AW: Machen wir uns nun alle lächerlich?
Die Logik musst Du mir erklären?! Der einzige plausible Grund wäre, dass mit steigender Einwohnerzahl die politische & wirtschaftliche Effizienz negativ korreliert, dadurch dann die Pro-Kopf Ertragskraft (der Wohlstand) merklich sinkt und damit natürlich viele Energie sparen müssen (weniger heizen, kleinere Autos, weniger Urlaubsreisen, weniger Elektogeräte, mehr Fahrräder, keine teuren Südfrüchte...) Was allerdings auch nicht sein kann, da die USA mehr Einwohner hat und trotzdem ein höheren Verbrauch hat!
Ok, ich versuche es. Nehmen wir das Land Qatar. Dieses Land ist im Verhältnis zu seiner Einwohnerzahl sehr stark industrialisiert (Erdöl- und Gasförderung). D.h. der Ausstoss an Klimagasen ist im Verhältnis pro Einwohner natürlich wesentlich höher als in D. Übrigens sind die Top5 der Klimasünder pro Kopf alles Golfstaaten auf die eben dieses zutrifft. Luxemburg ist so weit oben, weil der Staat Luxemburg nur knappe 400.000 Einwohner hat.
Dh die gesamte Infrastruktur, die ein Staat bieten muss, verteilt sich auf nur 400.000 Leute. Für die müssen Kraftwerke gebaut werden etc. Da ist ein so hoher Prokopf-Vergleich nicht verwunderlich.
M. E. nach kannst du eigentlich sinnvollerweise nur die USA, Australien, vielleicht Finnland mit Deutschland vergleichen. Und ja, da sind wir besser. Ist doch erfreulich. Aber zumindest was den Vergleich mit Amerika angeht, kaum verwunderlich und auch nicht wirklich überraschend.
Die Amis sind in der Entwicklung was Gebäudetechnik angeht (nur als Beispiel) Jahrzehnte hinter anderen entwickelten Ländern. Guck dir mal die Fensterscheiben in NYC an, zum Großteil Einfachverglasung ohne Isolierung. Dafür gibts im Winter ja die Heizung, die durchgängig auf vollen Touren läuft. Das gleiche in heißen Regionen wie Arizona (hab da eine Weile gelebt). Im Sommer locker 40-45 Grad Celsius, aber anstatt sinnvolle Isolierungen und massive Häuser zu bauen, läuft an jeder Bretterbude 24 Stunden die Klimaanlage auf vollen Touren. Und die Autos? Um wieder zum Thema zu kommen? Also sogar der ärmste mexikanische Bauer fährt mit dem fetten BigBlock Pickup von Chevy zu WalMart zum Einkaufen. Um die Ecke.
Öffentliche Verkehrsmittel? Da wirst du ausgelacht, wenn du in Amiland fragst wie man ohne Auto in die Stadt kommt. Sollen wir uns an den Verhältnissen orientieren? Und deshalb stehen bleiben in der Entwicklung mit dem Argument, die andern sind viel schlimmer, müssen erstmal was tun etc.? Sehe ich nicht so...
Ok, kommen wir jetzt zu deinem Argument, wir könnten uns diese "Vorreiterrolle" im Klimaschutz nicht leisten.
Ich denke, langfristig gesehen wird der deutsche Staat gerade durch diese Vorreiterrolle enorm viel Geld einsparen können. Guck dir die deutsche Bauwirtschaft an: die Entwicklung von NiedrigEnergiehäusern ist einzigartig auf der Welt, da nehmen wir wieder mal eine führende Rolle ein. Kosten für den Staat? Keine, oder nur sehr begrenzt durch Subventionen von Bauherren. Vorteile? Die Leute brauchen weniger Energie, weniger CO2 wird emittiert, es werden langfristig weniger teuer subventionierte Kohlekraftwerke benötigt

