Kachelmann Prozess

Insgesamt muss man wohl festhalten, dass keine Partei mit dem Urteil wirklich zufrieden sein kann:

Die Richter, denn sie konnten den Fall nicht endgültig und nachvollziehbar lösen
Die Staatsanwaltschaft, denn sie kam mit ihrer Forderung nicht durch
Die Nebenklägerin, sie steht als vermeintliche Lügnerin da, denn jeder wird weiter an "seine" Geschichte glauben können
und vor allem Kachelmann selbst, er sitzt zwar nicht im Gefängnis, aber dafür ist sein Image ramponiert, seine Karriere geknickt,
und viel Geld scheint er obendrein auch noch verloren zu haben. Geglückte Rehabilitation sieht anders aus.

Eigentlich schade...

Ich denke aus Sicht der Verteidigung kann einer zufrieden sein: Der Verteidiger. Er hat sich auf jeden Fall einen Namen gemacht, ich denke für Prominente wird er in Zukunft die erste Wahl sein. Was mich interessieren würde: Warum wurde sein Vorgänger von Kachelmann von seinen Pflichten entbunden?
 
da bewegst dich mit im rechtlichen grenzbereich und schon bist du schneller in einen rechtsstreit hineingezogen als du ne errektion bekommst um evtl. kriminell zu werden...dann nach einem prozess um paar millionen ärmer, dein ruf ist ruiniert, deine perspektive auch und auch sonst hast du ein paar haare weniger aufm kopf....fantastisches rechtsystem hierzulande.

oder im kleinen: fährst über ne gelbe ampel, irgendein polizist sieht das mit seinem adlerblick und bringt es zur anzeige. einfach so. kost dann auch geld, denn polizisten irren NIE....:@
 
Ich denke aus Sicht der Verteidigung kann einer zufrieden sein: Der Verteidiger. Er hat sich auf jeden Fall einen Namen gemacht, ich denke für Prominente wird er in Zukunft die erste Wahl sein. Was mich interessieren würde: Warum wurde sein Vorgänger von Kachelmann von seinen Pflichten entbunden?

Schwenn hat wohl schon vorher einen Ruf als sehr guter, jedoch unkonventioneller Strafverteidiger gehabt und auch schon einige Mandanten vertreten, die "Rang und Namen" hatten. Warum Kachelmann Herrn Birkenstock entbunden hat, wird wohl auch nicht endgültig öffentlich werden. Es wird jedoch kolportiert, er sei "zu brav" gewesen, was in Anbetracht der Vorgehensweise von Schwenn durchaus zu verstehen ist.
 
Schwenn hat jedenfalls dafür "gesorgt", dass die Rechtsorgane öffentlich Schaden genommen haben. Und hat mal wieder gezeigt, wer genügend Geld in der Hand hat, es verhindern kann, sich ein negatives Urteil einzufangen. Was ja absolut legitim ist. Es darf mit allen rechtlich zugelassenen Mitteln hantiert werden. Dafür war ja Schwenn sowieso "bekannt".
 
Schwenn hat jedenfalls dafür "gesorgt", dass die Rechtsorgane öffentlich Schaden genommen haben. Und hat mal wieder gezeigt, wer genügend Geld in der Hand hat, es verhindern kann, sich ein negatives Urteil einzufangen. Was ja absolut legitim ist. Es darf mit allen rechtlich zugelassenen Mitteln hantiert werden. Dafür war ja Schwenn sowieso "bekannt".

