AW: Wodurch fühlt sich ein Auto „alt“ an?
Interessantes Thema.
Egtl wollte ich auch das E30 Bsp rausholen, da es da am Gebrauchtmarkt einige Modelle gibt, wo man die Faszination des Wagens erfahren kann und bei anderen ist es einfach eine alte Rodel. Das wurde aber schon angesprochen.
Zum finanziellen jedoch stehe ich etwas anders.
Es wurde gesagt, der finanzielle Aufwand stünde in einem Mißverhältnis zu dem, was man an automobilem Gegenwert herausbekommt. Was nur den Schluß zuläßt, daß der Neukauf eines Wagens die bessere Alternative ist.
Ist dem wirklich so?
Ein Teil der Antwort hat sicher mit der eigenen Persönlichkeit zu tun. Ich kenne zB genug Männer, die so Mitte 40 die eigene Ehefrau nicht mehr ansehen wollen und mehr oder minder offensichtlich gerne austauschen. Bei Autos hat man eben auch einige Leute, die irgendwann, weil ihr Wagen zunehmend älter wird, niemand mehr danach fragt, der Wiederbeschaffungswert keine "Eintrittsbarriere" mehr ist, einen Neuen brauchen. Spielen natürlich noch einige andere Punkte hinein, Sicherheit, besserer Nutzen, die Freude am "Neuen", geringerer Verbrauch, usw usf. Aber ich denke, die psychologische Komponente spielt da oft eine vorrangige Rolle als die tatsächliche Gewichtung rationaler Argumente.
Bin ich nun aber wirklich besser dran, wenn ich mir ein neues Auto kaufe finanziell?
Auf den ersten Blick ja, denn der neue Wagen hat den Wert, den ich bezahlt habe. Der Alte ist (etwas übertrieben) nichts mehr wert und dennoch investiert man Geld.
Das ist aber eine momentane Betrachtung. Der neue Wagen wird nämlich in 5 Jahren über 50% der Investition verlieren und auch technisch gewaltig abbauen, speziell im Vergleich mit den dann wiederum verfügbaren Neuwagen. Der Alte braucht sich diesem technischen Vergleich nicht zu stellen, hat aber 5 Jahre danach noch immer denselben Wert (nämlich 0), ein Großteil der Investition wird aber noch spürbar sein.
Die notwendige Investition, um den Alten frisch zu halten, ist aber geradezu bescheiden im Vergleich zur Neuanschaffung. Das hängt natürlich auch vom urspr. Neuwert ab.
Unmittelbares Beispiel wäre mein E46, der mich technisch zwar gut gewartet im Innenraum schon erheblich anzipfte nach 170tkm. Nicht einmal, weil etwas gammlig und grausig wäre, aber man sieht sich einfach satt, es wird alles muffig... alleine der Ruß, der am weißen Innenhimmel hängt, obwohl selten Fenster offen und Nichtraucher sowieso.
Vieles läßt sich aber schon mit einer Reinigung erledigen.
Da darf man halt nicht mit dem Staubsauger und einem Kübel Spülmittel kommen.
Ein Waschsauger in Kombination mit hochwertigen Aufbereitungsmitteln und anschließender Imprägnierung/Versiegelung (auch im Innenraum) macht da schon einen gewaltigen Schritt im Innenraum. Außen wirkt eine ordentliche Aufbereitung sowieso Wunder, sofern keine Schäden vorhanden. Gummi wird wieder schwarz usw usf. In meinem 3er habe ich dann noch die Innenausstattung komplett erneuert, für einen neuen optischen Akzent auf andere Interieurleisten gewechselt, Fahrwerk und Reifen auch neu... und siehe da, das Ergebnis ist (für mich) gewaltig. Vor der Maßnahme fuhr ich einen neuen 1er und fand beim Umstieg dann den 3er sehr sehr lahm und alt.
Ein halbes Jahr später fuhr ich nach der Maßnahme einen praktisch identisch neuen 1er und freute mich dennoch wieder über meinen 3er. Fahrdynamisch natürlich schwerfälliger, aber subjektiv ein gleichwertig "neues" Auto. Das waren etwa 5k, wieviel kostet ein neuer 330 mit der Ausstattung? Natürlich gäbe es noch andere Dinge, die man erneuern könnte - lassen wir es um die 10k sein, dann ist er aber wirklich wieder im Jahreswagenzustand.
In meinen X5 flossen dieses Jahr schon 10k an Reparaturen, neues Getriebe und noch ein paar andere lebensnotwendige Bauteile + Kleinmist und da merkt man auch sofort, wie sich das auswirkt. Das ist etwa ein Zehntel von dem, was ein vergleichbarer Neuer kostet. Wäre es also wirklich klüger, den "Alten" vergammeln zu lassen und auf einen Neuen umzusteigen?
Das Z4-Projekt steht leider - in beiderlei Sinne: dieses Jahr mach ich vllt 2tkm voll, wenn ich mich noch ranhalte im November. Da gibt man nicht gern Geld aus.
Finanziell lohnen kann sich so eine kontinuierliche Erneuerung also mE schon, vor allem, wenn man es in Relation zu Neupreisen und Wertverfall stellt.
Mir persönlich gefällt vor allem der Gedanke, daß der Wagen etwas für mich tut, nämlich mich und meine Lieben befördern, Freude bereiten, usw und dafür bekommt er in regelmäßigen Zeitabständen eine finanzielle Zuwendung und bleibt wie er ist...
Besten Gruß,
Marius