und dadurch Klimaschäden verringert.
Die Leute sparen Energie ein, haben mehr Geld für andere Dinge zur Verfügung, machen sich unabhängiger, können mehr konsumieren....
Generell müssen wir in Deutschland sowieso mehr tun als andere, da wir ein rohstoffarmes Land sind und auf Energieträger aus dem Ausland angewiesen sind (-> Abhängigkeiten). Also macht es durchaus Sinn, hier den Vorreiter zu spielen.
Ich bin übrigens beeindruckt und ein bisschen stolz, was die deutsche Wirtschaft und Industrie so alles entwickelt hat in den letzten Jahren.
Bin momentan dabei, den Hausbau zu planen, und wenn ich sehe, was es da heute für Möglichkeiten gibt (Sonnenkollektoren, Erdwärme, Passivhäuser, etc.), schon toll. Und das alles, weil wir diese Vorreiterrolle innehaben.
Ich kann da jetzt keine großen Nachteile erkennen, sehe eher einen großen Gewinn. Irgendwann wird diese Technik, die wir hier in Deutschland entwickeln und in die wir auch Geld investieren, auch im Ausland nachgefragt werden. Die aktuelle Klimadiskussion kommt uns also eher gelegen als das sie uns schadet. Und die Gefahr eines Wohlstandsverlustes kann ich auch nicht sehen, aus o.g. Gründen.
Soviel zum "Super Klima in China!" (obwohl der Reim kommt schon gut!)
P.S. Wenn wir hier anfangen uns mit China zu vergleichen, dann könnten wir eigentlich beruhigt die nächsten 50 Jahre unsere sprichwörtlichen Hände in den Schoß legen und getrost nichts tun - wir wären anschließend nämlich immer noch umweltfreundlicher...
... aber es ist natürlich löblich, dass die dortigen Medien inzwischen sogar mit weniger Zensur darüber berichten dürfen.
Tron, mit dem Artikel wollte ich aufzeigen, dass auch in China ein Umdenken einsetzt (also nicht nur den Titel lesen). Mit großen Export-Chancen übrigens für Deutschland.
Da fällt mir übrigens noch was zu der Pro-Kopf-Co2-Emissions-Tabelle ein: in der Tabelle wäre China ein Klima-Musterknabe mit nur ca. 3 Tonnen pro Einwohner.
Der Wohlstand jedes Einzelnen korreliert natürlich mit mehreren Faktoren - der Staat hat aber dort für seine Bürger theoretisch* 35% mehr Geld zur Verfügung als in D.
Ob er sinnvoll damit umgeht und welche (z.B. demo-, geo- & topo-graphischen) Umstände diese Summe reduzieren, bleibt mal aussen vor. Auswandern ist ja keine echte Alternative - das hilft Deutschland nämlich nicht! USA ist aber auch nicht gleich USA - ich könnte mir durchaus vorstellen mehrere Jahre in Miami zu leben - ist eine klasse Stadt und wenn man dann genug Ged hat...
*Nur deshalb theoretisch, weil die Steuerquote in den USA auch niedriger ist - was wieder zu mehr Wohlstand führt! Oder warum "verlieren die Deutschen gerade den Anschluß?"
Link
Hier ein paar Steuerquoten im Überblick, Quelle OECD. Da liegen wir nicht weit weg von den USA.
http://www.tu-chemnitz.de/wirtschaft/vwl2/downloads/material/Steuerquote.pdf
Und ob es sinnvoller ist, das Geld zB im Irak zu verbrennen oder in Klimapolitik zu investieren, lass ich mal dahingestellt.
In Miami kann mans übrigens wirklich ganz gut aushalten. Aber bloß nicht die falsche Autobahnabfahrt nehmen
Nur einige Gedanken zur schweizer Studie: (von Greenpease gesponsert?)
Wenn dier Schweizer dass so positiv finden, warum planen sie dann ein neues Atomkraftwerk? Klingt mir verdächtig stark nach Wasser predigen und Wein trinken?!
Quelle:
oe1.ORF.at / Neue Atomkraftwerke in der Schweiz?
Klar gibt es solche Arbeitsbeschaffungseffekte durch Subventionen (so erhält man auch schon seit Jahrzehnten den Kohlepfennig aufrecht) - wo stehen hier aber die Zahlen der verlorengegangenen Arbeitsplätze? Die Studie ist anscheinden älter - sind wirklich 155 T Arbeitsplätze bis 2005 aufgrund Klimaschutzmaßnahmen entstanden?
Du kannst nicht den Kohlepfennig (tote Industrie, da begrenzte Ressourcen) mit den Subventionen einer Zukunftsindustrie (Sonne, Wind, Erdwärme, Energie sparen -> keine begrenzte Ressource) vergleichen.
Ich gebe zu, war eine alte Studie, hier der Link zu einer aktuellen (im Auftrag der Regierung erstellten... vorsicht Propaganda...!!!

)
http://www.bmu.bund.de/files/wirtsc...n/pdf/broschuere_wirtschaftsfaktor_umwelt.pdf
Mal was anderes - in den USA kostet der ach so hohe Benzinpreis momentan ca. 63 Eurocent/L
Quelle:
Amerikaner stöhnen: 60 Cent pro Liter Benzin!: In den Vereinigten Staaten schlägt man derzeit die Hände über dem Kopf zusammen. Der Benzinpreis klettert auf Rekordniveau: Über drei Dollar pro Gallone. Das entspricht 60 Eurocent pro Liter Benzin. Noch
Hier in Deutschland ca. 1,28 €/Liter.
Ich fahre im Jahr ca. 20.000 km, was bei einem Verbrauch von ca. 10L/100km genau 2000L * 1,28 € ausmacht = 2560 € was in USA aber nur 1260 € kosten würde und in Österreich nur ca. 2000 €.
D.h. in Miami hätte ich im Jahr schon 1300 € mehr an Spritgeld / Urlaubsgeld / LCD-TV / Ananasen

... zur Verfügung

- in Österreich schon über 500 € (= 2 Wochen Malle pro Jahr!

)
Und da erzähle uns noch einer wir müssten endlich mal "Vorreiter" werden und noch mehr sparen..
WAS EIN GLÜCK, das die Amis endlich auch mal merken, dass Energie Geld kostet und Probleme verursacht!! Die Preise in Amiland für Benzin müssen noch wesentlich höher gehen, damit die endlich mal was merken. Ist teilweise schon pervers, wie die mit Energie umgehen. Phoenix ist eine der trockensten Städte in USA, und dennoch hat sie die höchste Golfplatzdichte in ganz Amerika.
Hab ein Interview gesehen mit einer Amerikanerin, wie sie zu den neuen Spritpreisen steht: die hat angefangen rumzuheulen, dass sie sich das nicht leisten kann, das es "unglaubliche" Einschränkungen für ihr Leben bedeuten würde etc., sprachs und setzte sich anschließend in ihren Chevy-Pickup und machte sich von dannen. Muss man sowas kommentieren? Also....
Ein Verbrauch von 10 Litern in Amerika, Tron, ist absolut unterstes Level. Die genehmen sich eher 20-25. Also geht die Rechnung nicht ganz auf, die mögliche Ersparnis durch günstigere Spritpreise wird bei denen aufgefressen durch spritschluckende Monsterautos :). Also, ich finds sinnvoller, mehr für den Sprit zu zahlen und dafür weniger davon zu kaufen.... oder nicht?
Viele Grüße, ist eine sehr interessante Diskussion. Macht richtig Spaß
Wobei, jetzt hab ich wieder soviel geschrieben, liest wahrscheinlich eh keiner durch
