"Der Tag, als ich zum Turbo-raser wurde" - gerade wer gesehen?

Andreas 325 Ci

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1 September 2002
Hallo!

Wie haben über "Turbo-Rolf" ja damals auch in diesem Forum gesprochen., Heute nun zeigte die ARD gerade einen Dokumentarfilm über das Vorgehen, das Verfahren und die Beweislage damals vor 2 Jahren. Ich fand den Film sehr interessant, da ich nicht das Gefühl hatte, es würde eine überdeutliche Stellung bezogen.

Wenn ich mir nun die von Google ausgespuckten Seiten zu diesem Thema ansehe, so kann man denken, die Beweislage sei erdrückend gewesen. Stimmen die Tatsachen aus dem Film, so habe ich hingegen den Eindruck, dort konnte die deutsche Medienlandschaft ein Gerichtsurteil beeinflussen.

Trotz großem Mitgefühl für die Verwandten und Hinterbliebenen der jungen verunfallten Frau und ihrem Kind, so glaube ich doch, dass ohne Medienberichte zumindest die zweite Instanz den Testfahrer mangels aussagekräftiger Beweise freigesprochen hätte.

Als Zeitzeugnis mal ein Bericht aus der damaligen Bild Zeitung, den ich eben bei der kurzen Suche fand:
http://www.bild.t-online.de/BTO/news/2004/02/10/raser/todes__raser__prozess.html

Hat noch jemand den Bericht gesehen? Wie waren Eure Eindrücke?

Ich fand es gut, dass mit einem gewissen zeitlichen und emotionalen Abstand die Sache einmal durchleuchtet wurde und sowohl der Betroffene, als auch Zeugen und Mitarbeiter von Judikative und Exikutive zu Wort kamen.
 
AW: "Der Tag, als ich zum Turbo-raser wurde" - gerade wer gesehen?

Kann den von dir empfundenen und geschilderten Eindruck nur bestätigen :t oder eher (wenn mann ehrlich ist b: -> Bezug auf Medien-Massen-Beeinflussung)
 
AW: "Der Tag, als ich zum Turbo-raser wurde" - gerade wer gesehen?

Sorry, hieß: "Der Tag als ich zum Todes-Raser wurde" und wird gerade wiederholt!
 
AW: "Der Tag, als ich zum Turbo-raser wurde" - gerade wer gesehen?

Hatte auch das Gefühl, dass nur aufgrund des Druckes durch die Medien (besonders die "Bild") die Justiz quasi dazu gezwungen wurde, ihn zu verurteilen. Dazu fällt mir ein Filmtitel von Clint Eastwood ein "Hängt ihn höher" :12thinkin
 
AW: "Der Tag, als ich zum Turbo-raser wurde" - gerade wer gesehen?

Ich frage mich ehh schon, warum jemand wegen dichtem Auffahren zu 1,5Jahren bzw 1 Jahr auf Bewährung verurteilt werden kann. :j Egal wie die Beweislage ist.

Wo kommen wir denn da hin? Der Rolf (oder wer immer es war) sollte natürlich die denkbar härteste Strafe bekommen für folgende Delikte:

- Nötigung
- Zu geringer Sicherheitsabstand
- Rücksichtslosigkeit im Strassenverkehr.

Das war es aber liebe Leute. Alles was daruber hinausgeht ist zu viel.

Oder wollt ihr in Zukunft Leute auf Mord verklagen, wenn sie auf einer Fußgängerbrücke jemanden erschrecken und der daraufhin über das Geländer springt :j :j :j

Unsrer Justiz treibt manchmal seltsame Blüten.

NN!
 
AW: "Der Tag, als ich zum Turbo-raser wurde" - gerade wer gesehen?

Ich muss auch mal folgendes sagen (auch, wenn es unpopulaer sein mag).

Ich frage mich, wie es um die Fahrkuenste der jungen Frau bestellt war, wenn sie so reagiert wie geschehen, "nur" weil einer von hinten angebraust kommt.

Dass man sich erschrecken kann, ist die eine Sache, aber diese fatale Reaktion ist eine andere.

Gefahren ist er sicherlich wie eine Sau, dafuer musste er schon bestraft werden.

Bitte nicht falsch verstehen, mir tut die Frau mit dem Kind und vor allem die Hinterbliebenen sehr leid, das alles ist tragisch. Aber auch der oben genannte Aspekt draengt sich mir auf.
 
