Sehr geehrter Herr Stadler. Offener Brief an den Audi Chef.

Vorwarnung: Das Studium dieses Briefes erfordert die Bereitschaft, einen längeren Text zu lesen, in dem es weder um Tieferlegungen geht, noch um Heckspoiler, und einen gewissen intellektuellen Anspruch sollte man auch noch haben. :eek: :o Gleichwohl: Es lohnt sich. :t

Kommen darin wenigstens Sex, Gewalt oder Intrigen vor? Liest doch sonst niemand ... :D
Ich kenne den Brief und er ist wirklich bemerkenswert - im wahrsten Sinne des Wortes.

Tim
 
4C ist ein feines Fahrzeug, aber sehr homöopatisch verteilt am Markt ... aber wenigstens hat der Mensch (Verfasser des "Briefs") virales Marketing geschickt genutzt. Wer den 4C noch nicht kannte, weiss jetzt sogar, wie die Scheinwerfer aussehen.
 
Ich finde den Brief durchaus gelungen. Er geht stellenweise eine Spur zu weit, das mit dem Sex hätte man zum Beispiel weglassen können, es wirkt etwas gezwungen naturherb - und so viel günstiger als der angesprochene Cayman ist der 4C leider nicht als daß man dieses Argument nicht lieber hätte stecken lassen sollen.

Man sollte sich im Ton mit einem solchen offenen Brief dem vorgeblichen Adressaten anpassen - das kann ich nicht nachvollziehen. Wenn man den Inhalt in angemessenes Geschäftsdeutsch übersetzt, gerne auch mit intellektuellem oder pseudowissenschaftlichem Additiv verabreicht, ist die Aussage, vor allem aber die Wirkung schlicht nicht dieselbe. Daß so ein Brief an einen big player von wem an wen auch immer etwas bewirken könnte - so naiv sind wir ohnehin nicht oder?

Ein wichtiger Hinweis aus dem Brief ist auch schlicht der auf das Leichtbau-Ergebnis, das Alfa hier vorweisen kann. Ein ziemlich abgebranntes Unternehmen mit einem Eigentümer, der mit Entwicklungsgeldern so großzügig umgehen kann, daß er sogar konzernintern Autos einfach auf Marken umlabeln muß - der kann das.Warum? Ich bin da jetzt etwas dreist und sage einfach: Weil da nicht so viel dran ist... zumindest nicht soviel wie einem Leicht-Versionen deutscher Premiumfabrikate durch satte Aufpreise glaubhaft machen wollen.
Wie oft hieß es aus der Ecke der Technik-Granden in der Automobillandschaft, was es da für Hindernisse und Unmöglichkeiten gäbe...
 
Sorry, aber der Artikel ist völlig unsinnig... der Schreiber möchte einen Alfa 4C... den gibts aber... von Alfa... warum soll Audi das selbe machen wie Alfa?

Das Argument "den 4C gibt es doch schon" ist für mich an der Aussage vorbeigedacht, die wohl einfach sein soll "Baut ein Auto mit emotionalem Wert, nicht nur Lifestyle-Artikel mit 4 Rädern", was doch legitim ist. Lifestyle ist relativ unberechenbar und spätestens dann erschöpft, wenn das vermeintlich begehrenswerte Objekt sehr weit verbreitet ist. Geben wir dem ganzen noch etwas mehr Zeit durch eine lethargische Wahrnehmung... nur pauschal ist es jedenfalls kein Erfolgsrezept und auch kein langfristiges Imagemerkmal, sondern (und da bin ich schon schmeichelhaft) eine Zeitgeisterscheinung.
Nirgends kann ich sehen, daß der Verfasser einen 4C von Audi möchte... er lobt den 4C für ein paar Merkmale.

Es wäre genauso unsinnig an Joop einen Aufruf zu schreiben Skater-Sneaker zu produzieren... den die gibt es, von Airwalk, DC, Vans...

