RainerW
"Black Nose Diva“ in Frozen Grey mit Leder Cognac
Wohin des Wegs?Meinung: BMW zwischen Zukunft und Tradition
Klartext 24.08.2018 18:11 Uhr Martin Franz
Neulich auf einem Parkplatz in Haar: Eine junge Mutter trifft auf eine andere berichtet stolz: „Ich fahre nun auch BMW.“ Sie fuhr einen 216d Gran Tourer mit M-Paket. Nun könnte man ihr zurufen: „Nein, Sie fahren keinen BMW, sondern ein belangloses Marketing-Produkt, an das ein gewiss nicht dämlicher Marketing-Mensch einfach ein paar BMW-Embleme rangeklatscht hat. Er hält sich vor Lachen den Bauch, weil Sie für ein Auto, was einem VW Touran recht ähnlich ist, 10.000 Euro mehr ausgegeben haben.“ Es würde nichts ändern, denn die traditionellen Markenwerte spielen für sie keine Rolle. Es ist der Image-Glanz, der lockt und manches verdeckt.
BMW befindet sich mitten in einem Wandel, bei dem nicht recht ersichtlich ist, wohin die Reise eigentlich gehen soll. Das betrifft nicht nur die kommende, technische Ausrichtung, sondern auch das Design. Der neue Z4 wird mit seiner offensiven Gestaltung sicher Anhänger finden. Doch eine Strategie, welche die Marke langfristig sturmfest macht, ist aktuell nicht zu erkennen.
Alles in Ordnung!
Vordergründig ist die Welt in Ordnung. BMW fährt trotz eines kleinen Einbruchs im zweiten Quartal 2018 eine Umsatzrendite ein, von der viele andere Hersteller nur träumen können. Das ist keine abstrakte Zahl, sondern füllt ganz real die Kassen. Es verschafft dem Konzern finanziell die Luft, in Nischen wie die des Z4 und i8 zu investieren oder auch Projekte wie den i3 voranzutreiben. Wer aufs Geld schauen muss, kann sich solche Sonderlocken nicht erlauben. Zumal der Umsatzrückgang von rund 700 Millionen Euro im zweiten Quartal 2018 bei BMW keinem ernsthaft Sorgen bereitet: Zwei Volumenmodelle sind kurz vor der Ablösung. Die Chancen stehen gut, dass BMW 2019 ein starkes Jahr erlebt.
Hinzu kommt bei vielen Modellen eine hohe Qualität bei allen Kriterien, die das Fahren betreffen. Ein fein austariertes Fahrwerk, die von Antriebseinflüssen befreite Lenkung, antrittsstarke, drehfreudige Motoren – der alte Claim der „Freude am Fahren“ lässt sich am Steuer eines 1ers, 3ers und 5ers noch immer problemlos nachvollziehen. Verlassen Sie einmal flott einen Kreisverkehr: Wer einen Funken Gespür hat, weiß die sorgsame BMW-Abstimmung schnell zu schätzen. Das können die Bayern nach wie vor wie kaum ein anderer Hersteller.
Untere Klasse
Wer etwas tiefer einsteigt und die nähere Zukunft betrachtet, wird allerdings nachdenklich. Es mag in finanzieller Hinsicht eine großartige Idee sein, die Mini-Plattform UKL auf kleine BMW-Modelle auszudehnen. Die UKL steht – ganz ernsthaft – intern für „untere Klasse“. Was im Mini hervorragend funktioniert, verpufft in größeren Autos wie dem X1 oder den Vans. Die beiden 2er-Vans sind keine schlechten Autos, doch es gibt hinsichtlich der Fahreigenschaften nichts, was sie aus der kleiner werdenden Masse der praktischen Familienautos nennenswert heraushebt.