Nun, es ist jedoch keinesfalls so, dass man(n) sich ein Wunschurteil erkaufen kann. Gute RAs gibt es sicher auch als Pflichtverteidiger, die nicht in den Honorar-Regionen von Schwenn angesiedelt sind. Schwenn war schlicht medienwirksam und hat deutlich gemacht, dass er es nicht akzeptieren wird, dass sein Mandant so an den Pranger gestellt wird. Auf der einen Seite hat er sich sehr gut für seinen Mandanten eingesetzt, andererseits erinnerte mich das Vorgehen in Teilen etwas an "Barbara Salesch" (bitte jetzt keine Fragen, warum ich die Sendung kenne :b)
 
Nun bin ich doch überrascht. Wer ist diese Dame und woher kennst Du diese Sendung? :d :1angelz:

OK, ich gestehe und liefere den Beweis :b:

1164016222_Habicht_Salesch.jpg
 
Schwenn hat jedenfalls dafür "gesorgt", dass die Rechtsorgane öffentlich Schaden genommen haben. Und hat mal wieder gezeigt, wer genügend Geld in der Hand hat, es verhindern kann, sich ein negatives Urteil einzufangen. Was ja absolut legitim ist. Es darf mit allen rechtlich zugelassenen Mitteln hantiert werden. Dafür war ja Schwenn sowieso "bekannt".

Entschuldige bitte, aber die Staatsanwalt Mannheim hat sich schon vor einiger Zeit diskreditiert (Harry Wörz?).
Übrigens hat das OLG Karlsruhe den Mannheimerm im Prozess gegen Kachelmann im letzten Jahr bereits "einen über gebraten" (http://www.olg-karlsruhe.de/servlet/PB/menu/1263541/index.html).
Die haben sich selber diskreditiert
Einen in meinen Augen sehr interessanten Kommtar zu dem Urteil gab es beim DLF (http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2011/05/31/dlf_20110531_1905_3c24f9b7.mp3)

Gruß,

Björn
 
Aber was wäre die Alternative gewesen? Nur ein eindeutiges Urteil zu fällen, weil es ansonsten nur Verlierer gibt? Ich bin froh, dass unser Rechtsstaat so ist, wie er ist und Urteile dieser Art ermöglicht.

Ich hoffe nur, das den Beteiligten eine faire Chance auf "ein Leben danach" gegeben wird.

Ja, nach der Alternative habe ich mich auch gefragt, aber ich bin zu keinem Ergebnis gekommen. Es müsste eine Verhandlungsform geben, die - unabhängig von Schuld oder Unschuld - die Würde der Beteiligten wahrt und dennoch eine so präzise wie nur mögliche Aufklärung garantiert. Gerade beim Vorwurf der Vergewaltigung ist dies aber kaum möglich, wenn wie hier Täter und Opfer in einer engen Beziehung stehen und es für die Tat keine Zeugen sowie kaum verwertbare Spuren gibt. Und das alles wird noch viel schwieriger, wenn einer von beiden prominent ist.

Wirklich schlimm fand ich an diesem Prozess zwei Sachen: Wir haben erstens verschiedene "Journalisten", die ihren Berufsethos schon vor dem 1. Verhandlungstag über Bord geworfen haben. Sei es Alice Schwarzer, die nun nach dem Urteil das "täterorientierte" Justizwesen verantwortlich macht und vermutlich nie an der Schuld Kachelmanns gezweifelt hat, sei es Gisela Friedrichsen, die - nicht ganz so plump - vom Gegenteil ausgegangen ist. Das führt nur zu Polemik und Polarisierung; so schaut seriöser Journalismus garantiert nicht aus.

Dann die Rolle der Medien im Allgemeinen. Vielleicht sollte man bei solchen Prozessen die Öffentlichkeit ganz aussperren, auch wenn dies auf Kosten der Transparenz ginge. Die sexuellen Vorlieben des Herrn Kachelmann mögen für den Prozess relevant sein, aber sie haben nichts in Zeitungen zu suchen. Sehr dreist finde ich auch das Vorgehen der Bunten, die Exklusivinterviews mit den Zeuginnen abdruckte, obwohl diese vor Gericht den Ausschluss der Öffentlichkeit beantragten. Schaut so Moral und Verantwortungsbewusstsein aus?