Hm... ist es nicht genau dieses Merkmal, das dem Automobilmarkt fast Alleinstellung gibt? Daß genau so ein Verhalten nämlich auf diesem Markt funktioniert. Zig Hersteller balgen sich gnadenlos um dieselben Sparten und schon lange ausgeschlachtete Nichte ohne die Notwendigkeit "Neues" zu erschließen oder echte Trends anzustoßen und - das ist das angesprochene Merkmal - sind damit dennoch langfristig (bislang) erfolgreich. Ist es nicht auch so, daß der Automobilmarkt nur wegen einer besonderen gesellschaftlichen "Zuneigung" funktioniert über jede schon vor langer Zeit erfolgte Sättigung des Bedürfnisses hinaus?

Wenn also der Vorwurf an diesen offenen Brief lauten darf "Wieso sollten sie ein Auto bauen, das in ähnlicher Weise schon ein anderer Hersteller baut?", ist die Antwort ganz simpel: Weil sie mit jedem einzelnen Modell in ihrem Sortiment genau das tun!

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Wer es leicht und sehr sportlich mag, der kann sich ja bei Alfa, oder Lotus etc. bedienen.

Das "etc" hätte mich hier besonders interessiert - nicht nur die zwei absoluten Exoten. Darüber hinaus sind wir dann schon fast bei den Kleinstherstellern. So als würde ich sagen "... gibt es doch schon. Das kann Dir mein Schneider auf Maß machen."
Nur lustigerweise sprechen wir hier über genau die Art Fahrzeug, die hier von gefühlt Hunderten immer wieder herbeigesehnt wird und denen angeblich hinterher getrauert wird. Die man sich von BMW wünschen würde, aus deren Ermangelung im Sortiment der letzten Jahrzehnte Marken wie MB zwangsläufig "bäh" sind und auf die man doch irgendwie versucht die eigenen Komfortkompromisslösungen hinzutrimmen (nein, nicht auf den Zitierten bezogen, eher eine allgemeine Wahrnehmung.)

Ist es wirklich schon so schwer sich vorzustellen, daß Audi einen TT hinbekommt, der ein bißchen mehr Fahrerauto ist? Der zumindest klar weniger wiegt als ein Mittelklassefahrzeug? Natürlich darf man statt Audi jede Wunschmarke außer Alfa, Lotus und "etc." einsetzen. ;)

Und btw... an diejenigen, die nun mit Zielgruppen und "Erfolg hat aber Recht" anklopfen wollen, womit man sich scheinbar mehrheitlich nur bei BMW nicht so ganz abfinden will: Es ist schon faszinierend, daß Alfa nun plötzlich wieder als Sportwagenhersteller wahr- oder auch ernstgenommen wird oder? Ich meine... dieses eine, kleine Auto, das sich nicht einmal besonders verkaufen wird... das man wahrscheinlich noch nicht einmal auf der Straße gesehen hat... nach 20 Jahren größtenteils lahmer Frontfräsen, deren einziger Lichtblick ein 30 Jahre alter V6 war, der in DE ungefähr so oft ausgeliefert wurde wie eine Corvette. Und jetzt dieser 4C - und schon ist man wieder im "Sportwagenclub".

Natürlich ist Alfa hier historisch und geografisch begünstigt, aber es läßt einen nachdenken, daß es auf dem Automobilmarkt noch immer nur einer Kleinigkeit bedarf, um sein Image umzukrempeln oder wieder zurechtzurücken..... hm... gibt es da eine Marke, wo wir gerne ein ähnliches Statement sehen würde? Ich meine sowas hier im Forum "zwischen den Zeilen" gelesen zu haben. Aber nein... gibt ja schon einen 4C Spider also wozu? :)
 
... Man sollte sich im Ton mit einem solchen offenen Brief dem vorgeblichen Adressaten anpassen - das kann ich nicht nachvollziehen. Wenn man den Inhalt in angemessenes Geschäftsdeutsch übersetzt, ... ist die Aussage, vor allem aber die Wirkung schlicht nicht dieselbe. Daß so ein Brief an einen big player von wem an wen auch immer etwas bewirken könnte - so naiv sind wir ohnehin nicht oder? ...