Dem nächsten 1er nimmt man mit der Umstellung auf Frontantrieb ein Alleinstellungsmerkmal. Begründet wird das damit, dass die meisten Fahrer ohnehin nicht wüssten, welche Achse angetrieben wird. Wenn sich die Verantwortlichen da mal nicht vertun. Die wenigen 1er-Fahrer, die ich kenne, haben sich den Hinterradantrieb sehr bewusst ausgesucht. Auch der X1 hat mit der Umkehr verloren: Es mag zwar Menschen geben, die nicht wissen, welche Achse angetrieben ist, doch spüren tun sie es, wenn vielleicht auch nur unbewusst. Und nein, ein Allradantrieb egalisiert das Ganze nicht. Es macht in der Lenkung einen Unterschied, ob standardmäßig die vorderen oder die hinteren Räder Antriebseinflüsse abbekommen.
Mit quer eingebauten Motoren ist auch der Sechszylinder im 1er dahin. Egal ob ich den 320i (E46) oder den M140i von Kollegen oder den 525d (E61) in der Nachbarschaft höre: Die Sechsender in einen Bereich zu verschieben, den sich nur noch Wenige leisten können, war eine der beknacktesten Ideen, die in den vergangenen Jahren aus dem Vierzylinder-Hochhaus in München gekommen ist. Fahren Sie mal einen 5er-Benziner aus den späten 1990er-Jahren. Wer keinen Unterschied zur Laufkultur der aktuellen BMW-Vierzylinder feststellt, wird auch keine Differenzen bei der Musikwiedergabe zwischen Handy und der Kombination Marantz/Canton Ergo spüren.
Schnelles Fugu
Das soll die momentan verbauten Vierzylinder nicht abwerten, doch die können andere Hersteller eben auch ganz ordentlich bauen – Reihen-Sechszylinder eher nicht. Dass mit mehrfach aufgeladenen Vierzylindern künftig die bisherigen 1er-Sechszylinder-Fahrer geködert werden sollen, kann sich eigentlich nur jemand ausgedacht haben, der mit einem stumpfen Schlachtermesser und viel Schwung mal eben schnell Fugu zubereiten möchte. Keine gute Idee, wenn Sie mich fragen. Ich vermisse den Sound des Sechszylinders im 1er jetzt schon.
Der 3er der Baureihe e46 (gebaut als Limousine 1998 bis 2005) war sicher nicht perfekt, hinterließ bei Verarbeitung und Materialien aber einen tadellosen Eindruck. Der direkte Umstieg in einen der ersten 3er der aktuellen Baureihe F30 ließ keinen einzigen Moment des Zweifels zu, in welche Richtung sich dieser Bereich entwickelt hat. Holz aus dem Playmobilwald, Spalten in den Türgriffen, schief geschnittene Kofferraumverkleidungen, Risse in den Favoritentasten, rostende Sitzgestelle, zu kurze Fensterdichtungen, dazu diese unsäglich billige wirkende Umrandung um den Schalthebel: Zwischen E46 und F30 liegen hinsichtlich der oberflächlichen wahrgenommenen Qualität Welten. Das 2015er-Facelift des 3ers hat die Lücke minimal kleiner gemacht, der kommende Dreier schließt sie hoffentlich.
Unruhiges Design
Optisch hat BMW die ruhige Linie verlassen, zu der man zwischendurch zumindest teilweise wieder gefunden hatte. Die Rede ist nicht von den aufgeblähten X4 und X6 oder dem 5er GT. Sie haben nichts von jener Zierlichkeit und Zeitlosigkeit, die Autos in Würde altern lassen. Doch zumindest ansatzweise lässt sich an ihnen noch ein Rest einer BMW-Design-DNA erahnen. Beim neuen Z4 wird das schon deutlich schwieriger. Vorn hat er etwas von einem Fiat 124 Spider, hinten von einem Mercedes-AMG. Man denke sich den Steg zwischen den Nieren und die Embleme weg – der Z4 wäre nur schwerlich als BMW zu erkennen. Ist das die Zukunft? Ich hoffe nicht, denn zumindest meinem ästhetischen Empfinden bereitet dieser Z4 Unbehagen. Das kann man selbstverständlich anders sehen, doch ich vermute, dass diese extrem unruhige Gestaltung schnell altert.
