Unterschied Achsvermessung - Spur/Sturz einstellen

ABD

Fahrer
Registriert
6 Dezember 2003
Hi, ich blicke leider nicht ganz durch, was man womit macht und für was es gut sein soll. Manche sagen, man müsste nach einem Fahrwerkseinbau eine Achsvermessung machen, andere sagen, dies wäre nur bei extremen Tiefen notwendig.

Warum ich frage?

Ich habe ein 50/40 Fahrwerk eingebaut und seitdem ist mein Wagen hinten rechts ca. 0,5-1cm höher, als auf der rechten Seite. Ich habe auch schon die Federn getauscht was allerdings am Resultat nichts änderte.

Außerdem habe ich das Gefühlt, daß mein linkes hinteres Rad etwas schräger steht, als das rechte, was ja eignetlich nicht sein dürfte, da höher!

Es kann aber auch sein, daß ich in dieser Hinsicht täusche. Morgen versuche ich mal ein Foto zu machen.
 
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gibt es schon Neuigkeiten? ;)
 
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Hallo ABD,

der Zusammenhang zwischen Tieferlegung und Achs-/Sprueinstellung ist folgender:

Um gute Fahreigenschaften zu ermöglichen, ist die Fahrwerkskinematik so abgestimmt, dass beim Einfedern (z.B. bei Kurvenfahrt) das Rad lenkt (veränderte Spur) und sich der Sturz ändert. Diese Größen verändern sich kontinuierlich mit dem Federweg und sind dazu da, das Seitenkraftpotential einer Achse über dem Federweg zu beeinflussen bzw. ein untersteuerndes Fahrverhalten zu ermöglichen. Eingestellt sind die Grundwerte der Fahrwerkskinematik auf die Auslegungshöhe. Legst Du Dein Fahrzeug tiefer, verändern sich Spur und Sturz. Du fährst dann schon im ungefederten Zustand mit der Einstellung, die sich erst bei extremer Kurvenfahrt ergäbe. Dies ist ziemlich nachteilig. Gegen die Sturzänderung kannst Du (an der Hinterachse) wenig machen, vorne ließe sie sich ausgleichen. Die Spur kannst Du neu einstellen, was auch überlicherweise beim Tieferlegen gemacht wird.

Übrigends: Der Porsche GT3 hat extra neue Lenker bekommen, damit die Fahrwerkskinematik nicht bei der Tieferlegung leided.

Grüße,
Christian
 
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Danke für den Beitrag.

Also gegen den Sturz kann man nicht machen, was leider ein echtes Problem ist...beim E36 gab es da irgendein Kit, was aber beim zzz mit der E30 HA wohl nicht funtioniert.

Aber wie genau kann ich mir die Spur vorstellen!?

Wäre folgender Vergleich richtig:

Stelle dir vor du würdest den Wagen senkrecht von oben sehen. Würden die Räder dann sozusagen X-Beine haben, also ein bischen wie ein Schneepflug aussehen?

oder habe ich alles falsch verstanden und das Rad lenkt genau weil sich der STURZ ändert?
 
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Ja, das hast Du richtig verstanden, wenn die Räder "wie ein Schneepflug" stehen, dann nennt man das "Vorspur", entgegengesetzt "Nachspur".

Über dem Einfederweg verändert sich die Spur. Wenn die HA entlastet wird, gehen die Räder in Vorspur. Damit hat die HA mehr Seitenführung und der Wagen wird stabilisiert. Beim Einfedern gehen die Räder in Nachspur. Welche Spur sich bei konstanter Fahrt genau einstellt, hängt außerdem von der Elastokinematik der HA ab, also den Gummilagern, Steifigkeiten etc.

Legst Du den ZZZ tiefer, dann gehen die Hinterräder also Richtung Nachspur. Das muss man auf den Auslegungsspurwert korrigieren, da sonst die Balance verstellt wird und der Reifenverschleiß stark steigt.