Man kann sich natürlich fragen, ob und welche Intention hinter dem Schreiben steckt. Wer nur auf sich aufmerksam machen und/oder möglichst viele Adressaten erreichen möchte, kann sich natürlich eines "volksnahen" Tones bedienen. Wer aber ernstlich einen offenen Brief an einen bestimmten Adressaten formulieren möchte - was die Absicht der Breitenwirkung freilich nicht ausschließen muss -, der schießt sich meiner Meinung nach ins Abseits, wenn er den Adressaten in einem völlig unzureichenden Stil anspricht. Möchte man das so machen, schreibt man "vielleicht" besser keinen offenen Brief, sondern verfasst einfach eine Publikation. ;)
 
Das Argument "den 4C gibt es doch schon" ist für mich an der Aussage vorbeigedacht, die wohl einfach sein soll "Baut ein Auto mit emotionalem Wert, nicht nur Lifestyle-Artikel mit 4 Rädern", was doch legitim ist. Lifestyle ist relativ unberechenbar und spätestens dann erschöpft, wenn das vermeintlich begehrenswerte Objekt sehr weit verbreitet ist. Geben wir dem ganzen noch etwas mehr Zeit durch eine lethargische Wahrnehmung... nur pauschal ist es jedenfalls kein Erfolgsrezept und auch kein langfristiges Imagemerkmal, sondern (und da bin ich schon schmeichelhaft) eine Zeitgeisterscheinung.
Nirgends kann ich sehen, daß der Verfasser einen 4C von Audi möchte... er lobt den 4C für ein paar Merkmale.

na, es geht um die Art des Fahrzeugs... ein solch auf die emotionalen wirkweisen reduziertes Auto passt einfach nicht in das Sortiment von Audi... Ein Audi Roadster/Coupe hat eben Tempomat, Lichtautomatik, Spurhalteassistent... Audi baut eben keine puren Sportautos sondern "premiumfahrzeuge" die jeden nur erdenklichen Luxus oder Annehmlichkeiten haben... natürlich will er kein 4C von Audi, aber eine solche Fahrzeugkategorie... dies ist aber unsinnig, da Audi mit ihrer Strategie viel erfolgreicher ist wie Alfa.. also warum etwas machen, mit dem man weniger erfolgreich ist???
Nicht jede Marken muß jedes Segment bedienen... Die Hersteller bleiben, auch wenn sie weitere Nischen bedienen Ihrem Kundenstamm und dem Kundenimage treu... will man in eine andere Welt an Kunden expandieren kreiert man einen neue Marke oder kauft eine (Mini, Smart, Rolls Royce, Maybach, Skoda....) jede Brand steht fürt einen gewisse Zielgruppe und für ein bestimmtes Image... und damit sind eben auch bestimmte Autos bzw. Fahrzeugkategorien verknüpft... die schlichte höchst qualitative Sachlichkeit zeichnet Audi eben aus... da sind Spaltmaße einfach wichtiger wie reine Fahrfreude.... deswegen gibt es eben doch keinen Skater Sneaker von Joop!


Hm... ist es nicht genau dieses Merkmal, das dem Automobilmarkt fast Alleinstellung gibt? Daß genau so ein Verhalten nämlich auf diesem Markt funktioniert. Zig Hersteller balgen sich gnadenlos um dieselben Sparten und schon lange ausgeschlachtete Nichte ohne die Notwendigkeit "Neues" zu erschließen oder echte Trends anzustoßen und - das ist das angesprochene Merkmal - sind damit dennoch langfristig (bislang) erfolgreich. Ist es nicht auch so, daß der Automobilmarkt nur wegen einer besonderen gesellschaftlichen "Zuneigung" funktioniert über jede schon vor langer Zeit erfolgte Sättigung des Bedürfnisses hinaus?