AW: "Der Tag, als ich zum Turbo-raser wurde" - gerade wer gesehen?

Ja, wahrscheinlich war sie unsicher am Steuer (meine Vermutung) und dadurch verriss sie das Lenkrad.
 
AW: "Der Tag, als ich zum Turbo-raser wurde" - gerade wer gesehen?

Sehe ich das richtig? Da fahren die meisten Zeugen mit 200 über die autobahn iund die junge Frau fährt mit 120 auf der linken Spur? Der schiebt die junge Frau mit 250 von der Autobahn? Oder sehe ich da was falsch...
 
AW: "Der Tag, als ich zum Turbo-raser wurde" - gerade wer gesehen?

nixnuz schrieb:
Ich frage mich ehh schon, warum jemand wegen dichtem Auffahren zu 1,5Jahren bzw 1 Jahr auf Bewährung verurteilt werden kann. :j Egal wie die Beweislage ist.

Was im Film gezeigt wurde ist ja auch, dass es viele Faktoren gibt, die dagegen sprechen, dass "Rolf" überhaupt der Täter ist.

- So das er Gefahr lief, seinen Führerschein und somit seinen Beruf zu verlieren, wenn er nochmal Punkte bekommen würde und deshalb laut eigenen Aussagen nicht schneller als 20 km/h über den Begrenzungen fuhr.
Dafür spricht, dass ihn ein Zeuge in der Baustelle überhohlte, weil er angeblich so langsam fuhr.
Ich frage mich: Wenn jemand mit 166km/h Durchschnittsgeschwindigkeit durch Ortschaften und über eine teilweise auf 120, 100 oder halt 80 begrenzte Autobahn gefahren sein muss (sein Abfahrtszeitpunkt ist sehr genau (auf die Minute) bestimmbar und der Unfallzeitpunkt ebenso), warum sollte er gerade in der Baustelle, wo er von einem Zeugen gesehen wird, nur gerade 90 fahren?

- Einem anderen Zeugen, der als wenig Autointeressierter einen schwarzen Mercedes nur bei Tempo 200+ gesehen hat und der von der Polizei solange laut eigenen Aussagen befragt wurde, bis er vollends verwirrt war und dann ihm "geholfen wurde", sich an zwei Doppelscheinwerfer zu erinnern, sodass "Rolf's" Teamleader in einer S-Klasse als Täter ausschied.

- Ebenso das jener Teamleader, der als einer der größten Raser im Kollegenkreis gilt, auf der selben Strecke mit Durchschnittstempo 65 km/h gefahren sein soll.

- Die von einem weiteren Zeugen am Unfallort gesehene Form der Auspuffanlage (worauf er besonders achtete) am ehesten zu einem Mercedes SL passt, welcher keiner der beiden Verdächtigen fuhr und er lediglich aussagte, ein schwarzes oder dunkelblaues Coupe gesehen zu haben.

- Jener Zeuge unter Tiefeneinwirkung mehr als nur das "BB" für Böblingen im Kennzeichen erkennen sollte. Abgesehen davon, dass ein solches Beweismittel vor Gericht unzulässig ist, erkannte er ein A, welches sowohl in "Rolf's" CL als auch im Kennzeichen der S-Klasse seines Teamleaders vorkam, als auch eine 7, die zwar nur in im Kennzeichen des CL vorkam, aber welches seine Glückszahl ist, und deshalb eine deutlich höhere Fehlerwahrscheinlichkeit hat.


Und trotz dieser ganzen Faktoren wurde eine fast ausschließlich zeugenaussagengestütze Verurteilung zweimal vorgenommen, wobei Prozessbeobachter das zweite Urteil als "Watsche" für die Richterin der ersten Instanz abtaten. Dabei frage ich mich: was bedeutet abgewatscht? - Wegen einer Veruteilung aufgrund äußerst dünner Beweislage? Und dann verurteile ich als Richter den Mann trotzdem, wenn ich eben diese dünne Beweislage erkenne? Im Zweifel entscheidet man doch gewöhnlich für den Angeklagten.



Ich bin jetzt nicht überzeugt, dass "Rolf" nicht der Raser und Drängler war, aber mehr als überrascht, aufgrund welcher Beweise jemand verurteilt wird und was die Presse daraus dann macht. Denn mal ehrlich: wer hat damals in dem alten Tread wirklich daran gezweifelt, dass er der Täter war?

