Also ich muss da nochmal einhaken.
Ich habe mir vor der Anschaffung des Z4 auch Gedanken gemacht. Mir hatte gerade wegen der Robustheit und Einfachheit der Technik und einer wie ich finde interessanten Optik z.B. der Camaro sehr zugesagt. Der ist ja zumindest motorisch sicherlich vergleichbar mit der hier genannten Corvette (6.2L V8). Ich habe mich dann mal in den Camaro gesetzt und mir war vorher klar, dass das qualitativ nicht an Daimler, BMW oder Audi heran kommt, aber das ist halt der Preis für den Preis

Danach bin ich auf dem Weg zu BMW gefahren und dort stand ein schwarzer 35iS im Schauraum und als ich da drin sass, war das Thema Camaro gegessen. Auch wenn der Z4, wie inline6 schon sagte, nach deren Standard gefertigt wurde. Man muss sich trotzdem klar machen, dass es darüber nicht mehr viel im globalen Vergleich gibt. Da sind diese Marken sicherlich schon die Spitze, mal abgesehen von irgendwelchen Manufakturen.
Jetzt noch was zum Motor. Ich habe regelmäßig mit BMW Motorenentwicklern zu tun und wenn man da beim Mittagessen ins Gespräch kommt, wird man natürlich auch gerne mal über die eigene Präferenz beim Automobil gefragt und wenn man dann vom N54 spricht, leuchten da immer die Augen und es fallen Sätze wie "Der ist richtig gut, das ist einer der besten Motoren, die BMW gemacht hat in den letzten 25 Jahren". Das sind ungefilterte Worte. Fakt ist, unabhängig von BMW, so ein Motor wie der N54 wurde gebaut, um das Thema Turbomotoren wieder aufzugreifen und da wurden viele Komponenten erstmal auf "Nummer sicher" ausgelegt. Das kann man auch beim ICE 1/2 und ICE 3 sehen. Die ersten beiden waren und sind technisch deutlich robuster, weil man erstmal schauen musste, wie man das überhaupt auf die Beine stellt. So ist es beim N54 auch. Der N55 ist zweifelsohne ein toller Motor, aber man sieht etliche Einsparpotentiale, die da im Vergleich zum N54 umgesetzt wurden. Das muss nicht schlecht sein, denn er funktioniert auch tadellos. Aber es ist einfach normal, dass man bei einem ersten Versuch erstmal über das Ziel hinaus schiesst, was die notwendige Robustheit angeht, um dann bei einer Revision diese Grenze wieder abzusenken und damit zu sparen. Das ist absolut normal. Natürlich zusätzlich zu den Lessons Learned die man aus dem ersten Projekt mitnimmt, aber die Reifezeit hatte der N54 bevor er in den E89 kam schon durch. Und ein technologisch "downgegradeter" N55 war meines Erachtens nach von vornherein schon immer in der Planung, falls das Projekt N54 erfolgreich sein sollte.
Jetzt nochmal was zum 35i vs 35iS. Ich habe damals auch überlegt, einen iS zu holen, aber mich letztendlich für den "normalen" 35i entschieden. Auch das soll ein Denkanstoss sein, gerade unter dem Aspekt der langen Haltedauer. Wir reden hier von mechanisch, zumindest was die Kernkomponenten wie Kolben, Ringe und Lager und Kurbelwelle usw angeht, von mechanisch identischen Motoren. Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass bei 225kW = 75kW/L Hubraum oder bei 250kW = 83,3kW/L unterschiedliche thermomechanische Lasten auf die Kolben wirken, um mal nur ein Beispiel zu nennen. Natürlich sind die Komponenten für den oberen Lastfall gewählt, aber das natürlich auch immer unter der Prämisse einer vorgegebenen Lebensdauer. Daraus ergibt sich in Summe über die Laufzeit des Fahrzeuges/Motors ein Lastkollektiv, das dann, bei langer Haltedauer, schon eine Rolle spielen kann! Nicht muss! Ich will damit nur sagen, dass man sich überlegen sollte, ob es die paar PS mehr bringen und ob man die wirklich braucht. Ein Motor mit 75kW/L statt 83,3kW/L mit Komponenten, die eben für die höhere Last ausgelegt sind, hat eben dann wieder etwas mehr Spielraum...
Das muss man jetzt für sich abwägen, was man da will. Ist sicher nicht immer einfach, aber ich will damit nur einen Einblick geben, was ich mir so durch den Kopf habe gehen lassen :)
In Summe:
Für einen technikbegeisterten Menschen, gerade wenn es um Motoren geht, gibt es nicht viele Aggregate, die Emotionen dieser Art auslösen können, aber der N54 gehört da ganz sicher dazu! In der Klasse der 6-Zylinder Motoren gibt es einfach keinen anderen, der die "reine Lehre" besser repräsentiert als ein Reihen-Sechser und das auch noch mit einer wirklich tollen BiTurbo-Charakteristik. Das ist einfach was Spezielles im Markt und wird es letztendlich wegen des Kostendrucks in der Produktion am Ende auch bleiben.
So, langer Text, aber das waren meine 238934589 Cents dazu