Wenn also der Vorwurf an diesen offenen Brief lauten darf "Wieso sollten sie ein Auto bauen, das in ähnlicher Weise schon ein anderer Hersteller baut?", ist die Antwort ganz simpel: Weil sie mit jedem einzelnen Modell in ihrem Sortiment genau das tun!

Genau dem stimme ich nicht zu und genau das wird nicht gemacht... jede Marke hat seine Produktwelt... so baut BMW eben keinen Aigo Konkurenten... Daimler baut unter Mercedes keinen Smart, der Mini bedient eine andere Zielgruppe wie ein 1er... es sind teilweise die gleichen Nischen die mit den Fahrzeugen abgedeckt werden, die Produktwelt und Zielgruppe ist eben doch eine andere... Die Automobilhersteller decken mit der jeweiligen Marke nur die Nischen ab, die zu der Welt der Marke passen... Natürlich bekriegen sich vielleicht Audi, BMW und Mercedes... aber nicht BMW und Toyota oder Mazda... zurück zu den Sneakern bekriegen sich eben Vans, DC und Nike 6.0 aber Joop ist einfach in einer anderen Produktwelt.... genau wie im Automobilmarkt!
 
... Die Hersteller bleiben, auch wenn sie weitere Nischen bedienen Ihrem Kundenstamm und dem Kundenimage treu... will man in eine andere Welt an Kunden expandieren kreiert man einen neue Marke oder kauft eine (Mini, Smart, Rolls Royce, Maybach, Skoda....) jede Brand steht fürt einen gewisse Zielgruppe und für ein bestimmtes Image... und damit sind eben auch bestimmte Autos bzw. Fahrzeugkategorien verknüpft... die schlichte höchst qualitative Sachlichkeit zeichnet Audi eben aus... da sind Spaltmaße einfach wichtiger wie reine Fahrfreude.... deswegen gibt es eben doch keinen Skater Sneaker von Joop! ...

Sehr anschaulich erklärt. :t
 
Genau dem stimme ich nicht zu und genau das wird nicht gemacht... jede Marke hat seine Produktwelt... so baut BMW eben keinen Aigo Konkurenten... [...]. zurück zu den Sneakern bekriegen sich eben Vans, DC und Nike 6.0 aber Joop ist einfach in einer anderen Produktwelt.... genau wie im Automobilmarkt!

Jede Marke hat ihre Produktwelt? Das ist doch im deutschen Premiumsegment längst graue Vergangenheit, wie die beliebigen Markenwechsel in der jeweiligen Preisregion auch belegen, primär auf Grund der zahlreichen Überschneidungen der Produkte.
Die Rahmenbedingungen im Premiumsegment sind es doch, daß jeder scheinbar alles erfüllen will oder schon erfüllen muß - gewissermassen eine an sich selbst gestellte Anforderung.
Die Erkenntnis, daß man bei BMW keinen Mini baut und auch nichts in der Liga eines Rollies, ist trivial, da es sich um Extreme handelt. (Den Mini nicht wegen seiner Größe, sondern wegen des cleveren Lifestyle-Konzepts, was in dieser Ausprägung wohl tatsächlich einzigartig ist.) Und wer nun denkt "Ja, aber BMW baut keinen Minivan", der könnte das ebensogut reduzieren auf "BMW baut keine billigen Autos" (es muß natürlich "Autos für preisbewußte Kunden" heißen) denn nur einzig das würde sich mit der durch viele spezialisierte Produkte inzwischen riesigen erschlossenen Gesamtzielgruppe nicht vereinbaren lassen.