Von einem normalen Leben werden beide wohl nur träumen können; ob ein Herr Kachelmann nochmal den Wetterbericht der ARD moderieren wird, ist fraglich. Und auch das Opfer (das mittlerweile wohl jeder im 20km-Umkreis kennen wird), wird mit den Folgen noch lange zu kämpfen haben.
 
...ich denke, in seinem Verhalten war Hr. Kachelmann vermutlich (ohne dies wirklich beurteilen zu können) nicht korrekt und das hat das "Opfer" (ebenfalls eine Mutmaßung) so tief emotionell gekränkt, dass sie ihm mal "so richtig einen Schuß vor den Bug" geben wollte - und dann lief das Ganze aus dem Ruder mit Naivität der Beteiligten und "Hilfe"/Verhalten der Medien.

Hr. Kachelmann hat höchstwahrscheinlich einen Dämpfer verdient und das "Opfer" vermutlich auch etwas Genugtuung - aber das Ganze derartig in der Öffentlichkeit breit zu treten und damit für alle Beteiligten - wie jetzt geschehen - ein zukünftiges Leben verflixt schwer zu machen, entzieht sich meinem Verständnis.

Aber Fehlverhalten mit einhergehender emotioneller Rache entbehrt jeglicher Logik - dass kenne ich (leider) aus EIGENER Erfahrung...

Die Wahrheit werden wir hier wohl kaum erfahren und eigentlich geht sie UNS auch gar nichts an!
 
Problem war doch, dass das Ganze ins Unermessliche aufgekocht wurde. Verloren haben jetzt letztlich beide. Und dabei ist es vollkommen egal, ob sie jetzt vergewaltigt wurde oder dem Ex Liebhaber nur eins auswischen wollte.
 
Herr Schwenn war gestern in der Talkshow von Markus Lanz im ZDF.

Hier einmal der Link zu der Mediathek, wo man(n) sich die Sendung anschauen kann und sich eine Meinung zu diesem Verteidiger bilden kann: >>> KLICK

Meine Meinung: Sicherlich nicht der Typ Mensch, mit dem ich locker ein Bier trinken könnte, aber als Verteidiger macht er einen sehr kompetenten Eindruck auf mich und scheint sich bis zum Letzten für seinen Mandanten einzusetzen.
 
Herr Schwenn war gestern in der Talkshow von Markus Lanz im ZDF.

Hier einmal der Link zu der Mediathek, wo man(n) sich die Sendung anschauen kann und sich eine Meinung zu diesem Verteidiger bilden kann: >>> KLICK

Meine Meinung: Sicherlich nicht der Typ Mensch, mit dem ich locker ein Bier trinken könnte, aber als Verteidiger macht er einen sehr kompetenten Eindruck auf mich und scheint sich bis zum Letzten für seinen Mandanten einzusetzen.
Danke für den link! Ich schätze diese Sendung sowieso und bin jetzt gespannt..
LG
Didi
 
Interessant fand ich in diesem Zusammenhang die Ausführungen von Herrn Schwenn zu dem vom mmO gefälschten bzw. selbst geschriebenen Brief.
Da diese Tatsachen gerichtskundig sind und von ihm vor Millionenpublikum vorgetragen wurden, darf man wohl von der Korrektheit der Information ausgehen.

Diesen Brief also hat sie auf ihrem Laptop erstellt, dann auf USB Stick gespeichert und auf einem **externen** und nicht ihrem eigenen Drucker ausgedruckt.

Ein solchermaßen geplantes Vorgehen lässt sich nur damit vernünftig erklären, das das mmO auf ein mögliches Gerichtsverfahren mit Spurensicherung der Geräte vorbereitet war.

Dieser Brief wurde aber bereits **vor** der angeblichen Tat erstellt.

Dieser Widerspruch allein hat schon eine nicht unerhebliche Brisanz und lässt mich das Urteil in einem anderen Licht sehen.
 
