Apropos Wärmepumpen, in Neubauten werden ja fast nur noch Wärmepumpen eingebaut, im Winter ist deren Stromverbrauch allerdings sehr hoch, da sehr viel Raumwärme benötigt wird und je kälter es draußen wird, um so mehr sinkt deren Wirkungsgrad.
Es muss also überproportional viel Strom zum Heizen eingesetzt werden und wenn jetzt noch die E-Autos hinzu kommen?
Deine These scheint nicht wirklich im Einklang mit dem jährlichen Stromverbrauch in Deutschland zu sein.
Stromverbrauch in Deutschland bis 2019 | Statista
2010 haben wir demnach das all time high bei 541 TWh gehabt und seitdem ist er bis 2019 (vorläufiger Wert) überwiegend gesunken auf 512 TWh. Über die Ursachen kann man sicherlich diskutieren. Weniger Industrie usw. und sicherlich sieht die Entwicklung des Stromverbrauchs in den verschiedenen Netzsegmenten wahrscheinlich teils deutlich anders aus. Auf die Änderungen zu reagieren ist aber nun mal das Business der Netzbetreiber.
Ebenso sehe ich den hartnäckigen Stammtisch Mythos der ach so hohen Stromimporten Deutschlands durch diese Statistik eindeutig widerlegt.
Stromaustausch Deutschlands bis 2017 | Statista daraus geht hervor, dass die Importe von 49,7 TWh (Alltime high 2011) bis 2016 kontinuierlich auf dann 27 TWh gesunken sind. 2018 dann wieder gestiegen auf 28,4. Der Export ist im gleichen Zeitraum bis 2015 von 56 TWh auf 85,4 TWh kontinuierlich gestiegen, auf 2016 dann gesunken auf 80,7 und 2017 wieder gestiegen auf 83,4 TWh. In dem Zeitraum wurden einige Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet, wenn ich das richtig sehe. So wichtig scheinen diese also nicht gewesen zu sein. Gefühlt hätte ja mit jeder Abschaltung das Licht ausgehen müssen, wenn man da so manche Lager gehört hat.
Ergo wir haben schon lange sehr viel mehr Strom produziert, als wir verbrauchen können. Es bleibt also dabei, dass Stromspeicherung und Verteilung bis auf weiteres DIE elementaren Herausforderungen sind, denen wir uns gegenüber sehen sollten. Wenn man das in den Griff bekommt, hat man naiv gedacht erstmal noch rund 50 TWh (Differenz aus Export und Import) übrig, die man irgendwie verbrauchen könnte (sei es E-Mobilität, Wärmepumpen,...), ehe man überhaupt zusätzliche Produktionskapazitäten bräuchte. Ich habe es bewusst "naiv" genannt. Mir ist völlig klar, dass man auf absehbare Zeit nicht beliebig die Produktionsleistungen bundesweit durch die Netze schieben kann. Genauso wenig wie man nach belieben produzierte Energie speichern kann, um sie dann bei Bedarf abzurufen. Ergo braucht es doch regional sicherlich den ein oder anderen zusätzlichen Erzeuger. Hierzu bietet sich ein dezentraler Ansatz an, auch wenn das die Kraftwerksbetreiber ungern hören, weil die am liebsten wenige, große Kraftwerke betreiben.
Konstruktiv begründete Kritik hinsichtlich meiner Schlüsse aus den Statistiken sind gerne gesehen.