Ich bekomme jeden Mercedes in "besonders sportlich", vom Kleinwagen bis zur Luxuslimousine. Audi selbst verkauft einen TT und einen R8, zusätzlich zu einem "besonders puristischen" S1 aus einer riesigen Flut von S und RS-Modellen... und BMW hat auch vor langer Zeit begonnen dort zu wildern, wo es, als die Autohersteller tatsächlich noch ihre eigene "Produktwelt" hatten, nur eine S-Klasse und abgeschlagen einen XJ gab. Da zu erläutern, die Zielgruppe für eine 4C-Audi-Interpretation (also irgendwo auf halber Strecke zwischen echter Konsequenz und echter Qualität) gäbe es für Audi nicht oder würde sich mit der aktuellen Zielgruppe stechen, erscheint mir abstrus. Der einzige Unterschied zwischen dem sehr berechenbaren Wagnis eines R8 oder TTs und dem hier Angesprochenen ist, daß das eine in der Vergangenheit liegt und damit von Dir als passend hingenommen wird... und das andere eben nicht erprobt ist bzw eben noch nicht geschehen. Das einzige problematische Kriterium, über das manche Automarke gestolpert ist, ist das Erschließen von Preisregionen über der bisherigen, was aber auch einleuchten sollte.

Oder wenn man es ein bißchen bildlicher braucht, besonders mit dem Vergangenheitsbezug: Wie paßt ein pfiffiger Roadster in eine biedere Hausmeistermarke, abgesehen von der Preisregion. Mx5 - die Zielgruppe paßt nicht einmal heute zur klar dominierenden Käuferstruktur der sonstigen Modelle. Und dann aber nicht heute, wo alle Modelle einheitliche Formensprache und Erkennungsmerkmale tragen und sehr ordentlich aussehen. Stell ihn bitte gedanklich in einen Schauraum vor 20 Jahren... 323, 626... und dann wende bitte diese wunderbare Produktwelt-These an. Wie paßt ein Cayenne in die "klar definierte" Produktwelt von Porsche? Nicht heute, wir sind geistig vor der Einführung des Modells... Ich denke es ist sicher zu sagen, daß einzig der wahrgenommene "Premiumgehalt" (und ich winde mich hier bewußt um das Wort Qualität) die Grenzen einer Marke definiert bzw nur mit großem Aufwand kompensiert werden kann.

Ich weiß natürlich, daß es der Job vieler Menschen ist, diese "ganz eindeutigen" Merkmale aller Marken erkennen und definieren zu wollen. Nur die Realität sieht gerade im Premiumsegment anders aus... und das läßt sich mit den Zahlen zu Markenwechsel auch klar interpretieren.

Der Punkt ist aber:
Wir vergleichen wie Dein abgeändertes Bekleidungsbeispiel suggeriert keine Produkte aus zwei vollkommen unterschiedlichen Preisregionen. Du tust so, als würde man versuchen, Deichmann einen genagelten Budapester ins Sortiment zu prügeln. Die Crux hier ist, daß Audi in dem Segment und der Preisregion des 4C definitiv beheimatet ist. Audi hat sogar ein Modell, das mit dem 4C verglichen wird (und sei es bislang primär über den Umweg des Cayman). Alfa war darüber hinaus bis vor wenigen Jahren mit einigen Modellen ein direkter, wenn auch nicht besonders erfolgreicher Konkurrent von Audi (mittlerweile haben sie ja praktisch keine Modelle mehr, deshalb in Vergangenheitsform).
 
Jede Marke hat ihre Produktwelt? Das ist doch im deutschen Premiumsegment längst graue Vergangenheit, wie die beliebigen Markenwechsel in der jeweiligen Preisregion auch belegen, primär auf Grund der zahlreichen Überschneidungen der Produkte.
Die Rahmenbedingungen im Premiumsegment sind es doch, daß jeder scheinbar alles erfüllen will oder schon erfüllen muß - gewissermassen eine an sich selbst gestellte Anforderung.
Die Erkenntnis, daß man bei BMW keinen Mini baut und auch nichts in der Liga eines Rollies, ist trivial, da es sich um Extreme handelt. (Den Mini nicht wegen seiner Größe, sondern wegen des cleveren Lifestyle-Konzepts, was in dieser Ausprägung wohl tatsächlich einzigartig ist.) Und wer nun denkt "Ja, aber BMW baut keinen Minivan", der könnte das ebensogut reduzieren auf "BMW baut keine billigen Autos" (es muß natürlich "Autos für preisbewußte Kunden" heißen) denn nur einzig das würde sich mit der durch viele spezialisierte Produkte inzwischen riesigen erschlossenen Gesamtzielgruppe nicht vereinbaren lassen.

