Nun ist Berlin sicher ein Stück größer als Stuttgart, aber 413 Verfahren in 1,5 Jahren finde ich schon beachtlich. Und dabei geht es nur um "verbotene Autorennen". Die Normalposer, die nicht durch Geschwindigkeit gefährden, sondern die Umwelt nur mit sinnfreier Lärmbeschallung erfreuen, ihre verschönerten Autos der besseren Sichtbarkeit wegen in zweiter Reihe auf der Straße abstellen und sonstwie ihre Abneigung gegenüber den Zwängen der StVO demonstrieren, kommen noch oben drauf.
Naja, gemessen an der Einwohnerzahl (ca. 3,6 Mio, Tendenz steigend) sind das etwa 0,01%. Gemessen an der Zahl der in Berlin zugelassenen Fahrzeug (ca. 1,2 Mio) etwa 0,03%. Da sollte man doch von Einzelfällen sprechen - die m.E.n. von den Medien absichtlich aufgebauscht werden um politisch Stimmung gegen Autoliebhaber und privaten Fahrzeugbestiz zu machen.
Hinzu kommt, dass in einigen Fälle m.E.n. absichtlich der Tatbestand des "Rennens" unterstellt wird - um härtere Strafen zu fordern. Ob dies vor Gericht bestand hat - wird sich zeigen. Sowohl der WELT Artikel enthält einige Beispiele, wo der Tatbestand des Rennens fragwürdig ist - als auch ein früher Artikel über den Herrn Winkelmann im Berliner
https://m.tagesspiegel.de/berlin/illegale-autorennen-berliner-polizei-greift-immer-haerter-gegen-raser-durch/24033226.html. Dort wurde z.B. einem Pizza Lieferanten ein Rennen gegen sich selbst unterstellt. Daher würde ich mal davon ausgehen, dass von den 413 Fälle maximal die Hälfte
echte Rennen zwischen zwei Fahrzeugen gewesen sind.
Um auf den WELT Artikel zurück zu kommen:
Winkelmann: Bisher konnten wir allerdings erst eins einziehen. Das liegt daran, dass in rund 90 Prozent der Fälle das Auto gar nicht dem Täter gehört. Meistens werden die teuren Sportwagen bei Autovermietungen geliehen, auch Carsharing-Anbieter wie Car2Go oder DriveNow sind beliebt – was uns wiederum erfreut.
Winkelmann: Ein Problem ist, dass unerfahrene Fahrer an hochmotorisierte Autos kommen. Die großen Vermieter verleihen solche Modelle erst ab 25 Jahren. Es hat sich aber ein regelrechter Markt kleiner Anbieter entwickelt, die Fahrzeuge aus dem Luxussegment auch an junge Fahrer vermieten. Und die unterschätzen schlichtweg die Kraft dieser Autos. Ein 20-Jähriger hat sich einen Audi R8 mit 500 PS gemietet und auf regennasser Straße in einer Kurve Vollgas gegeben. Er verlor die Kontrolle über den Wagen und krachte in parkende Autos – vor einer Kindertagesstätte. Zum Glück war Samstag und die Kita zu. Diesen Vermietern muss ein Riegel vorgeschoben werden.
Das zeigt meiner Meinung nach, dass die
Mietwagenfirmen wohl doch ein Großteil des Problem sind.
Wieso dann der Vorschlag des Stufenführereins kommt, kann ich nicht nachvollziehen (vermutlich politisch gewünscht, einige Parteien wünschen sich ja umweltfreundliche Kleinwagen, die nur keiner kaufen will; jetzt wird die Jungend halt zwangsbeglückt). Wenn doch 90% der Fälle durch Mietwägen entstehen, die von Firmen vermietet werden, die ohne genaue Prüfung der persönlichen Eignung - an jeden vermieten - dann würde ich doch dort einen Riegel vorschieben. Anstatt wegen den übrigen 41 Fällen oder 0,003% den Privatbesitz von Sportwagen zu überregulieren (was viele anständige Fahrer einschränkt).
Wie dieser Riegel genau aussieht, darüber lässt sich diskutieren. z.B. könnte man einen Fahrsicherheitstraining als Nachweis über die Eignung vorschreiben. Man könnte auch den Vermieter im Schadensfall stärker in die Haftung nehmen (e.g. Vernachlässigung einer Sorgfaltspflicht), damit diese nicht mehr an dieses Klientel vermieten.
Nur bitte keine weitere Regulierung, die 99,97% der Autofahrer wegen den 0,03% der schwarzen Schafe unnötig benachteiligt.
Edit / Ergänzung:
Winkelmann: Ich könnte mir vorstellen, dass das neue Urteil wieder „Mord“ lauten wird. Und ich hoffe, dass das eine abschreckende Wirkung hat. Rasen ist immer noch die Haupttodesursache in diesem Land. Ich bin deshalb auch für ein Tempolimit auf Autobahnen. Niemand muss schneller als 130 km/h fahren.
Die Aussage "Rasen ist immer noch die Haupttodesursache in diesem Land" ist ja mal eine glatte Lüge. Aber dieser letzte Absatz macht auch deutlich woher der Wind weht. Man versucht immernoch krampfhaft ein Tempolimit einzuführen - obwohl das KEINEN EINZIGEN dieser UNFÄLLE verhindert hätte. Einfach geschmacklos, dass der Tod einiger Unschuldiger mal wieder von den Medien als politische Stimmungsmache missbraucht wird.