Das Tatmotiv, einen Traumjob zu verlieren, hatte nicht nur er. Aber es ist in der Medienlandschaft immerwieder eine große Schlagzeile wert, einen jungen, erfolgreichen und überdurchschnittlich gut lebenden Menschen mit einem Traumjob für viele gegen eine junge tote Mutter mit Kind als Täter zu setzen. Was erregt die Gemüter mehr, als dieser Kontrast?
Der Mensch bekommt dann einfach das Bedürfnis, jemanden dafür bestrafen zu wollen. Und der muss halt gefunden werden, wenn die gesamte Öffentlichkeit einen Sünder sucht.
 
AW: "Der Tag, als ich zum Turbo-raser wurde" - gerade wer gesehen?

ITALOMASTER schrieb:
Ich frage mich, wie es um die Fahrkuenste der jungen Frau bestellt war, wenn sie so reagiert wie geschehen, "nur" weil einer von hinten angebraust kommt.

Straßenverkehrs-Ordnung (StVO)

I. Allgemeine Verkehrsregeln

§1 Grundregeln

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(1) Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.

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(2) Jeder Verkehrsteilnehmer hat sich so zu verhalten, daß kein Anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird.
 
AW: "Der Tag, als ich zum Turbo-raser wurde" - gerade wer gesehen?

Ich hab diese Hatz schon damals nicht verstanden. Das auf Autobahnen gedrängelt wird, gehört zur Tagesordnung. Wenn nun jemand vor Schreck in den Wald abbiegt, ohne daß eine Berührung der beiden KFZ's stattgefunden hat, verstehe ich die Aufregung nicht.

Das gibt Punkte in Flensburg und der Lappen ist 3 Monate weg. Das war's. So tragisch wie es für die Opfer auch sein mag.

Im übrigen darf ich mal darauf hinweisen, daß der Kleinwagen ebenfalls gegen den Zitierten §1 verstossen hat.

...so mutiert das Links-drängeln über Nacht vom Kavaliersdelikt zur Kardinalsünde.
Entsätzlich, diese verlogene Heuchelei :ulrich:

Gruß,
NN
 
AW: "Der Tag, als ich zum Turbo-raser wurde" - gerade wer gesehen?

Wirklich schade, daß Menschen zu Tode gekommen sind!

Aber die Strafe ist lächerlich!

Es gibt auch regeln, die zB besagen, daß man mit deutlich höher Geschwindigkeit überholen muß und dabei niemanden behindern darf (auflaufendes Auto von hinten)!

Mit diesem Urteil spielt man sehr vielen Leuten, die schlecht Auto fahren, den Ball zu! Das verschlimmert die Situation auf ABs noch mehr.

Gruß Viktor
 
AW: "Der Tag, als ich zum Turbo-raser wurde" - gerade wer gesehen?

Hallo,

mich hat der Bericht gestern auch sehr überrascht.
So wie ich das sehe liegt kein einziger Stichhaltiger Beweiss vor dass er der Drängler war.
Die Frage ist auch wann drängeln denn anfängt. Soll man wenn man mit 200km/h auf der Autobahn unterwegs ist schon 1 km vorher runterbremsen weil vorne einer langsam überholt?
Irgenwie hat mich der Bericht sehr nachdenklich gemacht....

ciao

Judith
 
AW: "Der Tag, als ich zum Turbo-raser wurde" - gerade wer gesehen?

Deshalb gibt es ja in Deutschland eine generelle Richtgeschwindigkeit von 130 km/h. Und wer bei 250 sein Fahrzeug nicht mehr unter Kontrolle hat, sprich nicht rechtzeitig verzögern oder ausweichen kann, muß halt damit rechnen, daß er vor Gericht den Kürzeren zieht.

Ich arbeite selbst in einem Autokonzern und für Hochgeschwindigkeitsfahrten gibt es abgesperrte Teststrecken.

Die Aussage, daß die Frau zu unsicher unterwegs war und nichts auf der linken Spur verloren hat find ich zum Kotzen !

Aber vielleicht gibt es ja hier auch Ehemänner und Väter, die diesem "Raser" für das milde Urteil von 1 Jahr auf Bewährung noch die Hand schütteln würden und sagen: "Naja meine Frau war halt bissel unsicher unterwegs."

Man sollte jetzt einfach diese Diskussion über Sinn oder Unsinn dieses Urteils beenden. Nichts rechtfertigt das was da passiert ist.
 
