So, es ist vollbracht. Der Zetti hat nur seine „Sperre“ bekommen.
Ich möchte allen vielmals dafür danken, die mich mit Ihren Erfahrungen bereicherte haben – ganz gleich ob im öffentlichen Forenbereich oder über private Unterhaltungen. Das hat mir sehr geholfen!
Nachdem ich mich längere Zeit mit der Thematik beschäftigt, unzählige Foren und Artikel gelesen und zahlreiche Angebote von den verschiedensten Anbietern eingeholt sowie Preise und Leistungen vergleichen habe, traf ich pünktlich zu Weihnachten den Entschluss: Das wird mein Geschenk an den Zetti (und für mich selbst). Auf dem Konto bringt mir das Geld jedenfalls kaum noch Vorteile – und Banken muss ich nicht bereichern, wenn ich mein eigenes Leben bereichern kann.
Warum eine Sperre?
Mich hat beim Zetti regelmäßig gestört, dass die Traktionskontrolle bevormundend eingreift und dieses auch sehr frühzeitig und rigeros macht. Mit den 225er-17“-RFT-Standardreifen reichte bereits etwas Schmutz oder Nässe auf der Fahrbahn aus und die Systeme regelten. Aus diesem Grund habe ich zunächst auf 18“-Standard-RFT-Mischbereifung testweise gewechselt. Die Traktion wurde hierdurch merklich verbessert, aber der Zetti büßt damit Komfort (sicherlich auch RFT-bedingt) und Spritzigkeit (höhere Massen) ein.
Im Winter war mit es dann entsprechend „schlimmer“. Man kann fahren, man kann Spaß haben und gute Winterreifen machen auch sehr, sehr viel aus. Die Continental Winterreifen TS850 (225/45R17; non-RFT) sind wirklich sehr gut, wenn sie eingefahren sind. Und der Komfort ist um Welten besser als zuvor.
Leider aber schaffen auch die besten Reifen nicht mehr als die Elektronik zulässt. Und allein das Einfädeln in den fließenden Verkehr auf (nassem) Kopfsteinpflaster, wie es sämtliche Ausfahrten aus dem Wohngebiet aufweisen, wird damit nicht erleichtert. Entweder wartet man Ewigkeiten bis sich vielleicht doch einmal eine ausreichend große Lücke auftut oder man behindert andere, wenn ASC sich doch dazu entschließt die Leistung wegzudrosseln anstatt leichten Slip zuzulassen. Auch DTC war hier keine wirkliche Hilfe.
In Summe war das für mich Grund genug, doch nach einer traktionsfördernden Maßnahme Ausschau zu halten. Denn der Zetti ist für mich derzeit das einzige Alltagsfahrzeug.
Was ist es geworden?
Ich habe mich, entgegen der ersten Annahme, für ein QUAIFE-Torsen-(Ausgleichs)getriebe entschieden.
Warum die Quaife?
Zum einen wäre hier der Preis als Faktor zu nennen. Billig ist das Unterfangen, ganz gleich in welcher Ausgestaltung, nicht.
Da ich selbst kein Rennstrecken-, Rallye- oder Slalom-Fahrer bin und auch keine Teilnahme an einer Driftchallange beabsichtige, war die Drexler für mich schlichtweg zu überdimensioniert und teuer. Denn unter 2500€ geht hier nicht wirklich etwas. Für mich als Laie und Alltagsfahrer daher nicht wirklich notwendig.
Da es auch Lamellensperren (auf ZF-Basis mit 25%-Sperrwert; Gradmaße wurden mir leider ebenso wenig mitgeteilt wie etwaige Erhöhungsmöglichkeiten des Sperrwertes und Kennwert des etwaigen Grundsperrwertes) für ca. 1800€ (inkl. Einbau) gibt, hätte man auch hierauf zurückgreifen können. Hierbei muss allerdings berücksichtigt werden, dass Wartungen anfallen (regelmäßiger Ölwechsel, ca. aller 50tkm; ggf. Verschleiß an Lamellen) und die Sperre auch im Schubbereich arbeitet. Das könnte im Zweifelsfall zur Fehlfunktionen des DSC und Fahrers (bin nicht alleiniger Fahrer des Zettis) führen.
Daher favorisierte ich eine Torsen-„Sperre“. Ich benenne es auch mal Sperre, wenngleich es technisch auch keine echte Sperre ist. Dieser Aufbautypus ist verschleißarm/-frei und wirkt auch nur unter Zug. Damit kann es zu keinen Fehlfunktionen bei Bremseingriffen des DSC kommen.
Hier gibt es zwei Hersteller, welche man schnell im Zusammenhang mit BMW findet: Wavetrac und Quaife.
Die Wavetrac lockt mit dem Vorteil, dass sie wohl einen Grundsperrwert hat. Sie funktioniert also auch dann, wenn ein Rad vollends entlastet (frei schwebend, Eis, etc.) ist. Ansonsten bricht bei Torsen-Sperren die Sperrwirkung zusammen (denn Faktor x mal 0 Widerstand der Gegenseite bleibt 0). Leider fand ich über die Wavetrac kaum Erfahrungsberichte, erst recht nicht im Langzeitbetrieb.
Bei der Quaife findet man zahlreiche Berichte, einige Langzeiterfahrungen, kaum Problemschilderungen (die nicht auf Einbaufehler zurückzuführen sind) und im Zusammenhang mit BMW findet man ohnehin fast nur Drexler und Quaife. Zudem haben mir einige Zetti-Fahrer mit Quaife geschrieben, dass sie auch im Winter keine Probleme mit der Sperre bzw. kompletten Zusammenbruch der Sperrwirkung hatten. (Das theoretische Manko wird auch im Wesentlichen durch das ASC ausgeglichen.)