Für dieses Spektakel

43 Prozesstage

und wer zahlt es?

WIR!!!

Die Salesch oder auch der Hold hätten das in einer Stunde abgehandelt und das inklusive Werbung!!! :d:d:d
 
Ja, nach der Alternative habe ich mich auch gefragt, aber ich bin zu keinem Ergebnis gekommen. Es müsste eine Verhandlungsform geben, die - unabhängig von Schuld oder Unschuld - die Würde der Beteiligten wahrt und dennoch eine so präzise wie nur mögliche Aufklärung garantiert. Gerade beim Vorwurf der Vergewaltigung ist dies aber kaum möglich, wenn wie hier Täter und Opfer in einer engen Beziehung stehen und es für die Tat keine Zeugen sowie kaum verwertbare Spuren gibt. Und das alles wird noch viel schwieriger, wenn einer von beiden prominent ist.

Wirklich schlimm fand ich an diesem Prozess zwei Sachen: Wir haben erstens verschiedene "Journalisten", die ihren Berufsethos schon vor dem 1. Verhandlungstag über Bord geworfen haben. Sei es Alice Schwarzer, die nun nach dem Urteil das "täterorientierte" Justizwesen verantwortlich macht und vermutlich nie an der Schuld Kachelmanns gezweifelt hat, sei es Gisela Friedrichsen, die - nicht ganz so plump - vom Gegenteil ausgegangen ist. Das führt nur zu Polemik und Polarisierung; so schaut seriöser Journalismus garantiert nicht aus.

Dann die Rolle der Medien im Allgemeinen. Vielleicht sollte man bei solchen Prozessen die Öffentlichkeit ganz aussperren, auch wenn dies auf Kosten der Transparenz ginge. Die sexuellen Vorlieben des Herrn Kachelmann mögen für den Prozess relevant sein, aber sie haben nichts in Zeitungen zu suchen. Sehr dreist finde ich auch das Vorgehen der Bunten, die Exklusivinterviews mit den Zeuginnen abdruckte, obwohl diese vor Gericht den Ausschluss der Öffentlichkeit beantragten. Schaut so Moral und Verantwortungsbewusstsein aus?

Von einem normalen Leben werden beide wohl nur träumen können; ob ein Herr Kachelmann nochmal den Wetterbericht der ARD moderieren wird, ist fraglich. Und auch das Opfer (das mittlerweile wohl jeder im 20km-Umkreis kennen wird), wird mit den Folgen noch lange zu kämpfen haben.
Könnte man das nicht "relativ" einfach realisieren, in dem man grundsätzlich JEDEM, auch Prominenten, das Recht zugesteht, bis zu einer Verurteilung anonym behandelt zu werden? Diese Sache "Person des öffentlichen Lebens", welche je nach Laune mal so und so ausgelegt werden kann, über deren Grenze man streiten kann und die relativ willkürlich mal eben einem Menschen einen wichtigen Teil seiner Rechte nimmt, im Falle von rechtlichen Dingen komplett ignoriert?

Pressefreiheit hin- oder her, aber unsere Gesellschaft wäre in meinen Augen nicht wirklich viel ärmer, wenn wir erst im Falle einer Verurteilung davon erfahren würden, dass Promis verwickelt sind. Ohne den ganzen Medienrummel würde ein solcher Prozess wahrscheinlich auch schneller gehen. Und die Privatsphäre von nicht-prominenten Personen geht ja auch vor die Pressefreiheit, ohne dass unsere Gesellschaft groß drunter leidet.

Natürlich ist das nicht so einfach durchzusetzen, denn wenn ein Moderator plötzlich von heute auf morgen von der Bildfläche verschwindet würde ja schon die Frage aufkommen, wo er denn hin ist. Und natürlich würden geheime Informanten Infos an die Presse weitergeben. Aber zumindest ein bisschen eindämmen könnte man das ganze Promigehetze schon, wenn gegen den ein oder anderen Informanten vorgegangen wird oder die ein oder andere Presse saftige Schadensersatzforderungen nach einer solchen Schlammschlacht zahlen müsste.
 