AW: "Der Tag, als ich zum Turbo-raser wurde" - gerade wer gesehen?

Meenzer Bub schrieb:
Deshalb gibt es ja in Deutschland eine generelle Richtgeschwindigkeit von 130 km/h. Und wer bei 250 sein Fahrzeug nicht mehr unter Kontrolle hat, sprich nicht rechtzeitig verzögern oder ausweichen kann, muß halt damit rechnen, daß er vor Gericht den Kürzeren zieht.

D'accord. Strafe wegen Nötigung, drängeln, etc.

Meenzer Bub schrieb:
Die Aussage, daß die Frau zu unsicher unterwegs war und nichts auf der linken Spur verloren hat find ich zum Kotzen !

Ist nachvollziehbar. Kann in dem Zusammenhang als kalt und gefühllos missverstanden werden. Ist aber dennoch richtig.

Ob es Dir nun passt oder nicht: Wer auf der Linken Spur fährt und so unaufmerksam ist, daß er sich über ein schnell näherkommendes Auto derart erschreckt, daß er entweder das Steuer verreißt oder einfach so in den Wald fährt, der ist de facto "unsicher unterwegs".

Solche Situationen gibt es täglich 1000-fach auf deutschen Autobahnen und niemand regt sich auf. Nur wenn es EINMAL in einer bestimmten Konstellation schief geht, dann ist das Geschrei gross.

Grüße vom Nixnuz!
 
AW: "Der Tag, als ich zum Turbo-raser wurde" - gerade wer gesehen?

Meenzer Bub schrieb:
Man sollte jetzt einfach diese Diskussion über Sinn oder Unsinn dieses Urteils beenden. Nichts rechtfertigt das was da passiert ist.
Sollte in diesem Fall ggf. ein Unschuldiger verurteilt worden sein, so wäre das durch nichts zu rechtfertigen!
 
AW: "Der Tag, als ich zum Turbo-raser wurde" - gerade wer gesehen?

BigFridge schrieb:
Sollte in diesem Fall ggf. ein Unschuldiger verurteilt worden sein, so wäre das durch nichts zu rechtfertigen!

Das ist auch das, woran ich dachte. Weniger daran, ob solches Drängeln so oder so bestraft gehört oder zu rechtfertigen ist oder nicht.

Vielmehr: War es wirklich dieser Mann? - Oder brauchte man nur schnell wen, da ganz Deutschland einen Sündenbock brauchte! (oder die Presse sagte, dass Deutschland einen brauche...)
 
AW: "Der Tag, als ich zum Turbo-raser wurde" - gerade wer gesehen?

Man sollte aber einige Dinge nicht außer Betracht lassen:

1. es sind jeweils die selben "Medien" in beiden Berichterstattungen tätig gewesen.

2. Juristen, zumal Richter lassen sich durch "Berichterstattungen" regelmäßig nicht beeinflussen; soetwas geht an denen völlig vorbei.

3. Ein Kraftfahrzeug gilt in unserer Gesellschaft als gefährlicher Gegenstand und deshalb gibt es Regeln. Jeder der sich mit Richtgeschwindigkeit auf unseren Autobahnen bewegt, handelt im Sinne der Rechtsordnung. Und wer schneller fahren will, muss sich darüber im Klaren sein, dass er dafür verantwortlich gemacht wird. Auh wenn es schwer fällt zu verstehen.

4. Wenn er tatsächlich der Fahrer war, und davon waren die Richter lettendlich überzeugt - was völlig ausreichend ist - dann ist er auch zutreffend verurteilt worden.

5. Dichtes Auffahren ist keineswegs ein Kavaliersdelikt und wird deshalb auch von unseren Gesetzen nicht als solches behandelt. Wenn es kausal für einen Unfall mit Todesfolge wird, dann entsteht folglich auch eine Straftat. Darüber sollte man sich im klaren sein. Und deshalb werden - völlig zu Recht wie ich meine - Jahr für Jahr Führerscheine eingesammelt.

6. Der Blickwinkel ändert sich schnell, wenn die eigene Freundin, das eigene Kind, die eigene Frau zum Krüppel wird (da hat man länger etwas davon, als wenn es schnell zu Ende geht), weil irgendjemand mal wieder meint, er ist ein ganz großer. Für den einen oder anderen sind solche Erlebnisse sicher sehr heilsam.

tcb
der auch kotzen muss, wenn er hier wieder von den ganzen großen zu lesen bekommt.
 
