AW: VLN 24./25.10.
VLN 25.10.2008
Zunächst einmal 2 Dinge vorab :
1. Uns ist es erheblich besser ergangen als Sabine Schmitz, die nur bis zur ersten Kurve gekommen ist.
2. Don Camillo wird uns helfen, doch davon später.
Am Freitag morgen um 10 war ich am Ring, um gerade passend zum Ausladen des Dicken zu kommen. Strahlendes Wetter, aber saukalt. Nichtsdestotrotz waren wir zu allen Schandtaten bereit, und so wurde schnellstens der Motor mit normalen Kerzen in Gang gesetzt, bevor dann die Rennkerzen eingeschraubt wurden. Dabei blubberte der Motor so schön gleichmäßig im Standgas, daß man mit dem Auto Brötchenholen hätte fahren mögen.
Die ersten morgendlichen Runden liefen wie erwartet, keinerlei Probleme oder Überraschungen. Die Zugkraftunterbrechung des Drenth-Getriebes und die Ganganzeige funktionierten noch nicht, dazu hatten wir dann den Drenth-Spezialisten in die Box gebeten.
Wie fährt sich nun so ein Schlitten? Recht rund, wie ich bereits auf den ersten Runden feststellen durfte. Der erste Dreher direkt nach der Ausfahrt aus der Boxengasse mit kalten Reifen in scharfen Rechtskurve, eine klassische Darbietung für die Galerie, die aber zum Glück nicht besetzt war. Und dabei hatte ich extra ein rohes Ei ohne Schale aufs Gaspedal gebunden...
Aber dann wurde es stetig besser. Das Auto rutschte vor allem hinten wie Sau und war kaum zu halten, perfektes Fahrverhalten für die GP-Strecke also. Prompt folgte der zweite Dreher dann nach ein paar Runden Ausgang Coca-Cola-Kurve. Auch hier nur ein wenig zu viel Gas. Aber wir wollten ja unbedingt ein Männerauto ohne DSC haben.
Der Drenth-Spezi stellte dann fest, daß das Steuergerät des Getriebes kaputt war. Zum Glück hatte er ein neues dabei, der Austausch erwies sich als recht zeitaufwendig. Deshalb fuhr ich freitags nachmittags nur eine Runde. Eigentlich hätte ich mir die auch sparen können, aber ich wollte auf keinen Fall den prompt ausgelösten Abbruch des Trainings verpassen. Zumindest konnten wir unsere Taxirunden absolvieren.
Der Samstagmorgen begann schon in trauter Umgebung, alles in Nebel eingehüllt. Grundsätzlich hat das ja immer den Vorteil, daß man das Elend auf der anderen Seite der Start-Ziel-Geraden nicht sehen muß.
Das Training lief ohne zusätzliche Probleme. Die Zugkraftunterbrechung funktionierte jetzt, das ABS allerdings noch nicht wieder. Allerdings war der Dicke auf Regenreifen praktisch nicht zu halten. Ich glaube, keiner von uns hat es geschafft, die Regenreifen auf Temperatur zu bringen, und wie sich dann das Fahren anfühlt, kann man sich wohl vorstellen. Wir haben alle recht weich gesessen, würde ich mal so sagen. Ein bloßes Anschauen des Gaspedals reichte aus, um das Heck zum Ausbrechen zu bringen. Wir ließen also nur unsere Pflichtrunden herumrollen und zogen es vor, erst einmal das Auto im Trockenen kennenzulernen.
In der Startaufstellung gab es dann noch eine kleine Aufregung. Auf einmal schwappte im rechten Beifahrerfußraum etwas Sprit hin und her. Das wäre normalerweise nichts Ungewöhnliches bei diesem Auto, da sich dort ein großer Teil des Tanks befindet. Allerdings zog es diese Spritmenge vor, sich außerhalb des Tanks aufzuhalten, was mir bereits vor dem Losfahren ein Hochgefühl besonderer Güte bescherte. Glücklicherweise muß das aber ein Überlauf beim Tanken oder so gewesen sein, weil es dann nach dem Losfahren verschwand.
Die drei Rennrunden verliefen recht gut. Ich startete aus der vorletzten Position der Startgruppe 2 und hatte somit viele kleinere Autos vor mir, von denen ich mir nicht sofort mein wunderschönes Bodykit carbonisieren lassen wollte. Da wird knallhart gefahren, also ging ich die Sache vorsichtig an. Beim Start zog ich ganz innen an der Boxenmauer schon einmal an einer Reihe von Autos vorbei und freute mich bereits wie ein Schneekönig, als wieder einmal völlig überraschend die Gerade zu Ende war und ich für die Rechtskurve doch erheblich zu schnell war. Flugs wurde ich daran erinnert, daß das ABS nicht funktionierte, so daß ich ganz innen und ziemlich geradeaus in die Kurve hinein- bzw. hinausfuhr, um dann auf der Außenlinie den Weg zurück auf die Strecke zu finden. Zum Glück waren die neben mir Fahrenden so von der Schönheit des Dicken fasziniert, daß sie mir alle fein Platz gelassen haben. In dem Foto oben sieht man gerade, wie ich innen an dem Suzuki vorbeirutsche.
