AW: ABS m. ASR abschalten - wie?
So - der Beitrag von Dieter hat mich (im Gegensatz zu gewissen Beileidigungsorgien) zum Nachdenken gebracht. Viele Punkte in dem Beitrag teile ich nicht - weniger die fachlichen, eher die subjektive Sichtweise. Aber die Tatsache, dass lastabhängige Bremskraftregler mit dem Einzug elektronischer ABS-Systeme durch Elektronische-Bremkraft-Verteilung (EBV) ersetzt wurden, hat mein Interesse geweckt. Meines Wissens MUSS auch die ABS-Bremse bei einem Ausfall (oder wie hier diskutiert - simulierter Ausfall) voll funktionstüchtig bleiben. Der Wegfall der Blockierregelung darf laut Gesetzgeber keinen Einfluss auf das Bremsverhalten haben. Dies schließt die Bremskraftverteilung natürlich mit ein. Weil dieser Punkt äußerst sicherheitsrelevant ist, habe ich noch mal nachgeforscht - will ja nicht, dass die schönen Zettis demnächst alle im Straßengraben enden :) Ergebnis: Der Wegfall der ABS-Regelung hat KEINEN Einfluss auf die Bremskraftverteilung (EBS) - Außer dass natürlich im Falle von Schlupf die Bremskraft vom ABS-System übergeordnet reguliert würde. Ohne ABS funktioniert die Bremsanlage also normal - außer dass natürlich die Räder blockieren. Nachzulesen hier:
http://aa.bosch.de/aa/de/berufsschulinfo/media/2002_2.pdf
Dort steht exakt beschrieben, wie das Notlaufkonzept funktioniert. Die ABS-Funktion wird abgeschaltet, trotzdem wird eine Bremskraftverteilung aufrechterhalten, und zwar durch eben dieses Steuergerät.
Weiterhin glaube ich nicht, dass man Rennsport-ABS-Systeme mit Serienbremsanlagen vergleichen kann. Lasse mich gerne eines Besseren belehren - aber wenn ich die Jungs den "Point of no return" beim querfahren erreicht haben, sehe ich kein Rad mehr drehen. Selbst wenn die Fuhre gerade ins Gras hoppelt, dreht sich da nix. Ich kenns detailiert nur aus dem Motorradbereich - da gibts inzwischen verschiedene ABS-Kennfelder, für Rennstrecke u. Straße. Schon wegen der anderen Anforderungen und Haftung der Reifen.
Wir haben Erfahrungen mit 2 verschiedenen ABS-Systemen in unseren Rennautos:
Im SP5-Z4 ist ein eigens entwickeltes Renn-ABS verbaut, das exakt auf dieses Auto abgestimmt wurde. Im V5-Z4 ist das Serien-ABS drin, so wie es das Reglement vorschreibt.
Wenn ich über Rennautos in diesem Zusammenhang schreibe, dann meine ich die typischen Tourenwagen, die z.B. in der VLN am Nürburgring laufen. Das sind KEINE Driftautos.
Du beziehst Dich jetzt mehr und mehr auf die Drifterszene, das hat mit dem gelegentlichen Drift im Straßenverkehr überhaupt nichts mehr zu tun. Da überlasse ich gerne das Wort z.B. dem Andy hier im Forum, der bereits haufenweise Drift-Wettbewerbe gewonnen hat. :)
Ich für meinen Fall stand kürzlich bei nasser Fahrbahn, wahrscheinlich aufgrund von Diesel (ausgangs Kreisel) blitzschnell fast 90-Grad zur Fahrtrichtung. Geplant war lediglich ein kleiner Schlenker (....ja ich weiß....). Normalerweise hätte ich meine vier Räder blockiert, wäre in Bewegungsrichtung weiter gerutscht, hätte mit schamrotem Kopf gewendet, und wäre weiter gefahren. Hab da gewisse Erfahrung in solchen Wendemanövern (hüstel). Jedoch nur gute - weil man halt nur dort solche Späße macht, wo man bissi Platz hat und andere Verkehrsteilnehmer nicht gefährdet sind.
