Prolog:
Auch auf die Gefahr hin, dass ich hier zum Alleinunterhalter verkomme, aber mir liegt dieses, mein eigenes Thema auch ein Stück weit am Herzen. Und vielleicht erfreut sich der ein oder andere geneigte Leser auch an diesem, nun nachfolgenden Beitrag.
Monolog:
Wie viel oder was braucht ein Auto eigentlich um Spaß zu bereiten?
Leistungsgewicht von weniger als 7kg/PS? Macht Spaß, trifft hier aber nicht zu.
Ein großvolumiger, hubraumstarker Motor, der archaisch seine Leistungsentfaltung blubbernd und schreiend in der Welt verkündet? Sicherlich archaisch, ja...das wohl zweifelsfrei. Aber den Rest erfüllt der omnipräsente Lüfter nicht wirklich.
Leistungen im Überfluss? Da wird es wohl so gehalten, wie es einst bei Rolls-Royce knapp kommentiert wurde: "ausreichend".
Dann kann es nur eine Schar an Komfortausstattungen sein? Leider auch nicht wirklich. Massagesitze? Der war gut! Klima? Hadder nisch. Radio? Dito! Dafür der freundliche Kommentar während der Einweisung, dass es Hebel und Schalter geben könnte, die einfach so da sind - ohne Funktion. So bspw. etwas, was man ansonsten als Handbremshebel kennt. Ist zwar da, geht aber nicht (vorweggenommen: es stimmte).

Aber immerhin das Zündschloss ist links.
Damit kann es letztlich doch nur noch ein Porsche oder Oldtimer sein? Jein. Der Defender ist ausgelaufen, der G-Klasse droht ein ähnliches Schicksal...er scheint dem Grundgedanke nach Hindu zu sein und die Reinkarnation der Reinkarnation zu sein. Und mit Porsche hat man außer der Zündschlüsselposition und der teils enthusiastischen Anhängerschaft nicht wirklich viel gemein.
Nun aber mal zu den knallharten Fakten - jenseits der Handbremsattrappe.
Downsizing gab es nicht. Irgendwann wurde der Hubraum mal von 1,6l auf 1,7l angehoben. Diese wurden großzügig auf vier Zylinder in Reihe verteilt. Turbolader, Kompressor...was es nicht alles geben könnte. Es ist nicht da. Stattdessen findet man ein Ersatzrad noch unter der Motorhaube, während das Hochleistungsaggregat sagenhafte 83 PS, nicht kW(!), erzielen kann. Damit kommt man im Idealfall auf 14,5kg/PS...oder halt noch mehr. 0-100km/h soll er können...der Wettlauf wäre dann aber, was schneller ist. Diese Beschelunigung oder der Startvorgang mit separaten Anhänger für die Wegfahrsperre. Le-Mans-Start fällt also auch aus.
Dafür haben wird, neben unzähligen Kratzer, Dellen, Beulen, Macken und Defekten einen permanenten Allradantrieb, manuell sperrbares Mitteldifferential, Untersetzung und sogar serienmäßig Servolenkung. ABS könnte auch dabei sein...so wie eine Handbremse halt auch.
Jeder Kenner wird nun wissen, um welches Fahrzeug es sich handelt. Seit 1976 (also vor der G-Klasse) wird er in Toljatti gebaut. Das liegt aber nicht im sonnigen Italien, sondern mitten in Russland. Und es ist die Geburtsstätte einer automobilen Ikone, die man - wie auch immer - inzwischen sogar auf EU6 gebracht hat:
Der Lada Niva...oder 4x4...oder Taiga...oder, oder, oder...
Für seine Kurvenlage ist er nicht bekannt. Für seine Spritzigkeit auch nur da, wo jedes KW V3 in der höchsten Position noch immer den Unterboden gnadenlos kratzen lässt. Dieses Ding ist einfach nur ein Urgestein im Gelände. Und seien es Förster, Jäger oder einfach nur ...ja, wie kann man das jetzt nur freundlich umschreiben?
Aber was nimmt man nicht alles auf sich um den Senior ein schönes Geburtstagsgeschenk zu machen. Also ging es, etwas verfrüht, auf nach Linthe ins dortige Fahrsicherheitszentrum. Dort wird auch ein Offroad-Training inkl. Fahrzeugstellung angeboten. Für ca. 8h zahlt man knapp 170€/Person und teilt sich in den Wagen rein. Ein durchaus faires Angebot!
Nach einer Einweisung, einschließlich mehrfachen Hinweis auf die Bremswirkung jenes einen Hebels, erfolgte dann schon die erste Übung. Slalom fahren wäre an sich kein Problem. Sicherlich wäre mein Z4 dafür besser geeignet, aber hier ging es bereits darum, so langsam wie möglich durchzukommen.

