AW: Überrollbügel!?
Passives ÜSS in einem Z3 BJ 96 geht, aber mit vielen Kompromissen und Gefluche. Der bereits von Ruby69 gelistete Link zur Zusammenfassung von Modo zu dem Thema ist lesenswert und auch die bebilderte Story von Z3007Driver für die bereits ab Werk zur Nachrüstung vorbereiteten Modelle.
Mein Versuch kostete:
- komplettes gebrauchtes System inkl. Mittelfach und Seitenteilen bei ebay: 680 Euro
- allerlei fehlende Schrauben und Abdeckkappen original von BMW, 16er Schraubenschlüssel für die Gurtbefestigung am Rohr, spezieller 2,5er Torx zur Demontage Hardtophalterung, 2 Dosen Silikon und weiterer Kleinkram: 90 Euro
- 2 Kästen Bier (für die vielen Momente, wo Ratlosigkeit aufkam, nix mehr ging und ich am liebsten mit dem Hammer auf sämtliche BMW-Konstrukteure einschlagen wollte) + deutlich mehr Zigaretten zur Beruhigung, als sonst: 30 +

Euro
- 1 Packung Pflaster und 1 x wiederverwendbare Kühlkompresse (für fühlbare Ergebnisse vom Gefummle mit der Mittelkonsole und ihrer Einzelteile inkl. versenkten Schrauben an den entferntesten Stellen): 8 Euro
- neues Windschott bei ebay eingesackt: 112 Euro
Insgesamt irgendwo kurz vor 1000 Euronen für eigentlich einfach strukturierte Bauteile und das Rundrum. b:
Ablauf:
Radio raus, Mittelkonsole raus (trotz Erfahrungen ein Alptraum) und dann:
Problem 1: für die inneren Trägeraufnahmen ist die Auflage eines Z3 BJ 96 ungeeignet, da sich fahrerseitig keine halbrunde Erhebung am Befestigungsblech der Karosserie zeigt, sondern ein eckiger Aufsatz, der zum einseitigen Überstehen der zu montierenden Trägeraufnahme führt
Meine Lösung: hämmern, aussägen o. Ä. fiel flach, also mit Gewindebuchsen die 4 mm Überhang unter der Bügelaufnahme der Beifahrerseite ausgeglichen - damit stehen beide "schief", das umgebende Plastikgeraffel ließ sich aber mit etwas Druck trotzdem einpassen
Problem 2: es fehlen die Bohrungen mit eingelassenen Gewinden für die Befestigung der inneren Trägeraufnahmen und das Karosserieblech weist eine echt sparsame Materialdicke auf
Meine Lösung: Bügel in vorhandenes Führungsrohr der Außenseiten einstecken und in anzuschraubender Trägeraufnahme versenken - da, wo Löcher hin sollen, diese anzeichnen - 4 x auf M5 bohren und danach dezent mit Dremel gewellt weiten, den Rest nur ca. M3 bohren - Schwerlastanker von hilti kürzen - diese etwas abdrehen und einen Rand belassen (damit sie nicht durch das dünne Blech rutschen) - die Stummel mit leichten Hammerschlägen in den aufgedehnten M5-Löchern versenken - Trägeraufnahme großzügig mit säurefreiem (!) Silikon bestücken - aufsetzen - wo Gewinde versenkt wurden, M6-Torx einschrauben, die angebohren Löcher mit Blechfressern (Schrauben aus Stahl, die sich aufgrund ihrer Beschaffenheit dauerhaft in den Untergrund einarbeiten und mit gezackten Sicherungsringen bestückt sind) mit großem Kraftaufwand in das Blech treiben - Bügel einsetzen - Bügelaufnahmen nach endgültiger Ausrichtung mit 2. Tube Silikon ummanteln und unterfüttern
Problem 3: das angeflanschte Stück Eisen mit 2 Gewinden für die Bügelbefestigung an den werkseitig montierten Außenaufnahmen fehlt
Meine Lösung: nicht erst versuchen, in das Rohr 2 Löcher dahin zu bohren, wo die originalen Löcher am Bügel sind - einfach 2 Löcher bohren, eine Metall-Gegenplatte mit Gewinden versehen und M6 in die Bügel schrauben (da auch die Originalschrauben nur in der Kunststoffummantelung der Bügel greifen) - aber ACHTUNG: ich Dussel habe einfach 2 Löcher parallel zur Torx 8 in der neuen Bügelaufnahme gebohrt, war nicht gut, weil die 2 Löcher im bereits vorhandenen Rohr im bei mir nicht vorhandenen Original nicht umsonst versetzt ausgeführt sind (links presst etwas nach vorn, rechts zur Seite, damit ist die Sache stabil, nur meine wackelt minimal wegen Dummheit

