AW: Wikileaks - Fluch oder Segen?
Hallo Jan,
genau da beginnt ja mein Unbehagen - ich unterstelle Wikileaks nicht, dass hier tendenziös veröffentlicht, oder gar manipulativ verändert wird - ich habe aber mit dem unverändert von Dritten so meine Probleme. So ist ja durchaus vorstellbar, dass konträre Organisationen/Regierungen Wikileaks professionell manipulierte oder tendenziös "eingefärbte" Dokumente unterschieben, welche zum Beispiel Wikileaks veröffentlicht und von allen bedingungslos als einzige Wahrheit kritiklos akzeptiert wird.
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Diese Gefahr ist sicherlich da, das stimmt. Für mich ist es allerdings kein Risiko, das speziell Wikileaks betrifft, sondern es ist ein jeglichem Journalismus und jeglicher Berichterstattung immanentes Risiko.
Auch die beste Nachrichtenagentur kann Informationen oftmals nur
provisorisch prüfen. Fehler passieren bekanntlich immer wieder. Da ist es doch letztlich vielleicht sogar vorzugswürdig, wenn das - womöglich mit Hintergedanken übermittelte? - Dokument unkommentiert veröffentlicht wird, als dass eine Agentur zu einem ihr offengelegten Dokument eine eigene - dann ggf. vom Übermittler gerade intendierte, mithin falsche - Meinung abgibt.
Mit anderen Worten: Das Problem gezielter (Fehl-) Information gab es schon immer - das wird ja insbesondere von Regierungen meisterlich genutzt. Diese Gefahr ist m. E. bei der unkommentierten Veröffentlichung geringer, als bei der kommentierten Berichterstattung.
Somit mag das Konzept von Wikileaks, das ja nur Grundlagen liefert, über die dann alle Welt berichten kann, sogar
fortschrittlich sein.
Im Übrigen darf man, dies auch als Antwort auf deinen Beitrag, lieber
Gerry, die von Wikileaks bisher offengelegten Dokumente in ihrer Bedeutung nicht überbewerten. Für die betroffenen Regierungen ist das bisherige Material ggf. "unschön", birgt aber m. E. keinerlei echtes Konfliktpotential. Ich kann es wohl nur laienhaft sagen, aber der Wissenstand der Regierungen und ihrer Geheimdienste dürfte ganz überwiegend erheblich weiter gehen als das, was auf Wikileaks der breiten Masse offenbart wurde.
Man darf m. E. auch nicht den Fehler machen zu glauben,
Terroristen und andere Kriminelle könnten aus den Unterlagen einen nennenswerten Mehrwert ziehen. Ganz platt gesagt: Solange der Staat weiß, was die Terroristen wissen, lässt sich jedwede auf diesem Wissen basierende terroristische Aktivität hervorragend antizipieren.
Grüße
Jan