Ich bekomme jeden Mercedes in "besonders sportlich", vom Kleinwagen bis zur Luxuslimousine. Audi selbst verkauft einen TT und einen R8, zusätzlich zu einem "besonders puristischen" S1 aus einer riesigen Flut von S und RS-Modellen... und BMW hat auch vor langer Zeit begonnen dort zu wildern, wo es, als die Autohersteller tatsächlich noch ihre eigene "Produktwelt" hatten, nur eine S-Klasse und abgeschlagen einen XJ gab. Da zu erläutern, die Zielgruppe für eine 4C-Audi-Interpretation (also irgendwo auf halber Strecke zwischen echter Konsequenz und echter Qualität) gäbe es für Audi nicht oder würde sich mit der aktuellen Zielgruppe stechen, erscheint mir abstrus. Der einzige Unterschied zwischen dem sehr berechenbaren Wagnis eines R8 oder TTs und dem hier Angesprochenen ist, daß das eine in der Vergangenheit liegt und damit von Dir als passend hingenommen wird... und das andere eben nicht erprobt ist bzw eben noch nicht geschehen. Das einzige problematische Kriterium, über das manche Automarke gestolpert ist, ist das Erschließen von Preisregionen über der bisherigen, was aber auch einleuchten sollte.

Oder wenn man es ein bißchen bildlicher braucht, besonders mit dem Vergangenheitsbezug: Wie paßt ein pfiffiger Roadster in eine biedere Hausmeistermarke, abgesehen von der Preisregion. Mx5 - die Zielgruppe paßt nicht einmal heute zur klar dominierenden Käuferstruktur der sonstigen Modelle. Und dann aber nicht heute, wo alle Modelle einheitliche Formensprache und Erkennungsmerkmale tragen und sehr ordentlich aussehen. Stell ihn bitte gedanklich in einen Schauraum vor 20 Jahren... 323, 626... und dann wende bitte diese wunderbare Produktwelt-These an. Wie paßt ein Cayenne in die "klar definierte" Produktwelt von Porsche? Nicht heute, wir sind geistig vor der Einführung des Modells... Ich denke es ist sicher zu sagen, daß einzig der wahrgenommene "Premiumgehalt" (und ich winde mich hier bewußt um das Wort Qualität) die Grenzen einer Marke definiert bzw nur mit großem Aufwand kompensiert werden kann.

Ich weiß natürlich, daß es der Job vieler Menschen ist, diese "ganz eindeutigen" Merkmale aller Marken erkennen und definieren zu wollen. Nur die Realität sieht gerade im Premiumsegment anders aus... und das läßt sich mit den Zahlen zu Markenwechsel auch klar interpretieren.

Der Punkt ist aber:
Wir vergleichen wie Dein abgeändertes Bekleidungsbeispiel suggeriert keine Produkte aus zwei vollkommen unterschiedlichen Preisregionen. Du tust so, als würde man versuchen, Deichmann einen genagelten Budapester ins Sortiment zu prügeln. Die Crux hier ist, daß Audi in dem Segment und der Preisregion des 4C definitiv beheimatet ist. Audi hat sogar ein Modell, das mit dem 4C verglichen wird (und sei es bislang primär über den Umweg des Cayman). Alfa war darüber hinaus bis vor wenigen Jahren mit einigen Modellen ein direkter, wenn auch nicht besonders erfolgreicher Konkurrent von Audi (mittlerweile haben sie ja praktisch keine Modelle mehr, deshalb in Vergangenheitsform).

