Um zunächst einmal eine
Antwort auf deine Frage zu versuchen: Abgesehen davon, dass die schöpferische Leistung bei Werken der Popmusik (der Bowie-Liebhaber mag mir diese thematische Einordnung verzeihen) in der Regel ohnehin "überschaubar" ist, liegt - für mich - die wesentliche Leistung von Bowie bei "Space Oddity" (bitte mit zwei "d") in erster Linie in den für die damalige Zeit relativ ungewöhnlichen Harmoniefolgen, die den Text passend und stimmungsvoll umsetzen und dessen melancholische Wirkung auf eine Art und Weise transportieren, die zu dem im Song beschriebenen Ereignis hervorragend passt. Interessant ist auch, dass die Thematik in späteren Bowie-Songs wieder aufgegriffen wird, womit man diese Songfolge m. E. als Gesamtwerk begreifen muss.
Wikipedia gibt immerhin ein paar Anregungen für eine Interpretation des Werkes:
"Major Tom ist eine fiktive Person, die in den Songs Space Oddity von David Bowie ... vorkommt. ... Space Oddity wurde ... zum ersten Hit des Musikers, da der Song während der Mondlandung weltweit im Radio zu hören war. David Bowie spielte später in dem Titel Ashes to Ashes wieder auf Major Tom an und bezeichnete ihn darin als Junkie."
Nicht vergessen darf man bei der Auseinandersetzung mit Popmusik, dass sich ein Teil der schöpferischen Leistung oftmals in dem Text des Songs ausdrückt. Auch hierzu findet sich auf Wikipedia eine kleine Anregung:
"In Space Oddity auf dem 1969 erschienenen Album gleichen Namens von David Bowie startet Major Tom mit seinem Raumschiff erfolgreich in das Weltall. Beim Anblick der Erde singt er:
“Here am I sitting in a tin can
Far above the world
Planet earth is blue
And there’s nothing I can do.”
„Hier sitze ich in einer Blechbüchse
Hoch über der Welt
Der Planet Erde ist blau
Und es gibt nichts, was ich tun könnte“
Die Astronauten bezeichneten die Kapseln der Gemini-Missionen häufig als „Blechbüchsen“. “Blue” ist hier ein Wortspiel, da das Wort nicht nur die Farbe Blau bezeichnet, sondern auch „traurig“ bedeuten kann. Der dritte Vers kann also auch übersetzt werden mit:
„Die Erde ist traurig
Und ich kann nichts dagegen tun“"
Wesentlich interessanter als die Antwort auf deine Frage - die ein anderer sicherlich viel besser geben kann als ich - finde ich aber
deine Frage selbst. Wenn du sie gestellt hast, weil du dich zukünftig vermehrt mit dem schöpferischen Ausdruck von Musik zu beschäftigen, finde ich das klasse.

Ggf. gibt es dann einige Werke der Musikgeschichte, an denen man - auch mittels begleitender Literatur - deutlich besser als an Bowie-Songs lernen kann, dass ein musikalisches Werk sehr viel mehr enthalten kann, als Intro, Outro und einen kleinen Spannungsbogen. Dann wird es für dich vielleicht auch deutlicher, warum so manch ein Musiker oder Musikliebhaber in der von dir propagierten Musik eher wenig Schöpferisches findet.
Oder hast du die Frage gestellt, weil du aufzeigen möchtest, dass Pop- oder Rockmusik auch nicht sonderlich viel anspruchsvoller ist, als das hier diskutierte Genre? Dann ist die Argumentation wenig tauglich, weil vom Niveau des einen nicht folgt, dass das andere dann doch Niveau hätte. Wie schon gesagt: Natürlich kann man den Anspruch an ein schöpferisches Werk beliebig herunterschrauben, bis irgendwann so ziemlich alles unter den Begriff passt.
Was mir immer noch fehlt, auch nach deinen wortreichen Ausführungen der letzten Seiten, sind Beispiele dafür, dass sich in dem hier diskutierten Genre anspruchsvolle Werke finden lassen, die es verbieten, der großen Mehrzahl der Tracks dieses Genres die Werkqualität abzusprechen. Aber vielleicht ist dein Ansatz, sich besser mit anderen, echten Werken zu beschäftigen, genau der Richtige.