Und für die Quaife habe ich einen Anbieter gefunden, der alles aus einer Hand macht. Ich musste also den Zetti nur hinstellen und ab da machte alles Wesentliche ein einziger Mann! Ich durfte auch die ganze Zeit dabei sein, alle Fragen wurden beantwortet und der Kontakt war überaus freundlich. Ich wurde sogar vom Mechaniker nach Feierabend zur Pension gefahren! Für mich ist das viel wert. Ich möchte einen Ansprechpartner haben, falls es zu Problemen kommen sollte und nicht mit Hersteller, Händler, Einbauservice des Sperre und Einbauservice des Hinterachsgetriebes kommunizieren und wechselseitige Schuldzuweisungen hören.
Was kostete der „Spaß“?
Leider hat der Anbieter versehentlich vergessen die 19% USt. auszuweisen. Dem Grunde nach hätte ich es eigentlich für netto = brutto erhalten können; aber Fairness sollte man bei solchen Versehen zeigen, so dass es letztlich zu gleichen Teilen getragen wurde. Mit ebenso gleich erledigtem Getriebeölwechsel (inkl. BMW-Öl) waren somit 1.750€ (zzgl. Übernachtung und Anreise) fällig.
Wie macht sich die Sperre bemerkbar?
Eins vorweggenommen: Ein Unterschied wie Tag (Allrad) und Nacht (RWD) wäre gelogen – aber es ist eher früher Winternachmittag als späte Abenddämmerung.
Zunächst einmal höre ich ein ganz leises Summen. Es ist aber wirklich nur hörbar, wenn ich mich ganz genau darauf konzentriere und wenn man weiß, wie es vorher war. Störend ist es daher auf keinem Fall.
Bei normaler Fahrweise merkt man von der Quaife nichts. Ich habe sie auch knapp 300km eingefahren, so dass sich das Öl im Hinterachsgetriebe in aller Ruhe verteilen und sich die Quaife eingewöhnen konnte. Für Experimente im öffentlichen Straßenverkehr und auf mir unbekannten Straßen bin ich ohnehin kein wirklicher Freund. Allerdings habe ich das Gefühl, dass die Lenkung einen Hauch straffer/satter wirkt.
In der Heimat angekommen und auf bestens bekannten Straßen (ohne Verkehrsaufkommen) habe ich dann langsam mal die Gangart verschärft. Im zweiten Gang konnte ich zuvor bei Nässe nicht voll durchbeschleunigen, ohne dass ASC eingriff – jetzt flackert das Lämpchen zwar immer noch, allerdings geht es vorwärts und es stehen keine 30-50, sondern 70, 80km/h auf dem Tacho. Leistungswegnahme auf nasser Straße habe ich nicht hinbekommen. Wenn ASC greift, dann dient es jetzt wirklich dem Vortrieb.
Auch auf Schneematsch gab es keine nennenswerten Probleme mehr. Die Elektronik greift zwar ein, wenngleich auch etwas später, aber es geht vorwärts. Selbst im tieferen Schnee (ca. 15cm) konnte ich wieder anfahren. Ebenso bei einseitigem Schneematsch und andererseits Nässe war deutliche Beschleunigung zu vernehmen.
Leider war mein gewohnter „Driftparkplatz“ überwiegend geräumt, der kleine Rest bereits von anderen genutzt worden. Im auftauenden Schnee konnte ich also leider keine sichtbaren Kreise mehr drehen. Aber es geht. Im DTC-Modus greift jedoch das DSC noch spürbar ein – ist auch klar, wenn beide Hinterräder durchdrehen und die Karre quer steht. Komplett deaktiviert kann man seinen Spaß haben.
Probleme im nicht geräumten Wohngebiet und der Hofeinfahrt (leichte Steigung, aber zwei Kanten) habe ich keine gehabt. Auch einem anderen Fahrer ist der Unterschied überaus deutlich aufgefallen. Insofern besteht durchaus die Überlegung im Sommer künftig wieder mit den kleineren und leichteren 17“ anstelle der 18“ unterwegs zu sein. Denn diese hätten dann nur noch den optischen Aspekt als Vorteil, dafür aber die vorgenannten Nachteile.
Mein Fazit nach den ersten paar hundert Kilometern:
Ja, es hat gedauert. Ja, es hat sehr, sehr viel Geld gekostet. Ja, ich brauche für ein umfassendes Bild bzw. realistische Kosten-Nutzen-Bilanz noch sehr viel mehr Zeit. Aber die ersten Momente waren schon einmal sehr überzeugend. So habe ich mir meinen Zetti zumindest zweifelsfrei wieder ein Stück weit optimiert und kann mich nun dem nächsten „Projekt(en)“ widmen.
Sollte jemand Fragen haben, versuche ich diese gerne zu beantworten, wenngleich es ggf. auch etwas dauern könnte. Da ich mich selber aber sehr über die (nicht immer „öffentliche“) Hilfe gefreut habe, möchte ich ebenso anderen behilflich sein, soweit ich es vermag.
Abschließend noch ein paar Schnappschüsse vom Umbau. Die G-Klasse war auch sehr interessant. Und ja, der Zetti ist sehr, sehr dreckig. Das bleibt aber bei dem Wetter nicht aus.