AW: "Der Tag, als ich zum Turbo-raser wurde" - gerade wer gesehen?

tcb schrieb:
1. es sind jeweils die selben "Medien" in beiden Berichterstattungen tätig gewesen.

4. Wenn er tatsächlich der Fahrer war, und davon waren die Richter lettendlich überzeugt - was völlig ausreichend ist - dann ist er auch zutreffend verurteilt worden.

Ich gehe da mit den von Dir genannten Punkten konform (bei 2. hoffe ich es zumindest).

Aber zu 1.war diese gestern gezeigte Berichterstattung anders, da sowohl Zeugen, als auch die Anwälte und der Täter selbst in die Kamera sprechen konnten und offensichtlich ihnen hier auch genug Zeit gegeben wurde. Das beide Zeugen sich durch die Polizei eingeschüchtert fühlten und sich zu Aussagen gedrängt fühlten, finde ich kein gutes Zeichen. Das dies kein normales Vorgehen der Polizei ist, ist mir klar, aber kam nicht dieser Druck auch durch die stark negative Berichterstattung eventuell dorthinein? Damals las man von den Zeugen selbst nichts und der Täter wurde mit einem einzigen Satz zitiert. Außerdem finde ich immernoch einen erheblichen Unterschied in der Berichterstattung von Bild, RTLII, Sat.1 oder auf der anderen Seite der ARD oder Frankfurter Allgemeinen.


Bei Punkt 4 wundert es mich, zu welch unterschiedlichen Urteilen zwei Richter kommen können. Zwischen 1,5 Jahren ohne und einem Jahr mit Bewährung liegen in der Rechtssprechung meines Wissens schon große Unterschiede. Und es waren doch beide Richter von der Schuld überzeugt, sonst hätten Sie ja im Zweifel für den Angeklagten entschieden.

Das die Angehörigen des Opfers Gerechtigkeit wollten, kann ich sehr gut verstehen, aber ich frage mich, ob der Aufschrei, der durch den Rest Deutschlands ging, im Sinne von "hängt ihn höher", nicht durch die Presse besonders auf diesen einen Menschen gelenkt wurde, im vollen Bewußtsein, dass seine Schuld nicht bewiesen war und es zumindest die Aufklärung des Falls extrem erschwerte.


Nicht falsch verstehen: Ich will hier weder für das Drängeln, Rasen noch den Täter Partei ergreifen, aber in dem Fall finde ich sind mehr Ungereimtheiten, als man es damals darstellte.

Ich bin einfach fasziniert davon, wieviele Teile es gibt, die damals kein Mensch erfahren hat.
 
AW: "Der Tag, als ich zum Turbo-raser wurde" - gerade wer gesehen?

Hallo,

@tcb
es ist schon klar das Autos gefährlich sind. Dessen muss sich jeder bewusst sein. Mit jeder meine ich aber auch Fahrer, die nicht oft Autobahn fahren und in verschiedenen Situationen unsicher sind und deswegen nicht richtig reagieren.
Ich fahre sehr viel auf der Autobahn und habe auch schon viel erlebt.
Ich hatte auch schon einen Unfall weil mich ein langsam fahrender Panda von der Spur abgedrängt hat. Der war mit höchstens 80 unterwegs. Ich hatte um die 120 km/H und er schert direkt vor mir auf meine Spur obwohl vor ihm nichts war. Bumms an die Leitplanke - toll. Mein Mini Schrott.
Gott sei Dank ist mir nichts passiert, aber weiss mans wie sowas ausgeht? Ich glaube kaum dass es dann so eine Hetzkampagne gegeben hätte. War ja schließlich ein langsam fahrender Pandafahrer.
Es gibt unzählige Beispiele wo Menschen auf der Strasse gestorben sind aus Unachtsamkeit, Unsicherheit, Alkohol, usw. Alles tragische Einzelschicksale. Warum wird da ein Schicksal so hervorgehoben und so eine Hetzkampange gemacht? Das kann ich nicht verstehen.
Es ist klar dass es schrecklich ist was passiert ist. Eine Frau und ein Kind mussten sterben - sowas ist einfach furchtbar aber eben kein Einzelfall sondern alltäglicher Horror auf den Strassen......

Ciao

Judith
 
AW: "Der Tag, als ich zum Turbo-raser wurde" - gerade wer gesehen?

