Das Problem ist doch immer das gleiche. Es ist immer superleicht, irgendwelche Reglementierungen für bestimmte kleine Gruppen durchzusetzen. Die Mehrheit begrüßt das dann auch schnell, es dient ja der "Sicherheit" und man ist ja selbst nicht betroffen. Die australische Regelung kenne ich nicht, aber du hast ja den Stufenführerschein ins Spiel gebracht. Dazu kann ich dir ganz sicher sagen, dass er durch und durch falsch ist.
Klar, die Unfallzahlen sind drastisch zurückgegangen, aber nicht, weil die Fahrer plötzlich alle vernünftig geworden sind, sondern weil sich motorradinteressierte Jugendliche mit 16 Jahren 2000 € für einen A2-Führerschein ausgeben müssen, damit sie zwei Jahre später nochmal 2000€ 500 € für den A1-Führerschein ausgeben sollen, um dann nochmal zwei Jahre später wieder 2000€ 500 € für den A-Führerschein hinzulegen. Hinzu kommt, dass man jedes Mal ein neues Bike braucht. Und dann wundern sich alle, dass in Deutschland keine jungen Menschen Motorrad fahren. Die meisten sind nach dem A2 schon raus. Es gibt mittlerweile mehrere Generationen junger Menschen, denen das Motorradfahren finanziell fast unerreichbar gemacht wurde. Deshalb ist der Altersschnitt schon über 50 Jahre. Das ist auch eine Art der Freiheitsberaubung.
Aber klar, es klingt ja soooo vernünftig, wenn man einem 18-Jährigen kein 200-PS-Bike anvertrauen möchte. Und ja, auch ich denke, dass das keine gute Idee ist. Aber habe ich das Recht, einem volljährigen Menschen vorzuschreiben, was gut für ihn ist? Entspricht das den Grundsätzen eines freien Landes? Wer 18 ist, ist volljährig. Er ist voll geschäftsfähig, voll strafmündig, voll wahlberechtigt und sollte selbst entscheiden können, was für ihn gut ist – wie es jeder andere Volljährige auch machen darf. Wer das nicht akzeptiert, sollte doch bitte für eine Volljährigkeit ab 30 plädieren.
Jetzt wird der ein oder andere sicherlich sagen, dass man mit einem Auto, mehr noch als auf einem Motorrad, auch andere ins Unglück stürzen kann. Ja, das stimmt. Aber man kann doch nicht ganze Jahrgänge zu Sippenhaft verdonnern, weil eine kleine Gruppe nicht in der Lage ist, sich zu beherrschen. Das ist undemokratisch und durch und durch falsch. Meine Kinder würde ich ohne mit der Wimper zu zucken einen Lambo fahren lassen. Die sind vernünftiger als ich. Und da kommen wir zum Problem: Die falsche Fahrweise ist keine Alters-, sondern eine Einstellungssache. Ich behaupte, dass ein Petrolhead, egal wie alt er ist, eher dazu neigt, zu schnell zu fahren, als Leute, die sich nur fortbewegen wollen. Im Fall der Jugendlichen ist der 50-jährige Papa mit seinem M3 Competition sicherlich wilder unterwegs als die 18-jährige Tochter, die sich den Wagen ausleihen muss, weil der Zug zur Uni wieder ausgefallen ist.
Ich sage jetzt mal ganz ketzerisch: Wozu gibt es überhaupt Autos, die mehr als 150 PS haben? Für ein zügiges Vorankommen reichen diese vollkommen aus. Warum soll man das nur jungen Menschen verbieten? Lasst uns diese Autos für alle verbieten, einschließlich einer Zwangsdrosselung von Bestandsfahrzeugen.
In einer Demokratie sollten Maßnahmen die treffen, die sich fehlverhalten haben, nicht die Gemeinschaft oder, in diesem Fall, bestimmte Altersgruppen.
Ich bin voll dafür, grobe Vergehen viel, viel, viel härter zu bestrafen. Ich würde bei extremen Geschwindigkeitsüberschreitungen und noch mehr bei Alkoholfahrten den PKW ohne finanziellen Ausgleich einziehen – auch wenn das Auto einem Dritten gehört. Dann muss der Schuldige den Wagen halt beim ursprünglichen Besitzer abzahlen. Wer mutwillig besonders gefährlich fährt, dürfte auch ohne einen schweren Unfall gebaut zu haben, gerne eine Gefängnisstrafe absitzen müssen. Bei all dem bin ich voll dabei, weil das alles "Täter" betrifft. Aber ganz sicher bin ich nicht bei einer Sippenhaft dabei.