohlen mit einem Schraubenzieher bewegen und auf Leichtgängigkeit prüfen. Siehe da, eine Kohle hat ordentlich geklemmt. Wer genau schaut sieht auch die Lücke zwischen Kohle und Kollektor:

IMG_20181013_154503.jpg
Ich habe das Problem gelöst indem ich die golden schimmernde Führung etwas mit einem Schraubenzieher geweitet habe. Diese war etwas eng und leicht verbogen. Danach lief die Kohle sauber und leichtgängig.

Zusammen setzen:
Sollten die Haltenasen nicht gebrochen sein so wie bei mir, sollte man das Gehäuse einfach wieder aufstecken und einrasten können. Da bei mir die Haltenasen abgebrochen sind ging das leider nicht. Die gebohrten Löcher habe ich mit Schrauben verschlossen. Dazu kurz ein Gewinde schneiden und die Löcher mit kleinen Schrauben verschließen. Am besten innen gleich einen kleinen Magneten gegen halten um die Späne aufzufangen. Ich habs vergessen und der Kram war dann am Magneten vom Motor, was etwas mühselig war das wieder zu säubern.
Ich habe einfach das Gehäuse aufgesteckt und das ganze so montiert, es kann dann sowieso nicht auseinander.
Vielleicht interessant zu sehen:

IMG_20181013_151347.jpg
Innen ist nur ein Nadellager. Durch die Excenterbewegung vom Motor werden links und rechts die Kolben bewegt und die Einheit pumpt.

Für die Befestigung vom Motor kann man verschiedene Lösungen wählen. Ich habe es mir einfach gemacht: Einfach ein kleiner Durchschlag und das Alu wieder so quetschen, dass es den Motor fest klemmt. 4 Schläge und der Motor war wieder fest.

Danach kann alles wieder eingebaut werden. Wie das Entlüften etc. funktioniert findet ihr in der anderen Anleitung die ich am Anfang verlinkt habe. Meine Pumpe läuft nun wieder einwandfrei 8-)

Kosten: 0€ ;)

Wie immer, keine Gewähr. Das Copyright aller Bilder liegt bei mir und die Arbeit wurde an einem E86 Coupe mit 3.0si Motor durchgeführt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Da ich nun einige Zeit ohne ABS / ESP unterwegs war und somit alles in "Drivers Brain and Hand" lag ( fahre allerdings mehrere und nicht mal langsame Kisten die nicht einmal wissen wie ABS oder ESP geschrieben werden) und Corona bedingt
genügend Zeit und Lust vorhanden war, nahm ich die wirklich gute Anleitung von Hell046 als Reparaturleitfaden um diesen Umstand zu beseitigen.
Der Ausbau der DSC-Einheit ist, wenn man der Anleitung folgt kein Problem. Der Motor muss wie beschrieben durch Entfernen der Haltenasen von der Ventil/Pumpeneinheit getrennt werden.
Nach Ausbau des Motors habe ich eine Durchgangsprüfung an den beiden Steckanschlüssen durchgeführt, Ergebniss: kein Durchgang also Motor defekt !
Um das Statorgehäuse abzuziehen müssen 2 Bohrungen am Gehäuse durchgeführt werden. Ich habe die 3,2mm Bohrungen im Abstand von < 3mm zu den benannten Einkerbungen durchgeführt. Beim Bohren ist es ratsam einen starken Magneten neben dem Bohrer auf das Gehäuse zusetzen der die Späne aufnimmt, weiter vorsichtig bohren dahinter sitzen gleich die Haltenasen. Um mir das Gefrickel mit dem gebogenen Draht zu ersparen, dazu lässt diese Lösung auch kein genaues Arbeiten zu, da auch mir die genauen Verhältnisse innerhalb des Gehäuses nicht bekannt waren habe ich anschließend mit einem sogenannten Sackloch-Gewindebohrer 4mm Gewinde geschnitten. Nach einsetzen von 4mm Schrauben habe ich diese vorsichtig eingedreht und auch bei mir ist eine der Haltenasen dabei abgebrochen. Bei diesen Haltenasen genügt es wenn man nach anliegen der Schrauben diese ca. max 1,5mm weiter eindreht, da die Rastweite sehr gering ist, wie immer - hinterher ist man schlauer! Aber wie auch Hell046 sagt sind diese Haltenasen eigentlich nicht erforderlich, da nach Befestigung des Motors auf dem Pumpenventilblock die axiale Sicherung des Statorgehäuses wieder hergestellt ist, die radiale Sicherung wird durch den internen Kontaktblock gewährleistet. Diese Haltenasen sind vermutlich dem separaten Produktionsprozess geschuldet .
Nach einspannen der Motorachse war mit einem Ruck das Statorgehäuse abgezogen, danach habe ich die wenigen Späne innerhalb sorgfältig entfernt und die Gewindebohrungen mit kurzen Schrauben wieder verschlossen.
Auch bei diesem Motor war eine der Kohlen (Bürsten) in der Führung verklemmt so dass sie keinen Kontakt mehr zum Kollektor/Kommutator hatte nach Aufbiegen und Richten der Führung war der Kontakt wieder hergestellt. Ich habe dann noch versucht den Kollektor mit einem feinen Schleifleinen zu säubern was allerdings wegen der schlechten Zugänglichkeit schwierig ist. Die Kohlen selbst sind ca erst zu 20-25 % abgenützt bei einer Gesamtlaufzeit des Z4 von rund 100k Kilometer, somit wäre diese Baugruppe im Normalfall für die Gesamtlaufzeit des Z4 vollkommen ausreichend.
Für die anschließende Befestigung des Motors habe ich allerdings eine andere Möglichkeit gewählt, da mir erstens die Verpressmethode nicht gefällt ( ich haue nicht gerne auf komplexen elektromechanischen Baugruppen herum) und zweitens falls ich mal wieder an derselben (hoffentlich nicht) arbeiten muss habe ich eine Schraub-variante gewählt. Dazu habe ich nach einer Sacklochbohrung in die vier Verpressblöcke ein 4mm Gewinde geschnitten, mir dann vier Haltewinkel angefertigt und mit diesen den Motor auf dem Block verschraubt. Die Schrauben habe ich zur Vorsicht mit einem mittelfesten Sicherungslack eingesetzt, da die Tiefe der Gewindebohrungen nur ca. 7mm beträgt.
Nach Einbau in den Z, Bremsen entlüften, Fehler löschen war die Funktion der DSC-Einheit wieder hergestellt ! Erster Funktionstest war Hofeinfahrt - Berganfahrhilfe wieder I.O.
Das Bremsen entlüften ist allerdings eine andere Sache. Um die Luft aus dem System zu bekommen muss die Entlüftungsroutine die BMW nach Arbeiten an der DSC-Einheit vorsieht durchgeführt werden, dabei wird der Motor angesteuert und durch den Pumpvorgang die Luft aus der Einheit gepresst.
Wenn man diese Arbeit nicht selbst ausführen will oder kann ist die Reparatur der Einheit noch immer sehr preiswert. Die diversen Fachfirmen die diese Pumpenreparatur explizit Fehler 5FD0, 5FD1 anbieten,verlangen meist um die 300 Euro.
Der Neupreis der Einheit ist bei BMW-Baum rund 2000.- Euro! Es werde auch diverse Reparatursätze angeboten wobei ich nicht weis was diese beinhalten - falls die jemand kennt bitte posten!
Auf den Bildern die Baugruppe nach der Reparatur.IMG_3496.JPGIMG_3498.JPG
 