Könnte man das nicht "relativ" einfach realisieren, in dem man grundsätzlich JEDEM, auch Prominenten, das Recht zugesteht, bis zu einer Verurteilung annonym behandelt zu werden?
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Pressefreiheit hin- oder her, aber unsere Gesellschaft wäre in meinen Augen nicht wirklich viel ärmer, wenn wir erst im Falle einer Verurteilung davon erfahren würden, dass Promis verwickelt sind.
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Derartige Ideen kommen ja gerade auf. ;) Sie rütteln allerdings erheblich an immens wichtigen Grundrechten und -sätzen wie der Freiheit der Meinungsäußerung, der Informationsfreiheit, der Pressefreiheit und dem Grundsatz der "Öffentlichkeit der Rechtsfindung" (der korrekte Begriff hierfür fällt mir gerade nicht ein).

Unser Strafrechtssystem wurde über viele Jahre hinweg von sehr kompetenten Persönlichkeiten entwickelt, kritisiert, fortentwickelt, gepflegt, reformiert, angewandt und optimiert. Auch wenn es nie perfekt sein kann, so ist es m. E. doch sehr gut und kann mit den allermeisten Fällen - deren jeder einzelne anders gelagert ist - sehr gut umgehen. Und es produziert in der großen Mehrzahl gute und gerechte Ergebnisse.

Für das "Volk" - man verzeihe den Begriff - ist das natürlich furchtbar schwer nachzuvollziehen. Man kann eigentlich jedem Menschen nur raten, ab und an einmal einem (Straf-)Verfahren beizuwohnen. Man wird sehen, dass in Deutschland in den allermeisten Fällen gut und solide Recht gesprochen wird. Das kann weiß Gott nicht jeder Staat für sich in Anspruch nehmen.
 
Natürlich ist das nicht so einfach durchzusetzen, denn wenn ein Moderator plötzlich von heute auf morgen von der Bildfläche verschwindet würde ja schon die Frage aufkommen, wo er denn hin ist. Und natürlich würden geheime Informanten Infos an die Presse weitergeben. Aber zumindest ein bisschen eindämmen könnte man das ganze Promigehetze schon, wenn gegen den ein oder anderen Informanten vorgegangen wird oder die ein oder andere Presse saftige Schadensersatzforderungen nach einer solchen Schlammschlacht zahlen müsste.

Deine Idee gefällt mir sehr gut, allerdings dürfte der von dir erwähnte Einwand das größte Problem sein. Bei diesem Fall scheinen ja auch schon geheime Informationen an die Presse gelangt zu sein.

Das Tragische für Kachelmann ist ja, dass er zu den wenigen Prominenten gehört, die ihr Privates - absichtlich - aus der Öffentlichkeit herausgehalten haben. Anders sähe das bei einem Dieter Bohlen o.ä. aus, über den man jeden 2. Tag intime Details in der Bild-Zeitung lesen kann. Insofern wurde Kachelmann doppelt gestraft; einmal durch den Prozess selbst, und dann durch eine öffentliche Bloßstellung ohne Gleichen.
 
Man wird sehen, dass in Deutschland in den allermeisten Fällen gut und solide Recht gesprochen wird. Das kann weiß Gott nicht jeder Staat für sich in Anspruch nehmen.

Das erinnert mich gerade aus aktuellem Anlass an die verschiedenen kulturellen Auffassungen von Recht und angemessener Strafe. Schaut man sich den Fall "DSK" in den USA an, so drohen Herrn Strauss-Kahn für versuchte Vergewaltigung im schlimmsten Fall über 50 Jahre Haft. Hier forderte die Staatsanwaltschaft für eine vermeintlich realisierte Vergewaltigung unter Einsatz einer Waffe nicht einmal 5 Jahre.

