Habe mir grade mal die technischen Daten der Gretsch angesehen. Ist insgesamt schon irgendwie ein etwas exotisches Modell. Übergang vom Griffbrett zum Korpus im 12. Bund ist heutzutage bei Westergitarren selten. Früher (sehr früher) wurde das aus Stabilitätsgründen gemacht. Heute ist ein Übergang im 14. Bund Standard. Dann hat die Gretsch auch eine für Westerngitarre unüblich kurze Mensur. 610mm statt der üblichen 650mm.
Auch das Schalloch ist etwas kleiner als die üblichen 100mm. Ebenso ein unüblicher Steg, der eigentlich in dieser Form eher bei Konzertgitarren verwendet wird. Dann eine offene Stimmmechanik an einer geschlossenen Kopfplatte. Das macht man entweder richtig edel bei teuren Vintage-Modellen, oder eben wenn es preiswert sein soll mit entsprechend einfachen Komponenten, wie bei dieser Gitarre.
Auch die Gesamtlänge ist kürzer als bei einer klassischen Westerngitarre. Insgesamt irgendwie also eine etwas geschrumpfte Variante. Aber die Gretsch hat ja auch nicht die klassische Drednought Form, also das, was man sich gemeinhin unter einer Westerngitarre vorstellt.
Für kleine Hände ist eine Sattelbreite von 42,85mm übrigens gut geeignet, finde ich. Zusammen mit dem zierlichen Korpus könnte sie also auch kleineren Personen gut in der Hand liegen.
Apropos Korpus: Von der Holzart Agathis, die Gretsch hier für den gesamten Korpus verwendet, habe ich im Zusammenhang mit Gitarren bisher nichts gehört. Agathis ist mir auch nicht als besonders hervorzuhebendes Tonholz geläufig. Aber ich bin auch nicht allwissend :-)
Der Hals ist aus "Nato", also irgend ein künstliches Material, kein Holz. Das wird einem obertonreichen Klang wohl auch nicht grade zuträglich sein.
Insgesamt finde ich die Gretsch vom Konzept irgendwie nicht schlüssig. Andererseits ist es vielleicht grade die Nonkonformität, die ihren Reiz ausmachen könnte. Und man kann ja eh nicht viel falsch machen bei nur 160,- Euro. Man darf für diesen Preis aber auch nicht viel erwarten, das sollte einem klar sein.
Eigentlich kann man eine Gitarre nur kaufen, wenn man sie vorher selber gespielt hat. Zu groß sind die verschiedenen Einflussfaktoren auf den Klang und die persönlichen Vorlieben, als dass man solch ein Instrument wie eine Gitarre ungesehen, ungefühlt und ungehört anschaffen sollte.
Tendenziell kann man sagen, dass kein Hersteller für 160,- Euro eine halbwegs anständige Gitarre anbieten kann. Klang und Bespielbarkeit, so zumindest meine Erfahrung, fangen in der Preisklasse ab ca. 350,- Euro langsam an, brauchbar zu werden. Aber nach oben gibt es halt fast keine Grenze. Wenn du nach einer 350,- Euro Gitarre, die du für gut befunden hast, eine 3500,- Euro-Gitarre spielst, dann willst du die 350,- Euro Gitarre nie wieder spielen... :-)
Vielleicht helfen, um auf die Gretsch zurück zu kommen, ja einige Rezensionen von Leuten, die sie selbst spielen:
http://www.thomann.de/de/gretsch_g9500_jim_dandy_flat_top.htm
Gruß
mabel