AW: gelochte Bremsscheiben Hilfe!
Ich habe mit dem ehemaligen Entwicklungsleiter der Scheibenbremsen (und Beläge) für Schienefahrzeuge der Fa. Knorr Bremse gesprochen (mein Vater

).
Er kann das mit dem Ausgasen nicht bestätigen, weil:
1) Das Gas in den porösen Belag wandern würde,
2) Die Pressungen bei Pkw-Belägen auf der Scheibe so hoch sind, dass die entstehenden Gase stark komprimiert werden würden,
3) Es unwahrscheinlich ist, dass derart viel Gas entstehen kann.
mag sein, dass dein dad für schienenfahrzeuge recht hat - aber du willst hier nicht allen ernstes ne zugbremse mit ner autobremse vergleichen?
schienenfahrzeuge werden zu 85% und mehr mit generator-, wirbelstrom- oder magnetbremsen gebremst, die vollkommen ohne beläge auskommen. die mechanischen dienen dann zum feststellen oder gerade mal um die letzten metern zu bremsen. hab zu meiner lehrzeit selbst an der bremsensteuerungstechnik für schienenfahrzeuge gearbeitet - zwar an der elektronischen komponente, aber das funktionsprinzip muss man dort auch kennen. so kann man das einsatzspektrum in meinen augen nicht vergleichen, weil ganz andere anforderungen vorhanden sind. ebenso siehts bei lkw aus - zwar haben die ne gössere masse, aber auch um einiges grössere bremsen und davon auch paar mehr, als ein durchschnittliches auto. in verbindung mit weniger hohen geschwindigkeiten werden die beläge ganz anders beansprucht. im normalbetrieb fährst nen lkw auch viel mit motorbremse, was die radbremsen auch noch entlastet.
es ist auch so, dass die löcher auch stabilität von der scheibe nehmen. will man nun grosse massen bremsen wirken folglich auch höhere kräfte. weniger stabilität wäre also kontraproduktiv. natürlich könnte man die scheiben dann dicker machen (kanten geht ja schlecht) um das zu kompensieren. nimmt man aber dann oben angesprochene gründe rechnet sich das nicht, weil man durchs einsatzspektrum keinen wirklichen nutzen von hat.
zu1: gase dehnen sich bekanntlich in alle richtungen gleichzeitig aus. natürlich wandert auch gas in den belag und seitlich aus dem belag raus, aber eben auch richtung scheibe, weils in die richtung (gehn wir mal von der äussersten belagfläche aus) den geringsten widerstand hat. um nun durch den porösen belag zu wandern, muss ein bestimmter druck aufgebaut werden. ist dieser druck höher als der vom bremskolben, weisst auch in welche richtung das gas geht. selbst wenn der druck niedriger wäre, kann sich das gas nicht schlagartig in den belag verflüchtgen - einfachste physik.
zu2: gase mögen sich im allgemeinen leicht komprimieren lassen, allerdings kann man mit gasen bzw. ihren drücken auch wahnsinnige kräfte aufbringen - gerade wenn sie durch verbrennung schlagartig entstehn. ich kenn verbrennungsgase, die sogar autos antreiben. natürlich gehts an der bremse nicht ganz so explosionsartig von statten, aber eben schnell genug um nen puffer zu bilden.
zu3: es muss ja nicht so viel gas sein, dass der belag gleich nen ganzen zentimeter von der scheibe weggedrückt wird (ok übertrieben, weil technisch nicht möglich). es reichen da schon mikrometer und auf die belagfläche gesehn ist das ein minimales volumen. es muss also auch nicht viel gas sein.
wie du selbst schon erkannt hast, ist der herstellungsprozess bei gelochten scheiben teurer, so wie der anschliessende verkaufspreis. also relativiert sich das ganze wieder womit das argument wohl nicht wirklich zieht
also ich kann dir immer noch die pressemappe von brembo empfehlen. dort sind auch alle möglichen prüfstanddiagramme, vergleichstest und physikalischen erklärungen drin.
hätten gelochte scheiben nur den nässevorteil, würde wohl kein sportwagenhersteller die dinger in serie verbauen. gewicht könnte man einfacher sparen und das bisschen mehrpreis relativiert sich oder ist vernachlässigbar -> warum sollte man dann also unmengen in die entwicklung gelochter scheiben stecken, wenn sie doch eh sinnlos sind? ich vertrau also weiter auf die meinung der profis
ps: der begriff fading wird im bremsenhandbuch auch nicht wirklich erklärt - es ist immer nur von temperaturanstiegen die rede