Als Kombiinstrument dient bald vielerorts ein Display, auch bei BMW. Die Marke schmeißt damit eine jahrzehntelang gepflegte Tradition über Bord wie ein Kipper nicht mehr benötigte Fischreste. Immerhin besteht Hoffnung: So ein Kombiinstrument lässt dem Entwickler viel mehr Freiheiten, vielleicht gibt es ja eine klassische Darstellung. Denn ein Tacho im Balken-Design und ein Drehzahlmesser, der gegen den Uhrzeigersinn läuft, sind glaube ich nicht das, auf was Fans der Marke händeringend gewartet haben.
Dazu dehnt der Konzern seit Jahren sein Programm. Manch ein Versuch verschwindet schweigend einfach wieder, wie das Z4-Coupé, an das sich vermutlich kaum noch jemand erinnert. Auch 5er GT und 3er GT bekommen keinen ähnlich konzipierten Nachfolger. Der BMW X1 wurde viele Jahre als sportliches SUV vermarktet. Welche Rolle spielt dann genau der neue X2? Letztlich ist er nüchtern gesehen ein etwas flotter verpackter X1. BMW hat nur das Glück, vielfach nicht nüchtern gesehen zu werden.
Lange Zeit war nicht sicher, ob der Z4 einen Nachfolger bekommt. Die bis 2016 gebaute Generation lag unter den Erwartungen der Verkäufer. Doch statt mit einem federleichten Roadster ohne viel Schnickschnack dem Mazda MX-5 Feuer von oben zu machen, gibt es wieder ein Modell, was möglichst alle Bedürfnisse abdeckt. Der Z4 wird ganz bestimmt gut fahren. Doch schon Voltaire warnte: „Das Geheimnis der Langeweile ist, alles sagen zu wollen.“ Nirgendwo lässt sich das auf den automobilen Bereich so exakt übertragen wie bei Roadstern. Auf den Mut zum Weglassen kommt es an.
Fehlende Nachhaltigkeit
Damit keine Missverständnisse aufkommen: Alte Markenwerten mögen das Image nachhaltig prägen, es dauert zudem Jahrzehnte, sich ein so solides Image aufzubauen wie BMW es hat. Mit den Verkäufen von vorgestern lassen sich die Rechnungen von morgen und übermorgen nicht begleichen. Aber ist das eine gute Argumentation, um an alles eine Axt zu legen? Mir fehlt das Gefühl der inneren Ruhe, der Nachhaltigkeit, zu der eine zeitlose Gestaltung gehört. Vieles scheint auf den Moment ausgerichtet, nicht darauf, wie wir morgen auf diese Dinge schauen.
Wirtschaftlich gesehen mag der eingeschlagene Kurs zumindest kurzfristig seine Berechtigung haben. Solange es genug Käufer wie die eingangs beschriebene Dame gibt, werden die lauten Stimmen bei BMW nicht verstummen, die verkünden, auf dem richtigen Weg zu sein. Doch wehe, wenn der Wind sich einmal dreht und die Marke von der Aura des Erfolgreichen nicht mehr im gleichen Maße umgeben wird. Das könnte auch an dem Stolz nagen, der Menschen dazu bringt, sehr viel mehr Geld auszugeben als für vergleichbares Produkt von der weniger glanzvollen Konkurrenz. Für BMW würden damit harte Zeiten anbrechen. Zeiten, in denen sich manch einer vielleicht insgeheim noch wünschen wird, die Kernwerte nicht so leichtfertig versemmelt zu haben, wie es aktuell an einigen Stellen passiert.
(Quelle: Heise Autos - Klartext)
...so ganz Unrecht hat der Author nicht, oder?