Was nun besser oder schlechter ist, liegt wie immer im Auge des Betrachters ;)
 
Das erinnert mich gerade aus aktuellem Anlass an die verschiedenen kulturellen Auffassungen von Recht und angemessener Strafe. Schaut man sich den Fall "DSK" in den USA an, so drohen Herrn Strauss-Kahn für versuchte Vergewaltigung im schlimmsten Fall über 50 Jahre Haft. Hier forderte die Staatsanwaltschaft für eine vermeintlich realisierte Vergewaltigung unter Einsatz einer Waffe nicht einmal 5 Jahre.

Was nun besser oder schlechter ist, liegt wie immer im Auge des Betrachters ;)
Da hätt' ich noch etwas...
http://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/23-Jaehrige-taeuscht-Vergewaltigung-vor-id9207606.html

Die Angeklagte wurde wegen der Schwere der erfundenen Vorwürfe zu zwei Wochenenden Freizeitarrest und 500 Euro Geldauflage verurteilt.
 
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Hier forderte die Staatsanwaltschaft für eine vermeintlich realisierte Vergewaltigung unter Einsatz einer Waffe nicht einmal 5 Jahre.

Die ziemlich happigen Strafmaße für Vermögensdelikte und die demgegenüber recht überschaubaren Strafmaße für Körperdelikte haben hierzulande historische Gründe und sind durchaus in der Kritik. ;)

Was die in vielen US-Bundesstaaten etablierten Strafmaße betrifft, so darf sich sicherlich fragen, ob und inwieweit Maßnahmen wie z. B. die Todesstrafe oder die "Three times and you are out"-Regelung sinnig und/oder mit rechtsstaatlichen Grundsätzen vereinbar sind. :s
 
Man wird sehen, dass in Deutschland in den allermeisten Fällen gut und solide Recht gesprochen wird. Das kann weiß Gott nicht jeder Staat für sich in Anspruch nehmen.

Sehe ich grundsätzlich auch so, aber den Kachelmann-Prozess werte ich eher als Gegenbeispiel. Inwieweit hier Eitelkeiten der Richter eine Rolle spielten, kann ich nicht beurteilen. Aber die krude Beweisaufnahme mittels Sektion sämtlicher Sexpraktiken passte so gar nicht zu den einfach nicht beschaffbaren "Fakten" wie DNA-Nachweis oder eindeutige Sachverständigen Aussagen. Die finale Bewertung mit einem "Freispruch zweiter Klasse" scheint mir damit stark als Schutz der Richter zu fungieren, um etwa die monatelange U-Haft zu rechtfertigen. Ich hätte mir gewünscht, dass der Fall früher und effizienter abgeschlossen worden wäre; davon hätten alle mehr gehabt (Kachelmann, Ex-Geliebte, Richter und Steuerzahler).
 
Derartige Ideen kommen ja gerade auf. ;) Sie rütteln allerdings erheblich an immens wichtigen Grundrechten und -sätzen wie der Freiheit der Meinungsäußerung, der Informationsfreiheit, der Pressefreiheit und dem Grundsatz der "Öffentlichkeit der Rechtsfindung" (der korrekte Begriff hierfür fällt mir gerade nicht ein).

Unser Strafrechtssystem wurde über viele Jahre hinweg von sehr kompetenten Persönlichkeiten entwickelt, kritisiert, fortentwickelt, gepflegt, reformiert, angewandt und optimiert. Auch wenn es nie perfekt sein kann, so ist es m. E. doch sehr gut und kann mit den allermeisten Fällen - deren jeder einzelne anders gelagert ist - sehr gut umgehen. Und es produziert in der großen Mehrzahl gute und gerechte Ergebnisse.

