Wann hört der Unfug endlich auf?
Die Deutschen lernen gerade schmerzlich, dass Strom im Zuge der „Energiewende“ nicht mehr konstant und unbemerkt da ist: Wie vor der Industrialisierung spielt das Wetter eine Rolle. In Dunkelflauten benötigen wir teuren Strom aus dem Ausland. Nun müssen wir uns an ein neues Phänomen gewöhnen.
www.welt.de
Mit solchen Artikeln? Hoffentlich bald. Der ist wieder typisches Bild-Niveau, auch wenn deren gehobene Marke "Welt" drauf steht.
Grundsätzlich ist das Problem dass der erforderliche Netzumbau ewig aufgeschoben wurde und so Dinge wie neue Fernleitungen durch NIMBY blockiert werden über Jahre. Wenn man sich mit Leuten aus der Energiebranche unterhält, sprich Herstellern von Gerätschaften von Umspannwerken z.B., wird nur das als Problem gesehen. Nicht die Energiewende´an sich. Und jetzt läuft man in die Probleme rein die alle Länder haben, wie die Verfügbarkeiten in Trafofabriken und bei den ganzen Zulieferen für all die Ausrüstung die man so braucht. Noch vor 1-2 Jahren wollte keiner der Anbieter ein neues Trafowerk bauen, weil sie Angst vor den Investitionen hatte, nun versuchen sie verzweifelt Kapazitäten zu schaffen (nur als Anmerkung am Rande, es liegt nicht immer nur an der deutschen Politik).
Einer der größten Coups politischer Reklame war der Plan, die Energieversorgung Deutschlands auf Strom aus Wind und Sonne aufzubauen. Kein anderes Industrieland ohne relevantes Potenzial an natürlichen Energien wie Erdwärme oder Wasserkraft geht so weit.
Das stellt mal wieder Deutschland als einsamen Wahnsinnigen da. Quasi jedes Land investiert seit Jahren massiv in EE. Deutschland ist weit davon entfernt hier Vorreiter oder irgendwas zu sein.
Zudem: Was ist den die Alternative? Weiterhin Ostdeutschland für die dreckige Braunkohle weg baggern und die Polen mit unseren Abgasen erfreuen?
Mittlerweile lernen die Deutschen, dass im Zuge der sogenannten Energiewende Strom nicht mehr konstant und unbemerkt einfach da ist, sondern wie vor der Industrialisierung das Wetter eine Rolle spielt: In Dunkelflauten – bewölktes Wetter ohne Wind – benötigt Deutschland Strom aus dem Ausland.
Wenn ich jemals wieder einen Stromausfall erlebe der nicht durch einen Bagger verursacht wurde, reden wir weiter. Auch jede Meldung zu dem Thema die ich gelesen habe, ist technischer Natur. Brennende Trafos gibt es nun mal bei Kernkraftwerken genauso wie bei der PV-Anlage.
Das Deutschland Strom importiert ist vollkommen normal. Man braucht auch keinen Stromüberschuss. Dafür gibt es das europäische Verbundnetz.
Bei Hellbrise, also bei windigem Sommerwetter, muss das Land Strom-Überfluss ins Ausland ableiten, was ebenfalls teuer ist: Der Strompreis sinkt auf Null, aber der Bundeshaushalt zahlt den Energieunternehmen per „Einspeisevergütung“ einen garantierten Festpreis, was den Steuerzahler pro Jahr rund 20 Milliarden Euro kostet.
Dass die aktuelle System ideal ist, sagt wohl auch niemand. Aber der Anreiz fester Vergütung für den Aufbau von Solar und Windkraft ist ziemlich effektiv für die Schaffung der Anlagen. Die 8 Cent sind übrigens ein Bruchteil der festen Vergütung die der Betreiber des Kernkraftwerks Hinkley Point C bekommt. Hier rechnet man von Erzeugungskosten (!) von bereits 15 Cent je kWh. Plus Kosten für Übertragung etc.