Klartext 24.08.2018 18:11 Uhr Martin Franz
Neulich auf einem Parkplatz in Haar: Eine junge Mutter trifft auf eine andere berichtet stolz: „Ich fahre nun auch BMW.“ Sie fuhr einen 216d Gran Tourer mit M-Paket. Nun könnte man ihr zurufen: „Nein, Sie fahren keinen BMW, sondern ein belangloses Marketing-Produkt, an das ein gewiss nicht dämlicher Marketing-Mensch einfach ein paar BMW-Embleme rangeklatscht hat. Er hält sich vor Lachen den Bauch, weil Sie für ein Auto, was einem VW Touran recht ähnlich ist, 10.000 Euro mehr ausgegeben haben.“ Es würde nichts ändern, denn die traditionellen Markenwerte spielen für sie keine Rolle. Es ist der Image-Glanz, der lockt und manches verdeckt.
BMW befindet sich mitten in einem Wandel, bei dem nicht recht ersichtlich ist, wohin die Reise eigentlich gehen soll. Das betrifft nicht nur die kommende, technische Ausrichtung, sondern auch das Design. Der neue Z4 wird mit seiner offensiven Gestaltung sicher Anhänger finden. Doch eine Strategie, welche die Marke langfristig sturmfest macht, ist aktuell nicht zu erkennen.
Alles in Ordnung!
Vordergründig ist die Welt in Ordnung. BMW fährt trotz eines kleinen Einbruchs im zweiten Quartal 2018 eine Umsatzrendite ein, von der viele andere Hersteller nur träumen können. Das ist keine abstrakte Zahl, sondern füllt ganz real die Kassen. Es verschafft dem Konzern finanziell die Luft, in Nischen wie die des Z4 und i8 zu investieren oder auch Projekte wie den i3 voranzutreiben. Wer aufs Geld schauen muss, kann sich solche Sonderlocken nicht erlauben. Zumal der Umsatzrückgang von rund 700 Millionen Euro im zweiten Quartal 2018 bei BMW keinem ernsthaft Sorgen bereitet: Zwei Volumenmodelle sind kurz vor der Ablösung. Die Chancen stehen gut, dass BMW 2019 ein starkes Jahr erlebt.
Hinzu kommt bei vielen Modellen eine hohe Qualität bei allen Kriterien, die das Fahren betreffen. Ein fein austariertes Fahrwerk, die von Antriebseinflüssen befreite Lenkung, antrittsstarke, drehfreudige Motoren – der alte Claim der „Freude am Fahren“ lässt sich am Steuer eines 1ers, 3ers und 5ers noch immer problemlos nachvollziehen. Verlassen Sie einmal flott einen Kreisverkehr: Wer einen Funken Gespür hat, weiß die sorgsame BMW-Abstimmung schnell zu schätzen. Das können die Bayern nach wie vor wie kaum ein anderer Hersteller.
Untere Klasse
Wer etwas tiefer einsteigt und die nähere Zukunft betrachtet, wird allerdings nachdenklich. Es mag in finanzieller Hinsicht eine großartige Idee sein, die Mini-Plattform UKL auf kleine BMW-Modelle auszudehnen. Die UKL steht – ganz ernsthaft – intern für „untere Klasse“. Was im Mini hervorragend funktioniert, verpufft in größeren Autos wie dem X1 oder den Vans. Die beiden 2er-Vans sind keine schlechten Autos, doch es gibt hinsichtlich der Fahreigenschaften nichts, was sie aus der kleiner werdenden Masse der praktischen Familienautos nennenswert heraushebt.