Gruß,
Christian
 
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Also das finde ich jetzt mal richtig abgefahren. Daß Räder von hinten gesehen schräg stehen, sieht man ja schon häufig, aber daß Räder auch schon oben schräg stehen sollen, geht aweng über meine Vorstellungskraft ;)

Wieviel Grad sind das denn mitunter? Ich meine, es Wunder, daß mein Wagen überhaupt noch fährt, wenn die Räder in sich verkeilt sein sollen. Die Räder an der VA wollen demnach aufeinander zurollen, an der HA voneinander weg (wenn man vorwärts fährt)?!
 
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Keine Angst, die "Schiefstellung" der Räder ist z.B. beim neuen 1er BMW an der Vorderache 0,13° pro Rad, an der Hinterachse 0,15° (beides Richtung Vorspur). Also wirklich wenig, hilft aber dem Fahrzeug bessere Fahreigenschaften zu geben! (Daten vom Z3 habe ich nicht)

Der Sinn ist folgender:

Die Räder lenken beim Ein- und Ausfedern z.B. beim Bremsen oder Kurvenfahren mit. Zum einen durch die Radaufhängung, zum anderen durch die Gummielemente, die sich unter Kraft verformen.
Die Kunst besteht darin, das Lenken der Räder so abzustimmen, dass das Auto optimale Fahreigenschaften bekommt und nicht über- oder zu stark untersteuert, beim Bremsen nicht ins Schleudern kommt, etc.

Anfangs konnte man bei den ersten Starrachsen das Mitlenken nicht beeinflussen. Das Fahrverhalten konnte nicht optimiert werden und war schlecht. Dann kamen zur Starrachse zusätzliche Lenker. Damit konnte das Fahrverhalten schon deutlich verbessert werden. Durch eine sog. Verbundlenkerachse (wie sie der Golf bis Version iV hatte) konnten weiter Verbesserungen erzielt werden. Es gab auch noch einige andere Achskonzepte (DeDion-Achse z.B. im Smart, Deichsellenkerachse im Lancia Y), die gegenüber der Starrachse deutlich besser waren. Dann kamen die Schräglenkerachsen, die z.B. der E30 und der Z3 hat. Damit konnte man erstmals unabhängig das lenken von kurvenäußeren und kurveninneren Rad abstimmen. Das Resultat: Ein hervorragendes Fahrverhalten! Besser geht es nur mehr mit Mehrlenkerachsen wie sie alle modernen (und teureren) Fahrzeuge heute haben (ab E36, auch der Z4). Damit kann das Mitlenken der Räder nochmals viel freier als bei der Schräglenkerachse gestaltet werden. Das Fahrwerk des Z4 erlaubt deshalb gegenüber dem Z3 nochmals deutlich verbesserte Fahreigenschaften.

Die mitlenkende Hinterachse des 8er BMWs war ein (aufwändiger) Versuch die Fahrdynamik weiter zu verbessern, indem ganz kleine Lenkwinkel (bis ca. 2°) von einem Rechner gesteuert aufgebracht wurden. Das Konzept war aber zu teuer und die Mehrlenkerhinterachsen brachten ähnliche Ergebnisse.

Das Abstimmen eines Fahrwerks ist äußerst kompliziert und aufwändig. Kinematik und Elastokinematik, Fahrwerk und Dämper müssen möglichst gut zusammenpassen. Eine Tieferlegung, bei der nur andere Federn verbaut werden, verbessert deshalb nur die Optik...

Ich hoffe, Du bist jetzt nicht völlig durcheinander :j ...

Gruß,
Christian
 
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Ui, schon irre, was alles in so einem Fahrwerk steckt. Haben alle "modernen" Fahrzeuge diesen Schneepflug-Effekt, oder ist das etwas BMW-eigenes?

Was glaubst du, wieviel mehr Profil es mich im Jahr kostet, wenn ich keine Achsvermessung machen lasse? Ich habe dieses Saison (ca 9000km) etwa 2mm Profil verschleiß gehabt, was ich nicht als viel empfinde. Auch über schlechte Fahreigenschaften kann ich nichts berichten.
 
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Alle Fahrzeuge der gehobenen Preisklasse besitzen in der Regel ein aufwändigers Fahrwerk, unabhängig von der Marke.

Gruß,
Christian
 
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