@andreas
Mit den Punkten 5 und 6 hatte ich Dich jedenfalls nicht gemeint.


Wenn alle Richter in allen Entscheidungen stets zum selben Ergebnis kämen, dann könnten wir uns natürlich eine Rechtsprechung über mehrere Instanzen hinweg sparen. Man muss dabei auch zwischen den Tatsachen- und Revisionsinstanzen unterscheiden.



Ich will hier gar nicht ausschließen, dass sich evtl. Polizei und auch Staatsanwaltschaft nicht an die Regeln gehalten haben. Aber selbst wenn sie die Zeugen zu Aussagen gedrängt hätten, dann wäre die unmittelbare Folge zunächst nur, dass ein Verfahren überhaupt erstmal eingeleitet wird. Für die Richter entscheidend sind dann die Aussagen, die unmittelbar in der Verhandlung gemacht werden.



Zeugenaussagen sind schlechte Beweismittel und eine Gefahr bestand in der Sache natürlich schon. Nämlich das die "beeinflussten" Zeugen vor Gericht bei ihren evtl. aufgedrängten Aussagen geblieben sind. Und sei es nur aus Selbstschutz. Es kann also nie ganz ausgeschlossen werden, dass auch mal jemand verurteilt wird, der gar nicht Täter war. Das gibt es in allen Rechtssystemen.



Ich habe mit der Sache selbst nicht so intensiv befasst und auch den angesprochenen Bericht hierzu nicht gesehen. Wenn ich mich recht erinnere, dann beruhte die Verurteilung aber auch noch auf einer Reihe von Indizien über Streckenverlauf, Tankstops etc. Allein auf die Zeugenaussagen werden sich die Richter nicht verlassen haben.



Ich bin allerdings ganz froh, dass ich meist mit nur mit Aktenständen, selten lügendem Papier und der richtigen Rechtsanwendung zu tun habe



Was mich an der Diskussion immer wieder stört ist die Tatsache, dass es immer noch ein paar Spezialisten gibt, die meinen, die Frau sei selbst schuld, wenn sie auf der BAB die linke Spur benutzt und sich nicht in Luft auflöst, weil mal wieder jemand meint, ihm gehöre die BAB ganz allein und es als Beeinträchtigung seiner persönlichen Freiheitsrecht sieht (die er stets mit angemessen Mitteln zu verteidigen weiß), wenn er nicht ungehindert vorankommt. Und da ist dann jedes Mittel recht. Solche Leute gehören aus dem Verkehr gezogen und zwar dauerhaft.



Man muss sich doch einfach mal überlegen, weswegen welche Risiken eingegangen werden. Und welche Folgen ein derartiges Fehlverhalten hat. Das hier jemand massiv gegen alle Regeln des zivilisierten Lebens verstoßen hat, dürfte wohl feststehen. Wenn es der verurteilte Fahrer nicht war, dann war es ein anderer Fahrer. Und weil der Mann (oder eine Frau) ein gestörtes Ego hat, sind eine Mutter und ein kleines Mädchen gestorben.



Was gewinnt ein Fahrer eigentlich, wenn er auf ein vor ihm fahrendes Fahrzeug dicht auffährt? Wenn er es tut, damit die Bahn frei gemacht wird, ist das eine Nötigung. Das ist bereits eine Straftat!



Ich empfinde es tatsächlich als Ekel erregend, wenn sich dann jemand hinstellt und bezeichnet das als eine Art Kollateralschaden eines völlig normalen Verkehrsgeschehens. Wer schreckhaft reagiert, ist für das Leben ungeeignet? Zumindest Richter sehen das anders.



Gruß



tcb
 
AW: "Der Tag, als ich zum Turbo-raser wurde" - gerade wer gesehen?

tcb schrieb:
Man sollte aber einige Dinge nicht außer Betracht lassen:

2. Juristen, zumal Richter lassen sich durch "Berichterstattungen" regelmäßig nicht beeinflussen; soetwas geht an denen völlig vorbei.

Da darf ich aber mal laut lachen :d
Über die Justiz, speziell Strafjustiz kann man - jeh nach Gemütslage - entweder laut lachen, weinen, oder den Kopf schütteln.