Wir zahlen momentan den Preis dass zu wenig für zu lange Zeit gemacht wurde. Dinge wie flexible Ortsnetzverteiler die besser damit klar kommen, dass das Dorf am Land nun auch eine Einspeiseleistung hat die größer als der Momentanbedarf ist, sahen halt die Planer vor 40 Jahren nicht vor.
Die vergangenen Monate lehren nun ein weiteres Energiewende-Phänomen: die Hellflaute. Die knapp 30.000 deutschen Windräder haben 2025 nur wenig Strom erzeugt, weil die Windgeschwindigkeit ist im ersten Quartal auf den niedrigsten Stand der letzten 50 Jahren zurückgefallen ist. Ökostrom-Produzenten melden Ertragseinbrüche.
Dafür braucht es endlich große Stromspeicher. Aber dann wird bestimmt erstmal wieder an den Stammtischen diskuttiert werden wie schlimm ja das Lithium oder Kobalt in den ganzen Batterien sei.
Dass für die Energiewende die installierte Leistung an EE wesentlich größer sein muss als der Spitzenbedarf und somit immer ein Teil der Leistung an normalen Tagen als Überschuss vom Netz genommen werden wird, ist ja auch keine überraschende Erkenntnis. Wenn wir an den Punkt sind, kommt dann irgendwann der sinnvolle Einsatz von der Erzeugung von Wasserstoff zur langfristigen Speicherung. Oder wenn die Kernfusion gemeistert wurde und zum Einsatz kommt.
Weil Klimaschutz nicht die Motivation der Energiewende war, sondern der Ausstieg aus klimafreundlicher Kernkraft, ist Deutschland dabei auf fossile Energie angewiesen. 40 bis 50 Gaskraftwerke sollen gebaut werden, um die Stromversorgung mit Wind- und Sonnenkraftwerken zu gewährleisten.
Wie klimafreundlich Kernkraft ist, ist durchaus strittig, wenn man es rein auf CO² bezieht, liegt man real wohl zwischen 30-160g/kWh. Mit zunehmender Nutzung erhöht sich der Wert massiv, da die Förderung schwieriger wird. Von den ausufernden Kosten, der ungeklärten Lagerung, unmöglichen Haftungsfragen etc. ganz zu schweigen.
Stromspeicher sollen Sonnenenergie im Sommer für den dunklen Winter speichern. Bislang aber können die Speicher in Deutschland Strom nur für eine halbe Stunde laden, und weltweit gibt es bis auf Weiteres nicht annähernd Stromspeicher in benötigter Kapazität.
Auch hier wird die Realität sich so zu recht gebogen wie man sie gerne hätte. Es gibt massig große Stromspeicher.
- Lac des Dix 2.069 MW Turbinenleistung, 321MW Pumpleistung
- Pumpspeicherkraftwerk Happurg (Hatte Leckagen, statt diese zu beheben wurde es 2011 stillgelegt) - größtes Pumpspeicherkraftwerk Bayerns mit 160 MW. Wird momentan in Stand gesetzt, weil man jetzt gemerkt hat das sowas je sinnvoll ist und sich lohnt... Irgendwo in Ostdeutschland gibt es auch eine Geschichte eines Pumpspeicherkraftwerks was jahrelang still stand, sehr zum Unverständnis vieler Beteiligten.
- Insgesamt gibt es 7GW an installierter Leistung von Pumpspeichern in Deutschland. Angeblich gibt es aber wohl kaum rentable, weitere Standorte. Nachdem es aber selbst in Belgien über 1GW an installierter Leistung gibt, sehe ich das skeptisch ob man da nicht mehr schaffen könnte wenn man nur wollte.
Dann gibt es inzwischen einige Batteriekraftwerke. Leider halt bislang nur Kleine in Deutschland. In der Schweiz, an der Grenze zu Deutschland, entsteht nun die weltgrößte Anlage. Ich schätze dass die mit starken Blick über die Grenze geschaffen wird. So lange es aber am Ende auch hierzulande netzdienlich ist, soll es mir nur Recht sein.
Aber Hauptsache es tut sich was.