Dem nächsten 1er nimmt man mit der Umstellung auf Frontantrieb ein Alleinstellungsmerkmal. Begründet wird das damit, dass die meisten Fahrer ohnehin nicht wüssten, welche Achse angetrieben wird. Wenn sich die Verantwortlichen da mal nicht vertun. Die wenigen 1er-Fahrer, die ich kenne, haben sich den Hinterradantrieb sehr bewusst ausgesucht. Auch der X1 hat mit der Umkehr verloren: Es mag zwar Menschen geben, die nicht wissen, welche Achse angetrieben ist, doch spüren tun sie es, wenn vielleicht auch nur unbewusst. Und nein, ein Allradantrieb egalisiert das Ganze nicht. Es macht in der Lenkung einen Unterschied, ob standardmäßig die vorderen oder die hinteren Räder Antriebseinflüsse abbekommen.
Mit quer eingebauten Motoren ist auch der Sechszylinder im 1er dahin. Egal ob ich den 320i (E46) oder den M140i von Kollegen oder den 525d (E61) in der Nachbarschaft höre: Die Sechsender in einen Bereich zu verschieben, den sich nur noch Wenige leisten können, war eine der beknacktesten Ideen, die in den vergangenen Jahren aus dem Vierzylinder-Hochhaus in München gekommen ist. Fahren Sie mal einen 5er-Benziner aus den späten 1990er-Jahren. Wer keinen Unterschied zur Laufkultur der aktuellen BMW-Vierzylinder feststellt, wird auch keine Differenzen bei der Musikwiedergabe zwischen Handy und der Kombination Marantz/Canton Ergo spüren.
Schnelles Fugu
Das soll die momentan verbauten Vierzylinder nicht abwerten, doch die können andere Hersteller eben auch ganz ordentlich bauen – Reihen-Sechszylinder eher nicht. Dass mit mehrfach aufgeladenen Vierzylindern künftig die bisherigen 1er-Sechszylinder-Fahrer geködert werden sollen, kann sich eigentlich nur jemand ausgedacht haben, der mit einem stumpfen Schlachtermesser und viel Schwung mal eben schnell Fugu zubereiten möchte. Keine gute Idee, wenn Sie mich fragen. Ich vermisse den Sound des Sechszylinders im 1er jetzt schon.
Der 3er der Baureihe e46 (gebaut als Limousine 1998 bis 2005) war sicher nicht perfekt, hinterließ bei Verarbeitung und Materialien aber einen tadellosen Eindruck. Der direkte Umstieg in einen der ersten 3er der aktuellen Baureihe F30 ließ keinen einzigen Moment des Zweifels zu, in welche Richtung sich dieser Bereich entwickelt hat. Holz aus dem Playmobilwald, Spalten in den Türgriffen, schief geschnittene Kofferraumverkleidungen, Risse in den Favoritentasten, rostende Sitzgestelle, zu kurze Fensterdichtungen, dazu diese unsäglich billige wirkende Umrandung um den Schalthebel: Zwischen E46 und F30 liegen hinsichtlich der oberflächlichen wahrgenommenen Qualität Welten. Das 2015er-Facelift des 3ers hat die Lücke minimal kleiner gemacht, der kommende Dreier schließt sie hoffentlich.
Unruhiges Design
Optisch hat BMW die ruhige Linie verlassen, zu der man zwischendurch zumindest teilweise wieder gefunden hatte. Die Rede ist nicht von den aufgeblähten X4 und X6 oder dem 5er GT. Sie haben nichts von jener Zierlichkeit und Zeitlosigkeit, die Autos in Würde altern lassen. Doch zumindest ansatzweise lässt sich an ihnen noch ein Rest einer BMW-Design-DNA erahnen. Beim neuen Z4 wird das schon deutlich schwieriger. Vorn hat er etwas von einem Fiat 124 Spider, hinten von einem Mercedes-AMG. Man denke sich den Steg zwischen den Nieren und die Embleme weg – der Z4 wäre nur schwerlich als BMW zu erkennen. Ist das die Zukunft? Ich hoffe nicht, denn zumindest meinem ästhetischen Empfinden bereitet dieser Z4 Unbehagen. Das kann man selbstverständlich anders sehen, doch ich vermute, dass diese extrem unruhige Gestaltung schnell altert.