Gleich darauf ging es runter vom asphaltierten Bereich ins eigene Geländeareal. Es folgten erste kleinere Löcher, ein Schlammloch, etwas Neigung und bereits jetzt sehr viel Spaß.
Nach und nach wurden wir unter Einweisung und stetigen Ratschlägen, Tipps und durchaus auch Lob mit den einzelnen Elementen vertraut gemacht. Dabei machte auch weniger die Natur und Strecke wirklich "Probleme", sondern mal wieder diese Schalter und Hebel.
"Macht mal die Sperre rein." Gesagt, getan. Wunderbar übers Hindernis gekommen und die Anweisung "Nun die Sperre wieder rausmachen." versucht Folge zu leisten. Nun ja...umgekehrt vom Einlegen passierte nichts. Erste mit Zurückfahren im Halbkreis wollte die Mechanik wieder. Zumindest die Kontrolllampe funktionierte.

Aber spätestens in der Verschränkungspassage war diese Sperre unabdingbar. Wo beim moderenen SUV bereits die Bremse verglüht, gibt es hier mit den lächerlichen 83PS, die sowieso nicht anlagen, da die Drehzahl nicht wirklich gebraucht wurde, ordentlich voran. Zumal die Devise ohnehin von Anfang an auf "nur so schnell wie nötig" festgeschrieben war.
Nach ein paar Stunden hieß es Mittagspause. Also ab zum Essen und der Umstieg auf den Zetti war trotz kurzen Fußmarsch gewaltig.
Gesättigt ging es weiter mit den Steigungen und Gefällen. Es ist schon durchaus gewöhnungsbedürftig, wenn man wahlweise nur Baumwipfel sieht oder den Himmel. Aber man gewöhnt sich schnell daran und vertraut der Motorbremse oder Leistung. Es ging problemlos bergauf und bergab.
Als letztes erfolgte wohl das Element schlechthin. Der künstlich angelegte Bachverlauf:
Hier ging es nicht nur runter, sondern auch wieder hinauf.
Nachdem alle Elemente durchgesprochen und geübt waren, gab es freies Fahren für alle vier Teams. Und es hat einfach Spaß gemacht. Da störte es dann auch nicht weiter, dass die Androhung, dass die Fahrzeuge gereinigt zurückgegeben werden müssen, tatsächlich realisiert wurde.
Dem Spaß hat das kein Abbruch getan.
Epilog:
Das Kontrastprogramm vom Z4 auf den Lada Niva und weder zurück...allein das ist ein Erlebnis. Erfahren zu dürfen, was diese kleine Karre für Spaß bringen kann, steht dem in nichts nach.
Alle Teilnehmer hatten ihren Spaß und haben viel gelernt. Sicherlich kann man dieses Wissen nicht alltäglich gebrauchen, aber Wissen schadet grds. nichts. Erst recht nicht, wenn man es mit viel Spaß erworben hat.
Das Geburtstagsgeschenk hat seine Wirkung jedenfalls nicht verfehlt.
Und was folgt nun auf den Epilog?
Der
Katalog!
P.S.:
Die Nachrüstung einer Differentialsperre für eine Achse kostet nicht einmal die Hälfte von der Quaife beim Zetti. 50mm Höherlegung sind ebenso günstiger als ca. 15mm beim Zetti runter. Und von den Reifen...lassen wir das lieber. Zu basteln gäbe es da jedenfalls auch genug.