)
Ergebnis (nach längerem Gebastel am Mittelfach): die Bügel sitzen

, das Mittelfach lässt sich (nach beherzt gewaltsamem Einbau wg. der Spannungen) öffnen

, die Seitenteile sind auch wieder dran (auch die Einstiegsleisten, die dafür ausgebaut werden mussten und sogar die Schrauben in der Mitte der in den Innenraum reichenden Kunststoffteile - für deren Einbau man echt die Sitze ausbauen müsste

- haben wieder ihren Platz (nach akrobatischen Einlagen)). Über das Desaster des Einbaus der Mittelkonsole will ich jetzt nichts schreiben. Ich hoffe, ich mache das nie wieder. b:
Warum ich nicht geschweisst habe? Der Kabelbaum auf der Fahrerseite und die Anschlüsse der Hardtopheizung waren mir heilig, weil selbst bei punktuellem Schweissen die Wärmeleitfähigkeit des Bleches zu unsicher ist. Und ich wollte mich nicht über auch nur eine verirrte Schweissperle oder heisse Abrutscher ärgern, die mir Verdeck, Ledersessel, Lack... ruiniert hätte. Alles nur cm von der Schweissfläche entfernt...
Ist auch nicht nötig, denn die vorhandene Halterung führt bei einem Überschlag den Großteil der Energie ab. Die nachzurüstende Halterung hat selbst ohne Fixierung dank ihrem Winkel bereits eine erstaunliche Führigkeit, wenn die Bügel eingesteckt sind. Beides zusammen brächte schon fast die gewünschte Schutzwirkung, selbst ohne Befestigung an der Karosserie. Nach vorne kann der Bügel nicht knicken, ein Genickkiller fällt damit aus. Klappergeräusche der losen Bügel waren zu vermeiden und es ging es darum, dass die Bügel nicht ausfallen, bevor mein Zetti und ich den Boden erreichen. Und klauen soll den Luxus auch niemand.
Was noch? Damit ich gaaanz sicher gehe, habe ich alle Schraubverbindungen (vor allem, die improvisierten) mit Loctite Schraubensicherung bepinselt. Kann jedenfalls nicht schaden. Zerlegen will ich das System ja nicht wieder.
In aller Klarheit: ich habe das Projekt unterschätzt und deshalb gierig einen "günstigen" Einbausatz geschossen - mich dann über Geld/Schmerzen/investierte Zeit (verdammt viel, weil selbst simple Sachen beim Z3 ingenieurtechnische Analytik kombiniert mit abstrakter Problembewältigung erfordern, nicht gerade meine Stärke - so ein Zetti ist im Inneren Fort Knox) geärgert.
Fazit: ich habe jetzt mehr Schutz in meinem 96er. Schön. ABER: Im Nachhinein gesehen, war der Umbau nicht sinnvoll. Ich würde diese Aktion nach meinen Erfahrungen nicht wieder ausführen. Dann lieber zu BMW. Kostet vermutlich ein Vermögen extra zum eh teuren neuen Einbausatz und die Leute müssen für das Neuland motiviert werden, aber der Arbeitsaufwand ist echt happig und unbeschädigte Finger, nicht strapazierte Nerven und vor allem die Möglichkeit, bei Fehlern jemanden anzusch*** - unbezahlbar.