Wenn Du Dich auf rutschiger Strasse derart drehst (denn von einem Driften kann hier nicht mehr die Rede sein, denn ein Drift ist kontrolliert), dann drehst Du Dich eben mit blockierenden Rädern noch weiter. Warum sollte ein Auto, dass sich in einer Drehbewegung befindet, auf einmal nur gerade weg rutschen, weil die Räder blockieren? Es radiert sowieso quer zur Fahrtrichtung.
Jetzt mit ABS an Bord, was passiert wenn man, beabsichtigt o. nicht, zu quer steht? Mit großer Wahrscheinlichkeit fährt man mit pulisierendem Bremspedal schnurstracks in den Graben.
Warum fährt ein Auto in den Graben, wenn ich voll auf dem Bremspedal stehe und eine Bremswirkung erziele, die an der Haftgrenze der Reifen liegt?
Zumindest würde das Fahrzeug einen seeeehr großen Kreis fahren, nur der Asphalt ist dann meist zu Ende.
Gleichfalls, ein Auto fährt dann, wenn man es läßt. Wenn ich auf der Bremse stehe, rutscht es entweder quer zur Raddrehrichtung, oder es bewegt sich im günstigsten Fall im Puls des ABS in Raddrehrichtung. Und dann kann ich es lenken.
Naja - mit großem Kämpferherz und Glück konnte ich den Quersteher und den Gegenschwenk noch abfangen. (Dieter - der Gegenschwenk ist nicht weil man zu langsam reagiert, sondern weil man einem sehr instabilen u eigendynamischen Fahrzeug versucht die alte Richtung aufzuzwängen).
Ich werde mir sofort die passenden Lehrbücher besorgen, um meinen Wissensstand zu erweitern.
Oder zeigt mir mal einer, wie er ein Auto aus 90-Grad-Drifts ohne Gegenschwenk auf Linie bringt. Unterhaltet euch mal mit Leuten aus der Drift-Challenge - übrigens fahren die auch ohne ABS - warum wohl?
Weil das extremes Driften ist, und nicht ein gelegentlicher Drift auf der Strasse. Die fahren z.B. auch bestimmte Reifenkombinationen, um dieses Driften zu unterstützen, d.h. mit unterschiedlichen Reibwerten vorn und hinten. Und sie haben ihre Autos in vielfältiger Hinsicht (Achseinstellung etc) auf das Driften eingestellt. Da ist aber auch rein gar nichts mit einem normalen Straßenauto vergleichbar.
Damit ich nicht noch ne Tüte Chips essen muss, etwas zum Thema -Grundsätzliches:
Bevor man überhaupt darüber nachdenkt, die ABS-Sicherung zu ziehen, sollte man erst Erfahrungen auf sicherem Gelände machen. Ohne Übung und Erfahrung sammeln, geht sowas ziemlich schnell ins Auge. Ich gehöre einer Generation an, die beim ersten Schneefall zum üben auf Parkplätze gefahren ist. Man muss sich das erarbeiten - einfach Stecker ziehen wär blöd. Heute gibts sogar Drifttrainings - auch schön sowas, kann süchtig machen. Gerade im winterlichen Straßenverkehr lässt sich mit der gewonnen Routine so manche Situation (auch Fehler anderer) retten. Wer drifts auf Schnee kontrolliert (ganz wichtiges Wort) beherrscht, kanns dann im Nassen und (mit viel Leistung) auch auf Trockenasphalt probieren. ABER - der Grenzbereich birgt IMMER ein erhöhtes Risiko (macht ja auch den Reiz dabei aus) - deshalb sollte man mit solchen Späße keine anderen Menschen gefährden. Entlegene Ecken, Parkplätze, Trainingsgelände, wo man wenns schief geht nur die eigene Nase platt macht, gibts genug (Handy mitnehmen) *gg* Und nuuur dann schalte ich ASC (demnächst wohl auch ABS) ab - weil wenn zu quer steht - gibts für mich nur den Notfallplan - Blockierbremsung.
Gruß - D.
Ich fahre mehrere Tausend Kilometer pro Jahr auf der Nordschleife grundsätzlich ohne DSC, auch bei """". Dabei passieren so schöne Dinge wie der Regenguß hinter einer Kuppe, oder aber das Abweichen von der Ideallinie auf den noch feuchten Seitenbereich. Aber ich bin jederzeit offen für Neues. :)