Oder man kann mal hier nachlesen
Rolf Bossi: Halbgötter in Schwarz

[/quote]
tcb schrieb:
5. Dichtes Auffahren ist keineswegs ein Kavaliersdelikt und wird deshalb auch von unseren Gesetzen nicht als solches behandelt. Wenn es kausal für einen Unfall mit Todesfolge wird, dann entsteht folglich auch eine Straftat. Darüber sollte man sich im klaren sein. Und deshalb werden - völlig zu Recht wie ich meine - Jahr für Jahr Führerscheine eingesammelt.

De facto, nicht de jure, ist das Auffahren auf Deutschen Autobahnen ein Kavaliersdelikt. Es geschieht täglich 1000fach, ein hoher Anteil der Fahrer praktiziert es selbst und es kümmert niemanden. Die Polizeikontrollen diesbezüglich sind in ihrer Effektivität erbärmlich.

Was für ein Unfall? Das *ist* doch der Witz an der Sache: Es hat kein "Unfall" stattgefunden!!!.

tcb schrieb:
der auch kotzen muss, wenn er hier wieder von den ganzen großen zu lesen bekommt.

???

Grüße vom Nixnuz!
 
AW: "Der Tag, als ich zum Turbo-raser wurde" - gerade wer gesehen?

@Judith


Das hatte ich damit nicht gemeint. Es ist für mich ein Unterschied, ob jemand einen Fehler macht oder ob er vorsätzlich handelt, zumindest bedingt vorsätzlich, also eine Folge billigend in Kauf nimmt.

Einen Fehler haben wir alle schon einmal gemacht, das ist menschlich und nur eingeschränkt völlig zu vermeiden. Der Fahrer des Pandas wäre in dem von Dir geschilderten Fall auch bestraft worden. Wird er woahl auch worden sein. Und zwar wegen fahrlässiger Sachbeschädigung, Verkehrsgefärdung und ggf. auch wg. Körperverletzung.

Ich hatte gar nicht den EIndruck, dass auf den verurteilten FAhrer eine regelrechte Hetzjagd veranstaltet worden ist. Es ist deutliche Unmut laut geworden. Nicht ganz zu unrecht, wie ich meine. Da hier offensichtlich in Kauf genommen worden ist, dass Personenschaden entsteht.

Ich bin im übrigen sogar der Auffassung, dass wirklich erfahrene Fahrer, Fehler anderer Verkehrsteilnehmer sehr gut ausgleichen können, gerade auf BAB. Der verurteilte Fahrer wusste nach meiner Überzeugung ganz genau was er tat und welche Folgen das haben kann. Der Mann war Testfahrer. Wenn er es war, dann hat er die Folgen billigend in Kauf genommen. Und das ist bedingter Vorsatz.

Gruß

tcb
 
AW: "Der Tag, als ich zum Turbo-raser wurde" - gerade wer gesehen?

@tcb

Der Pandafahrer ist noch auf dem Standstreifen stehen geblieben. Ich bin aus dem Auto raus und er ist losgefahren. Ich habe mir noch schnell die Nummer gemerkt und dann auch der Polizei gegeben. Die hat den Mann vernommen. Er hat zu Protokoll gegeben dass er nichts von einem Unfall weiss. Es gab keine Zeugen. Die Sache war für die Polizei erledigt - Verfahren eingestellt. Es gab ja keine Fahrzeugberührung weil ich ausgewichen bin, ja so ist das mit dem Recht auf deutschen Strassen.

Ciao

Judith
 
AW: "Der Tag, als ich zum Turbo-raser wurde" - gerade wer gesehen?

Das ist im Ergebnis natürlich bedauerlich. Aber wenn ich hier richtig gelesen habe, dann sollte doch alles in bester Ordnung sein.
  • es gab keinen Unfall (denn eine Berührung blieb aus)
  • Du hast offensichtlich überreagiert (denn das Steuer verissen hast Du ganz allein, evtl. unerfahren und unsicher ?!?)
  • was macht ein Mini auf der linken Spur ?
Wo ist also das Problem ?

Bitte nicht falsch verstehen.

Ich habe nie geschrieben, das Richter unfehlbar sind. Meine Aussage bezog sich darauf, dass sie sich im Regelfall nicht von Medien beeinflussen lassen. Das Ansprüche auch bewiesen werden müssen, ist Grundlage unseres Rechtssystems. Die Richter entscheiden nunmal, was als Beweis ausreichend ist.

Interessant für mich die Aussage, dass eine Straftat nur oft genung begannen werden soll, damit ein Kavaliersdelikt daraus wird. Sehr netter Ansatz.

Gruß

tcb
 
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