Erst einmal die Frage wie ich das Wort Produkt Welt definieren. Mit Produkt Welt sind nicht die Produkte gemeint, die das Unternehmen anbietet, mit Produkt Welt ist die Welt gemeint in der die Produkte angeboten werden, quasi der Kundenkreis... damit geht natürlich das Marken Images einher, natürlich sind wir im deutschen Premium Segment sehr nah bei einander, da diese Unternehmen auch in direkter Konkurrenz stehen. Trotz allem hat ein Audi, ein Mercedes und ein BMW eine leicht andere Produkt Welt, auch wenn sie generell die selben Fahrzeugklassen. Fahrzeuggrößen und Nischenmodelle anbieten. Die Audis sind unwahrscheinlich auf Qualität getrimmt, Flächenqualität, Spaltsmaße, eine auf Präzision getrimmte nüchterne Formensprache. Die Flächen Qualität von BMW wie die Teillösungen sind lange nicht so durchdacht wie bei Audi, dafür bedienen Sie sich einer Design Sprache die sagen wir einmal temperamentvoller ist, auch die Fahrdynamik steht mehr im Vordergrund. Es gibt natürlich immer Leute die aus anderen Gesichtspunkten entscheiden z.B. aus Kostensicht oder sehr pragmatisch, aber nichts desto trotz gibt es unterschiedliche Charakteren die eben die Stereotypen für Audi oder BMW sind, da die Produkt Welt in der die Autos positioniert sind eine leicht andere ist.
Aber natürlich sind die Autos des deutschen Premium Segmentes sehr dicht beieinander, weil sie eben das gleiche Segment bedienen. So ist es eben auch bei den Skater Sneakern, Nike und DC und Vans sind dicht beieinander, weil sie das gleiche Segment bedienen. Joop, Hugo Boss oder Prime Shoes sind wiederum sehr dicht beieinander weil sie das gleiche Segment bedienen.
Und damit sind wir wieder am Punkt, Alfa bedient ein anderes Segment wie Audi, womit wir wieder beim Artikel sind. Er will ja auch keinen Mercedes oder ein Auto mit der Charakteristika eines Mercedes sondern er will ein Auto eines anderen Segmentes was eben nicht zu Audi passt, bzw. Er will von Audi ein Auto was nicht in die Welt, in das Image von Audi passt... Audi baut eben keine hochemotionalen Autos sondern technisch nüchterne Autos, das ist die Produktwelt von Audi.

Und auch wenn sich drei oder fünf Marken wie im deutschen Premium Segment eines ähnlichen Marktes bedienen, gibt es immer noch 30 andere Automobilmarken, die eben einen anderen Markt bedienen. So ist es beim Automobilmarkt nicht dass jeder Hersteller im anderen Segment wildert. Natürlich gibt es viele Marken die im gleichen Segment sind wie es eben in jeder Branche ist. Sobald man irgendwo Geld verdienen kann, versuchen natürlich auch andere Firmen dort etwas abzugreifen, egal welcher Branche, jedoch muss es zumindest im Automobilmarkt immer zur Firma, zum Image passen. Und damit sind wir wieder beim Punkt, etwas wie den Alfa 4C wird es von Audi nicht geben, warum auch, es gibt andere Marken die für solche Autos zuständig sind.

Edit:
Im übrigen ist es auch nicht nötig, die Preisregionen zu vergleichen, die haben damit nichts zu tun. Ein Handgenähter Prime Shoe und ein dsquared Sneaker sind völlig verschiedene Produktwelten jedoch trotzdem in derselben Preiskategorie.
 
Bitte nicht das Produktsegment mit der Produkt Welt durcheinanderbringen, vielleicht wird es irgendwann eine Fahrzeugklasse wie den Alfa 4C von Audi geben, eben einen Mini TT.... Aber die Produkt Welt ist eben doch eine andere, denn dieser mini TT wird nie puristisch und er wird keine emotionale Formsprache bekommen sondern wird mit jeglichen Annehmlichkeiten und minimalen Spaltsmaßen daherkommen und letzt endlich wieder eine schwere Kiste werden...
 
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