Tatsächlich gestaltete sich das Überholen recht schwierig mit dem doch recht unbekannten Auto. Nur die Ideallinie war trocken, und das auch nicht überall. Die Entscheidung, auf Slicks zu starten, war genau richtig, aber eben nur auf den trockenen Stücken. So blieb ich eher vorsichtig hinter den langsameren Fahrzeugen und wartete auf ein gerades oder trockenes Stück zum Überholen. Die Döttinger Höhe war dann natürlich das reinste Schlachtfest.
In der dritten Runde hatte ich mich freigefahren und begann gerade Spaß zu haben. Prompt kam dann der Ausfall. Aus dem Galgenkopf heraus gab ich Gas, auf einmal keine Leistung mehr, dann ein leichtes Brummen, daß ich nicht genau lokalisieren konnte. In der Tiergartenschikane dann eine riesige Rauchwolke hinten, damit auch jeder mitbekommt, daß ich in die Box fahren wollte. Auto abgestellt, das war's.
Was genau passiert ist, wissen wir bis jetzt nicht. Das Auto war vorne voller Kühlflüssigkeit, u.U. ist der Kühler geplatzt. Die weiße Rauchwolke könnte von einer durchgebrannten Kopfdichtung her kommen. Das Datarecording zeigt keinerlei Besonderheiten bis zum Schaden an, alle Temperaturen und Drücke waren ok. Es gab auch keinen Ölverlust. Wir müssen also abwarten, was bei der Demontage herauskommt, alles andere ist Spekulation.
Klar ist das enttäuschend, keine Frage. Aber die Boxengasse rauf und runter gab es einige Schäden, auch an einem Lingmann-M3, der freitags noch wunderschön lief, schauten die teuren H-Pleuel seitlich heraus.
Ich könnte jetzt einfach schreiben: Es hat sich eine 1 Euro-Schelle an einem Schlauch gelöst, und das hat eine Kettenreaktion ausgelöst. Das wäre so die Mario-Theissen- oder Ferrari-Variante. Aber bei denen passieren die gleichen Schäden, nur sind sie noch teurer. Ich werde weiterhin schreiben, was technisch Sache ist, allerdings erwarte ich Fairneß den Beteiligten gegenüber. Die reißen sich nämlich bis mitten in der Nacht den Allerwertesten auf, um das Auto ans Laufen zu bringen. Und das ist in der Entwicklungsphase nicht das Einfachste.
Und was hat jetzt Don Camillo mit der ganzen Sache zu tun?
In meinem Bestreben, die Forumsuser an die Helden der Weltliteratur heranzuführen, bin ich fündig geworden und habe die Lösung für alle unsere Probleme entdeckt:
Peppone arbeitete nur noch für den Traktor, die Rodung ging aber nicht weiter aus dem einfachen Grund, weil der russische Traktor, wieder instand gesetzt, zwanzig Meter fuhr und dann wie ein Maultier bockte.
Die Geschichte wollte nicht enden.
Eines Abends vertrieb sich Don Camillo im Pfarrhof die Zeit mit Lesen, als Peppone erschien.
"Hochwürden", sagte Peppone, "hier geht es nicht um Politik. Hier geht es darum, das Land zu pflügen, die Erde wieder fruchtbar zu machen, um Brot für das hungernde Volk!"
"Na und?" fragte ruhig Don Camillo.
"Nun weiß ich wirklich nicht mehr, was dieser Traktor im Magen hat. Er geht einfach nicht. Sobald ich die rechte Seite repariert habe, fehlt es an der linken. Und wenn ich ihn unten in Ordnung gebracht habe, geht er oben auseinander."
"Hier ist ein Pfarrhof und keine Reparaturwerkstätte", erklärte Don Camillo.
"Mein Motorrad ist draußen", fuhr Peppone fort. "die Sache ist im Nu erledigt. Kommen Sie und weihen Sie dieses Luder von Traktor, denn er muß alle Flüche der Schöpfung im Magen haben."
Don Camillo schüttelte den Kopf.
"Für einen bolschewistischen Traktor rühre ich mich nicht, auch wenn er am Verrecken wäre."
Peppone ballte die Fäuste und machte sich aus dem Staube, aber kurz darauf radelte Don Camillo zur Kolchose.
Am "Schotterhaufen" war alles dunkel. Nur im Hof war ein kleines Licht. Mitten in einem Haufen Eisenzeug saß Peppone mit einem Schraubschlüssel in der Hand und betrachtete verzweifelt den Traktor, an dem er acht Stunden ununterbrochen gearbeitet hatte.
"Na und?" fragte Don Camillo.
"Ich verstehe nichts mehr", stöhnte Peppone, den Kopf in bei den Händen. "Ich habe alles überprüft, alles durchgeschaut, alles instand gesetzt, alles versucht. Er geht nicht. Er geht nicht."
Peppones Verzweiflung war grenzenlos, wie die Trübsinnigkeit der nackten Erde, wie das Schweigen der Nacht. Und über das Wasser des großen Flusses wehte der Frühlingswind.
Don Camillo trat an die Maschine heran, hob den Weihwasserwedel und flüsterte die Weiheformel.
Als er geendet hatte, drehte Peppone die Kurbel und die Maschine lief donnernd und rauchend an, als ob sie durch das Auspuffrohr den bösen Geist vertriebe.
Peppone stieg auf, setzte sich an das Lenkrad und schaltete den Gang ein.
Der Traktor fuhr zur angefangenen Furche. Und blieb nicht stehen.
In diesem Sinne, bis zum nächsten Rennen.
Hier das Video der dritten und letzten Runde:
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