Als Kombiinstrument dient bald vielerorts ein Display, auch bei BMW. Die Marke schmeißt damit eine jahrzehntelang gepflegte Tradition über Bord wie ein Kipper nicht mehr benötigte Fischreste. Immerhin besteht Hoffnung: So ein Kombiinstrument lässt dem Entwickler viel mehr Freiheiten, vielleicht gibt es ja eine klassische Darstellung. Denn ein Tacho im Balken-Design und ein Drehzahlmesser, der gegen den Uhrzeigersinn läuft, sind glaube ich nicht das, auf was Fans der Marke händeringend gewartet haben.
Dazu dehnt der Konzern seit Jahren sein Programm. Manch ein Versuch verschwindet schweigend einfach wieder, wie das Z4-Coupé, an das sich vermutlich kaum noch jemand erinnert. Auch 5er GT und 3er GT bekommen keinen ähnlich konzipierten Nachfolger. Der BMW X1 wurde viele Jahre als sportliches SUV vermarktet. Welche Rolle spielt dann genau der neue X2? Letztlich ist er nüchtern gesehen ein etwas flotter verpackter X1. BMW hat nur das Glück, vielfach nicht nüchtern gesehen zu werden.
Lange Zeit war nicht sicher, ob der Z4 einen Nachfolger bekommt. Die bis 2016 gebaute Generation lag unter den Erwartungen der Verkäufer. Doch statt mit einem federleichten Roadster ohne viel Schnickschnack dem Mazda MX-5 Feuer von oben zu machen, gibt es wieder ein Modell, was möglichst alle Bedürfnisse abdeckt. Der Z4 wird ganz bestimmt gut fahren. Doch schon Voltaire warnte: „Das Geheimnis der Langeweile ist, alles sagen zu wollen.“ Nirgendwo lässt sich das auf den automobilen Bereich so exakt übertragen wie bei Roadstern. Auf den Mut zum Weglassen kommt es an.
Fehlende Nachhaltigkeit
Damit keine Missverständnisse aufkommen: Alte Markenwerten mögen das Image nachhaltig prägen, es dauert zudem Jahrzehnte, sich ein so solides Image aufzubauen wie BMW es hat. Mit den Verkäufen von vorgestern lassen sich die Rechnungen von morgen und übermorgen nicht begleichen. Aber ist das eine gute Argumentation, um an alles eine Axt zu legen? Mir fehlt das Gefühl der inneren Ruhe, der Nachhaltigkeit, zu der eine zeitlose Gestaltung gehört. Vieles scheint auf den Moment ausgerichtet, nicht darauf, wie wir morgen auf diese Dinge schauen.
Wirtschaftlich gesehen mag der eingeschlagene Kurs zumindest kurzfristig seine Berechtigung haben. Solange es genug Käufer wie die eingangs beschriebene Dame gibt, werden die lauten Stimmen bei BMW nicht verstummen, die verkünden, auf dem richtigen Weg zu sein. Doch wehe, wenn der Wind sich einmal dreht und die Marke von der Aura des Erfolgreichen nicht mehr im gleichen Maße umgeben wird. Das könnte auch an dem Stolz nagen, der Menschen dazu bringt, sehr viel mehr Geld auszugeben als für vergleichbares Produkt von der weniger glanzvollen Konkurrenz. Für BMW würden damit harte Zeiten anbrechen. Zeiten, in denen sich manch einer vielleicht insgeheim noch wünschen wird, die Kernwerte nicht so leichtfertig versemmelt zu haben, wie es aktuell an einigen Stellen passiert.
(Quelle: Heise Autos - Klartext)
...so ganz Unrecht hat der Author nicht, oder?


nach Rabatt sieht das natürlich wieder etwas freundlicher aus.




und
(für Audi gibt es kein entsprechendes Smiley) machen können.