Für das "Volk" - man verzeihe den Begriff - ist das natürlich furchtbar schwer nachzuvollziehen. Man kann eigentlich jedem Menschen nur raten, ab und an einmal einem (Straf-)Verfahren beizuwohnen. Man wird sehen, dass in Deutschland in den allermeisten Fällen gut und solide Recht gesprochen wird. Das kann weiß Gott nicht jeder Staat für sich in Anspruch nehmen.

Ich will garnicht bezweifeln, dass ein solches System der Evolution unterliegt und mit der Zeit immer "reifer" wird. Allerdings ändern sich manche äußeren Umstände (hier: die Zunahme des öffentlichen Interesses an Bildzeitungsniveau-Promigehetze, wahrscheinlich durch rapiden Anstieg von Langeweile in der Bevölkerung) anscheinend schneller, als ein solch komplexes System hinterherkommt. Menschen wie Kachelmann bleiben dabei momentan auf der Strecke.

Ist es für die "Öffentlickeit der Rechtsfindung " denn notwendig, dass der korrekte Name genannt wird? Fälle ohne Promis werden doch auch transparent aufgeklärt, ohne dass der echte Name in der Presse genannt wird.
 
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der Rechtsfindung " denn notwendig, dass der korrekte Name genannt wird? Fälle ohne Promis werden doch auch transparent aufgeklärt, ohne dass der echte Name in der Presse genannt wird.

Dafür wohl nicht, eher für die Wahrung der Grundrechte aus Art. 5 I GG. ;) Zur Pressefreiheit habe ich allerdings meine höchsteigene Auffassung, weshalb ich wohl nicht gerade der richtige Adressat für eine solche Diskussion wäre. :X
 
Könnte man das nicht "relativ" einfach realisieren, in dem man grundsätzlich JEDEM, auch Prominenten, das Recht zugesteht, bis zu einer Verurteilung anonym behandelt zu werden? Diese Sache "Person des öffentlichen Lebens", welche je nach Laune mal so und so ausgelegt werden kann, über deren Grenze man streiten kann und die relativ willkürlich mal eben einem Menschen einen wichtigen Teil seiner Rechte nimmt, im Falle von rechtlichen Dingen komplett ignoriert?

Pressefreiheit hin- oder her, aber unsere Gesellschaft wäre in meinen Augen nicht wirklich viel ärmer, wenn wir erst im Falle einer Verurteilung davon erfahren würden, dass Promis verwickelt sind. Ohne den ganzen Medienrummel würde ein solcher Prozess wahrscheinlich auch schneller gehen. Und die Privatsphäre von nicht-prominenten Personen geht ja auch vor die Pressefreiheit, ohne dass unsere Gesellschaft groß drunter leidet.

Natürlich ist das nicht so einfach durchzusetzen, denn wenn ein Moderator plötzlich von heute auf morgen von der Bildfläche verschwindet würde ja schon die Frage aufkommen, wo er denn hin ist. Und natürlich würden geheime Informanten Infos an die Presse weitergeben. Aber zumindest ein bisschen eindämmen könnte man das ganze Promigehetze schon, wenn gegen den ein oder anderen Informanten vorgegangen wird oder die ein oder andere Presse saftige Schadensersatzforderungen nach einer solchen Schlammschlacht zahlen müsste.

Naja, ich denke, dass Kachelmann gerade durch die Medien nochmal mit dem Arsch davon gekommen ist! Gerichtsprozesse bzw. Aussagen werden hier in Germany ja nicht protokolliert. Dadurch, dass der Presse jedoch die Zeugenaussagen in die Hände gespielt wurde, gab es also doch ein "Protokoll". Und nach diesem konnte man ihn nicht ohne Skandal für schuldig sprechen. Ich finde es jetzt so ganz OK. Jeder hat igrendwie sein Gesicht gewahrt und auch verloren. Besser gings jetzt halt nicht mehr.

Ich denke, der Fall hat einzig gezeigt, dass unser Rechtssystem nicht wirklich funktioniert.
 
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