Gefällt mir :thumbsup:

Die Schraubvariante hatte ich auch im Kopf, jedoch anschließend verworfen da mit die Innereien des Blocks nicht bekannt sind. Ich wollte es nicht riskieren eine Bohrung im Block zu treffen. Daher habe ich mich fürs verprassen entschieden.

Jetzt wissen wir, verschrauben geht auch :thumbsup:
 
Nachbetrachtung:

Wer auch immer sich mit solchen Arbeiten beschäftigen will sei es um Kosten zu sparen oder aus Bastelfreude sollte sich darüber im klaren sein dass es sich um sicherheitsrelevante Baugruppen handelt. Wer z.B noch nie eine Bremsleitung aufgemacht hat (geht besten mit einem speziellen offenen Ringschlüssel) sollte sich sein Tun gut überlegen !

Bei mir schlug wieder einmal "murphys law" gnadenlos zu. Nachdem ich die Bremsanlage mit ca. 2 Liter Bremsflüssigkeit gespült und damit schon einen großen Teil der Luft herausgeholt hatte und einem ersten Funktionstest -> Berganfahrhilfe wollte ich die Anlage mit der DSC Routine vollständig entlüften - aber beim Einschalten meines alten WIN7 Notebooks war nur noch ein klacken der Festplatte zu hören ?! Also was schnell tun - gut jetzt hast Du so viel Geld gespart - jetzt kannst Du auch ein paar Euros beim Freundlichen liegen lassen - Hauptsache die Kiste kommt wieder schnell auf die Straße ! Und tatsächlich Termin sofort !
Wie meinte der Freundliche: Dann müssen wir ja die Bremsflüssigkeit ja gar nicht tauschen - entlüften genügt - Halbe Stunde ! Nach 11/4 Stunden ging der Besagte auf Probefahrt ! kam dann mit der Rechnung zurück:
2x kompl Durchlauf mit DSC = 11 AW zu 10,50 = 115,50 2 Liter Bremsflüssigkeit zu moderaten 19,60 ergibt 135,10 plus 16 % MwSt 21,62 somit 156,72 Euro für das Entlüften !
Fazit: Dringendste Arbeit -> Neuaubau WIN 7 Notebook !
 
Klassiker, sind eben typische BMW Preise. Du hättest es aber auch anders lösen können. Nur durch folgende Vorgehensweise konnte ich trotz PC die komplette Luft aus dem System zwängen.

Großen Parkplatz suchen und einige ABS Bremsungen machen. Dann arbeiten die Ventile auch ohne PC. Anschließend wieder etwas Spülen.

Kann ich nur empfehlen. Nur durchs Ansteuern war bei mir nicht alles an Luft draußen.
 
Klassiker, sind eben typische BMW Preise. Du hättest es aber auch anders lösen können. Nur durch folgende Vorgehensweise konnte ich trotz PC die komplette Luft aus dem System zwängen.

Großen Parkplatz suchen und einige ABS Bremsungen machen. Dann arbeiten die Ventile auch ohne PC. Anschließend wieder etwas Spülen.

Kann ich nur empfehlen. Nur durchs Ansteuern war bei mir nicht alles an Luft draußen.
Ok, habe allerdings im Vorfeld nicht unbedingt mit 11AW gerechnet - aber aus Schaden wird man bekanntlich klug ! Wenigstens ist die Bremse wieder absolut top !
 
Klasse gemacht !!! Das spart Geld . Falls jemand ein Video davon sehen will, M589 restorations zeigt das ganze im Bild.
. bei ca 17 min. Videos von ihm sind auch sonst sehr ansehnlich .

Stefan
 
Gut, viele Wege führen nach Rom, das hier ist ein ziemlich rabiater - gezielte Gewalt wende ich eigentlich nur z.B. bei Keil und Konusverbindungen an, aber man kann natürlich auch damit auch ein Motorgehäuse abziehen ! Auch Verkleben ist für mich eher ein Notnagel wenn anderes nicht mehr hilft oder geht !
 
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